„Dein Glaube hat dir geholfen“

Eine Predigt von Martin Luther mit einem Nachwort von Heinz Janssen

Predigttext: Lukas 17, 11-19
Kirche / Ort:
Datum:
Kirchenjahr: 14. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Martin Luther

Predigttext: Lukas 17, 11-19

Und es begab sich, da er reiste nach Jerusalem, zog er zwischen Samarien und Galiläa hin. Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die standen von ferne und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser! Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und zeiget euch den Priestern! Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling? Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen. (Predigt aus: K. Aland, Luther Deutsch. Die Predigten, Bd. 8., 2. Aufl., Stuttgart 1965, S.349-356. – Überschrift und Zwischenüberschriften von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de)

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In diesem Evangelium hört ihr zum Schluß, wie der Herr den Glauben preist. Denn daß diese zehn Aussätzigen gesund geworden sind, führt er auf ihren Glauben zurück und nicht auf sich selbst. »Dein Glaube«, sagt er zum Samariter, »hat dir geholfen«.

I. Vom Glauben

Er sagt nicht: Ich habe dir geholfen, sondern gibt die Ehre dem Glauben. Er will uns damit reizen, daß wir solchem Vorbild nach Gott auch mutig und mit ganzer Zuversicht glauben und sicher sein sollen, daß wir durch Christus haben sollen, was wir glauben.

Die Kraft des Glaubens

Glauben wir durch Christus Vergebung der Sünden und ein ewiges Leben, so soll es uns gegeben sein. Glauben wir, daß Gott uns um Christi willen gnädig und barmherzig sei, so will er gnädig und barmherzig sein. So soll es also alles dem Glauben zugeeignet werden, nicht Gott, der es doch allein tut; auf daß jedermann lerne, wo wir etwas nicht erlangen, was wir doch gern hätten, dessen wir bedürften, daß das nicht an Gott liege, sondern allein an unserem Unglauben. Sonst, wo wir fest glaubten, würden wir es gewiß haben.

Der Glaube an Gott verträgt keine Wankelmütigkeit

So ist nun das die erste Lehre aus dem heutigen Evangelium, daß wir wissen sollen, es soll alles gegeben sein, was wir uns zu Gott versehen und trösten können. Wer aber Gott nicht glauben und sich nicht Gutes von ihm versehen will, der denke nur nicht, daß er etwas kriegen werde.

Es ist, wie der Jakobusbrief im I.Kapitel sagt: Wer mit Gott zu tun haben und etwas von ihm erbitten will, der darf nicht zweifeln noch wanken und sagen: Wer weiß, ob es mir Gott geben will oder ob ich es wert bin? Nein, beileibe nicht! Sondern so sollst du sagen: Ich weiß, daß Gott um Christi willen gern tun und geben will, was ich von ihm erbitte. Und ob er es schon jetzt auf diese Weise nicht tut, wie ich es gern hätte, so wird er es auf eine andere Zeit und Weise tun.

Denn ein wankelmütiges Herz, das nicht glaubt, noch für sicher hält, daß es etwas erlangen werde, erlangt sicher nichts. Denn unser Herrgott kann ihm nichts geben, wenn er gleich gern wollte.

Das hin und her bewegte Gefäß, der geschüttelte Hut, die hin und her geschlenkerte Kanne oder Flasche als Bilder für das wankende, ungläubige Herz

Es ist damit wie mit einem Gefäß, das man in Händen hält und will es doch nicht stillhalten, sondern bewegt es immer hin und her, da wird man nichts eingießen können. Und wenn man schon gern etwas eingießen wollte, so läuft es doch daneben und kommt um. So ist es um ein ungläubiges, wankendes Herz auch beschaffen.

Gott wollte gern geben, was wir bedürfen; aber da stehen wir wie ein toller Bettler: wir halten den Hut auf, daß er uns etwas dreinwerfe, und schütteln den Hut doch ohne Unterlaß und wollen nicht stillhalten. Unser Herrgott will seine Gaben auch nicht so vergebens hinschütten, daß sie nebenhin fallen und verloren sein sollen. Wenn du eine Kanne oder Flasche in den Händen hättest und begehrtest, man sollte dir Wein dreingießen, und wolltest mit der Hand immer hin- und herschlenkern: das würde einen sehr unwilligen Wirt machen, besonders wenn er dir den Wein schenken und kein Geld von dir nehmen wollte. Er würde sagen: Immer trolle dich, meinst du denn, ich wolle den Wein auf die Erde gießen? Ebenso ein Ding ist es um ein wankendes, ungläubiges Herz, da kann Gott nicht eingießen, wenn er gleich gern wollte.

