Hommage à Jochen Klepper
Zum 100. Geburtstag des Kirchenliederdichters
Ein Leben zwischen Idyllen und Katastrophen
Vor acht Tagen wäre der schon fast vergessene Schriftsteller Jochen Klepper (22. März 1903 – 11. Dezember 1942) 100 Jahre alt geworden. Von ihm, dem Liederdichter, stehen zwölf Kirchenlieder im Evangelischen Gesangbuch, drei im Katholischen Gotteslob. Zu den beiden bekanntesten Liedern zählen das Morgenlied „Er weckt mich alle Morgen“ und das Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“. Jochen Klepper ist vor allem durch seinen historischen Roman „Der Vater“ bekannt geworden, in dem er das Leben des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. schildert.
Wer ist Jochen Klepper, dessen Leben auf so tragische Weise endet? Der Theologie studiert, dann Schriftsteller in Berlin ist, vom nationalsozialistischen Regime in seiner Arbeit behindert und wegen seiner jüdischen Frau verfolgt wird – wer ist dieser Mensch?
Pfarrerskind
Jochen Klepper ist Pfarrerskind, geboren am 23. März 1903 in der niederschlesischen Stadt Beuthen an der Oder. Er studiert Theologie in Erlangen und Breslau, bricht das Studium aus finanziellen Gründen und wegen seiner chronischen Krankheit ab. Ihn plagen ständig Kopfschmerzen, Asthmaanfälle und Schlafstörungen. Schließlich verursacht die Kombination verschiedenartiger Schmerzmittel bei ihm Halluzinationen. Nur ein einziges Mal steht er auf der Kanzel und predigt, als er (am 30. Januar 1927) seinen erkrankten Vater vertritt.
Schriftstellerische Tätigkeit
Jochen Kleppers Herz schlägt von Anfang an in der schriftstellerischen Tätigkeit. Von ihm erscheinen Beiträge u.a. in den „Breslauer Nachrichten“, im „Fränkischen Kurier“, im „Deutschen Pfarrerblatt“ sowie in verschiedenen Zeitschriften. In einem Brief schreibt der 24jährige Klepper: „Ich habe jetzt ein festes Monatseinkommen von 350 Mark… Alles konzentriert sich… für mich auf mein pekuniäres und künstlerisches Vorwärtskommen.“
Und seinem ehemaligen Universitätslehrer Rudolf Hermann teilt er mit: Da meine schriftstellerische Arbeit mich vollkommen erhält…, habe ich nun mit der Theologie Schluß gemacht.“ Diese Entscheidung ist ihm nicht leicht gefallen. Viele Jahre später notiert er in seinem Tagebuch (10. März 1940): „Wie hat die überraschende… Hinwendung der Pastorenschaft zu mir die Wunde meines gescheiterten Theologiestudiums geheilt…“
J. Klepper wird freier Schriftsteller und Mitarbeiter beim Evangelischen Presseverband für Schlesien, dann Redakteur des Rundfunkpressedienstes. Er ist für die Präsentation der evangelischen Morgenfeiern im Breslauer Sender verantwortlich, und er arbeitet als Funk- und Literaturkritiker. Seine journalistische Tätigkeit im Funk legt er so an, dass er seine Artikel, Novellen, Erzählungen, Buchbesprechungen und Gedichte in vielen Zeitungen nachdrucken lässt, wie in Berlin, Essen, Nürnberg und Hamburg.
