VENI CREATOR SPIRITUS – Pfingstliche Kirche von Gottes schöpferischer Kraft bewegt
Jesus baut seine Kirche auch noch heute
Exegetische und homiletische Betrachtungen
I. Erste Eindrücke und Herantasten Was hat diese Perikope ohne das aus der Pfingstgeschichte bekannte "Brausen vom Himmel" und göttliche Feuer (Apg 2,2f.) mit Pfingsten zu tun? - so möchten wir vielleicht spontan einwenden, und auch die Gemeinde könnte beim Hören des Predigttextes so empfinden. Die Perikope gehört zu den in Vergangenheit und Gegenwart exegetisch und ekklesiologisch am meisten diskutierten und - besonders im Hinblick auf potestas clavium, Petrusamt und Petrusdienst (V.18f., U.Luz, 471ff.) - umstrittensten biblischen Texten. Ebenso spannend wie zum Dialog einladend ist die Traditions-, Redaktions- und Rezeptionsgeschichte dieses im Matthäusevangelium so bedeutsamen Textes. Das Gottessohnbekenntnis der Jünger (Mt 14,33) und das Christus-Gottessohn-Bekenntnis der Martha (Joh 11,20-27) erreichten bei dieser Focusierung des Petrusbekenntnisses keine besondere „Öffentlichkeitswirkung“. Darum ist es erhellend, wenn Luz der Perikope im Hinblick auf Mt 14,33 die Überschrift „Das zweite Gottessohnbekenntnis und die Verheißung an Petrus“ gibt (450). Erfreulich ist heute der internationale exegetische Forschungskonsens über V.18. V.17 ist deutlich die „Schlüsselstelle“, die zur Wahl der Perikope für Pfingsten anregte. Nicht "Fleisch und Blut", d.h. kein Mensch kann aus sich heraus in Jesus den Christus, den Messias, erkennen (vgl. 1Kor 2,14f.). An Pfingsten feiert die Gemeinde Jesu im Sinne von Matthäus 16,17 die Ihn offenbarende "Wirkkraft" Gottes - „ubi et quando visum est Deo“. II. Exegetische Hinweise Textgefälle und matthäisches Profil Mt 16,13-20 erzählt, wie Jesus - fern von den religiösen Zentren - in Cäsarea Philippi, nachdem er das ganze Land Israel durchwandert hatte, seine Jünger nach ihrer Meinung über ihn fragte (V.13-15). Es scheint, als ob sich Jesus mit dieser sehr persönlichen Frage (V.15) behutsam an sie herantasten wollte, indem er sie zuerst danach fragte, was die anderen von ihm dächten (V.13). War es nicht schon immer leichter zu sagen, was "die Leute" meinen, als über seinen ganz persönlichen Standpunkt zu sprechen?! Genau dieser ist hier gefragt - nicht: "Wer war Jesus wirklich?" (K. Berger), sondern - im Sinne des „pro me“ (D. Bonhoeffer): "Wer ist Jesus für mich?" Simon Petrus antwortet auf die Frage Jesu mit den Worten: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes (V.16 vgl. V.20 und Lk 9,20). Auf dieses Bekenntnis zu Jesus als dem Messias antwortet Jesus seinerseits mit der „Erwählung“ und Beauftragung des Bekennenden, in deren Mitte eine Verheißung für die Kirche Jesu steht (V.18.19). Die Antwort Jesu hebt mit einer Seligpreisung an (V.17), die Gottes offenbarendes Wirken an Simon Barjona prädiziert (vgl. die Seligpreisung aller Jünger Mt 13,16f.). Gegenüber Markus (8,27-30), dem Mt 16,13-16.20 entspricht (die Abgrenzung der Predigtperikope lässt V.20 unverständlicherweise aus), und Lukas (9,18-21) hebt Matthäus in einer Antwort Jesu (V.17-19) ausdrücklich hervor, dass Simon Barjona nicht von sich aus zu dem Christusbekenntnis fand, sondern weil es ihm Gott ("mein Vater in den Himmeln") offenbarte (V.17 vgl. 11,25-27; 26,61-64), und er schafft damit den Übergang zu der „Indienstnahme“ des Apostels durch Jesus (V.18.19). V.18 enthält eine anhand eines Wortspiels formulierte kerygmatische