Die zehn Aussätzigen, ein Beispiel für festes Vertrauen auf Gott – Sie halten still und zweifeln nicht an der Hilfe Gottes

Wo man nicht wankt, sondern fein stillhält, da will er umgekehrt gern geben, wie wir hier an den zehn Aussätzigen sehen. Die stehen still und schreien: »Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser!« Sie halten fein still und zweifeln gar nicht daran, er werde helfen; deshalb geschieht ihnen auch, wie sie glauben.

Das sollen wir gut merken, auf daß wir auch lernen, auf Gottes Güte fest zu trauen und mit dem Herzen nicht zu wanken, sondern fein stillzuhalten in allem, was wir erbitten, es sei Gesundheit bei Krankheit, oder Nahrung bei Armut, oder Gerechtigkeit angesichts Ungerechtigkeit und Sünde, oder das Leben angesichts des Todes.

Gottes zeitweise Verzögerung der Hilfe – ein Akt der Prüfung

Denn Gott will das alles gern geben, nur daß er es zuweilen verzögert, um uns so zu versuchen, ob wir mit dem Gebet und Glauben auch anhalten wollen. Das ist das erste Stück aus dem heutigen Evangelium, daß wir in festem Glauben beten und an Gottes gnädigem Willen durch Christus nicht zweifeln sollen.

II. Von der Tugend der Dankbarkeit

Ein Exempel für Dankbarkeit, daß wir Gott für alle seine Wohltat danken sollen

Das zweite Stück ist ein sehr schreckliches Exempel, daß ihrer zehn so einen feinen Glauben haben und gesund werden und nur einer von ihnen diese Wohltat erkennt und dem Herrn Christus dafür dankt. Die anderen neun fallen wieder ab und sagen Christus solcher Wohltat halber keinen Dank. Solch Exempel soll uns dazu dienen, daß wir dankbar sein lernen und uns vor dem schändlichen Laster der Undankbarkeit hüten. Denn unser Herrgott will, und nicht unbillig, die Ehre haben, daß wir ihm für alle seine Wohltat danken sollen.

Danken – eine Sache, die nicht viel Mühe und Arbeit, nur ein paar Worte kostet

Das sollten wir auch gern und willig tun. Denn es ist ja eine Sache, die nicht viel Mühe und Arbeit kostet. Was kann es dir doch schaden, daß du dich zu Gott kehrest und sagest:

Ach Herr, du hast mir gesunde Augen, gesunde Hände und Füße, dies und anderes gegeben, ich danke dir von Herzen dafür, denn es ist ja deine Gabe. Was kann es dir ebenso schaden, daß du deinem Vater und Mutter, deinem Freunde usw. dankst, wenn dir eine Wohltat von ihm widerfahren ist? Bricht es dir doch kein Bein, es ist allein darum zu tun, daß du es bekennest und mit deiner Danksagung bezeugest, daß man sehe, ob es bei dir auch gut angelegt sei.

Das Beispiel des Samariters

So tut der Samariter hier, kehrt um zum Herrn und dankt. Das hat ihn weder Heller noch Pfennig, sondern wenige Worte gekostet, und gefällt doch dem Herrn so gut, daß es zu verwundern ist.

Den Menschen gefällt Dankbarkeit auch gut und tut ihnen wohl; sie werden auch dadurch angereizt, daß sie ein andermal mehr helfen. Die Heiden haben gesagt: Der Undank sei das größte Laster; wenn man einen undankbar schelte, so habe man ihn deshalb auf das höchste gescholten. Gleichwohl erfahren wir, daß solche Untugend sehr verbreitet ist und denen am meisten begegnet, die allen Dank an uns verdient haben, als da sind Vater und Mutter, die an ihre Kinder Leib und Leben wagen, Ehre und Gut und was sie haben.
Aber wie lohnen ihnen die Kinder? Was erleben sie an ihnen? Selten gerät es, daß ein Kind dankbar ist, fast alle Kinder werden undankbar und sähen es gern, daß die Eltern nur bald stürben. Das macht der leidige Teufel. In anderen Ständen geht es auch so zu.

