Der barmherzige Samariter
Einem anderen Menschen ein Nächster sein
Predigttext: Lukas 10,25-37 (Übersetzung nach Martin Luther, revidierte Fassung 1984)
25 Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt , und deinen Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18). 28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen.Exegetisch-homiletische Vorüberlegungen
Der barmherzige Samariter ist bekannt wie der berühmte bunte Hund – und bleibt doch der große Unbekannte. Die Predigt gerät somit in ein Spannungsverhältnis. Das Gleichnis, traditionsgeschichtlich Sondergut, wird von Lukas in ein Lehrgespräch eingebettet, von dem auch Markus und Matthäus erzählen. Ging es bei Markus und Matthäus um das höchste Gebot, so hier bei Lukas um die „höchste“ Auslegung des höchsten Gebotes: Der Gesetzeslehrer, also ein Sachverständiger und kompetenter Ausleger, fragt nach der Praxis, die „ewiges Leben“ bringt. Diese Ausrichtung auf das „Tun“ charaktersiert das Stück in der lukanischen Bearbeitung insgesamt. In ihr erweist sich Jesus als „rechtgläubig“. Sein Prüfer wird in wenigen Zügen schach-matt gesetzt. War es das? Indem Lukas das Lehrgespräch „protokolliert“, lässt er seine(n) Leser (Lk. 1,1-4) Entdeckungen machen, die nicht nur gut für Schriftgelehrte sind. Es ist ein Examen fürs Leben und ganz offen! Dass Lukas das Gleichnis da verknüpft, wo die Selbstrechtfertigung des Schriftgelehrten offen erwähnt wird (V. 29), ist nicht zufällig. Im Blick auf das höchste Gebot kann sich Selbstrechtfertigung nicht rechtfertigen. Unübertroffen ist die gewundene Frage am Schluss: Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?“ Die Antwort des Schriftgelehrten ist vorgezeichnet: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat“. Die Akzentverschiebung ist gewollt. Nicht: Wer ist mein Nächster? – sondern: Wem bin ich (barmherziger) Nächster?! In diesem Lehrgespräch – in bester jüdischer Tradition – ist der Prüfer zum Examinierten geworden, der Geprüfte aber zum Lehrer. Das Ergebnis verträgt keine Sieger und Verlierer, sondern „Tu-Leute“: „Tu das, so wirst du leben“ (V.28) – „Geh hin und tu desgleichen“ (V. 37). Die Predigt darf den Schriftgelehrten nicht „instrumentalisieren“ oder als dunkle Folie missbrauchen – im Lehrgespräch wird der Spannungsbogen entfaltet vom „höchsten“ Gebot zur „höchsten“ Auslegung. Es wäre fatal, wenn dieses Lehrgespräch zur Selbstrechtfertigung von (christlichen?) Menschen heute mutieren würde. Der Reiz der lukanischen Geschichten liegt überhaupt darin, dass sie unmittelbar einleuchten (was allerdings nicht heißt, dass sie es sich einfach machen). Das „höchste“ Gebot übrigens kommt aus der hebräischen Überlieferung und ist Antwort auf die „höchste“ Berufung, erwählt zu sein (s. bes. Deuteronomium und dtr. Theologie). Das Gleichnis ist zwar „Sondergut“, aber nicht christlich zu vereinnahmen oder abzugrenzen … Ein Blick auf Bibelillustrationen erweitert den Blick: So wird in der Bocksperger-Amman-Bibel zum Beispiel der Levit als wandernder Mönch gezeichnet, der Samariter aber als – Türke. Lukas 10,25ff lässt sich nicht „historisierend“ (Samariter!) vom Leibe halten. Redaktionsgeschichtlich ist die Szene verknüpft mit den Perikopen 10,17ff und 10,38ff., in denen es um das rechte Sehen und Hören geht. So eingebettet, wird die Geschichte vom barmherzigen Samariter auf die Verkündigung Jesu bezogen, das „Tun“ in sein Wort gefasst. Der größere Zusammenhang ist der sog. Lukanische Reisebericht (9,51).Literatur
F. Bovon, Das Evangelium nach Lukas, EKK III/2, Zürich/Düsseldorf 1996; R. von Bendemann, Zwischen doxa und stayros: eine exegetische Untersuchung der Texte des sogenannten Reiseberichts im Lukasevangelium, Berlin/New York 2001I.
