Buchempfehlungen

Sie haben ein anregendes theologisches Buch entdeckt? Dann lädt Sie das Redaktionsteam ein, dieses Buch den monatlich über 3.000 Besucherinnen und Besuchern des Heidelberger Predigt-Forums vorzustellen. Nehmen Sie mit der Redaktion Kontakt auf, wenn Sie eine Rezension schreiben möchten. Wir freuen uns!

Friedrich Schweitzer / Fahimah Ulfat, Dialogisch, kooperativ, elementarisiert

„Immer wieder muss [dabei] neu ausgelotet werden, wo es wirklich bei Unterschieden bleiben muss und wo sich neue Gemeinsamkeiten erkennen oder auch gewinnen lassen“…

Joseph Sievers / Amy-Jill Levine / Jens Schröter (Hg.), Die Pharisäer

„Wenn die Evangelien die Liebe statt des Hasses, das Leben statt des Todes predigen sollen, dann muss die Frage, wie sie die Pharisäer darstellen und wie diese Schilderungen für die Gemeinde zu interpretieren sind, in aller Sorgfalt, unter Gebet und kritisch behandelt werde“…

Ingolf U. Dalferth, Deus Praesens

Nah ist / Und schwer zu fassen der Gott…

Wilhelm Liebhart / Gertrud Maria Rösch / Klaus Wolf: Ludwig Thoma. Bürgerschreck und Bayerndichter

Leider, leider ist in dem eigentlich sehr verdienstvollen Buch kein Wort zu Thomas üblem Antisemitismus zu lesen...

Deborah Feldman, Judenfetisch

Feldmans Ideal sind „Individuen mit singulären, unterschiedlich komplexen Verhältnissen zum Judentum.“ So bekommt ihr anekdotisch erzähltes Buch ... zwei Ausrichtungen: subjektiv, nach innen gewendet zeugt es von Feldmans fortdauernden Auseinandersetzungen um ihre eigene Identität; nach außen hin verstanden kann und muss es als aktuelles Sachbuch zum Thema Judentum gelesen werden,,.

Dirk Ansorge, Kleine Geschichte der christlichen Theologie

Dogmen- bzw. Theologiegeschichte war im Studium vermutlich nur für die allerwenigsten ein beliebtes Areal...

Gunda Maria Eggerking (Hg.), Lebenshilfe aus dem Evangelium. Predigten von Friedrich Albert Hauber zum Evangelium von Matthäus, Christiana.Verlag im Fe-Medienverlag, Hauptstr. 22, D-88353 Kissleg-Immenried, 2023, ISBN: 978-3-7171-1362-1

„Im 19. Jahrhundert war es vor allem in der evangelisch-lutherischen Kirche üblich, dass gottesdienstliche Feiern auch innerhalb der Familie stattfanden, was mit der Vorstellung des „Hauses“ als kleine Kirche zusammenhing, die sich seit der Reformationszeit ausgeprägt hatte. Für diese Feiern gab es auch Bücher mit Predigten die als Haus-Predigtbücher zum Vorlesen oder Lesen im Kreise der Familie gedacht waren“, schreibt die Herausgeberin Gunda Maria Eggerking in ihrer Einführung (S. 9-16) zu den von Prälat Friedrich Albert Hauber (1806-1883), dem ersten Frühprediger am Ulmer Münster, verfassten Predigten. Ihren persönlichen Eindruck von dem Haus-Predigtbuch beschreibt die Herausgeberin so: „das, was ich las, lass ich nicht nur so, als wäre es in der heutigen Zeit qeschrieben worden, sondern berührte mich darüber hinaus so tief, dass ich spürte, wie mein Herz durch die liebevolle und gleichzeitig mahnende Art, mit der der Prälat den Leser persönlich anspricht, die Nahrung erhielt, nachdem es sich sehnte“. Zum Evangelium nach Matthäus, dem die zwanzig Predigten folgen, erklärt sie: „Das Evangelium von Matthäus … schildert uns Jesus Christus am meisten als Menschen, so dass Christus, wenn wir Ihn durch das Evangelium von Matthäus auf uns wirken lassen, uns in Seinem ganzen Sein und in allen Seinen Worten und Taten sehr vertraut ist und menschlich sehr nahe kommt … Wir besitzen das von Matthäus in Hebräisch oder Aramäisch geschriebene Evangelium nicht mehr; aber im griechischen Evangelium, das wir haben, hören wir gewissermaßen auch weiterhin die überzeugende Stimme des Zöllners Matthäus, der, zum Apostel geworden, nach wie vor uns das rettende Erbarmen Gottes verkündet“.

