Langen Atem haben – oder: Entschleunigung im Advent
Modernes Zeitmanagement und altes Adventsritual
Predigttext: Jakobus 5,7-8 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984, mit geschlechterinklusiver Änderung von „Brüder“ auf „Geschwister“ und Paraphrase des Leitworts)
(7) So seid nun geduldig, liebe Geschwister, bleibt standhaft, habt einen langen Atem bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und den Spätregen. (8) So seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe.Vorüberlegungen
„Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jak 5,7) – was könnte besser zum Advent passen? Die Zuordnung der Perikope zum Sonntag ist also wunderbar klar, und dieser Vers ist schon fast die Hälfte unseres Predigttextes. Die Forschung scheint sich inzwischen einig, dass die beiden perikopierten Verse eine in sich geschlossene Einheit darstellen, freilich weiter ausgeführt in V9-11. Allerdings hat Jakobus nicht die Geburt, sondern die Wiederkehr des Herrn als Naherwartung im Blick, und unser Advent ca. 2000 Jahre später zeigt, dass uns da etwas von Jakobus unterscheidet. Außerdem macht Jakobus es uns nicht ganz leicht, in eine nette Advents-Besinnlichkeit einzutreten, weil er die als Perikope ausgewählten Sätze in einen unbequemen Kontext von Gericht und Gerechtigkeit einschließt. Zentral in dem kurzen Text ist das Leitwort makrothymia, das sich mir zusammen mit dem „Wartenkönnen“ am Beispiel des Bauern im Laufe der Vorbereitung in „Entschleunigung“ übersetzt hat. So ist beiden, dem biblischen wie dem zeitgenössischen Wort, ein Abschnitt der Predigt gewidmet. (Biblische Nachweise habe ich zwar angefügt, empfehle aber nicht, sie mit vorzutragen.) Diese Predigt ist schwerlich kürzer als 20 Minuten – wer es knapper oder anders braucht, könnte im zweiten oder dritten Abschnitt auswählen und einzelne Teile noch breiter ausmalen. Ich selbst habe Predigtvorschläge gerne als „Steinbruch“ benutzt – wem es ebenso geht, dem sei als weiterer Baustein die Geschichte genannt, die das Kontrastprogramm zum Beispielbauern des Jakobus gibt, der im Warten seine Ernte ausreifen lässt (vgl. Jes 61,11; Jak 1,21). In dieser Geschichte wachsen einem Bauern die Hälmchen zu langsam. Seine Beschleunigungsversuche, dass er immer wieder an ihnen zieht, bescheren ihm nicht etwa eine schnellere, sondern natürlich eine entwurzelte, vertrocknete und damit gar keine Ernte. (Wem diese Geschichte wie mir nicht schriftlich zugänglich ist, kann sie selbst in benötigter Breite ausführen.) Ausführlich nachzulesen sind die Vorarbeiten in der Predigtmeditation S. Schäfer-Bossert, 2. Advent (7. Dezember): Jakobus 5,7.8. Entschleunigung im Advent, in: aub 21/2003, S. 704-709.Zur Liturgie
Liturgisch möchte ich vorschlagen, den Gerechtigkeits-Kontext über das Magnificat präsent sein zu lassen. Es könnte als Psalm gelesen werden, ich möchte es als Schriftlesung und als Lied nach der Predigt empfehlen. Letzteres sollte nicht nur „dreimal“ gesungen werden – hier kann die „Zeitinsel“ gleich eingeübt werden und die contemplative Ruhe und Seelennahrung der Taizélieder wirklich ins Klingen kommen. Ich rate beherzt zu a capella, allerdings mit sicherer Leitstimme – die kann dann der Situation abspüren, wann die Gemeinde sich überhaupt erst eingesungen hat und wann durch „piano“ das Ausklingen eingeleitet werden sollte. Eingangslied: EG 11, Wie soll ich dich empfangen (Str. 7!) Psalm: Ps 31 EG 716 („Meine Zeit steht in deinen Händen“) Schriftlesung: Magnificat Lukas 1, 46-55 (oder Jesaja 61,10-11) Lied nach der Predigt: EG 573 (Regionalteil Württemberg) Magnificat oder: EG 628 (Regionalteil Württemberg) Meine Zeit steht in deinen Händen, oder: EG 6 Ihr lieben Christen freut euch nun (Das Gericht im schwingenden Taktmaß – flott nehmen!)Literatur
