Religionen und der globale Wandel
Reinhold Mokrosch / Habib El Mallouki (Hg.), Religionen und der globale Wandel. Politik, Wirtschaft, Bildung, Kohlhammer-Verlag Stuttgart 2019, kartoniert 263 S. 32,– €, ISBN 9783170349520
Dass das wirtschaftliche Geschehen in einem großen Maße weltweit vernetzt ist, zeigte sich nicht zuletzt in der Corona-Krise ab Anfang 2020. Die Globalisierung betrifft jedoch genauso auch Politik, Bildung, Religionen und viele andere Bereiche.
Das hier anzuzeigende Buch geht zurück auf eine interreligiöse Tagung in Osnabrück in 2017, die eben diesem Komplex gewidmet war. In den Worten der Herausgeber: „Wie reagieren bzw. reagierten die Religionen Judentum, Christentum und Islam auf die Globalisierung und Digitalisierung in Politik, Wirtschaft und Bildung?“ (S. 9) Insgesamt leisteten 18 Autor*innen ihre Beiträge; S. 261-263 sind sie gelistet.
Die drei ersten Kapitel gehen den Reaktionen der eben genannten Religionen auf den globalen Wandel in Politik (I), Wirtschaft (II) und Bildung (III) nach. Kapitel IV ist übergreifend überschrieben mit: „Die Kraft der Wahrheit im Tenach, Neuen Testament und Koran angesichts der Herausforderungen des globalen Wandels“. Dabei wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass die Welt voller fake news ist und die Wahrheit “bewusst mit Füßen getreten wird.“ (S. 231, grammatikalisch angepasst) Aber auch die religiösen Traditionen sind ja nicht eo ipso fehlerfrei. Der Londoner Rabbiner Jonathan Magonet empfiehlt am Ende seines Beitrages (er ist der einzige in englischer Sprache; leider ohne abstract) das folgende: „we need to train ourselves to read between the lines, of the media and of the Hebrew Bible itself.“ (S. 245)
Drei Dinge seien zum Schluss angemerkt:
(1) Die große Zahl der Autor*innen aus verschiedenen Traditionen gewährt sehr viele Einzelaspekte und kann daher viele Leser*innen in ihrem eigenen Nachdenken befruchten.
(2) Die negative Konsequenz der Vielheit der Beitragenden ist natürlich die mangelnde Stringenz des Ganzen.
(3) Das Buch regt dazu an, in unseren Predigten größere Räume als die individuellen oder gemeindlichen Lebenswelten zu betreten.
Dr. Gerhard Maier