“…dass wir unsern lieben Herrn Christus recht erkennen lernen”

Predigttext: Johannes 2, 1-12
Kirche / Ort:
Datum:
Kirchenjahr: 2. Sonntag nach Epiphanias
Autor/in: Martin Luther

Predigttext: Johannes 2,1-12

Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein. Jesus spricht zu ihr: Weib, was geht's dich an, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge gesetzt nach der Sitte der jüdischen Reinigung, und es gingen in jeden zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen: Füllet die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpfet nun und bringet es dem Speisemeister! Und sie brachten es. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wusste nicht, woher er kam - die Diener aber wussten es, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringem; du hast den guten Wein bisher behalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Predigt aus: Luther Deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart, hg. v. Kurt Aland, Bd. 8, Martin Luther, Die Predigten, 2.Aufl., Stuttgart 1965, S.82-88

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Dies ist das erste Wunderzeichen, das unser lieber Herr Jesus auf Erden getan hat, mit dem er, wie Johannes selber berichtet, seine Herrlichkeit seinen Jungem hat offenbaren wollen, auf dass sie ihn an solchem Wunderzeichen kennen lernten und für den Sohn Gottes und rechten Heiland hielten; sintemal er das kann, was sonst kein Mensch auf Erden kann, nämlich die Schöpfung ändern und aus Wasser Wein machen. Solche Kunst ist allein Gottes Kunst, der ein Herr über die Schöpfung ist; die Menschen können es nicht.

Deshalb soll dies Wunderwerk vornehmlich dazu dienen, dass wir unsern lieben Herrn Christus recht erkennen lernen und mit fester Zuversicht zu ihm laufen, wo sich Mangel und Not bei uns findet, Hufe und Gnade bei ihm suchen; die soll uns bestimmt zu rechter Zeit widerfahren. Das ist das vornehmste Stück aus dem heutigen Evangelium. Weil man aber bei allen Wunderwerken Christi solchen Trost und Lehre findet, wollen wir jetzt besonders davon handeln, dass der Herr solch Wunderzeichen auf der Hochzeit tut, auf dass die Lehre vom Ehestand auch unter den Christen bleibe. Denn es ist viel daran gelegen.

Der Herr tut sein erstes Wunderzeichen eben auf einer Hochzeit in dem armen kleinen Städtlein Kana. Das ist ein außerordentlich nützliches Beispiel gegen alle Irrtümer und Sekten, nicht allein wider die, die vor uns gewesen sind, die nun zum Teil tot und hin sind, sondern auch wider die zukünftigen, welche keine andere noch größere Heiligkeit gehabt haben und noch haben, als den Ehestand und andere bürgerliche Wesen zu verlassen und hin n die Wüste und Einöde zu laufen. Alle Ketzer sind gegen den Ehestand gewesen und haben etwas Neues und Besonderes gesucht und angefangen.

Deshalb lernet hier, dass unser Herrgott das vierte Gebot ehret. Denn wo Hochzeit ist, Vater und Mutter ist, da muss eine Haushaltung sein, da wird Weib und Kind, Knechte und Mägde, Vieh, Acker, Handwerk und Nahrung sein. Dies alles zusammen will uns der Herr hiermit als ein heiliges Leben und seligen Stand befohlen haben., dass wir den Ehestand nicht verachten, sondern ehren und als Gottes Kreatur und Ordnung für groß halten, wie er ihn ehret.

Deshalb ist dies Evangelium eine rechte Predigt für das junge Volk, dass es lerne, wie man unserm Herrgott auch im Hause gut dienen kann und es nicht vonnöten sei, etwas Besonderes anzufangen. Denn ein Hausvater, der sein Haus in Gottesfurcht regiert, seine Kinder und Gesinde zu Gottes Furcht und Erkenntnis, zu Zucht und Ehrbarkeit erzieht, der ist in einem seligen, guten, heiligen Stande. Ebenso braucht eine Frau, welche die Kinder mit Essen” Trinken versorgt, mit Wischen, Baden, nach keinem heiligeren, gottseligeren Stande zu fragen. Mit Knecht und Magd im Hause ist es auch so: Wenn sie tun, was Herr und Frau ihnen auftragen, so dienen sie Gott, und sofern sie an Christus glauben, gefällt es Gott viel besser, wenn sie auch nur die Stube kehren oder Schuhe putzen, als aller Mönche beten, Fasten, Messehalten und was sie mehr für hohe Gottesdienste rühmen.

