Predigt als Torheit

Charles Campbell / Johan Cilliers: Was die Welt zum Narren hält. Predigt als Torheit (übersetzt von Dietrich Eichenberg), Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2015, kartoniert, 255 S., 28,– €, ISBN 978-3-374-04149-7

Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass nicht ein homiletisches Fachbuch erscheint. Dieses neue Buch ist wegen folgenden zwei Gründen ein herausragendes Buch.
Erstens ist es nicht – wie sonst üblich – das Werk eines einzelnen Homiletikers. Der US-Amerikaner Campbell und der Südafrikaner Cilliers, die sich 2008 auf einer praktisch-theologischen Tagung in Kopenhagen begegnet waren, verfassten es gemeinsam. Durch die Vermittlung des Leipziger Homiletikers Alexander Deeg (er schrieb das Geleitwort und in der Festschrift für Klaus Raschzok [2014] den Beitrag „Von der Torheit des evangelischen Pfarramts oder: Der Narr als pastorales Modell) kam es recht zeitnah im deutschen Sprachraum an.
Zweitens ist der Inhalt des Buches ein besonderer. Denn das Autorenduo erkennt in der Torheit der (paulinischen) Predigt vom Kreuz (vgl. 1.Kor 1,17-25; 4,9f) die „Torheit als Herzschlag des Predigens“, so die Überschrift des zweiten Kapitels. Darin wird der ursprüngliche Haupttitel des Buches Preaching Fools in drei kurzen Sätzen zusammen gefasst: „Das Evangelium ist Torheit. Predigen ist Torheit. Und der Prediger ein Narr.“ (39) Dies wird in den beiden Schlusskapiteln doppelt entfaltet: „Narren, die predigen“ (Kap. 7) und „Predigt, die narrt“ (Kap. 8).
Dass Preaching Fools von Cambell und Cilliers wohl bedacht ist, zeigt das dahinter stehende Theoriemodell der Liminalität, und das signalisieren nicht zuletzt die umfängliche „Bibliographie“ (231-248), das „Namensregister“ (251-255) und besonders die 672 Anmerkungen. Weiteren Auflagen möge ein Sachregister beigefügt werden. Dass Preaching Fools nicht als einfaches how-to-do-Buch verstanden sein will, dürfte allein aufgrund dieser wenigen Zeilen offenbar sein.
Meine Quintessenz und Hoffnung: dass unsere deutsche, oft immer noch etwas akademische, steife Art des Predigens heilsam aufgerüttelt und von diesem innovativen Werk inspiriert wird. Man studiere und meditiere es für sich selber, vor allem aber in Predigerseminaren und bei PfarrerInnen-Retraiten, eventuell auch schon in homiletischen Seminaren. Denn unser Selbstverständnis als PredigerIn, die Predigtinhalte und unser Predigtmodus steht zur Frage.

Dr. Gerhard Maier

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