F. Büchsel, Art. Thymos, epithymia etc, in: THWNT III 1990, S. 167-173; J. Horst, Art. Makrothymia, makrothymeo etc, in: THWNT IV 1990, S.376-390; G. Pennington, Entschleunigung und Einsicht, www.lenzwald.de/artmeta.html, 20.7.03; R. Safranski, Wieviel Globalisierung verträgt der Mensch? München/ Wien 2003; S. Schäfer-Bossert, 2. Advent (7. Dezember): Jakobus 5,7.8. Entschleunigung im Advent, aub 21/2003, S. 704-709; F. Schweifer, Angina temporis – Zeit-NOT-Stand,www.mweisser.50g.com/entschleunige.htm,20.7.03; Elaine Sturtevant, Fälschung/ Original, In: Originale echt/falsch – Nachahmung, Kopie, Zitat, Aneignung, Fälschung in der Gegenwartskunst, Bremen 1999, S. 149-157.Liebe Gemeinde,
heute haben wir einen Text von Jakobus als Ratgeber zur Gestaltung des Advents, zur Einstimmung auf Weihnachten. Es ist ein kurzer Text, ein sprechender Text, und wer Jakobus und seinen Brief kennt, weiß, dass er großen Wert legt darauf, dass das Christsein in der Welt Gestalt gewinnt, sichtbar ist, Früchte trägt.
Hören wir also die Verse 7 und 8 aus dem 5. Kapitel des Jakobusbriefs:
(Verlesung des Predigttextes)
Jakobus befragen im Abstand von 2000 Jahren
Liebe Gemeinde, nun könnte man dem Jakobus natürlich sagen:
„Lieber Jakobus, wir sind heute 2000 Jahre weiter und bislang hat die Wiederkunft des Herrn immer noch nicht stattgefunden.“
Dann könnte Jakobus leicht lächeln und sagen:
„Dass das so lange dauert und man so lange auf sich warten lässt, hätte ich auch nicht gedacht, aber wird’s deshalb etwa falsch oder überholt?!“
Man könnte ihn fragen:
„Lieber Jakobus, die meisten von uns sind keine Bauern mehr und wenn Du manche Agrarproduktion sehen könntest, würdest Du Dich wundern.“
Da würde Jakobus wohl nicht lächeln und abermals fragen:
„Und, ist es deshalb überholt oder falsch, wenn ich euch an das Warten erinnere, an die Geduld?“
Man könnte Jakobus weiter fragen:
„Und was hältst du davon, dass wir deine Sätze jetzt auf Weihnachten beziehen, auf die Geburt Jesu, wo du seine Wiederkehr gemeint hast und dass dann die Ungerechtigkeiten aufhören?“
Da würde uns Jakobus wohl prüfend ansehen und sagen:
„Ja, da kann’s falsch werden. Ich war immer der, dem heimelige Stimmungen nicht genügt haben, der etwas davon sehen wollte, dass man sich als Christ und Christin bezeichnet.
Am Lebensstil. Aber ich unterstelle jetzt, dass euch Weihnachten als religiöses Wohlgefühl auch ein bisschen zu wenig wäre – und dazu müsste man heute wie zu meiner Zeit ja zu viel weglügen, was in der Welt passiert. Ja, ich beziehe „das Kommen des Herrn“ auch auf den Richter und die Gerechtigkeit und habe euch deshalb geschrieben: „Redet so und handelt so wie Leute, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet, die an der Freiheit gemessen werden.“ (2,12f). Aber dafür steht die Ankunft Jesu, und wenn Ihr euch das im Advent vergegenwärtigt, dann tut ihr recht.