Empfehlend sei auch auf zwei früher erschienene Bücher von Gunda Maria Eggerking hingewiesen: Gunda Maria Eggerking, Mysterium des Weihnachtsfestes. Vertraute Glaubenswahrheiten in einem neuen Licht, Bernardus Verlag, Aachen 2019, ISBN-10: 3-8107-0311-7; ISBN-13: 978-3-8107-0311-8;

Gunda Maria Eggerking (Hg.), Nahrung für Herz und Seele. Predigten von Friedrich Albert Hauber zum Evangelium von Johannes, Christiana-Verlag im Fe-Medienverlag, Hauptstr. 22, D-88353 Kisslegg-Immenried, 2. Aufl. 2022, ISBN: 978-3-7171-1345-4.

Thomas Martin Schneider: Kirche ohne Mitte? Perspektiven in Zeiten des Traditionsabbruchs, Evang. Verlagsanstalt Leipzig 2023, Taschenbuch, 196 S., 22,-- €, ISBN 978-3-374-07318-4

Schneider ist Kirchengeschichtler; er müsste also – das nennt er als methodisches Prinzip – zwei Generationen Abstand von der Gegenwart haben, um darüber einigermaßen gesichert urteilen zu können. So schrieb er sein Buch als Zeitzeuge. Was er da vor allem wahrnimmt, ist „eine heftige Erosion der Volkskirche“ (S. 9). Auf S. 12 steht die zentrale These seines Buches: „Die evangelische Kirche verliert gerade ihre Mitte“. Das Fragezeichen des Buchtitels ist also gar nicht ernst gemeint, sondern mit dieser These beiseite geschafft, eventuell durch ein Ausrufezeichen zu ersetzen.

Im ersten Kapitel (I) gibt der Verfasser S. 15-59 einen kurzen Abriss der Kirchengeschichte im 20.Jahrhundert, leider ohne die katholische Kirche mit einzubeziehen. Sein Schwerpunkt ist der Gegensatz von Linksprotestantismus und Evangelikalismus. Das jedoch – so muss man gleich kritisch einwerfen – ist eine zu verkürzte Sichtweise. Die evangelischen Kirchen(verbände) sind vielfältiger und nicht über einen Kamm zu scheren.

Auf I aufbauend skizziert Schneider im zweiten, dem umfänglichsten Kapitel (S. 60-153)seine Skizze einer „Kirchengeschichte unserer Zeit“.

Im drittenKapitel(S. 154-170) kritisiert er grundsätzliche und einfache Sachverhalte; somarkiert er „die problematische Mittelpunktstellung der Politik“ und das „Beiseitedrängen der Theologie und theologische Einseitigkeiten“ (S. 158 und 165).

In IV, dem kurzen, letzten Kapitel, zeigt Schneider die bleibende Relevanz des reformatorischen Christentums; im „Fazit“ fasst er seine Theologie in zehn kurzen Sätzen zusammen.

Insgesamt halte ich Schneiders Buch gewiss nicht für das Buch, das die evangelische/nKirche/n korrekt analysiert und beschreibt. Gewiss ist es aber eines, das zu diskutieren sich lohnt.

Gerhard Maier

Michael Wolfssohn, Eine andere Jüdische Weltgeschichte, Herder-Verlag Freiburg i.Br. 2023, 364 S. Klappenbroschur, 18,-- €, ISBN 978-3-451-396564

Der Autor (man konsultiere unbedingt den sehr bunten, aber informativen wikipedia- Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Wolffsohn; abgek. W.) des hier vorzustellenden Buches ist spätestens seit seiner Emeritierung von der Bundeswehrhochschule München ein sich prononciert äußernder, ja kantiger Zeitgenosse, der als Schriftsteller, durch viele Zeitungsartikel und häufiger talk-show-Gast sehr bekannt wurde / ist; auf S. 363f und der Innenseite des Buchumschlages stehen nur vergleichsweise wenige infos. Mit den folgenden fünf Bemerkungen und Hinweisen sei dieses preiswerte Buch vorgestellt:

(1) An der Geschichte Israels kommt man als Theologiestudent/in nicht vorbei, oft jedoch an der zwischentestamentarischen und vor allem an der langen nachbiblischen Geschichte des Judentums. Hier kann dieses neueste Buch W.s eine erste Abhilfe schaffen; S. 349-361 führt „Weiterführende Literatur“ auf. W. will, das sagt er gleich eingangs des ersten der insgesamt neun Kap., „eine allgemein verständliche Einführung nicht nur für Historiker“ (S.11) bieten, in der darauf folgende S. dann: „Wald und weniger Bäume oder gar Blätter.“

(2) Die Überschrift des zweiten Kap. zeigt W.smethodisches Vorgehen: „“´Die´Juden: Namen und Bezeichnungen“. Er geht begrifflich vor, nicht in Geschichtsepochen oder in der Abfolge wichtiger geschichtlicher Ereignisse.

(3) In Kap. VII „Leben, Lieben, ´Muskeljuden´ - Körperlichkeit und Sex“ wird – erfahrungsgesättigt – aus dem Talmud (Berachot 57 b) zitiert: „Drei Dinge kommen in den Körper und der Körper hat von ihnen einen Genuss, und zwar: das Baden, das Salben und der Beischlaf“.