J. Klepper ist ein ehrgeiziger und besessener Publizist. Er braucht Ruhm wie das tägliche Brot. Da sein ausgeprägtes schauspielerisches Talent hierzu nicht ausreicht, will er wenigstens den Ruf eines angesehenen Schriftstellers erlangen. Und Klepper erreicht sein selbstgestecktes Ziel. Er wird ein erfolgreicher und vor allem geschätzter Schriftsteller: Sein heiterer, kleiner Roman „Der Kahn der fröhlichen Leute“ (1933) zeichnet ein behagliches Bild vom Leben der Oderschiffer, ihren typischen Sorgen, Gewohnheiten, ihrer Sprache und ihrem Brauchtum. Mit alledem ist Klepper durch seine Herkunft vertraut. Berühmt geworden ist er mit seinem Geschichtsroman „Der Vater“, erschienen 1937. Das Buch findet starke Beachtung und wird eine ungeahnter Erfolg. Sogar in Offizierskreisen liest man ihn. Klepper erfährt das später als Soldat. Bei einer Cholera-Impfung äußert sich der Stabsarzt anerkennend: „Klepper? – ‚Vater’ geschrieben? Gelesen.“ Darauf verabreicht er ihm eine besonders behutsame Spritze. Sogar Adolf Hitler verschenkte gern Kleppers Roman. –
Heirat
Eine völlig neue Phase in Kleppers Leben tritt mit Johanna Gerstel-Stein ein, die er 1929 in Breslau kennenlernt. Er erliegt gleich ihrem Charme. Hanni, wie er sie nennt, ist 13 Jahre älter als er und wohlhabende Witwe eines Rechtsanwalts, hat sieben und neun Jahre alte Töchter und ist Jüdin. Hanni entstammt der jüdischen Modedynastie und bringt Schönheitssinn und Welterfahrung mit. Durch sie wendet er sich der Kunst zu, dem Theater, der Mode. Sie beide schaffen sich ein Klavier an, sie kauft ihm ein großes Choralbuch.
Im Frühjahr (28. März) 1931 lassen sich beide in Breslau standesamtlich trauen. In einem Brief an den Theologen Rudolf Hermann charakterisiert er seine Frau: „Meine Frau… stammt … aus einer der deutschen ’Modedynastien’. Sie spricht oft im Rundfunk über Mode, und aus unserer gemeinsamen Arbeit ist unsere Ehe geworden.“ Klepper sieht seine Eheschließung als seelische Rettung von „zwei Vereinsamten“. Er notiert: „Wäre Hanni nicht gekommen, wäre ich verrückt geworden.“ Kleppers Heirat mit der verwitweten Jüdin führt zum Bruch mit seinen Eltern und Geschwistern, die antijüdisch gesinnt sind.
Zu diesen familiären Problemen kommen berufliche hinzu, viele Verlage nämlich schicken ihm seine eingesendeten Manuskripte wieder zurück. Da liest er dann: „Nicht geeignet für den Durchschnittsleser, viel zu klug, teilweise zu trocken und spröde…“ (Tagebuchfragment von H. Stein-Gerstel, 2. bis 25. November 1930). Hinzu kommen erste Angriffe gegen Klepper als Rundfunkkritiker und seinen Dienstvorgesetzten, den Intendanten des Breslauer Rundfunks. Klepper wird als Handlanger des ‚verjudeten’ Rundfunks gebrandmarkt.
Umzug nach Berlin
So entschließt sich Klepper 1931, nach Berlin umzuziehen. Hier in der Hauptstadt sucht er eine neue Heimat. Seine Briefe spiegeln die politische Lage: „Politisch rechnet man nicht mit Unruhen, weil die Schupo zu schwer bewaffnet ist… Aber mit immer weiterem Abbröckeln rechnet man – und mit Nationalsozialismus und Kommunismus im selben Maße.“ (Brief an Hanni, 6. Oktober 1931).
Klepper sendet unentwegt Artikel und Erzählungen an Zeitungen und Rundfunk. Er gesteht: „Ich habe es vor Berlin wirklich nicht gewußt, daß ich auf den Erfolg aus bin wie die Dohle auf was Glänzendes.“ (Brief an Hanni, 18. November 1931) Neben seiner journalistischen Arbeit besucht er mit seiner Frau Konzerte in der Gedächtniskirche und in der Berliner Philharmonie, auch zu Hauskonzerten werden beide eingeladen.
Lebenskrise
J. Klepper wird im November 1932 Mitarbeiter der Berliner Funkstunde. Kurz darauf erfährt er, der mit einer Jüdin verheiratet ist, Denunziationen. Er sieht seine berufliche und private Zukunft gefährdet, als Hitler Anfang 1933 die Macht ergreift. Er schreibt in sein Tagebuch: „Hitler ist Reichskanzler… Im Funk müssen wir alle mit unserer Entlassung rechnen…“ Fünf Monate später muss er, da „jüdisch versippt“, seine Rundfunktätigkeit aufgeben. Auch die Ullstein- Funkredaktion, bei der als Redakteur arbeitet, entäßt ihn 1935 fristlos.