Der Advent ist doch bei euch auch eine Bußzeit – nein, ich meine das nicht als Selbstzerknirschung, ich denke da ans Umdenken, an die Neuorientierung, na, da habe ich wirklich nichts dagegen, wenn euch mein Brief dabei helfen kann. Mir war es immer wichtig und ich hoffe und denke, dass euch das genauso geht, dass die vielen ungerechten sozialen und wirtschaftlichen Strukturen aufgedeckt werden und man etwas dagegen tut.
Euch stehen die Weihnachtseinkäufe ins Haus – wie wäre es mit gerechtem Handel?! Vor eurem Predigttext habe ich in meinem Brief das Problem aufgeworfen, dass z.B. die Produzenten der Nahrungsmittel nicht genug zum Leben haben – ihr habt das Problem nicht gelöst, sondern global verschärft. Wenn ich sage „seht das im Licht, dass der Herr kommt“, dann kann das nicht so bleiben. Dann müssen zum Beispiel die Menschen, die den Kakao für Eure Weihnachtsmänner produzieren, davon auch leben können, oder für euren täglichen Kaffee.
Das ist doch der Punkt, um den es geht, wenn man „auf den Herrn wartet“: dass man sein Verhalten daran ausrichtet, ob man mit Gott rechnet oder nicht. Ob man Jesus nachlebt. Und da haben wir doch eine grundsätzliche Perspektive: Es gibt etwas zu erwarten. Nicht die erlebten – und oft genug: erlittenen – Zustände haben das letzte Wort, sondern Gott. Gott ist der Fluchtpunkt der Perspektive, wo manche in der Perspektivlosigkeit sitzen und dann alles laufen lassen.
„Keine Zeit, keine Kraft, keine Lust, und solange ich keinen Nachteil davon habe…“ Das war zu meiner Zeit so, und das wird bei euch wohl kaum weniger sein, im Gegenteil. Ich habe euch außerdem ein wunderbares Stichwort geliefert, in meinen Griechisch: makrothymia, darüber denkt nun mal selber nach. Das ist nämlich alles andere als überholt.“
Und dann würde Jakobus nicht mehr für Fragen zur Verfügung stehen.
Aber wir können sein Stichwort weiter befragen.
Das Leitwort Makrothymia befragen oder: Der lange Atem der überwindenden Standhaftigkeit
Es ist gar nicht leicht, das in seiner Bedeutungsbreite zu übersetzen, was uns Jakobus da dreimal vorlegt und anempfiehlt: „Seid geduldig! Der Bauer ist es auch. Seid geduldig!“ Allerdings klang das für altgriechische Ohren noch ganz anders als im Deutschen: Da hat es nämlich mit „Dulden“ rein gar nichts zu tun, es geht nicht um passives „Über-sich-ergehen-Lassen“, es geht um ein Durchhalten, und das so aktiv wie möglich. Das schließt das Leiden zwar gar nicht aus, aber es hat die Perspektive der „überwindenden Standhaftigkeit“. Der Wortstamm kann sogar „Mut, Zorn, Wut, Erregtheit“ beschreiben – man sieht schon, die Geduld der Antike war etwas anders gestaltet als manch deutsches Ideal, und diese Bedeutung „nicht aufgeben, auch wenn man darüber wütend werden könnte oder es etwas Mut braucht“ lassen wir uns wahrscheinlich auch lieber sagen, das ist eine sehr realistische Empfehlung des Jakobus.
Der Schriftsteller Plutarch gibt auch ein schönes Bild: Er vergleicht die im Lebenskampf Stehenden mit Schwimmern im Meer, die aus der Gefahr ans Ufer streben, und benennt dies mit unserem Wort. Jakobus legt also in seinem Brief den Gemeinden – und uns! – Ausdauer, Nicht-Aufgeben, Geduld, Langmut, einen langen Atem ans Herz. Wir können all das brauchen, als Gottesgeschenk, als das es im Neuen Testament oft genannt wird, als eine Frucht des Geistes (Gal 5,22 vgl. Jak „Frucht“ 5,7), eine Tat der Liebe, die sich in ihr ausdrückt (1 Kor 13,4) und damit ein Kennzeichen, dass man die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen hat (2 Kor 6,6f, vgl. 2 Tim 3,10; 1 Thess 5,13). Die zeigt sich ja oft genug in Geduld und Langmut, und deshalb hat Jesus das Gleichnis vom „Schalksknecht“ erzählt, dem Berge von Schulden erlassen werden und dem dann nichts Besseres einfällt, als ein paar Groschen mit Gewalt einfordern zu wollen (Mt 18,21-35: 26). Diese rettende Langmut Gottes (vgl. Röm 9,22; 2,4) soll uns Vorbild für vorschnelle menschliche Richt-Gelüste sein.