Schändliche Undankbarkeit

Deshalb lerne, dich zu hüten vor dem großen und schändlichen Laster, durch das, wie man sagt, die Quelle aller Treue und Güte der Menschen versiegt. Und das ist auch die lautere Wahrheit. Denn die Menschen sind zu schwach und können die Undankbarkeit nicht ertragen. Wo man ein undankbares Herz findet, da vergeht Lust und Liebe, daß man ferner helfen und solchen Menschen etwas zugute tun sollte.

Wer anderen Menschen helfen soll und ist kein Christ und soll keinen anderen Dank dafür bekommen, als daß man ihn dafür beschmutze: das ist eine sehr verdrießliche Sache. Da ist das erste Wort, daß man sagt: Es ist alles mit dem heillosen Menschen verloren, laß ihn immer in des Teufels Namen hinfahren, ich wollte ihn nicht ansehen, daß ich ihm mit einem Heller hülfe. So werden die Menschen unwillig. Das richtet der schändliche Undank an, und er ist doch in der Welt ein sehr allgemeines Laster.

Sich üben in Dankbarkeit

Darum lehrt dies Exempel, wenn wir fromme Christen sein wollen, daß wir lernen dankbar zu sein, zuerst Gott, unserem gnädigen Vater im Himmel, der Leib und Leben schenkt und erhält, danach auch alles gibt, was zum ewigen Leben gehört. Danach sollen wir auch lernen, dankbar zu sein gegen unsere Eltern, Freunde und Nachbarn, die uns Gutes bewiesen, Wohltat erzeigt, geraten oder geholfen haben, daß wir es anerkennen und dafür danken, ob wir es schon nicht wiedervergelten können. Das steht uns gut an und Gott will es von uns haben, aber der geringste Teil tut es. Man kann es bei der Welt nicht erreichen, daß sie sich wenigstens mit Worten dankbar erzeigte, viel weniger wird man die Menschen zum Wiedervergelten bringen.

III. Von der Tugend, daß wir den Undank ertragen

Die Geduld Christi lehrt uns, nicht allein dankbar zu sein, sondern uns auch an die Tugend zu gewöhnen, die den Undank leiden kann

Das dritte Stück in diesem Evangelium ist ein feines Vorbild, daß Christus sich durch die Undankbarkeit der neun Aussätzigen, die gereinigt wurden, nicht abschrecken läßt, anderen Menschen Gutes zu tun. Sondern er hat Geduld und läßt sich daran genügen, daß der Zehnte kommt und ihm danksagt.

Da sollen wir lernen, nicht allein dankbar zu sein, sondern uns auch an die Tugend zu gewöhnen, die den Undank leiden kann. Diese Tugend hat niemand als Gott und die rechten Christen, die Welt hat sie nicht. Denn da sind Beispiele genug vor Augen, die da bezeugen, daß die Welt Undank nicht leiden kann.

Die Griechen haben sehr feine Leute gehabt, die dem Vaterland treulich beigestanden und Leib und Leben daran gewagt haben. Aber sobald sie fanden, daß der Dank ausblieb und sie von solcher Wohltat nichts hatten, sondern man ihnen noch zusetzen und sie bedrücken wollte, wurden sie deswegen ungeduldig, so daß sie, gleichwie sie zuvor das Vaterland gegen die Feinde geschützt hatten, danach den Feinden gegen das Vaterland halfen und seine ärgsten Feinde wurden.

Das ist unsere Art und Natur, aber es ist eine böse Art, die wir von uns abtun sollen. Wer ein Christ sein will, der sei ganz darauf gefaßt, daß er mit aller seiner Wohltat, Treue und Dienst Undank verdienen werde, und hüte sich davor, daß er sich dadurch bewegen lassen und anderen nicht mehr dienen noch helfen wollte.

Denn das ist eine christliche Tugend und rechte Frucht des Glaubens, daß, wenn du dein Bestes getan hast und man dich zum Lohn dafür beschmutzt, du Geduld habest und sagest: Nein, damit sollst du mich nicht erzürnen noch unlustig machen. Ich will es leiden und dennoch helfen, wo ich kann.