Politischer Antisemitismus begegnet ihm auf Schritt und Tritt. Juden dürfen keine Badeanstalt mehr betreten, das trifft seine Stieftöchter Renate und Brigitte hart, denn sie sind begeisterte Schwimmer. Wer Beziehungen zu Juden hat, soll künftig mit Konzentrationslager bestraft werden. Immer wieder liest er Schilder mit der Aufschrift: „Juden werden nicht bedient.“
Klepper gerät in eine Lebenskrise. Der „Druck der politischen Schwermut“ lastet hart auf ihm. Kraft und Geborgenheit findet er mit seiner Familie in einem schönen Haus in Berlin. Diese Idylle schätzt er über die Maßen. Er notiert: „… in der Dunkelheit und Stille liegt das geliebte weihnachtliche Haus wie eine warme, lichte Insel… Welches Geschenk, nach allen Bedrohungen, Erschütterungen, Gefährdungen es wieder… erleben zu dürfen…“ Dann im Frühjahr das gemeinsame Zusammensitzen auf der gemütlichen Terrasse, das Blumenpflanzen im Garten und das Genießen der Abendstille. Er braucht diese Idylle, die häusliche Geborgenheit als Kraftspender. Er schreibt in sein Tagebuch: „Gott läßt einen die Linien seiner Führung nicht erkennen – er gibt einem nur in ihrem Hin und Her, Kreuz und Quer das Bewußtsein, daß man geführt wird.“
Tagebuch und intensive Beschäftigung mit der Bibel
Seiner eigenen Kirche steht Klepper kritisch gegenüber. Er ist enttäuscht von der Gleichgültigkeit, mit der evangelische Christen das Geschick der Juden hinnehmen. Und er bedauert die oberflächlichen Predigten, die ihm keine Lebensorientierung vermitteln. Eine Tagebuchnotiz (24. Juni 1934) lautet: „Der Versuch mit der Kirche war wieder vergeblich. Es ist nicht anders: ich bin geistlich wie ausgehungert… In Luther geblättert: und sofort kommt die Beruhigung… Luther ist Ersatz für Kirchenbesuch…“
Trotz seines spannungsgeladenen Verhältnisses zur Kirche stellt er fest: „Aber ich kann nicht aus ihr austreten. Es hält mich etwas, das bis auf den ersten Jüngerkreis zurückreicht.“ Klepper sieht als Schriftsteller seine Aufgabe darin, Buße – das heißt „Umkehr“ – zu predigen. Er bewältigt seine Krise in zweifacher Weise: er führt Tagebuch – schreibt sich also seine psychischen Lasten von der Seele – , und er beschäftigt sich intensiv mit der Bibel.
Ausschluss
Täglich verfolgt er die politische Situation und die Judenfeindlichkeit mit tiefer Sorge. Er ist sehr bedrückt und notiert: „Das Staatsleben wirkt immer mehr als Umklammerung auf einen. Es geht in einem etwas Beunruhigendes und Lähmendes davon aus.“ Immer wieder überfallen ihn Depressionen und Schwermut.
Mit Beklommenheit hört er die Berichte von der Tagung der Reichskulturkammer: 30 000 Juden seien aus dem deutschen Kulturleben entfernt. Auch das Reisen für Juden wird immer mühsamer. Sein Tagebuch erzählt davon: „Am schmerzlichsten war es im Quedlinburger Dom und Schloß: Da stand ein ausführliches Verbot, vom Oberbürgermeister unterzeichnet, daß Juden der Zutritt zu dieser ehrwürdigen Stätte deutscher Geschichte, für die sie kein Verständnis mitbringen können, verboten ist…“
Ein schwerer existentieller Schlag ist es für Klepper, als er aus der Reichsschrifttumskammer wegen seiner jüdischen Frau ausgeschlossen wird. Damit wird ihm das Publizieren untersagt.