Da sind wir längst nicht mehr am Begriffe-Bedenken, sondern mittendrin im prallen Menschenleben! Wenn mal wieder „alles zu spät“ scheint, dann empfiehlt uns Jakobus das standhafte Durchhalten. Mit Gottes Hilfe. Wenn die lieben Mitmenschen unsere Geduld strapazieren, dann empfiehlt er nicht das positionslose Erdulden und auch nicht, selbstgerecht alles Geschirr zu zerschlagen, aber sehr wohl den Versuch, gemeinsam ans Ufer oder an ein gemeinsames Ufer zu kommen (Jak 5,9!).
Das Wissen um die Nähe Gottes ermöglicht das standhafte Durchhalten. Gegen Resignation, wenn man in die Zeitung schaut oder wenn man gerade einen besonders dicken menschlichen Konflikt am Halse hat, oder welche Gelegenheiten sich wieder in reichem Maße bieten. Das ist eine grundsätzliche Lebenshaltung. Und es tut gut, sich darauf zu besinnen. Jetzt. Harrt aus – haltet durch – habt und zeigt Durchhaltevermögen – habt und zeigt Langmut, einen langen Atem, dass euch nicht die Luft ausgeht. Nicht alles passiert sofort. Aber: „Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.“
Heutige Stimmen befragen: Entschleunigung
Liebe Gemeinde, Jakobus hat uns auf die Spur des Wartenkönnens und Durchhaltens gesetzt. Langsam tun und reifen lassen. Dazu gibt es ein heute ganz modernes Stichwort: „Entschleunigung“. Also befragen wir doch auch Stimmen dazu: Bei diesem Thema ist bemerkenswert, dass auch Denker und Denkerinnen, die keinesfalls besonders theologisch oder fromm sind, hier auf Gott kommen. Dass einige Fehler vermeiden kann, wer mit Gott rechnet.
Die Künstlerin Elaine Sturtevant ist einigen vielleicht dafür bekannt, dass ihre Arbeit auf eine verändernde Wahrnehmung des vermeintlich Bekannten zielt. Manche Passagen eines Texts von ihr lesen sich wie eine Auslegung unseres Predigttexts:
„Geschwindigkeit ist Macht. Geschwindigkeit erzeugt ‚Eliminierung’, erlaubt Fehlinformation, bringt Zeit und Raum durcheinander und ist ein grimmiger und kompromissloser Herrscher.“ (S. 155) „Unsere Besessenheit von hoher Geschwindigkeit lässt keine Zeit und keinen Raum für Umkehr. Wenn jetzt bereits zu spät und heute gestern ist und die Erinnerung daran bereits verloren, dann stellt sich die Frage nach einer Umkehr nicht.(…)Wie können wir vorwärts gehen [?]:(…)Wenn gehen heißt, am selben Platz zu bleiben. Wenn Handeln heißt, Handeln zu beobachten. Wenn reflektieren heißt, in den Spiegel zu starren. Wenn Kontemplation heißt, über sich selbst nachzudenken. Wenn man für nichts verantwortlich ist, Schuld verwirft und Gott besiegt. (…)So ist es. So sind die Zwänge.“(S. 149ff)
Es darf ein bisschen mehr sein. Und diesen Zwängen muss man sich nicht beugen, auch nicht dem, Verantwortlichkeit und Gott beiseite zu schieben.