Namensdeutung, keine Namensgebung (vgl. Mk 3,16; Joh 1,42). Weil Petros (wie entspr. hebr. kefa/Kephas von aram. kef = Stein) damals kein Eigenname war, bald aber zum Beinamen wurde, übersetzt Luz (452) die Antwort Jesu: Du bist Stein, und auf dieses Gestein werde ich meine Kirche bauen. Ein Mensch also, wird durch seine Beziehung, sein Bekenntis zu Jesus (V.16), zum besonderen, edlen und festen Gestein (vgl. Eph 2,20; Apk 21,14: die Apostel als Fundament der Kirche), der Fels, auf dem Jesus seine Gemeinde, sein Haus Kirche bauen wird (mou taen ekklesian = meine Gemeinde, i.S. der einen Gesamtkirche wie in den synoptischen Evangelien nur noch Mt 18,17). Hier klingt die Vorstellung vom Hausbau und damit vom „Haus Gemeinde/ Kirche“ an (vgl. Mt 7,24f. und die biblische Redeweise „Volk, Tempel Gottes“, „Haus Israel“). Jesus ermutigt den Apostel mit dem Zuspruch, dass, wo Jesus Gemeinde baut, sie in dieser Welt Bestand hat und der Tod und jede tödliche Gefahr sie nicht unterkriegen können (pylai hadou = die Tore des Hades/ der Unterwelt, entspr. hebr. Sche’ol Bild für Tod bzw. Todesgefahr, vgl. Apk 1,18 und Luz, 463). Zu dem Bild vom Apostel als dem Felsen, auf den Jesus seine Gemeinde bauen wird, fügt sich in V.19a das Bild von der „Schlüsselfigur“. Jesus gibt dem Apostel die unerhörte Möglichkeit, das Himmelreich aufzuschließen. Wieder klingt die Vorstellung eines Hauses an (vgl. Joh 14,2), wobei tertium comparationis nicht das stabile Fundament, sondern das Öffnen der Tür ist, um das Hineingehen zu ermöglichen. V.19a hört sich wie ein Kontrasttext zu Mt 23,13 an, jenem Weheruf Jesu über Schriftgelehrte und Pharisäer: „die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen...“ V.19bc, der mit Mt 18,18 fast wörtlich übereinstimmt, expliziert V.19a: im Hier und Jetzt wird das Himmelreich aufgeschlossen! Die volkstümliche Redeweise von Petrus als dem Himmelspförtner, die von V.19a ausging, kann sich also gerade nicht auf den Bibeltext berufen! Jesus spricht dem Apostel die Vollmacht zu, auf Erden, im Hier und Jetzt, zu „binden“ und zu „lösen“ (vgl. Mt 10,5-15; Joh 20,21-23), im Sinne von Mt 28,20 „verbindlich alles das zu lehren, was Jesus geboten hat“ (Luz, 470). „Binden“ und „lösen“ gehörte ursprünglich zur Lehrvollmacht der Schriftgelehrten. Durch die Auslegung der Thora sollten sie den Menschen den Gottes Willen entsprechenden Weg weisen, der zum Leben führt (vgl. Mt 7,13f.). Die matthäischen Vv.17-19 stehen im Zeichen der Rückbesinnung auf das Fundament der Kirche (vgl. 1Kor 3,11). Dem Evangelisten Matthäus war es in der damaligen Situation der frühen syrischen Gemeinde (nach 70 n.Chr.) wichtig, in Mt 16,18f. rückblickend die besondere Autorität des Apostels Petrus hervorzuheben. III. Gedanken zur Predigt Ich möchte mich auf die Vv.17-19, die mt Prägung der Perikope, konzentrieren, mich aber vom Textgefälle des ganzen Abschnittes leiten lassen. Darum greife ich (1) die Frage Jesu nach der persönlichen Meinung über ihn auf sowie (2) die auffällige Entsprechung „Du bist der Christus/ Du bist Petrus“ (V.16.18), anhand derer ich den hier betonten korrelativen Charakter des „christlichen“ Bekenntnisses aufzeigen möchte. Simon Barjona geht mit Jesus eine Beziehung ein, bindet sich an ihn, bekennt sich zu ihm, und Jesus geht daraufhin (!) mit ihm eine Beziehung ein. Jede/r kann wie ein tragendes Gestein werden. Jesus baut auf und mit Menschen! Was bedeutet unser christliches Bekenntnis heute im interkonfessionellen Ringen um die Umsetzung der Botschaft und Lehre Jesu, im Kontakt mit den anderen Religionen? Das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus/Messias fordert uns zum intensiven hörenden Dialog mit dem Judentum heraus. Wozu bewegt uns unser Bekenntnis angesichts der ökologischen und ökonomischen Krise, Verletzung der Menschen- rechte und zerstörerischen Tendenzen? Was heißt Kirche/Gemeinde leiten? Wann entsprach die Kirche dem Bekenntnis des Petrus? (3) Das schöne und einladende Bild vom Haus Kirche/Gemeinde (V.18), das mir heute für unser Nachdenken über „Gemeindeaufbau“ viel bedeutet, möchte ich vor die Augen der Gemeinde stellen. Mir fällt dazu das Gemälde „Aerobic Church“ von Hundertwasser ein (als Postkarte im Benedikt Taschen Verlag, Köln 1995, Nr. 822). Womit „binden“ und „(er)lösen“ wir heute in unserer Kirche? Wann sprechen wir das „lösende“ Wort? Die in V.19 entfaltete „Hausordnung“ wirbt für einen guten Geist im Haus Kirche. Der „Schlüsseldienst“ öffnet den Himmel für die Gemeinde, die Jesus bauen will, für ein Leben in weiter, weltzugewandter, d.h. „ökumenischer“ Gesinnung. Jesus lädt ein, unsere Kirche heute, die oft fragwürdige ecclesia visibilis, von Ihm, seiner Botschaft und Lehre her, der ecclesia invisibilis, „von innen nach außen“ zu gestalten (diese Formulierung greife ich auf aus dem für eine praxis pietatis anregenden Buch von Gerda und Rüdiger Maschwitz, Geistliches Leben wagen, Offenbach/M. 1989, 14). „Es mag sein, daß die Zeiten, die nach menschlichem Ermessen Zeiten des Einsturzes sind, für ihn (Christus) die großen Zeiten des Bauens sind...“ (Bonhoeffer, Predigt, 134) (4) In der heutigen Situation ermutigt uns auch, dass Jesus in Simon Barjona einen Menschen ruft, der bald hell begeistert, „Feuer und Flamme“, bald wankelmütig, ängstlich und kleingläubig, nicht nur "Fels in der Brandung", sondern auch voller Schwächen ist. Petrus war sich anfangs der Tragweite seines Bekenntnisses wohl kaum bewusst. Er konnte zwar anknüpfen an der traditionellen Messiasvorstellung (zur Vorstellung vom Messias Israels vgl. Mt 1,17; 2,4; 11,2; 22,42; 26,63), aber nicht, dass er „der Apostel des Gekreuzigten“ (Schlatter, 506) werden sollte. In ihm hat Gott ein Feuer entzündet, das nicht mehr verlöschte und auf ihn wie der Pfingstgeist übergriff. Dem für Pfingsten wichtigen V.17 entspricht die Antiphon VENI SANCTE SPIRITUS, „Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünd in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe...“ (EG 156)Literatur
A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus..., Stuttgart 1929 (7.Aufl. 1982), 502-514.- D. Bonhoeffer, Predigt über Mt 16,13-18, in: ders., Ges. Schr., hg.v. E.Bethge, 4.Bd., München 1961, 130-136.- D. Bonhoeffer, Wer ist und wer war Jesus Christus? Seine Geschichte und sein Geheimnis, 2. Aufl., Hamburg 1963 (Stundenbuch 4), 27-59. E. Schweizer, Das Evangelium nach Matthäus, NTD 2, 16.Aufl., Göttingen 1986, 218-224. - U. Luz, Das Evangelium nach Matthäus, 2.Tlbd, Mt 8-17, Neukirchen-Vluyn 1990 (EKK I/2), S.452-483. - J. Gnilka, Das Matthäus-evangelium, 2.Aufl. 1992 (HKNT I/2).Liebe Gemeinde!
In diesen Tagen feiern Christen in der ganzen Welt Geburtstag. Denn Pfingsten ist das Geburtstagsfest der Kirche. Mit einer Ökumenischen Pfingstvesper am Samstagabend haben wir hier in der Heidelberger Altstadt das Fest begonnen. Alle Glocken der Altstadtkirchen haben es eingeläutet. Heute am Pfingstmontag klingen die Festtage aus.
