Der Weg ins Weite
Die Geschichte einer Vergebung
Predigttext: Markus 2,1-12 (Übersetzung nach Martin Luther, Rev. 1984)
1 Und nach einigen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war. 2 Und es versammelten sich viele, so dass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. 3 Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten, von vieren getragen. 4 Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, machten ein Loch und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. 5 Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. 6 Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: 7 Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein? 8 Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen? 9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? 10 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden - sprach er zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! 12 Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, so dass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.Exegetisch-homiletische Überlegungen
1. Ich verweise auf die gute und praxisnahe Einführung von Thomas Breuer, Heilung und Sündenvergebung. Exegetische und didaktische Überlegungen zu einer bekannten, aber schwierigen Wundererzählung (Mk. 2,1-12 parr), in: www.theophil-online.de/philolog/mflog1.htm 2. Die augustinische und reformatorische Umschreibung von „Sünde“ als ein „Verkrümmt sein in sich selbst“ („cor incurvatum in se ipsum“) wird von Menschen heute bes. bei Schmerzen wahrgenommen – losgelöst zwar von ursprünglichen Einsichten und Intentionen, ihnen aber ganz nah. Eine Predigt über Markus 2 wird darum auch sehr menschlich Schmerzen und Schmerzerfahrungen umkreisen müssen. Hintergrundinformationen gibt es u.a. unter www.schmerzprofis.de und www.med.uni-jena.de/ .../km399/kmonline/titelstory.htm Die in der Literatur immer wieder aufgeworfene Frage nach der „Sündenvergebung“ bei Heilungsgeschichten, unabhängig davon, wie die redaktionnelle Bearbeitung des Textes beurteilt wird, ist ein Indiz dafür, dass die evangelische Überlieferung den Blick für eine ganzheitliche „Befreiung“ öffnet, die den Menschen als Geschöpf Gottes neu leben lässt. Theologisch ist es ein Desiderat, ob in dieser existentiellen Betroffenheit eine Annäherung, vielleicht auch ein Neuverstehen von „Sünde“ möglich ist – die ethische Konfiguration, Sünde als Verfehlung zu sehen, bedarf dringend einer Korrektur, abgesehen davon, dass Sündenbekenntnisse auch im Gottesdienst (oft) kasuistisch formuliert werden und einer Trivialisierung Vorschub leisten. Dem „cor incurvatum in se ipsum“ korrespondiert die „Gerichtsdoxologie“ in der biblischen Überlieferung. 3. Wilhelm Busch erzählt in der (Bild)Geschichte „Der neidische Handwerksbursch“, wie das „Zipperlein“ (Volksmund für Gicht) entsteht. Er stellt ein Leiden als Wohlstandskrankheit vor und zeichnet mit wenigen Strichen, dass Menschen an sich schuldig werden. Die Leute sagen darum auch heute noch, sie hätten „gesündigt“, wenn sie zu „gut“ gegessen hätten. www.hobbythek.de/archiv/250/02.html Diese moderne (Selbst)erfahrung, dass Menschen sich selbst zugrunde richten und im Wohlstand nicht satt werden, bezeichnet noch einmal anders das „Verkrümmtsein“. Theologisch ist es nicht angemessen, richtiges oder falsches „Verkrümmtsein“ zu unterscheiden, um dann richtig von der Sünde reden zu können. „Cor incurvatum in se ipsum“ heisst, dass der Mensch auf sich selbst geworfen ist bzw. mit sich alleine bleibt. Das ist aber die Ur-Sünde, von der die biblische Überlieferung erzählt. Es geht also auch darum, zeitgenössische Erfahrungen und Redeweisen ernstzunehmen und im, mit und unter dem Evangelium zu öffnen. 