Heute musst du, sage ich mir, das Pferd vom Schwanz aufzäumen. Die Geschichte von ihrem Ende lesen. Da wacht ein Mensch auf. Fremde Umgebung, fremde Stimmen. Ein Mensch sieht nach ihm. Was ist denn passiert? Wie komme ich hierher? Er schaut sich um, er hört das Knobeln draußen, Rauch liegt in der Luft: Er ist in einer Gaststätte. Der sich an sein Bett setzt, riecht wie ein Wirt. Der Kopf dröhnt. Alles tut weh. Langsam kommt die Erinnerung wieder. Da war doch diese schreckliche Wegstrecke. Weit ab vom Schuss. Es ging alles so schnell. Fast tot geschlagen, beraubt, an den Straßenrand geschmissen. Ab da an – Filmriss. Der Mann reibt sich die Augen, tastet sein Gesicht ab, fährt sich durch die strähnigen Haare. Kein Mensch weiß, wo er ist. Ob man schon nach ihm sucht? Ihn aufgegeben hat? Die Gedanken jagen sich. Er versucht, sich zu setzen. Es geht nicht. Bleib liegen, sagt der Wirt. Hauptsache, du lebst! Was ist mit mir, fragt der Mann. Und der Wirt erzählt: Ein Samariter auf der Durchreise hat dich gefunden, dich versorgt, dich nach hier gebracht. Er hat schon für dich gezahlt. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Schlaf wieder.
Der Mann hat seinen Retter nie mehr gesehen, seinen Namen nicht erfahren, nie Danke sagen können. Aber es hat ihn auch nicht mehr losgelassen: Das Leben ist ihm neu geschenkt worden. Von einem, dem er es nie zugetraut hätte. Irgendwann rutscht es vom Kopf ins Herz. Von dem hätte ich es nie gedacht, nie erwartet, nie gewollt…
II.
Die Geschichte von hinten gelesen, ist so vielsagend offen. Wer war denn dieser Samariter? Was hat er in dieser Gegend gemacht? Hatte er nicht Angst, auch überfallen zu werden? Er ist einfach weg. Was er gemacht hat, ist aber gegenwärtig, lebt, wirkt weiter.
Zugegeben: Grosse Taten werden von uns Menschen mit Namen verbunden. Zu dem Namen gehört ein Gesicht. Gesichter lassen sich zu Denkmälern formen. Gesichter können abgebildet werden. Gesichter werden wieder erkannt. Der barmherzige Samariter aber hat keinen Namen. Ihm fehlt das Gesicht. Was von ihm übrig bleibt, ist seine Herkunft: Samariter. Ein Fremder. Schon vor langer Zeit wurden die Grenzen gezogen. Er ist ausgegrenzt. Menschen fürchten sich vor seinen Gedanken, Überlieferungen und Erinnerungen. Samariter! Nicht einmal das Wort mochte man in den Mund nehmen. Die Trennung sollte für die Ewigkeit sein.
Dass heute ein Wohlklang auf diesem Wort liegt, hat Jesus mit einer einfachen Geschichte auf den Weg gebracht: Der Samariter wendet sich dem Überfallenen zu. Liebevoll erzählt Jesus sogar die Einzelheiten. Es jammert ihn! Er geht zu ihm hin! Er versorgt die Wunden und verbindet sie! Er hebt ihn auf! Er bringt ihn in eine Herberge! Er pflegt ihn!
Der Samariter hat nicht gefragt: Wer bist du? Woher kommst du? Was denkst du? Er hat auch nicht gefragt, wer sein Nächster ist – er hat aber alles getan, einem anderen Menschen ein Nächster zu sein. Ein Vertrauter. In der Barmherzigkeit. In der Zuwendung. Gefühle? Die Geschichte erzählt nichts von ihnen. Nur: ein Überfallener wird geborgen, dem Leben wieder geschenkt. Barmherzigkeit ist viel mehr als ein Gefühl.
Grenzen? Der barmherzige Samariter fragt nicht nach ihnen. Angst vor Überlieferungen und Erinnerungen? Der barmherzige Samariter schenkt neue, gute Erinnerungen. Trennung für die Ewigkeit? Der barmherzige Samariter tut, was jetzt zu tun ist.
Es mag sein, dass die Geschichte, von hinten gelesen, so vielsagend offen ist. Aber eins durchzieht diese Geschichte, wie ein roter Faden, wie ein Grundakkord: Barmherzigkeit ist, wenn ein Mensch dem anderen zum Nächsten wird, sich ihm zuwendet, ihm gibt, was er jetzt braucht. Ohne Ansehen der Person. Von dem hätte ich es nie gedacht, nie erwartet, nie gewollt…
III.