Nun könnte sich auf einmal doch wieder Jakobus einschalten – sein Gesicht würde zeigen, dass er sich verstanden fühlt: „Ja, so ähnlich habe ich euch das auch schon geschrieben, hat Sturtevant das womöglich gelesen? ‚Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut, denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah.’“ (Jak 1,22-24)
Und das Gesicht des Jakobus würde diesen Ausdruck wohl behalten wenn er nun hören würde, wie sich der Philosoph Rüdiger Safranski unter der Leitfrage „Wieviel Globalisierung verträgt der Mensch?“ äußert: „Wer sich seine Lichtung schaffen will im Dschungel des Sozialen und im Überwuchs globaler Kommunikation, wird nicht ohne lebenskluge Begrenzung auskommen können.“ (S. 116)
Nein, Jakobus, du brauchst nicht anfangen die Stirn zu runzeln, weil dir einfällt, dass viele der heutigen Vorschläge, sich das Leben etwas leichter zu machen, vor allem darin bestehen, Verantwortung abzugeben und abzulegen. Hör mal weiter, was Safranski sagt:
„Tatsächlich verbirgt sich in vielen Entrümpelungs-Ratschlägen ein Angriff auf die alteuropäische Tradition der Ernsthaftigkeit, des Schwernehmens, der Belastbarkeit durch Komplexität.“ (S. 112)
So simpel wollen wir uns die Adventszeit nicht entrümpeln lassen, aber Safranski stellt dieselbe Frage, mit der uns Jakobus auch konfrontiert:
„Ist der Menschentypus, der es sich schwer macht, der sich belasten lässt mit Wissen und Verantwortung, in Rückbildung begriffen?“ (S. 112)
„Bitte nicht“ würde Jakobus uns wortlos signalisieren, aber sich daran halten, dass wir doch selber nachdenken sollten.
Ja. Sturtevant hat uns das Problem schon skizziert: Wie viele Fehler entstehen aus Gehetztheit, aus Getriebensein, aus dem Verlust eines soliden Grundes – und das ist der Ansatzpunkt für Buße und Umkehr im Sinne des Ein- und Innehaltens, im Sinne einer Besinnung und Neuorientierung.
Lassen wir dazu nun einen Entschleunigungstrainer zu Wort kommen (Pennington): „Je schneller man ist, desto schwerer ist das zur Erweiterung der Perspektive nötige Innehalten, das Aussteigen aus den Inhalten, die Weitung des Blicks. Einsicht kann nur in einem Zustand des Innehaltens erfahren werden.“ Nehmen wir die Adventszeit als solches Innehalten, als Aussteigen aus mancher Hetze, zur Weitung des Blicks! Und warum nicht so, wie es ein weiterer Profi des Zeitmanagements (Schweifer) an erster Stelle rät: mit einem Morgenritual den Tag zu beginnen, sowie, den Tag möglichst positiv zu beenden. Eine solche Einübung modernen Zeitmanagements lässt sich doch wirklich trefflich mit alten Adventsritualen verbinden! Ein guter Adventskalender, die Losungen, ein morgendliches, ein abendliches Innehalten vor einer Adventskerze – heben wir diese Schätze wieder! Damit kann man auch nach dem zweiten Advent noch anfangen!
„Gehe möglichst positiv in deinen Tag!“ rät uns auch der heutige Entschleunigungstrainer.
Und, lieber Jakobus, du hast recht, wir wollen damit nicht die Welt ausblenden und lassen wie sie ist. Das lässt sich ebenfalls auf „Managerisch“ sagen: „Positiv heißt dabei nicht, Mist (sprich Probleme, Befürchtungen) mit einem weißen Tuch zuzudecken und zu umgehen, sondern konstruktiv-zuversichtlich damit umzugehen.“ (Schweifer)
Nein, wir decken auch nicht mit einem netten Advents- Tüchlein zu. Aber wir können uns Zeiten der Besinnung gönnen, lassen uns nicht treiben oder ewig antreiben. Gewinnen in unserer kurzatmigen Zeit den langen Atem zurück und freuen uns an diesem Gottesgeschenk. „Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen“. Das ist ja auch eine Lehre des Adventskranzes, und man staunt immer wieder, wie hell eine Kerze sein kann. Und: Die nächste Kerze brennt erst eine Woche später.
So stärkt eure Herzen.
Amen.