4. Mk. 2 legt nur verhalten eine Spur zur Schuld (Sünde?) des Gelähmten/Gichtbrüchigen. Eine Anamnese/Krankengeschichte legt der Evangelist nicht vor. Aber eine ganzheitliche Sicht des Menschlichen „coram Deo“ – et „coram mundo“. Mk. 2 akzentuiert allerdings auch, dass vier Menschen den Mut aufbringen – bzw. sich auch nicht davon abhalten lassen -, ihren Gefährten zu Jesus zu bringen. Ihr (!) Glaube wird darum auch von Jesus angesprochen. Glaube erscheint hier als ein beherztes Eintreten, als ein von keinem Zweifel angenagtes Vertrauen, als Hilferuf für einen Menschen, der keinen Schritt mehr in die Zukunft tun kann.Weiterführende Literatur:
J. Gnilka, Das Evangelium nach Markus, EKKII/1; W. Schmithals, Das Evangelium nach Markus, ÖTK II/1 (beide Bände erscheinen neu als Taschenbuch) Kirchenväterzitate (Catena Aurea) zu Mk. 2,1-12 ( 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B nach kath. Leseordung) , in: home.augustakom.net/florian.kolbinger/catena/ljbpann7.html Christoph Gestrich, Die Wiederkehr des Glanzes in der Welt, Mohr 1996; ders., Christentum und Stellvertretung, Mohr 2001; Reinhold Gestrich, Gespräche mit Schwerkranken, Kohlhammer 1998 Wer hilft Gennadij Romanow? Ein Interview mit Frau Dr. Polly von Studnitz, Moskauer Deutsche Zeitung 12.02.2001, in: www.mdz-moskau.de/Zeitgeschehen/2001/02/12/17.00.59.htm1.
Sie wissen, dass Schmerzen eine Geschichte haben? Dabei nehmen wir als Menschen immer nur den Augenblick, das Jetzt wahr. Die Enge, das Ausgeliefertsein, die Hilflosigkeit. Dabei gab es einmal einen Anfang. Der erste Besuch beim Arzt. Die Fragen, die er stellte. Die Untersuchungen, die über einen kamen. Die Diagnose. Das Warten. Die Zeit, sagen wir, heilt Wunden – aber keine Schmerzen. Sie werden stillgehalten, eingefangen, eingefroren. Aber sie sind da. Besonders chronische Schmerzen schreiben Biographien um. Ungefragt. Selbst das abgenommene Bein tut noch weh.
Dabei fällt es so schwer, zu sagen, was Schmerzen sind. Die fachmännischen Erklärungen sind vage. So heisst die offizielle „Definition“ der internationalen Vereinigung zur Erforschung des Schmerzes:
Schmerz ist jede unangenehme Sinneswahrnehmung, die vom Patienten so empfunden wird, als ob irgendwo eine Gewebeschädigung vorliegen würde.
Nicht einmal klug hört sich das an. Aber das ist vielleicht sogar gut: Wir müssen nicht alles definieren. Hier ist ein Bild:
Zu sehen ist ein verkrümmter,
ein auseinander fallender Mensch,
der sich nicht mehr halten lässt.
Die Füsse, behend, als wollten sie laufen – aber sie tragen nicht …
Die Arme, nach hinten gerissen – mit Händen, die nicht mehr stützen …
Ein Kopf, vom Körper getrennt – voller Distanz und Abstand … und ohne Gesicht …
Ein Bauch ohne Form
Ein Rücken ausgezackt.
Der eine Mensch, zerlegt.
Die Welt ist auch noch da.
Ein rotes Viereck. Wie eine Decke, die zu klein ist.
Es ist sonst niemand da.
Die Hände sagen: Verschon mich …
Und drücken die Sehnsucht aus, alles wegzuwerfen – wie einen Ball.
Zu sehen ist ein verkrümmter, ein auseinander fallender Mensch in seiner Einsamkeit.
Dieses Bild begleitete einen Schmerzkongress. Fachleute aus verschiedenen Bereichen trugen ihr Wissen über Schmerzen und Therapien zusammen, tauschten Erfahrungen aus und suchten Perspektiven. Es gibt so viele Menschen, die tagein, tagaus Schmerzen haben.