Willst du undankbar sein? Ich weiß einen über uns im Himmel, der wird mir an deiner Stelle danken, das soll mir lieber sein, als wenn du mir dankst. Das heißt sich christlich halten und, wie es Sprüche Salomos 25, 22 nennt, feurige Kohlen auf des Undankbaren Haupt sammeln.

Diese Kunst wirst du von der Welt nimmermehr lernen. Sie tut das Gegenteil.
Will man nicht dankbar sein, so läßt sie sich dünken, was sie getan habe, das sei hin und verloren, sie wolle hinfort ihre Wohltat nicht so übel anlegen. Aber unser Vater im Himmel und unser lieber Herr Jesus Christus ist es, von dem wir solche Kunst lernen sollen.

Der Vater im Himmel läßt seine Sonne scheinen nicht allein über die Frommen, die ihm dafür danken, sondern auch über die Bösen, die ihm nicht danken, sondern alle Gaben mißbrauchen. Er könnte von Rechts wegen auch sagen: Ich habe die Sonne so viele Jahre scheinen lassen, Korn, Wein und allerlei Früchte und Wohltat gegeben, aber ich verdiene geringen Dank. Deshalb will ich die Sonne nicht mehr scheinen und die undankbare Welt Hungers sterben lassen.

Aber er tut es nicht, der gnädige Vater. Nein, sagt er, so groß soll der Welt Undank nicht sein, daß sie mich damit böse machen sollte; will sie nicht dankbar sein, so will ich dennoch gütig sein und die Undankbaren zu seiner Zeit wohl deswegen finden.

Unser lieber Herr Christus tut auch so und duldet die Undankbarkeit, wie man in diesem Evangelium sieht. So soll ein Christ auch tun.

Denn das ist der christlichen Liebe Art, daß sie alles trägt und duldet, auch den Undank, und sich dennoch nicht bitter machen läßt. Aber sehr wenige sind ihrer, die solche Liebe haben, deshalb sind auch sehr wenige rechte Christen.

Wollen wir nun in der Welt leben und dennoch Christen sein, so sollen wir lernen, daß wir den Menschen gern Gutes tun und helfen. Verdienen wir damit Undank, so sollen wir uns das nicht verdrießen noch seltsam dünken lassen, wie die Welt. Der tut es wehe und es verdrießt sie sehr, wo die Wohltat nicht vergolten wird, aber du denke und gewöhne dich daran.

Hast du heute einem Gutes getan und er entläuft dir durch den Undank morgen, laß dichs nicht anfechten, Gott wird ihn wohl finden, daß er bezahlt werde. Du fahre fort und sage: Ich habe an dem meine Wohltat verloren, nur einen anderen her und dem auch wohlgetan; entläuft mir der auch, so laß den dritten herkommen, und so fort, auf daß du sagen lernest, wie unser Herr Christus hier sagt: »Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?«

Der liebe Herr verdient auch wenig Dank. Aber er läßt sich daran genügen, daß doch einer von den zehn wiederkommt, der die erzeigte Wohltat erkennt und ihm dankt. Er fragt aber gleichwohl nach den anderen und sagt: » Wo sind die neun?«, auf daß sie nicht denken, sie haben recht getan. Es ist, als wollte er sagen: Warte, wollt ihr undankbar sein, ihr werdet mir so nicht entgehen, ich will einmal danach fragen, wo ihr geblieben seid, daß ihr mir nicht einmal dafür gedankt habt, daß ich euch geholfen habe.

So wird er zu seiner Zeit alle Undankbaren fragen: Warum habt ihr nicht die herrliche Gabe und das schöne Licht der Sonne erkannt? Warum habt ihr nicht erkannt, daß ich euch Leib und Leben gegeben und alles geschaffen habe, was euch vonnöten ist? Da wird sichs denn finden, was für eine schändliche Untugend der Undank sei.

Drei Lehren des Evangeliums

So haben wir nun aus dem heutigen Evangelium diese drei Lehren: die erste vom Glauben, die andere von der schönen Tugend, die da Dankbarkeit heißt, die dritte von der Tugend, daß wir den Undank leiden.

