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Auf Hoffnung säen, füreinander ernten - Erntedank

Erntedank geöffnete Hand wie eine Schale gefüllt mit Weizenkörnern ich staune über die Winzlinge bald wird Mehl daraus gemahleund Brot gebacken.

Erntedankaltar Bergkirche Frankfurt/M., 2.10.2022 Foto: Heinz Janssen

Erntedank sich besinnen wovon und wofür der Mensch lebt wird der Hunger gestillt kehren Gerechtigkeit und Frieden ein „unser tägliches Brot gib uns heute.“

Erntedank alle Menschen haben was sie brauchen sind e i n Brot aus vielen Körnern gebacken Gemeinschaft, die stärkt

Erntedank Erinnerung an die Schöpfung aus Gottes Hand den Auftrag sie zu bebauen und zu bewahren Gerechtigkeit zu säen nach dem Maß der Liebe zu ernten.

Eine Kindheitserinnerung: Bis heute klingt in mir das Lied nach, das ich mit meinem Kinderchor in den Erntedankgottesdiensten sang: „Gott hat die Welt so schön gemacht. Hast du schon einmal daran gedacht, dich dafür zu bedanken: für die Sonne, für den Regen, für die gute frische Luft? Lieber Gott, wir danken dir für alles auf der Erde hier, dafür dass du uns liebst“. Ich habe das bunte Bild der mit den Früchten des Feldes geschmückten Kirche und dem Laib Brot auf dem Altar vor Augen.

Erntedank. Dank für Gottes Schöpfung. Für alles Schöne, die wärmende Sonne, den tränkende Regen, den wohltuenden Hauch der Luft.

Erntedank. Dank für die gedeihende Saat. Für das Reifen, das Ernten, die Freude über die Früchte, das Genießen wunderbarer Fülle.

Erntedank. Dank für das tägliche Brot. Wir haben es hierzulande meist im Überfluss. Zu viele Menschen in anderen Erdteilen haben es nicht. Sie leiden Hunger oder verhungern. Vielen Millionen fehlt es an Essen und Trinken, guter Kleidung, menschenwürdigen Wohnmöglichkeiten, Regierungen, denen Menschenrechte, Frieden und Wohl des Volkes Auftrag und Verpflichtung sind. Was ich damals mit Kinderaugen nicht sehen konnte, sehe ich heute mit den Augen eines Erwachsenen. Die menschenunwürdigen Zustände in zwei Dritteln unserer Welt sind nicht Schicksal. Sie haben vielfältige, menschengemachte, Ursachen in den reichen und gut versorgten Ländern, zu denen wir gehören. Unser Handeln und die Art, wie wir leben, haben globale Auswirkungen auf die Welt. Sie sind längst auch bei uns zu spüren. Wir sind unsicher, wie wir uns angesichts der Gefährdungen verhalten sollen. Viele in Staat und Kirche beruflich und ehrenamtlich tätige Menschen arbeiten daran, um die bedrohte Schöpfung zu bewahren, Gott sei Dank.

„Brich dem Hungrigen dein Brot …“ (Eine andere Person liest den Predigttext Jesaja 58,7-12)

„Brich dem Hungrigen dein Brot“, ruft der Prophet Jesaja in die versammelte Gemeinde. Sein Aufruf schreckt auf. Denn unvermittelt ergreift der Prophet das Wort. Ohne sich in die Gottesdienstordnung einzufügen. Er unterbricht das vertraute Ritual. Die Gemeinde fühlt sich gestört. Was will der Störenfried, dieser ungebetene Gast? „Brich dem Hungrigen dein Brot.“

Gerechtigkeit sucht er. Werdet einander gerecht. Keine Gewalt. Nicht mit dem Finger auf Andere zeigen. Keine üble Nachrede. Eigentlich sollte doch sein Aufruf im Tempel Gehör finden. Hatten sie nicht gerade „Aller Augen warten auf dich“ psalmodiert? War ihnen bewusst, was sie sangen? Der Prophet weiß um die wunden Punkte. Gottesdienst und tatsächliches Leben klaffen auseinander. Schlimmer noch: Sie tun so, als seien sie „ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte“. Sind sich selbst genug. Von Gott fühlen sie sich übersehen, sie vermissen den Lohn für ihr vermeintlich frommes Leben: „Warum fasten wir, und du siehst es nicht an?“ Es ist ihre Selbstgerechtigkeit, die der Prophet anprangert. Er sieht sie weit davon entfernt, für hilfebedürftige Menschen da zu sein. Ritual, Liturgie und Leben, stimmen nicht überein. Es ist dieses Rechtverhalten, das Gott sucht. Die Welt, ein Haus, in dem alle Platz haben und ihren Platz finden. Jedes Gotteshaus ein sichtbares Zeichen für das Haus Erde, „ein bewässerter Garten“, Gottes Schöpfung. Es ist diese „Hausgemeinde“ im weiten Sinn, in die der Prophet auch heute hineinruft: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend und ohne Obdach sind, führe ins Haus! Entzieh dich ihnen nicht. Sie sind „dein Fleisch und Blut“, wie du Geschöpfe Gottes.

Heinz Janssen

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Heinz Janssen
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