Jeder hat seine eigene Biographie, auch seine eigene Schmerzgeschichte. Nur: wer mag sie noch hören? Die Leute sagen: Ist ja ein armer Teufel, aber ich kann ihm auch nicht helfen. Am Ende macht der Schmerz stumm, legt sich wie ein Ring um Worte, macht die Ohren zu.
2.
Das Evangelium
wird vorgelesen. Danach eine kurze Stille.
3.
Es ist eine dichte Geschichte, die Markus überliefert. Wir sehen die Menschenmenge. Kopf an Kopf. Die Menschen scheinen sich nicht zu regen. Sie hören gespannt zu. Jesus sagt ihnen das Wort – und gemeint ist die Botschaft vom Reich Gottes. Für sie wie für uns: die andere Welt schlechthin. Wir wüssten gerne, wie die aussieht.
Unsere Welt kennen wir. Wir haben sie ausgemessen, taxiert, beschrieben. Mal erscheint sie uns als Heimat, mal als Horror, mal als beste aller Welten, mal als Trauerspiel. Wir verspüren die Sehnsucht, Alternativen zu entdecken. Ich verstehe die Leute gut, die sich wie eine Traube um Jesus scharen, ihm das Wort von den Lippen nehmen. Nur: Markus sagt nicht, was er sagt. Wohl, was er tut.
Das Reich Gottes:
Vier schleppen einen Gelähmten auf seiner Matte – Bett wäre zuviel gesagt, zumindest, wenn wir an unsere Schlafstätten denken -, hieven ihn über die Köpfe der Leute, tragen ihn zum Haus, rollen ihn aufs Dach – und graben mit ihren Händen die Lehmdecke auf.
Ich stelle mir die Szene vor: die Leute mit ihren gaffenden Blicken, Kopfschütteln, bissigen Kommentaren. Die Andacht ist erstmal hin. Wie Markus erzählt, bekommen die Leute aber mit, was dann passiert. „Dann“ heisst: als der Gelähmte Jesus vor die Füsse gelegt wird. Nicht auszumalen, was der Gelähmte bis hierin ertragen hat. Nicht nur, dass er gelähmt ist – nein, wie er fast wie ein Ding weitergereicht wird. Im wahrsten Sinn des Wortes: über die Köpfe hinweg.
Alle Augen ruhen jetzt auf Jesus, alle Ohren sind auf ihn gerichtet. Er preist den Glauben der Vier – und spricht dem Gelähmten Vergebung zu, Vergebung seiner Sünden. Die neugierigen Rückfragen, die selbst mir kommen, übergeht Markus grosszügig. Was der Gelähmte mit sich herumschleppt, was ihm womöglich die Krankheit erst bescherte – kein Wort davon.
Hier wird einer zu Jesus gebracht, mit ganz viel Vertrauen und fast noch grösserem Mut – und ihm wird Vergebung zuteil.
4.
Genau an dieser Stelle kommt es dann auch zu einer richtigen Auseinandersetzung. Allerdings anders als vermutet. Während ich die Frage stelle: Was kann der Gelähmte mit Vergebung anfangen? und mir die Szene suspekt erscheint, ist für die Schriftgelehrten – Markus sagt nur, dass sie auch da waren und sich im „Stillen“ etwas denken – die Schmerzgrenze ganz anders erreicht: Hier maßt sich einer an, wie Gott zu denken, zu reden, zu handeln. Ihr Urteil: er lästert Gott. Später wird dieses Urteil noch einmal anders gefasst werden: Er gehört ans Kreuz. Dieses Todesurteil wurzelt hier: hier, wo Vergebung zugesprochen wird. Ist diese Zusage so gefährlich? So herausfordernd?
Ich ziehe schon mal den Kopf ein. Kann das sein, frage ich? Sicher, es gibt auch heute noch Menschen, die für sich ausgemacht haben, was Sünde ist – und dies andere auch spüren lassen, aber im Grossen und Ganzen sind wir eher hilflos. Mit den alten Katalogen und Beichtspiegeln – es gab einmal viele davon – können und wollen wir nicht mehr leben. Aber ob wir gut damit beraten sind, unverbindlich zu formulieren, wir lebten nicht so, wie wir eigentlich leben sollten?