Ein Beispiel des Glaubens sollen wir auch an den Aussätzigen nehmen, daß wir stillhalten und nicht im Glauben wanken, auf daß uns Gott geben könne.

Die Dankbarkeit sollen wir vom Samariter lernen und uns nach seinem Vorbild halten, daß wir nicht gegen Gott und die Menschen undankbar erfunden werden.

Von Christus aber sollen wir lernen, daß wir keinen Dank verdienen und unsere Wohltat verloren ist, wenn wir gleich jemand wohltun und es übel angelegt wird, daß wir uns darüber nicht ärgern, viel weniger andere dies entgelten lassen.

Unser lieber Herrgott gebe seine Gnade, daß wir es behalten und uns bessern, Amen.

(Aus: K. Aland, Luther Deutsch. Die Predigten, Bd. 8., 2. Aufl., Stuttgart 1965, S.349-356. – Überschrift und Zwischenüberschriften von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de)

Nachgedacht – Zu Martin Luthers Predigt über Lukas 17,11-19 von Heinz Janssen

Martin Luthers Predigt über die Heilung der zehn Aussätzigen (Lukas, 17,11-19) hat einen klar erkennbaren Aufbau. Sie ist in drei Teile gegliedert, deren jeweiliger Beginn durch die Textsignale „erstes, zweites, drittes Stück“ markiert sind. Am Schluss der Predigt gibt Martin Luther eine Zusammenfassung der drei Teile: I. Vom Glauben – II. Von der Tugend der Dankbarkeit – III. Von der Tugend, Undankbarkeit zu ertragen.

I.

Im ersten Teil seiner Predigt stellt Martin Luther die Kraft des Glaubens heraus. Dass Christus den Glauben lobt und nicht sich selbst herausstellt, deutet der Prediger als Ermutigung, von ganzem Herzen zu glauben, auf Gott zu vertrauen und dabei keinen Zweifel aufkommen zu lassen.

Stark sind die Bilder vom Gefäß, Hut, von der Kanne oder Flasche, die – wenn sie hin und her bewegt werden – nichts aufnehmen können. Anhand dieser Bilder veranschaulicht Martin Luther das „wankende, ungläubige Herz“. Demgegenüber interpretiert er das Stehen der Aussätzigen als Stillehalten, und das heißt Glaube, der Glaube, dass Gott ganz gewiss helfen wird. Wenn Gott seine Hilfe verzögert, stellt er uns damit auf die Probe – so die biblisch geläufige Erklärung des Predigers (vgl. z. B. 2.Petrus 3).

II.

Der zweite Teil der Predigt handelt von der „schönen Tugend“ der „Dankbarkeit“, für die uns der Samariter ein Beispiel gibt. Es gilt, so Martin Luther, sich in der Dankbarkeit zu üben. „Schändlich“ die Undankbarkeit – „in der Welt ein sehr allgemeines Laster“. Dagegen ist das Danken eine Sache, die nicht viel Mühe und Arbeit, sondern nur ein paar Worte kostet.

III.

Im dritten Predigtteil stellt uns Martin Luther das Vorbild Christi vor Augen, der den Undank ertrug und voller Geduld war. Christus konnte es sich an dem Dank eines einzigen Menschen, des Samariters, genügen lassen. Undank ist der Welt Lohn – so könnte man die Predigtgedanken in diesem letzten Teil zusammenfassen, und die Welt kann keinen Undank ertragen. Umsomehr sollen sich Christen an Christi Vorbild orientieren:

„ Unser lieber Herr Christus tut auch so und duldet die Undankbarkeit, wie man in diesem Evangelium sieht. So soll ein Christ auch tun. Denn das ist der christlichen Liebe Art, daß sie alles trägt und duldet, auch den Undank, und sich dennoch nicht bitter machen läßt. Aber sehr wenige sind ihrer, die solche Liebe haben, deshalb sind auch sehr wenige rechte Christen… Von Christus aber sollen wir lernen, daß wir keinen Dank verdienen und unsere Wohltat verloren ist, wenn wir gleich jemand wohltun und es übel angelegt wird, daß wir uns darüber nicht ärgern, viel weniger andere dies entgelten lassen. Unser lieber Herrgott gebe seine Gnade, daß wir es behalten und uns bessern“.

Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de

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