Gerhard Lohfink, Die vierzig Gleichnisse Jesu

Gerhard Lohfink, Die vierzig Gleichnisse Jesu, Herder Freiburg i.Br., 6. Aufl. 2020, gebunden 320 S., 30,–  €, ISBN 978-3-45138-6701

Der 1934 geborene und schon seit 1986 emeritierte Tübinger katholische Theologe war seit langem literarisch sehr produktiv – und mit seinen im Herderverlag veröffentlichten Werken sehr erfolgreich. Auf der Innenseite des Buchumschlages sind acht

Titel gelistet.  Mehrere wurden mehrfach aufgelegt; jedoch war / ist keines so häufig aufgelegt worden wie das hier anzuzeigende. Im Jahr seines Erscheinens kam es auf sage und schreibe sechs Auflagen. Ein  Grund mehr, auf dieses Werk hinzuweisen.

Über diese ersten Informationen hinaus die folgenden fünf Punkte:

(1) Im ersten Teil  (S. 15-56)  geht der Verfasser mit zehn teilweise auch säkularen Beispielen medias in res. Darin nennt Lohfink einen für ihn wichtigen hermeneutischen Grundsatz seiner Gleichnisauslegungen: „Erst der literarische Kontext oder eine mündliche Kommentierung oder  aber die tatsächliche Situation, in die hinein ein leichnis gesprochen wird, legen dessen Sinn eindeutig fest.“ (S. 18) – Im langen zweiten Teil (S. 57-252) legt Lohfink alle 40 Gleichnisse Jesu sehr ansprechend aus, also sowohl exegetisch begründet wie auch gegenwartsrelevant. Während ich dieses Werk Lohfinks las, arbeitete ich exegetisch und für eine Predigt am fälschlicherweise sog. Gleichnis vom verlorenen Sohn. Gewinnbringen las ich da z.B. auf S. 110 bei Lofink, dass im Zentrum des Gleichnisses weder der jüngere noch der ältere Sohn, sondern der Vater steht (vgl. V. 12.17f.20-22.27.29.31). „Der Vater ist in dem gesamten Gleichnis der eigentlich Handelnde.“ Und: „Das Gleichnis … will sagen: So ist Gott.“  – Teil III (S. 253-292)  fragt nach dem Besonderen der Gleichnisse Jesu. Gegen Ende zitiert Lohfink S. 290 zustimmend den 2021 verstorbenen Eberhard Jüngel: „Die Gleichnisse führen uns nicht nur in das Zentrum dr Verkündigung Jesu, sondern verweisen zugleich auf die Person des Verkündigers, auf das Geheimnis Jesu selbst.“

(2) 167 Anm. geben Ausdruck vom wissenschaftlichen Hintergrund. Die Anm. sind leider nicht in den Fließtext eingebunden, sondern stehen weitab auf den S. 299-312.

(3) Davor steht das gut vierseitige Lit.verzeichnis, das die wichtigsten Titel zum Thema Gleichnisse aufführt. Schade finde ich, dass Rainer Riesners bahnbrechende Arbeit „Jesus als Lehrer“ (s.  Jesus als Lehrer – Wikipedia, 2023 in 4.Aufl.!) nicht einmal auch nur erwähnt wird.

(4) Im Lit.verzeichnis findet sich natürlich auch Hans Weder mit seiner bahnbrechenden Züricher Dissertation zu den Gleichnissen Jesu, nicht jedoch die Dokumentation zum 70.Geburtstag Weders (Frey/Joas: Gleichnisse verstehen, Göttingen 2018). Dort sagte der Geehrte: „Die Gleichnisse Jesu erhellen die Unfassbarkeit Gottes mit fassbaren Worten des täglichen Lebens.“ (S. 179)

(5) Abschließend sei Lohfinks Werk zur persönlichen Lektüre empfohlen, sodann für die Predigtvorbereitung und als Grundlage für Haus- oder Gesprächskreise.

Dr. Gerhard Maier

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