Darum soll man diese Lehre und Exempel gut merken, auf dass man, wenn dergleichen tolle Geister wiederkämen, gewarnt und gerüstet sei und wisse, dass der Ehestand und das Hausregiment von Christus gelobt und bestätigt sind. Denn hier steht’s klar, wie der Herr Christus selbst, da er auf die Hochzeit kommt, Braut und Bräutigam nicht voneinander geschieden, sondern sie beieinander gelassen hat, sie hat lassen Haushalten und das Gesinde dienen, auch selbst dazu geholfen habe, dass die Hochzeit umso ansehnlicher ausgerichtet würde. Mit solchem schönen Beispiel hat er uns lehren wollen, dass es ihm auch gut gefallen wird, wo man treulich zum Haushalten hilft und dient. Denn oh sich da schon Mangel finden würde, lass dichs nicht erschrecken, siehe nur, dass du Christus bei dir habest und nicht gottlos seiest. Dann will er aus Wasser Wein machen und deinen Stand so segnen, dass du genug haben sollst, und es soll sich endlich finden, dessen man bedarf. Wenn es gleich eine Weile mangelt und schwierig ist, es soll sich Hilfe und Trost zu seiner Zeit wohl finden.

Dennoch hat solch Vorbild im Papsttum nichts geholfen und hilft auch bei dem ungehorsamen, untreuen Hausgesinde nichts. Das macht der Teufel, dass es niemand lernen, glauben noch für wahr halten will, dass es unserm Herrn Gott gedient heiße, wenn man in Haus und Beruf treulich und fleißig dient. Sonst würden Knecht und Magd, Kind und Gesinde zu aller Arbeit lustig und guter Dinge sein und sich aus ihrem Hausdienst ein reines Paradies machen und sagen: Ich will gern tun, was ich tun soll, meinem Herrn, meiner Frau zu Gefallen sein, und unterlassen, was sie wollen. Wenn ich gleich zuweilen gescholten werde, was schadets? Sintemal ich das fürwahr weiß, dass mein Stand unserm Herrgott ein Dienst und wohlgefällig Leben ist. Denn mein Erlöser, Christus selbst, ist zur Hochzeit gegangen und hat die mit seiner Gegenwart und seiner Mutter Maria Dienst geehrt. Sollte ich nun solchem Stande zu Ehren und Dienst auch nicht gern etwas tun und leiden?

Aber man findet solcher Menschen sehr wenig. Der meiste Teil ist verstockt und härter als Stahl; wenn er gleich diese Geschichte hört, will er sie dennoch nicht bedenken, noch sich davon bewegen lassen, dass er’s in Haus und Beruf bekomme und haben kann, dass er dort unserm Herrgott aufs beste diene, mehr als irgendeine Nonne oder Mönch im Kloster, wenn es ihnen gleich noch so sauer würde.

Weils aber niemand zu Herzen nimmt noch glaubt, so geschieht auch alles mit Unwillen und Unlust, und ist es nicht möglich, dass bei solchem unwilligen Gesinde Glück und Heil sein könne.

Denn sollte sich nicht eine gottesfürchtige und fromme Magd im Hause, die kochen und anderes tun muss, an einem solchen Beispiel der Mutter Gottes trösten und freuen und sagen: Dass ich kochen und anderes tun muss, das ist genauso der lieben Jungfrau Maria Dienst auf der Hochzeit gewesen; die machte sich auch zu schaffen, sah zu, wie es alles wohl verrichtet würde usw. Und ob es wohl ein geringes Werk ist, das ich im Hause tue, und kein Ansehen hat, so tue ich’s doch Gott zu Ehren, der da befohlen hat und will, dass ich solchen Gehorsam und Fleiß tun soll. Ich weiß, dass es ihm wohlgefällt, wo ich dem nachkomme.