Allerdings erwirkt er gemeinsam mit guten Freunden und Bekannten eine Sondergenehmigung, das heißt, er muss jedes Manuskript der Schrifttumskammer und später dem Propagandaministerium vorlegen.
Da Klepper in „privilegierter Mischehe“ lebt, muss seine Frau Hanni keinen Judenstern tragen, im Gegensatz zu ihren beiden „volljüdischen“ Töchtern. Der älteren Tochter Brigitte gelingt 1939 die Flucht nach England. Auch die jüngere Tochter Renate hätte ebenfalls mit emigrieren können, wenn J. Klepper das nicht verhindert hätte. Es ist sein Zögern: „… zwei Kinder auf einmal wegzulassen, wäre reichlich schwer für die Eltern…“ (Tagebücher, 13. März 1939). So bleibt Renate in Berlin.
Verzweiflung
J. Klepper ist über die familiäre Situation derart verzweifelt, dass er sogar eine Hellseherin aufsucht; es ist sehr wahrscheinlich die bekannte Hellseherin Ursula Kardos, die sich für Juden stark macht.
Klepper hat schließlich eine Einreisegenehmigung nach Schweden für Renate erwirkt, jedoch verweigert Adolf Eichmann vom Reichssicherheitshauptamt die Ausreiseerlaubnis. Klepper sieht für seine familiäre Existenz keine Lösung mehr. Gedanken an Selbstmord, die er früher stets bekämpfte, werden immer konkreter. So notiert er in seinem Tagebuch: „Wir wissen, was der Selbstmord in unserem Falle wäre: dreifacher Mord, Ungehorsam gegen Gott, Preisgabe der Geduld, Flucht aus der Führung Gottes…“ Und angesichts der drohenden Deportation bekennt er: „So wollen wir, tritt dies Schreckliche ein, … uns drei mit Gas vergiften.“
Der unerträglich gewordene Druck und Haß des Nazi- Regimes führt Jochen Klepper, seine Frau Hanni und Tochter Renate in den Tod. Die letzte Tagebuch- Eintragung vom 10. Dezember 1942 lautet: „Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun – ach, auch das steht bei Gott. Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“
J. Klepper hat am letzten Tag noch einen Strauß weißer Blumen gekauft und in die Küche gestellt. Dort finden Bekannte die drei Toten, die auf dem Fußboden nebeneinander liegen, daneben eine Fülle leerer Schlafmittel-Schachteln und aufgedrehte Gashähne. Die kirchliche Beisetzung der Familie Klepper findet am 16. Dezember 1942 in Berlin-Nikolassee statt.
Der Kirchenliederdichter Jochen Klepper
Als Klepper im Jahr 1937 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wird und damit nicht mehr publizieren kann, findet gleichzeitig das Reichskirchenmusikfest in Berlin statt. Dieses Fest der deutschen Kirchenmusik hat zum Thema: „Neue Musik zu neuen Texten.“ Klepper steuert eine kleine Sammlung seiner Liedtexte bei. Die Festbesucher finden an seinen Texten Gefallen und kaufen sie als Sonderdruck. Mit Freude notiert er: „So hörte ich, der ich so leide an der Schmalheit meiner bisherigen Leistung…, so heilend und bestätigend reden über mich.“ Diese positive Reaktion motiviert ihn, Liedtexte zu den verschiedensten Anlässen zu dichten: Lieder zum Kirchenjahr (Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten), Lieder zu Neujahr („Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen“, Klepper weiß, was er schreibt), Lieder zum Abendmahl, zur Konfirmation, Taufe, Hochzeit, zum Bußtag, Totensonntag, zu Silvester, zum Geburtstag, Lieder zu Tageszeiten (Morgen, Mittag, Abend).
Auf seine veröffentlichten Lieder erhält er dankbare Zuschriften, aber auch kritische Bemerkungen. So reagiert der Berliner Bischof Otto Dibelius, der Kleppers Lieder liebt, mit einem sieben Seiten langen Brief auf dessen Lieddichtung. Er analysiert sie, seziert sie geradezu, gibt aber auch konstruktive Vorschläge. Er begrüßt Kleppers neue Lieddichtung: „Und es wäre ein großes Geschenk für unsere Kirche, wenn diese Notzeit der Kirche uns den Choral der Dichter schenkte, den wir eigentlich noch nie gehabt haben…“ (Dibelius an Klepper vom 16. Februar 1940, Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar, 77.3592/1).