Jesus, der die Geschichte erzählt, wird herausgefordert. Ein Schriftgelehrter fordert ihn. Lukas formuliert sogar: versuchte ihn. Seine Frage, alles andere als banal: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe. Von Schriftgelehrten erwarten wir, dass sie die Antwort wissen. Schließlich haben sie doch Zeit genug gehabt, sich den großen Fragen zu stellen. Nur so einfach ist das nicht. Wenn es darum geht, was ich „tun“ muss, helfen auch Gelehrsamkeit, Erfahrung und Ansehen nicht. Was ich „tun“ muss, steht auch in keinem Buch, auf keiner Internetseite, findet sich nicht einmal in meinem Kopf. – Ich muss auch alleine sterben.
Lukas überliefert das Lehrgespräch. In der jüdischen Welt ist es bis heute beliebt. Schriftgelehrte unter sich. Es macht Freude, ihren Gedanken und Argumenten zu folgen. Tun wir es doch auch jetzt!
Jesus erinnert den Schriftgelehrten, der ihn mit Meister anredet, an das, was „geschrieben“ ist. Das ist dann auch schnell zitiert. Einwände sind nicht zu erwarten. Gemeinsame Meinung eben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“. Das höchste Gebot, sagt man. Es fasst alles zusammen. Immer wieder heißt es: „ganz“, ganzes Herz, ganze Seele, alle Kräfte, ganzes Gemüt. Der ganze Mensch soll Gott ungeteilt lieben – und den Nächsten wie sich selbst.
Die Schriftgelehrten unter sich wissen: Gott hat auch ganz und gar seine Majestät, Größe und Herrlichkeit seinem Volk zugewandt, sich an Menschen gebunden, sich in seiner Freiheit festgelegt. Gott hat alles gegeben! Sich selbst! Er hat nichts für sich zurückbehalten, reserviert oder versteckt. Ganz! Alles! Jesus sagt darum auch: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.
Eigentlich könnte das Lehrgespräch in einem vollen Einvernehmen der Gelehrten enden, wenn nicht, ja, wenn nicht die Frage aufgekommen wäre: Wer ist denn mein Nächster. Lukas erzählt das zwar so, als sei die Frage nicht echt, es heißt bei ihm: „Er aber wollte sich selbst rechtfertigen“. Aber für Jesus ist es die Gelegenheit, eine Geschichte zu erzählen. „Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen.“
Der Schriftgelehrte hört aufmerksam zu. Ob er wohl schluckte, als Jesus erzählt, dass Priester und Levit vorübergehen? Dabei immer betont: „und als er ihn sah“. Die beiden Herren sind nicht in Gedanken versunken. Sie sehen – und gehen vorüber. Ob sie nicht wussten, was geschrieben steht? Wohl kaum. Hatten sie keine Zeit? Eine schlechte Ausrede. Wollten sie sich nicht verunreinigen, sozusagen sauber zum Dienst erscheinen? Aber man lässt doch keinen Menschen links liegen, und dann auch noch „halbtot“. Nein, Beweggründe lässt Jesus nicht einmal zu. Sie haben „gesehen“.
Der Schriftgelehrte fängt auch keine Diskussion an, fragt nicht einmal nach. Die Geschichte nimmt ihn mit: „Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin …“
Über diese Wendung der Geschichte könnte ein Disput geführt werden – über Samariter hatten sich die Gelehrten auch schon lange und breit ausgelassen. Die Ergebnisse ähnelten sich immer. Die hatten den falschen Glauben, die waren vom wahren abgefallen – und ließen sich nicht einmal eines Besseren belehren. Die gemeinsame Geschichte – die Schriften erzählten davon, es stand alles „geschrieben“ – wurde einfach ignoriert, ihnen wurde sogar abgesprochen, in die Geschichte, die Gott mit Menschen hat, zu gehören.
Wie die Geschichte ausgeht, sind die alten Pfade und Denkmuster auf einmal weg. Der Schriftgelehrte bekommt nicht die Möglichkeit, das zu wiederholen, was immer schon gesagt wurde. Es ist eine Frage, die Richtung und Ziel bestimmt: „Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?“ Nur eine Antwort ist möglich. Nach den Gesetzen der Logik ebenso wie nach dem Lauf der Geschichte: Der die Barmherzigkeit an ihm tat!
