Predigt

„Doch ganz plötzlich befiel ihn das Singen …“

Kantate – Ansingen gegen die Nacht und die Dunkelheit, die Ketten, das Unrecht, die Hoffnungslosigkeit

PredigttextApostelgeschichte / Acta 16,23-34 (mit Einführung zum Predigttext)
Kirche / Ort:68723 Schwetzingen
Datum:29.04.2018
Kirchenjahr:Kantate (4. Sonntag nach Ostern)
Autor:Pfarrer Steffen Groß

Predigttext: Apostelgeschichte 16,23-34 (Übersetzung nach Martin Luther)

Nachdem man sie (Paulus und Silas) hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Kerkermeister, sie gut zu bewachen. Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block. Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen. Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, sodass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen und von allen fielen die Fesseln ab. Als aber der Kerkermeister aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offen stehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen. Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier! Der aber forderte ein Licht und stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig! Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen und führte sie in sein Haus und bereitete ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war.

Einführung zum Predigttext

Man wird dem Text im Gottesdienst kaum gerecht, wenn man sich an der Frage der historischen Tatsächlichkeit oder Wahrscheinlichkeit angesichts der wundersamen Handlung abarbeitet. Vielmehr haben wir es in der Apostelgeschichte mit „Erfahrungsmodellen des christlichen Glaubens“ (Klaus Raschzok, Die Kraft des Lobpreises Gottes, Kantate – 6.5.2012, in GPM 66/2, Göttingen 2012, S. 239) zu tun. Literarisch ist die Erzählung kunstvoll in konzentrischen Kreisen aufgebaut (Jutta Noetzel, Et iterum venturus est. Befreiendes Singen, Kantate – 29.04.2018, in GPM 72/2, Göttingen 2018, S.262) mit der Lebenswende des Gefängnisaufsehers im Zentrum. Mit diesen Beobachtungen ist der eine Ankerpunkt der Predigt abgesteckt: Die in doppelter Hinsicht befreiende Wirkung Gottes im Leben.

Den zweiten Anker weist der Kasus „Kantate“. Dass der Text offenlässt, ob und wie das Singen der Gefangenen zu Erdbeben und Befreiung geführt hat, spricht dem nicht entgegen. Vielmehr regt diese wie jede Leerstelle im biblischen Text das eigenständige Weiterspinnen der Geschichte durch den Hörer an. Die Predigt nimmt sich eben dieser Aufgabe an und wählt dafür die Perspektive des Gefängnisaufsehers – denn an diesem geschieht das eigentliche Wunder. Ob der Lobgesang der Männer es ausgelöst hat?

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