Nun, wie müssten wir denn leben? Und wer dürfte uns das sagen? Wer die Interpretationsspielräume ausloten? Wer das Zeugnis ausstellen? Und müssten wir nicht alles, aber auch wirklich alles abwägen und messen? Ich mag gar nicht daran denken.
Unsere Vorfahren haben viel darüber nachgedacht – sie versuchten, Sünde als ein „Verkrümmtsein“ in sich selbst zu beschreiben. Wenn ich ihren Gedanken nachsinne, sehe ich einen Menschen vor mir, der – verkrümmt – auf die eigenen Füsse, den eigenen Bauch, die eigene Geschichte starrt, aber keine Freiheit mehr hat, ja, selbst den eigenen Bauch und die eigene Geschichte nur einklemmt – und dem das weh tut, sehr weh sogar.
Dass der Mensch Sünder ist, erschliesst sich nicht aus der Lebenserfahrung: Wir hören Gott sagen, wir Menschen seien vor ihm Sünder – und wir geben ihm recht. Mit Blick auf ihn entdecken wir Menschen uns. Das ist befreiend und tut gut..
Bevor ein Mensch überhaupt anfängt, etwas zu tun oder zu lassen, ist er – in den Augen Gottes – immer mit sich allein. Er will wie Gott sein – und ist doch oft nicht einmal ein Mensch. Er will das Leben für sich haben und hat es doch nicht in der Hand. Er will den Himmel machen und entdeckt die Hölle. Und kann als Mensch nicht anders: er kommt aus seiner Haut nicht heraus.
Zugegeben: das ist nur eine Seite. Mit Pessimismus will sie nichts gemein haben. Gott hat zu uns Menschen geredet, zuletzt durch seinen Sohn – so heisst es im Hebräerbrief. Wo er redet, wird der Mensch gross – nicht klein, in Ehren angenommen, nicht auf seine Schwachheit festgelegt.
Markus erzählt das in einer wunderschönen Geschichte:
Obwohl so viele Leute da sind, sogar Streit entsteht und ausgetragen werden muss, zählt nur die Begegnung Jesu mit dem Gelähmten in einer Umgebung von Staub und Dreck.
Die einzelnen Begebenheiten im Leben werden nicht aufgezählt, Taten und Untaten – das Gewissen wird nicht freigelegt, Schicht um Schicht – die Erinnerungen werden nicht auseinandergenommen, Bild um Bild – es genügt ein Zuspruch: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
5.
Wenn Menschen ihre Schmerzgeschichten erzählen, vielleicht auch malen, steht so manches Mal zwischen den Zeilen oder auch offen ausgesprochen ein Vorwurf – an das eigene Leben. Es ist dann so, als ob ein Mensch sich selbst schuldig spricht … oder voller Zweifel ist. Er kann sich dann selbst auch nicht annehmen. Er sieht sich dann selbst als Ding, über das längst entschieden ist.
Mir kommt das Bild vom „Schmerz“ in den Sinn. Ein verkrümmter Mensch, zerteilt. In einer Welt, die ihn nicht birgt.
Tatjana Werbizkaja Falkenstein – bei Krasnodar (Rußland) 1947 geboren –
hat dem Schmerz ein Gesicht gegeben – ein anderes Bild: weit aufgerissen der Mund, das Gesicht verzerrt, die Augen geschlossen, der Kopf eingezogen. Im Hintergrund dämmert es. Wird es Nacht? Wird es Tag? Der Betrachter muss sich stellen – oder abwenden. Das Gesicht fleht, wahrgenommen zu werden. Wenn auch die Worte fehlen: Ich sehe in ein Gesicht.
Eins muss man den Evangelien lassen: sie geben Menschen ihr Gesicht wieder. Wo ich mit meinen Gedanken die Heilung umkreise, verunsichert und mit vielen Bedenken, erzählt das Evangelium die Geschichte einer Vergebung. In ihr wird ein Mensch ganz ernstgenommen – und was einer nicht sagen kann, wird doch gehört.