(4) Im Kap. IX „Bedeutsame Juden...“ vermisste ich einen Hinweis auf Mario Markus´ „222 Juden verändern die Welt“ (2019). Und zu Jesus stehen nur die folgenden drei Zeilen: „von seiner Geburt bis zum Tode Jude, (für mich) Vollender und Glanzlicht jüdischer Ethik auf Basis Rabbi Hillels. Er selbst wollte ´kein Komma´ am jüdischen Gesetz ändern.“ ( S. 334)

(5) Das Buch erschien als hardcover-Ausgabe in 2022, im Oktober 2023 dann in Paperback. Der Holocaust in und durch Nazideutschland spielt so gut wie keine Rolle, der 7.10.2023 noch überhaupt keine. Aufs kürzeste zusammenfassend stellt W. nach einem gerafften Überblick über „Holocaust und Heilsgeschichte“ S. 308 fest: „Jeder Antisemitismus und Antiisraelismus – der rechte, linke, islamische und christliche – schweißt die unterschiedlichsten, nicht selten untereinander verfeindeten Diasporajuden und Israelis immer wieder neu zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen.“ Aber: Ist es nicht mehr als bedenklich, wenn Antiisraelismus und Antisemitismus derartig pädagogisiert, ja degradiert werden?

Gerhard Maier

Tillmann Bendikowski, Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen: Aberglaube und magisches Denken vom Mittelalter bis heute, C. Bertelsmann Verlag München 2023, gebunden 320 S., 25,-- €, ISBN 9783570104965

In der Mentalitäts- und Geistesgeschichte gibt es eine Richtung, die streng auf Verstand und Rationalität gegründet ist, Glaube, Gefühle und nichtmaterielle Dinge aber sehr kritisch beurteilt. So wird unsere moderne Zeit von Vernunft und Wissenschaft geprägt verstanden. Dass das nie so war und nie so sein wird, belegt der promovierte Historiker und Journalist Bendikowski mit einer Geschichte nach der anderen eindrücklich. Jede Geschichte / Aussage wird gut belegt. Fast 30 Bilder veranschaulichen das Ganze.

Im Vorwort schlägt er auf S. 9f den Ton seines Buches an: „Über Jahrtausende hinweg gingen Menschen davon aus, dass es magische Phänomene gibt, dass übernatürliche Kräfte und fremde Mächte – und dabei handelt es sich keineswegs nur um den christlichen Gott – Einfluss auf ihr Leben haben… Solche Vorstellungen begleiten das Leben unserer Vorfahren bis in die Neuzeit, sie sind also Teil unserer Geschichte. Und mehr noch: Sie sind nicht einfach ›vergangen‹. Wie andere Denkfiguren und Glaubensinhalte auch haben sie sich zwar verändert und waren stets Konjunkturen der gesellschaftlichen Nachfrage unterworfen. Aber sie haben – ob wir wollen oder nicht – als kollektive Erfahrungen noch immer einen festen Platz in unserem ›mentalen Rucksack‹… Denn es gibt auch in unserer Gegenwart Ereignisse und Herausforderungen, die Menschen zum ›Aberglauben‹ greifen lassen. Der Glaube an das Wirken übernatürlicher Kräfte ist auf eine faszinierende Weise erstaunlich zeitlos.“

Im Schlusskapitel „Ausblick: Mit der Wünschelrute in die Moderne“ (S. 268-278) bestätigt Bendikowski seinen Grundton noch einmal: „der Aberglaube gehört heute doch noch zu unserer Kultur“. Krisenzeiten seien immer auch magische Zeiten. Er kommt über die Beschreibung der Welt des Aberglaubens (vgl. S. 274) und die resignierende (?) Feststellung, „dass in einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft alle Glaubensvorstellungen akzeptiert werden müssen“ (umgest.) nicht hinaus. Der Untertitel „warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen“ wird keiner Antwort zugeführt. Es werden auch keine tiefergehenden anthropologischen oder kulturwissenschaftlichen Überlegungen angestellt. Bendikowski verbleibt in der Rolle des Beschreibenden, füllt diese Rolle aber sehr gut aus. Dafür ist ihm zu danken. Mit gutem Grund ist Bendikowskis Werk ein Spiegel-Bestseller.

Neuigkeiten

Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

Herzlich willkommen!

Neuauftritt Heidelberger Predigt-Forum mehr lesen

Alle Neuigkeiten lesen

Spenden

Die Nutzung des Heidelberger Predigt-Forums ist kostenlos. Das Redaktionsteam arbeitet ehrenamtlich. Kosten entstehen für Hosting sowie professionelle Websitepflege. Durch Ihren Obolus helfen Sie uns bei der Finanzierung.

Überweisung jetzt per paypal und flattr möglich.
Vielen Dank.
Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum