„Da lacht unser Herrgott und das ganze himmlische Heer“

Eine Predigt von Martin Luther mit einem Nachwort von Heinz Janssen

Predigttext: Lukas 5, 1-11
Kirche / Ort:
Datum:
Kirchenjahr: 5. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Martin Luther

Predigttext: Lukas 5, 1-11 (Übersetzung nach Martin Luther)

Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, dass er stand am See Genezareth und sah zwei Schiffe am See liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da trat er in der Schiffe eines, welches Simons war, und bat ihn, dass ers ein wenig vom Lande führte. Und er setzte sich und lehrte das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon: Fahre auf die Höhe und werfet eure Netze aus, dass ihr einen Zug tut! Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen. Und da sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gesellen, die im anderen Schiff waren, dass sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Schiffe voll, also dass sie sanken. Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, gehe von mir hinaus ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken angekommen und alle, die mit ihm waren, über diesen Fischzug, den sie miteinander getan hatten; desgleichen auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht denn von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie führten die Schiffe zu Lande und verließen alles und folgten ihm nach. (Predigt aus: Luther Deutsch, Bd. 8, Die Predigten, hg. v. Kurt Aland, 2. Aufl., Stuttgart 1965, S. 291-298. – Überschrift und Zwischenüberschriften von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de)

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Das sind die zwei Stücke, von denen uns unser lieber Herr Christus in diesem Evangelium predigt:

zum ersten, dass er uns tröstet, er wolle uns nicht Hungers sterben lassen, zum anderen, dass er uns auch tröstet, er wolle uns nicht an der Seele verdammt werden lassen. Es seien auch die Sünden so groß wie sie wollen, sollen wir dennoch nicht verzweifeln.

Die erste und leibliche Not, da Hunger und Elend sind, ist groß, da will er uns genug geben.

Die andere und geistliche Not, da Sünden sind, wie wir Menschen alle Sünder sind, ist auch eine große Not, ja, es ist eine viel größere Not als die leibliche Not des Hungers. Die Jünger sind allhier in Sünden, deshalb sind sie erschrocken und zweifeln. Je näher ihnen der Heiland ist, desto mehr wollen sie fliehen. »Herr, gehe von mir hinaus«, spricht Petrus: »ich bin ein sündiger Mensch.« Er wird so irre und toll, dass er den wegstoßen will, der die Sünde vergeben will. In solcher Not will Christus auch reichlich trösten, wie er die Jünger allhier tröstet. Diese zwei Stücke wollen wir ein wenig weiter ausführen.

I. Der leibliche Trost

Zum ersten: ein Christ soll unserem Herrgott Leib und Seele anvertrauen. Den Leib: wenn er schon eine ganze Nacht nichts fängt, soll er dennoch nicht verzweifeln, sondern fest glauben, Gott werde ihn ernähren, so soll er genug haben. Die Seele: dass Gott helfen will, wie Christus hier dem Petrus hilft, und ihn darüber noch zu einem Apostel macht. Ein Gläubiger hat Essen und Trinken, wenn er schon nicht Kaiser ist, darauf kommt es nicht an. Denn Gott verheißt den Seinen nicht dieser Welt Güter, großen Reichtum, Gewalt, viel weniger die halbe Welt, sondern er verheißt ihnen das ewige Leben und will ihnen dennoch hier auf Erden zu essen und zu trinken geben. Da lass nun sehen, wie sich die Menschen dazu stellen.

Gott achtet es für eine große Ehre, wenn wir gegen ihn und sein Wort so handeln wie hier Petrus. Obgleich die Vernunft uns anderswohin führen will, dass wir doch an uns halten und sprechen: Vernunft hin, Vernunft her, da steht Gottes Wort und Befehl, dabei will ich es bleiben lassen. Wer sich so an das Wort halten kann, da lacht unser Herrgott und das ganze himmlische Heer. Den Menschen gefällt solcher Gehorsam gut.

Wenn ein Fürst seinem Diener etwas aufträgt und dieser flugs hingeht und es tut, nicht lange disputiert, wie es geraten werde, sondern denkt: Mein Herr hat mirs so aufgetragen, ich will es im Namen Gottes tun. Gerät es, so gerät es ihm und mir, gerät es nicht, so missrät es ihm und nicht mir. Ist es närrisch befohlen, so ist es närrisch ausgerichtet, was gehts mich an? Ich bin dazu da, dass ich folgen soll usw.

Ebenso gefällt es Gott im Himmel gut, wenn ein Mensch sich an das Wort hält und spricht: Weg, weg, Vernunft! Gott hat mir in seinem Wort so befohlen; ich will so tun, wie er mir befohlen hat.

Aus der Missachtung von Gottes Wort folgen Irrtum und Uneinigkeit oder: Der Anfechtung keinen Raum geben

Wenn man Gott und seinem Wort gegenüber so handelt, wie man zu tun schuldig ist, so würde großer Friede auf Erden sein. Es würden weder Rotten noch Ketzer aufstehen, sondern alle Kirchen würden in der Lehre fein einträchtig und gesund bleiben. Es würde kein Krieg noch Uneinigkeit sondern eitel Friede im Lande, in der Menschen Herzen, in den Häusern. Aber weil man es nicht tut und der größte Teil klug sein will und disputiert, auf Gottes Wort weder fußen noch demselben bloß folgen will, so kommt daher aller Irrtum und Uneinigkeit.

Es ist wahr, ohne Anfechtung geht das nicht ab. Wenn es uns wie Petrus geht, dass wir auch eine Nacht vergebens arbeiten, da fehlt es nicht, wir bekümmern uns und murren bald deswegen, werden ungeduldig und denken, wir wollen alles stehen und liegen lassen und davongehen. Aber solcher Anfechtung soll man nicht Raum geben, sondern in jedem Fall bei der Arbeit bleiben und Gott dafür sorgen lassen.

Denn das sehen wir oft, dass es feine, fromme, gehorsame Kinder sind, denen nichts geraten noch vor sich gehen will. Dagegen gerät anderen bösen, ungehorsamen Buben alles gut, und es geht ihnen nach Wunsch hinaus. Aber es dauert nicht lange, und am Schluss findet sich, dass das Übelgeraten zu Anfang schließlich besteht, und das Gutgeraten zu Anfang schließlich übel ausgeht. Wenn sichs mit dir auch so zuträgt, dass dirs zu Anfang nicht gut geht, so halte deshalb nur fest und lasse dich nicht müde machen. Denn das missraten ist besser da, wo du im Gehorsam bleibst, als dort das Wohlgeraten. Ursache: Gott stößt doch zuletzt den Ungehorsam mit dem Glück zusammen zu Boden, es sei so groß es immer wolle, und hilft dem Gehorsam mit dem Unglück auf und gibt Glück dazu.

Deshalb sollen wir solches gut merken und dem schönen Vorbild folgen, dass Petrus allein auf das Wort sieht und dem folgt. Er lässt sich durch andere Gedanken, die mir und dir eingefallen wären und ihm ohne Zweifel auch ein gefallen sind, an solchem Gehorsam nicht irremachen noch hindern.

Bist du ein Pfarrer, so sprich: Im habe angefangen, zu predigen und das Volk zu lehren, es will aber nicht voran gehen, es stößt sich hier und da, aber das schadet nichts. Weil mir Gott befohlen hat, sein Wort zu predigen, will im davon nicht ablassen. Missrät es, so missrät es unserem Herrgott, gerät es, so gerät es mir und ihm. Ebenso soll man auch in einem anderen Amt und Beruf tun und sagen: Hier ist Gottes Wort und Befehl, darauf gehe ich hin und werfe mein Netz aus und lasse Gott sorgen, wie es geraten werde. Denn gleichwie Petrus das Wort hat, dass er das Netz auswerfen soll, so steht Gottes Wort und Befehl über uns, dass Gott uns befiehlt, dass wir arbeiten und tun sollen, was unser Beruf erfordert.

Wer nun auf solchen Beruf sieht, fleißig mit der Arbeit fortfährt, obgleich das Glück sich sperrt und der Segen eine Zeitlang ausbleibt, so wird es ihm doch endlich gut geraten müssen. Das sei genug von dem ersten Trost und der Lehre, die leiblich ist und auf die Nahrung geht, dass Christus seine Christen nicht auf die Dauer vergeblich arbeiten lassen will. Er will mit seinem Segen bei ihrer Arbeit sein und sie nicht Hungers sterben lassen, wenn sie es nur auf sein Wort hin getrost und fröhlich wagen.

II. Der geistliche Trost

Der andere Trost ist geistlich. Ein Christ soll unserem Herrgott auch die Seele anvertrauen. Denn Gott tröstet im Evangelium reichlich, dass er die Sünder um seines lieben Sohnes willen annehmen, ihnen die Sünde vergeben und sie selig machen will.

Aber in solchem Reichtum des geistlichen Trostes, der die Vergebung der Sünden und die Seligkeit betrifft, will es mit uns Menschen, ob wir schon Christen sind und Gottes Wort haben, auch nirgends fortgehen. Unser Herz spricht immerdar: Ich wollte wohl gern beten und Gott vertrauen. Aber im bin ein Sünder, wie komme im dahin, dass im fromm werde? Unser Herrgott ist zu groß, ich darf nicht vor ihn kommen und beten.

In solcher Kleinmütigkeit, Schrecken und Zagen tröstet Christus auch reichlich in diesem Evangelium und sagt: Ei, erschrecke nicht, sondern wage es getrost und fröhlich auf mein Wort. Denn Petrus ist auch ein Sünder, aber im will es nicht haben, dass er verzweifelt, sondern dass er sich ein Herz und Mut fasse und in fröhlicher Zuversicht stehe, dass im ihn seiner Sünde halber nicht verstoßen noch verwerfen wolle.

Er will es aber auf sein Wort hin gewagt haben. Gleichwie er Petrus einen reichen Fischzug beschert, da er es aufs Wort hin wagt, so will er uns in dieser geistlichen Anfechtung nicht versinken lassen, wenn wirs auf sein Wort hin wagen.

An Gottes Wort und Segen ist alles gelegen, darum: Auf das Wort pochen und bauen

Sollte Petrus diesen Fischzug des Nachts in seiner Arbeitszeit getan haben, so würde er gedacht haben, er hätte die Fische durch seine Fischerkunst und Mühe erlangt. Weil er aber die ganze Nacht hindurch fischt und nichts fängt und der Herr ihm zuvor das Wort gibt und es ihn noch einmal versuchen heißt: da muss Petrus begreifen, er habe es nicht gefangen, das Wort und der Segen Gottes habe es getan, seine Arbeit gar nicht.

Gleichwie nun dort die Fische umsonst und aus Gnade beschert werden, so geschieht es auch hier. Die Sünden werden vergeben, nicht wegen unseres Verdienstes, sondern aus Gnade durchs Wort. Darum soll man sich daran gewöhnen, dass man aufs Wort poche und baue, im Beten und sonst, und die Unwürdigkeit fahren lasse.

Es ist aber schwer, aufs Wort zu bauen und die Unwürdigkeit auszuschlagen. Denn der Teufel erregt immerdar die Gedanken im Herzen: Ich bin ein Sünder, ich darf nicht vor Gott kommen. Mit diesem Gedanken zerstört er manch Gebet und Freude im Herzen. So sind wir auch von Natur dazu geneigt, dass wir immerdar gern auf unsere Würdigkeit fußen wollen und nicht glauben können, dass uns unsere Sünden aus Gnaden vergeben werden.

Nicht auf seine Sünde und Unwürdigkeit starren

Nun ist es wahr, Petrus lügt darin nicht, dass er sagt, er sei ein sündiger Mensch; dieses Bekenntnis ist richtig. Aber das ist nicht richtig, dass er Christus von sich gehen heißt. Denn in diesem Fall, wenn es gilt, bei Christus zu sein und zu bleiben, muss man die Augen stracks von unserer Würdigkeit oder Unwürdigkeit, Sünde oder Gerechtigkeit wegwenden, und deren keines ansehen, sondern sich fest an das Wort halten und Christus im Wort ergreifen. Zuerst vergiss Petrus fein, was er ist, und sagt: Herr, ich bin ein Fischer und kann fischen, doch lasse ich die Handwerksregeln fallen, und auf dein Wort hin werfe ich das Netz aus. So sollte er hier auch tun und sagen: Herr, ich bin ein Sünder und nicht wert, dass du bei mir seiest, doch sehe ich jetzt nicht meine Sünde an, sondern auf dein Wort hin wage ich es und bleibe bei dir.

Aber Petrus lässt das Wort hier fallen und sieht seine Unwürdigkeit an und sagt: »Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.« Ei, lieber Petrus, warst du doch vorher so ein feiner Meister und vergisst hier die Kunst ganz und gar. Zuerst sagst du: Weg, weg mit dem Fischer, hier ist ein Wort, dem ich folgen soll. So solltest du hier auch sagen: Weg, weg mit dem Sünder, hierher gehört ein anderer Mann, der nicht darauf sehe, ob er ein Sünder oder heilig sei, sondern der sich nicht fürchte, sich an das Wort von der Vergebung der Sünden hänge und dem glaube. Vorher sahst du nicht darauf, ob du ein Fischer wärest, so solltest du hier auch nicht darauf sehen, ob du ein Sünder seiest.

Die andere Fischerei: Das Netz des lieben Evangeliums

Da kommt nun Christus dem Petrus in solchem Schrecken und Zagen zu Hilfe und sagt: Warum willst du dich denn fürchten? Will ich dich doch nicht verdammen. Ich bin nicht gekommen, dass ich die Sünder mit meiner Gerechtigkeit und Heiligkeit messen wollte. Es ist wohl wahr, ich könnte es tun, ich hätte auch wohl gut Fug und Recht dazu. Aber ich will es nicht tun, ich will von meinem Recht keinen Gebrauch machen, wie fromm und heilig ich auch bin, will ich doch deshalb nicht von euch gehen. Und meine Gerechtigkeit soll euch auch nicht hinwegsteigen, sondern euch zu mir locken, dass auch ihr durch mich gerecht und heilig werdet. Und ich will das so reichlich tun, dass ihr auch andere herzubringen sollt, ganze Königreiche und Fürstentümer. Solch Netz will ich euch geben, nämlich mein liebes Evangelium.

Darum fürchte dich nicht, Petrus; du sollst nicht allein einen gnädigen Gott haben, sondern sollst auch vielen anderen dazu helfen, dass sie zu dem kommen, wozu du gekommen bist. Mit solchem Netz fischt man noch heutigen Tages. Wenn das Evangelium gepredigt wird, so wirft man das Netz aus, das fällt denn über die Herzen, die Menschen sind die Fische, die gefangen werden. Das ist eine andere Fischerei.

III. Christi reichliches Erbieten

So erbietet sich Christus in diesem Evangelium, uns reichlich an Leib und Seele zu helfen. Er gibt Petrus zwei Schiffe voll Fische, dass er genug hat, nicht allein für sich, sondern auch für die anderen alle. Ebenso gibt er auch Petrus einen reichen Trost und befiehlt ihm solches Amt, wodurch nicht er allein gerecht und heilig wird, sondern auch andere herzugebracht werden, dass sie auch gerecht und heilig werden. Das heißt ja reichlich gegeben, es mangelt leider nur an uns, dass wirs nicht glauben können, da wir nicht denken können: Gott wird dir das tägliche Brot nicht versagen, er wird dich nicht in die Hölle werfen lassen.
Darum ist es der Teufel, der uns ins Herz predigt: Fürchte dich. Ebenso: Was werde ich essen und trinken? Womit werde im mich ernähren? Christi Wort lautet so: Du sollst einen Fischzug tun. Ebenso: Fürchte dich nicht. Deshalb sind die Gedanken, die in Verzweiflung bringen, es sei am Leibe oder an der Seele, vom Teufel.

Christus will nicht allein Petrus, sondern auch andere Menschen mit den Fischen speisen. Ebenso will er auch nicht allein Petrus, sondern auch andere Menschen trösten und ihnen zum Himmelreich helfen, wenn man nur seinem Wort folgen will. So reichlich will er den Glauben ehren, wie er denn auch mit diesem Wunderwerk anzeigen will, welch eine Ehre und Opfer es sei, an ihn zu glauben. Er hat es von Herzen gern und alle Engel lachen dazu, wenn wir an ihn glauben und sagen: Herr, auf dein Wort will ich es getrost wagen, es seien auch geistliche oder leibliche Sachen.