Die Leute meinten, Krankheiten – jedweder Art – seien die Quittung für irgendeine Schuld. Von nichts kommt ja auch nichts, suggeriert die Logik. So ist die Frage der Jünger überliefert: hat er gesündigt oder seine Eltern? Aus den Köpfen ist das bis heute nicht. Der bedeutende Naturforscher Linné versuchte sogar, aus der Lebensgeschichte von Menschen Gesetzmässigkeiten zu rekonstruieren. Also: wer das tut, bekommt das – wer das hat, hat das getan … Auf gut deutsch: Der Mensch wird in seiner Lebensgeschichte eingesperrt.
Das Evangelium erzählt aber, dass der Geheilte seine Matte unter den Arm klemmt und durch die Menge hindurch seinen Weg ins Weite sucht. Alle können es sehen, alle entsetzen sich, alle loben Gott. Aufbruch, Auferstehung – Markus setzt den Schluss schon an den Anfang!
Wir sollten Vergebungsgeschichten erzählen, malen, tanzen, singen! Staunen, lachen, uns mitfreuen, dass ein Mensch aus seinem „Verkrümmtsein in sich selbst“ befreit wird, unabhängig davon, wie die Diagnose lautet, die ihm einmal gestellt worden ist – oder die er sich ständig selbst stellt.
Ein Mensch wird sozusagen entfaltet, aufgerichtet, neu geschaffen. Manchmal genügt schon die Nähe, die Wärme der Hand, das offene Ohr – manchmal auch nicht …
Grösseres lässt sich übrigens auch nicht sagen: dass ein Mensch neu geschaffen wird. Die Evangelien erzählen, wie das möglich ist: In der Liebe. Die Gott ist, die von Gott kommt, die zu Gott führt. Voller Zutrauen, voller Hoffnung. Liebe!
Die Überschrift: Heilung eines Gelähmten? Luther übersetzte: Heilung eines Gichtbrüchigen. Das hört sich fremd und altmodisch an – aber es hat seinen eigenen Reiz: Heilung eines Brüchigen, eines Zermürbten …
Diese Geschichte wiederholt sich. Weil das Evangelium für Menschen eintritt – und verliebt ist in ihre Geschichten.
Wenn ein Mensch wieder leben kann, ist Gottes Reich nahe. Die andere Welt. Von der sprach Jesus, als er das Wort sagte, wie es im Evangelium heisst.
Seitdem ist Liebe nicht mehr das Privileg Gottes. Er hat sie Menschen anvertraut. Mit dem Einwand, sie hätten keine Vollmacht – oder keinen Auftrag, sind schon die Schriftgelehrten aufgeflogen.
6.
Bleibt mir noch eine Hommage auf die vier!
Namen? Keine Ahnung. Beziehung? Weiss nicht. Ob sie befreundet waren? Endlich einen Strohhalm hatten? Oder vielleicht nur Ruhe haben wollten vor den endlosen Geschichten, die von diesem Krüppel kamen? Wie dem auch sei: Sie stellen keine Fragen, keine Anträge – sie schnappen sich den Einen (für mehr haben sie heute keine Kraft) und bringen ihn einfach. Leute hin, Leute her. Nicht einmal das Dach kann sie hindern. Was sein muss, muss sein.
So unverschämt und mutig ist – Glaube! – Ohne diese vier gäbe es dieses Evangelium nicht …
Ein Segen …
Gott segne dich, wenn du des Morgens aufstehst,
noch bevor es dir gelingt, dich über den Tag zu ärgern
oder dich vor ihm zu fürchten.
Gott segne dich, wenn dir etwas Schweres widerfährt,
noch bevor es sich in deinem Herzen festsetzen kann.
Gott segne dich am Abend, indem er die Schatten
des Tages von dir nimmt, noch bevor sie sich
In deine Träume schleichen.
Gott segne dich, wo du gerade gehst und stehst,
lachst oder weinst, glänzst oder versagst.
Gott segne dich in allem, was du tust und lässt.
(Ruth Rau)