Zu einer Geburtstagsfeier kommt man ja nicht mit leeren Händen – man hat ein Geschenk ausgewählt und bringt gute Wünsche mit. Was sollen wir dem Geburtstagskind, das “Kirche” heißt, wünschen, was wollen wir ihm schenken? – Ob uns dazu jetzt etwas spontan einfällt? Was braucht eigentlich unsere Kirche? – Eine Anregung für eine Geschenkidee könnte uns ein Gedanke Martin Luthers geben – der Reformator sagte statt “Kirche” lieber “Gemeinde”. Ihm war es wichtig, die Kirche mit Menschen in Verbindung zu bringen, mit uns selbst. Das Gesicht der Kirche ist immer auch – wie das der Gesellschaft – unser Gesicht. Was wir dem Geburtstagskind wünschen und schenken, hat also mit dir und mir etwas zu tun! Die Frage, was wir dem Geburtstagskind „Kirche“ bzw. „Gemeinde“ wünschen und schenken, bleibt darum unsere ganz persönliche Frage über die Festtage hinaus.
I.
Erinnern wir einander, was damals an Pfingsten geschah. Als sich die ersten Christen an Pfingsten in Jerusalem trafen – es war zur Zeit des jüdischen Ernte- und Wochenfestes), erlebten sie ein mächtiges Rauschen wie das Brausen eines Sturmes. Sie sahen etwas wie Feuer und wurden vom Geist Gottes erfüllt – anschaulich erzählt davon der Evangelist Lukas in der Apostelgeschichte.
“Hauch, Wind und Sturm”, sind Pfingstsymbole für den Geist Gottes, der uns erfassen möchte – mal als sanfter Hauch, mal als kräftiger Wind, mal als Sturm. Feiern wir es, dass Gott auch heute noch uns mit seinem Lebensodem anhaucht, seinen frischen Wind spüren lässt, uns bestürmt und “begeistern” kann und will, uns Gutes wirken lässt, uns mit dem Feuer seiner Liebe anstecken und in Bewegung setzen will!
II.
In das Heute unserer Kirche und Gemeinde ruft unser Predigttext aus dem Matthäusevangelium: Jesus baut seine Kirche auch noch heute mit Menschen, die von Gottes Geist ergriffen wurden!
Wie ein Mensch von Gottes Geist, von Jesus, ergriffen wurde, wie der Hauch einer Ahnung zu einem Wind wurde, der ihn trug und mit Gott, mit Jesus, verband, hören wir im Predigttext zum Pfingstfest aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 16, Vers 13 – 19. Ich lese aus der vor kurzem erschienen “Guten Nachricht Bibel”:
(Predigttext Matthäus 16,13-19, kann von einem/r anderen Sprecher/in vorgelesen werden)
13 Als Jesus in die Gegend der Stadt Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: »Für wen halten die Leute den Menschensohn?«
14 Die Jünger gaben zur Antwort: »Die einen halten dich für den wiederauferstandenen Täufer Johannes, andere halten dich für den wiedergekommenen Elija, und wieder andere meinen, du seist Jeremia oder sonst einer von den alten Propheten.«
15 »Und ihr«, wollte Jesus wissen, »für wen haltet ihr mich?«
16 Da sagte Simon Petrus: »Du bist Christus, der versprochene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!«
17 Darauf sagte Jesus zu ihm: »Du darfst dich freuen, Simon, Sohn von Johannes, denn diese Erkenntnis hast du nicht aus dir selbst; mein Vater im Himmel hat sie dir gegeben.
18 Darum sage ich dir: Du bist Petrus; und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen! Nicht einmal die Macht des Todes wird sie vernichten können.
19 Ich werde dir die Schlüssel zu Gottes neuer Welt geben. Was du hier auf der Erde für verbindlich erklären wirst, das wird auch vor Gott verbindlich sein; und was du hier für nicht verbindlich erklären wirst, das wird auch vor Gott nicht verbindlich sein.«
Petrus- so hören wir – ist ergriffen vom Geist Gottes, der ihn erkennen lässt, wer Jesus ist. Petrus spricht es aus, er bekennt sich zu seiner Beziehung zu Jesus: “Du bist Christus, der versprochene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!”