Wenn wir das täten, so wären wir selig, und es ginge zu wie im Paradies. Danach würden wir uns auch in alle Dinge recht schicken, in Leben, Sterben, Krankheit, Armut usw. Wir würden sagen: Herr, auf dein Wort hin will ich krank sein, auf dein Wort hin will ich ein Sünder sein, auf dein Wort hin komme ich vor dich und bete, auf dein Wort hin will ich sterben, an dein Wort halte ich mich. Du sagst, ich solle einen Fischzug tun, ebenso sagst du, ich solle mich nicht fürchten; dabei bleibe ich, und alles, was solchem Wort entgegen in meinem Herzen gepredigt wird, von dem weiß ich, dass es nicht Christi Wort ist, sondern bin gewiss, dass es der Teufel rede.

Die kleinen Kinder können die Kunst, sie fürchten nicht den Hunger, sie fürchten sich auch nicht vor dem Tode. Wenn sie sterben, fahren sie dahin in den Himmel wie die Engel; es fürchtet sich weder ihre Seele noch
Leib, sie fürchten nicht, wo sie hinfahren sollen. So sollten wir auch tun, sollten auf des Herrn Wort hin einen Fischzug tun und uns nicht fürchten. Die Worte sollen wir so groß achten wie Himmel und Erde. Gott helfe uns, dass wir es einmal lernen, Amen.

(Aus: Luther Deutsch, Bd. 8, Die Predigten, hg. v. Kurt Aland, 2. Aufl., Stuttgart 1965, S. 291-298. – Überschrift und Zwischenüberschriften von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de)

Nachgedacht – Zur Predigt von Martin Luther über Lukas 5,1-11 von Heinz Janssen

Die Predigt Martin Luthers über den Fischzug des Petrus umfasst zwei Hauptteile (I und II), die in den Schlussteil (III) münden. Im ersten Hauptteil befasst sich der Prediger mit der leiblichen Nahrung, im zweiten mit der geistlichen.

Martin Luthers Textauslegung hält sich nicht bei der Frage der Historizität der Bibelgeschichte auf, sondern steuert sofort auf die Inhalte, die sich für ihn im übertragenen Sinn darstellen: Der Fischfang ist das Leben mit seiner Sorge für Leib und Seele; das Netz ist das „liebe Evangelium“, das über die Herzen geworfen wird; die Fische sind die Menschen. Es geht also in der Bibelgeschichte um „eine andere Fischerei“. Das alltägliche Tun wird hier ähnlich wie in den Gleichnissen Jesu für die Wirklichkeit des Menschen in seiner Bedürftigkeit nach leiblicher und seelischer Erfüllung durchscheinend.

Das Verhalten des Petrus, sein Sich-Einlassen auf Jesu (= Gottes) Wort, wird als exemplarisch beschrieben und entfaltet. Sein Verhalten ist die Haltung des Glaubens wider alle Vernunft: Obwohl ihm seine Vernunft etwas anderes sagt, traut er Gottes Wort und Weisung. An einem solchen Glauben hat Gott Gefallen, darüber „lacht unser Herrgott und das ganze himmlische Heer“.

Nah bei unseren menschlichen Lebenssituationen ist Martin Luther mit seinen Ausführungen über die Anfechtung, die keinem erspart bleibt. Die vergebliche Nachtarbeit des Petrus steht für die menschlichen bedrängenden Lebenssituationen, in denen wir uns verloren, verlassen und sinnlos vorkommen. „Aber solcher Anfechtung soll man nicht Raum geben, sondern in jedem Fall bei der Arbeit bleiben und Gott dafür sorgen lassen.“ Wichtig in diesem Zusammenhang auch der Aufruf des Predigers, nicht auf seine „Sünde“ und „Unwürdigkeit“ zu starren, „sondern sich fest an das Wort (zu) halten und Christus im Wort (zu) ergreifen.

Der dritte Teil fasst zunächst den ersten und zweiten Teil zusammen, bringt aber dann noch die Dimension des Nächsten ein: „Christus will nicht allein Petrus, sondern auch andere Menschen mit den Fischen speisen“. Der Mensch lebt vom Brot und vom Wort Gottes. Beides gehört unauflöslich zusammen. So ermutigt Martin Luther am Schluss seiner Predigt ganz im Sinne der übertragenen Bedeutung der Bibelgeschichte, „auf des Herrn Wort hin einen Fischzug (zu) tun und uns nicht (zu) fürchten“. Martin Luthers Predigt höre ich als einen kräftigen und zugleich werbenden Zuruf jener Worte Jesu: „Fürchte dich nicht, glaube nur“ (Markus 5,36).

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