Stand noch die Frage im Raum „Wer ist mein Nächster“ (womöglich sogar fingiert), hat Jesus die Geschichte so erzählt, dass am Ende herauskommt: Wer ist wem Nächster. Eine verwandelte Frage – mit überraschenden Perspektiven!.
Wer fragt: Wer ist mein Nächster? fragt auch: Wer ist es nicht. Und lässt sich Türen offen. Entscheidet von Fall zu Fall. Formuliert Bedingungen. Wäre denn nach alter Lesart ein Samariter mein Nächster? Dem Schriftgelehrten muss das gleich aufgefallen sein.
Jesus führt die Gedanken aber zurück. Wer sich fragt: Wem bin ich Nächster? findet sich in einer Beziehung vor, die gegeben ist. Der kann schuldig werden, sich verantworten, einen neuen Anfang wagen. Aber eins kann er nicht: Sich heraushalten, sich hinter Ausreden verbergen, sich frei sprechen. Vor allem: Der Nächste steht nicht zur Wahl.
Der Schriftgelehrte hat das höchste Gebot rezitiert – Jesus legt es in einer Geschichte aus. Für einen anderen Menschen. Hier. Jetzt. – Ganz! Das höchste Gebot kennt keine Ausnahmen, lässt Bedingungen nicht zu, öffnet keine Hintertüren und Schlupflöcher. Das höchste Gebot selbst birgt eine große Geschichte in sich: Gott ist dir Nächster geworden. Er hat dich gesehen und sich in dich verliebt. Er kann dich nicht mehr lassen. Von dem hätte ich es nie gedacht, nie erwartet, nie gewollt…
IV.
Darf ich auch hinten aufhören? Da, wo die Geschichte ihr Ziel erreicht hat? Als der, der unter die Räuber gefallen war, geheilt die Gaststätte verließ, erzählte er allen, was ihm passiert war. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig. Wie ein verlorener Sohn kommt er nach Hause. Ein Samariter sei es gewesen, der ihm das Leben gerettet habe, erzählt er. Mehr weiß er nicht. Die Leute sehen ihn an, sehen sich an. Ihr Stammtischgeschwätz kommt auf einmal nicht mehr gut an. Ein Samariter? Seinen Namen werden auch sie nicht erfahren. Er wird auch in keine Schlagzeile kommen. Aber seine Herkunft erstrahlt in einem neuen Licht. Er ist diesem Menschen, der in sein Dorf zurückkehrte, für alle Zeiten im Herzen. Nächster eben.
Übrigens: Von Priester und Levit weiß der Mann nichts. Einer hat gesehen, dass sie „sahen“, aber der hat nichts verraten. Dem Mann nicht – uns aber. Wozu das wohl gut ist?
In einer mittelalterlichen Bibelillustration – nicht nur für die Leute, die nicht lesen können – wird die Geschichte vom barmherzigen Samariter so dargestellt: Der Levit – ein Mönch / der Samariter – ein Türke. Der Künstler kannte die Angst vor den Türken. Sie schickten sich an, das Abendland zu erobern. Sie standen schon vor der Tür. In der Bibelillustration aber bekommt ihr Bild neue, ungewohnte Züge. Jesus erzählt die Geschichte von dem barmherzigen Türken, der dem Christen zum Nächsten wird. Ich könnte das als Provokation sehen, der Illustrator hingegen zeichnet eine Alternative.
Jesus erzählt nicht nur eine Geschichte über Barmherzigkeit, sondern lenkt den Blick auf den barmherzigen Anderen, Fremden. Und stellt ihn uns als den vor, dem wir zu Nächsten werden. Wer glaubte, den barmherzigen Samariter gut zu kennen, sieht sich auf einmal ganz neuen Konstellationen gegenüber. Aber nur einer Aufforderung: „So geh hin und tu desgleichen!“
Jesus fordert den Schriftgelehrten. Ein tolles Lehrgespräch. Es gibt keinen Sieger und keinen Verlierer. Aber eine Geschichte, die uns nicht mehr loslässt. Die überraschende Ausblicke bietet. Die Vorurteile beim Namen nennt. Die Klischees auf die Spitze treibt. Die nicht nur Feindesliebe lehrt, sondern liebende Feinde zum Maßstab macht.
Martin Luther hat den einfachen Satz geprägt: Im Evangelium ist derjenige der Nächste, welcher Liebe hat und erweist.“
Von hinten wollte ich anfangen, hinten wollte ich auch aufhören – ich glaube, ich bin jetzt vorne angekommen.