Es achte nun die Welt solchen Gehorsam, wofür sie wolle, so sollen doch die, die da Christen sein wollen, ihn für groß und einen rechten Gottesdienst halten und mit allem Willen ausrichten. So könnte eine Magd oder Knecht im Hause sich selbst in seinem Stande und über seiner Arbeit eine Freude schöpfen und Gott einen Wohlgefallen tun und sagen: Ich danke dir, Herr, dass du mir diesen Stand und Dienst verordnet hast, da ich weiß, dass ich dir wohlgefalle und dir diene mehr als alle Mönche und Nonnen, die für ihren Dienst keinen Befehl haben. Ich aber habe Gottes Befehl im vierten Gebot, dass ich Vater und Mutter ehren, Herrn und Frau mit allem Fleiß und Treue dienen und zu der Haushaltung helfen soll. Ich will dem deshalb mit Lust und Liebe nachkommen.

Wer sich so in die Sache schickte, der hätte an seinem Stand und Dienst eitel Freude und Lust, und wäre hier bereits im Paradies, und unser Herrgott mit allen seinen Engeln würde auch ein Wohlgefallen dran haben. Desgleichen hatten auch Herr und Frau einen Gefallen dran und würden wiederum solche Treue und willige Dienste reichlich und gern vergelten. Denn treu, fromm Gesinde wird allenthalben wert gehalten.

Darum lasst uns dies Beispiel gut lernen, dass jedermann willig und gern diene und helfe zu dem Stande, welchen unser Herrgott selbst hoch gesetzt und geehrt, und zu einem Brunnen und Quelle aller ändern Stände auf Erden gemacht hat. Denn das Haushalten oder der Ehestand muss alle Könige und Fürsten erhalten, nicht allein deshalb, weil Könige und Fürsten aus dem Ehestande kommen, sondern dass man weder Menschen noch Steuern haben würde, wenn nicht Eheleute wären. Denn der Haushalter, Hausvater, Hausmutter muss es erwerben, wovon alle Stände in der Welt, vom höchsten bis auf den geringsten, erhalten werden. Deshalb hat unser Herrgott den Ehestand ja zu einem Brunnquell aller leiblichen Güter auf Erden gesetzt, wie 1. Mose 3,20 geschrieben steht: “Eva ist eine Mutter aller, die da leben”.

Besonders sollen aber die Eheleute hier den Trost fassen, wenn sie fromm und gottesfürchtig sind, dass Gott sie nicht verlassen, sondern mit seinem Segen gern bei ihnen helfen und allen Mangel wenden will, wie er hier tut. Denn da wird nichts andres draus, Eheleute müssen viel Anstöße haben, der Nahrung und anderer Dinge wegen. Aber hat man Christus auf der Hochzeit, weil man gottesfürchtig ist, so soll der Segen und die Hilfe nicht ausbleiben. Das sollt ihr heute lernen, dass ihr wisset, warum man euch solches vorpredigt,nämlich, dass ihr desto williger in dem Werk der Haushaltung bleiben und euch nicht verführen lassen sollt,wenn sie wiederkommen und sagen würden: Haushalten, ehelich werden ist ein weltlich Ding; wer Gott dienen will, muss sich anderes zumuten, dass es ihm wehe tue.

Das aber heißt wehe tun, dass einer nach Gottes Befehl an sein Weib, Fürsten, Nachbarn, Dienstboten gebunden sein muss, da er auf allen Seiten alle Hände voll zu tun hat,christliche Liebe und Geduld zu beweisen. Denn da muss einer hören, sehen, leiden, was er lieber entbehren wollte, muss dennoch bleiben und darf nicht davonlaufen, sondern sagen: Ich will es alles gern tun und leiden; denn ich weiß, dass Gott bei dem Haushalten mit seiner Gnade
sein will. Ja, ich danke Gott von Herzen, der mich in diesen seligen und ihm wohlgefälligen Stand gesetzt hat. Wird etwas mangeln, so kann er helfen und beweist es hier auf dieser Hochzeit, dass ers gern und mit Lust tun wolle. Das sollt ihr aus dem heutigen Evangelium lernen und Gott um seine Gnade anrufen, dass wir es behalten und uns so christlich in unsern Beruf schicken können.

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