Jesus nimmt diese Beziehung an, Freude ist auf Seiten Jesu zu spüren und Vertrauen in diesen Petrus: “Du bist Petrus; und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen… Ich werde dir die Schlüssel zu Gottes Neuer Welt geben!”
“Auf diesem Felsen…” – ist das nicht ein Gegenbild zu Gottes Geist? Spürt ein Fels einen Hauch? Der Wind kann festes Gestein nicht aufwirbeln, und auch ein Sturm kann einem Felsen nichts anhaben. Nein, der Felsen ist kein Gegenbild zu Gottes Geist. Die Festigkeit dieses Felsen braucht Gott auch auf dieser Erde. Die Verankerung in Gott, den festen Stand in den Lebensstürmen. Denn es ist nicht nur Gottes Geist, der uns im Leben umherwirbelt. Da brauchen wir den Halt eines Felsen, eines Steines, den Halt von Mauern, auch der Kirchenmauern, die uns Schutz geben und verlässlich sind.
Jesus gebraucht das Bild vom Felsen, weil der Name Petrus “Fels” bedeutet. Ein Mensch wird durch seine Beziehung, sein Bekenntnis zu Jesus, zu einem besonderen, edlen und festen Gestein, wird zum Felsen, auf dem Jesus seine Gemeinde, sein Haus “Kirche” baut. Jeder Mensch kann wie Petrus zu solch einem tragenden Gestein werden. Jesus baut auf und mit Menschen!
Jesus gibt Petrus die Schlüssel zu Gottes Neuer Welt. Schlüssel öffnen verschlossene Türen. Geht eine Tür auf, kann Gottes Geist wehen. In der heutigen Situation ermutigt uns auch, dass Jesus in Petrus einen Menschen ruft, der bald hell begeistert, “Feuer und Flamme”, bald wankelmütig, ängstlich und kleingläubig, nicht nur “Fels in der Brandung”, sondern auch voller Schwächen ist.
Jesus baut seine Kirche, seine Gemeinde, auch noch heute – und für dieses sein “Gemeinde-Haus” liefert er den Schlüssel mit. Wir sollen unsere Kirchen-, unsere Gemeindetüren aufschließen für Gottes Neue Welt. Der “Schlüsseldienst” dazu ist die Bibel – Gottes Wort, aufgeschrieben von Menschen, die vom Geist Gottes ergriffen wurden.
III.
Ich möchte unseren Blick jetzt auf das Bild von Hundertwasser lenken (die Gemeinde hat das Bild vor sich). Er hat es 1981 gemalt und “Aerobic Church” genannt. In diesem Bild sehe ich die Kirche, die vom Geist Gottes durchweht wird
– mal als Sturm gegen die Ungerechtigkeit, Verletzungen von Menschenrechten, zerstörerische Tendenzen, Kälte und Sprachlosigkeit, denn hier ist Sturm bitter nötig,
– mal als Wind, der den Staub aus unserer häufig muffigen Kirche wirbelt, frische Luft und einen guten Duft bringt. Welke Blätter, also Dinge, die ihre Zeit hatten, sanft davon trägt, damit Neues wachsen kann,
– mal als Hauch, der bis in den letzten Winkel zu spüren ist, der an Zärtlichkeit erinnert und Sehnsucht weckt nach mehr, nach mehr Liebe, Wärme und Vertrauen, wie Gott es sich wünscht.
Auf diesem Bild ist eine so bewegte Kirche dargestellt. Nichts ist starr, nichts steril aufgeräumt, nichts uniform, alles scheint auf den ersten Blick ein wenig durcheinander. Es ist in Bewegung. Es lebt in bunter Vielfalt. Die Kirche, dieses Haus, droht fast einzustürzen und scheint doch getragen zu sein. Es gibt viele Wege und viele Räume. Sie sind frei zugänglich und aufgeschlossen. Wir können darauf gehen, können hineinschauen. Frischer Wind scheint durch sie hindurchzuwehen und sie zu umspielen.
Pfingstliche Kirche, wie sie einmal gemeint war, von Gottes schöpferischer Kraft bewegt, glühend und brennend für Gott und seine Liebe, Gerechtigkeit, Gemeinschaft und Friede. Für eine solche Kirche lasst uns auch heute beten: VENI CREATOR SPIRITUS – “Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe…” Gott hat uns seinen Geist verheißen: “Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein” – singen wir jetzt diese Verheißung einander zu (EG 132)!