Kleppers Lieddichtung basiert auf dem Wort der Bibel, sie ist sein Maßstab. Er sagt es so: „Dem Dichter christlicher Herkunft kann Dichtung sich nur herleiten von dem Worte des Lebens, wie es aufgezeichnet ist in der Heiligen Schrift, die außerhalb aller anderen Wert- und Größenordnungen steht… Wer vom Wort lebt, kann nicht vorüber am Worte des Lebens… Er ist gebunden an die Heilige Schrift…“ (J. Klepper, Das göttliche Wort und der menschliche Lobgesang).
„Er weckt mich alle Morgen“
Besonders beim Morgenlied „Er weckt mich alle Morgen“ wird deutlich, wie stark es am Bibeltext orientiert ist. Die Kernaussagen übernimmt Klepper wörtlich aus der Bibel, hier ist es Jesaja 50, Vers 4: Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir das Ohr; Vers 5: ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurück, bei Klepper heißt es: „Er will, daß ich mich füge. Ich gehe nicht zurück“, u.s.w.
Klepper hat in diesem Morgenlied den Weg des Leidens
und der Gewaltlosigkeit beschrieben.
In den fünf Strophen ist der Gedankengang folgender:
Strophe 1 thematisiert die Vergewisserung, dass Gott
sich nicht verborgen hält;
Strophe 2: Die Treue Gottes wacht über das
menschliche Einzelschicksal;
Strophe 3: Das Vertrauen Gottes begleitet mich;
Strophe 4: Die Nähe Gottes umgibt mich;
Strophe 5: Gottes Wort gleicht einem wärmenden
Mantel, auch in menschlicher Kälte, wie es der
politischen Situation von 1938 entsprach.
Die Morgenliedmelodie beginnt gleichsam mit einem Fanfarenmotiv, als weckt ein Trompetenstoß aus dem Schlaf und kündigt den neuen Tag an. Die gelungene Melodie stammt von einem badischen Pfarrer, es ist Rudolf Zöbeley (1901-1991), er steuerte sie 1941 bei. R. Zöbeley hatte beim damaligen Universitätsmusikdirektor H. M. Poppen Privatunterricht, und Wolfgang Fortner unterwies ihn in Harmonielehre. Auf R. Zöbeleys Bitte hin schickte J. Klepper ihm auch ein Lied zum Heldengedenktag, das Zöbeley ebenfalls vertont hat.
„Die Nacht ist vorgedrungen“
Das wohl bekannteste Klepperlied ist das Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“. Vertont hat es 1939 der Musikpädagoge und Kirchenmusiker Johannes Petzold (1912-1985). Von J. Petzold stammen insgesamt fünfzehn Klepper-Vertonungen. Der Komponist schickte einige Lieder Klepper an die Front und erhielt darauf als Antwort: „Das war eine große Freude, als Soldat einmal wieder einen so schönen Gruß aus so anderer Sphäre, wie Ihre schöne Vertonungen es bedeuten, zu erhalten…“
Biblische Grundlage für „Die Nacht ist vorgedrungen“ sind Verse aus dem Römerbrief, Kapitel 13,12: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes.“
Die „Waffen des Lichtes“ stehen – in der neutestamentlichen Überlieferung – als Symbol für das Wort Gottes und das Gebet. Der „Morgenstern“ steht im Neuen Testament für die Macht Christi.
Klepper notiert 1937 in seinem Tagebuch (7. Dezember 1937): “Ich glaube nicht an Aktionen. Gott will im Dunkel wohnen, und das Dunkel kann nur durchstoßen werden durchs Gebet.“
„Angst und Pein“, „Menschenleid und -schuld“ bleiben Wesensmerkmale des Menschen in seinem Erdenleben. Wer Jochen Kleppers Lieder singt und sie betet, macht die tröstliche Erfahrung: Gott hält sich nicht verborgen, er ist uns täglich nahe.