Epiphanias – „unseres Herrn Christi Tauftag“
Eine Epiphaniaspredigt von Martin Luther mit einem Kommentar von Heinz Janssen
Predigttext: Matthäus. 3, 13-17 (Evangelium an Epiphanias)
Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt also geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ ers ihm zu. Und da Jesus ge¬tauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe. (Predigt aus: Luther Deutsch. Die Predigten, Bd. 8, hg. v. K. Aland, 2. Aufl., Göttingen 1965, S. 71-78.- Überschrift und Zwischenüberschriften von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de)Die Offenbarung am Jordan – Epiphanias, „unseres Herrn Christi Tauftag“
Das höchste, vornehmste und tröstlichste Stück, von dem man an diesem Fest predigen soll, ist die Offenbarung, die am Jordan bei der Taufe Christi geschehen ist. Und ich wollte, daß man diesen Tag unseres Herrn Christi Tauftag nennte oder das Fest, an dem der Herr getauft und am Jordan offenbart worden ist, da er dreißig Jahre alt war.
Das ist uns zum Trost und Beispiel geschehen, daß sich der Sohn Gottes taufen läßt, der doch keine Sünde hatte und tut, was er zu tun nicht schuldig war. Wann wollen wir dahin kommen, daß wir etwas tun, was wir zu tun nicht schuldig sind, weil wir so böse Buben sind und nicht tun, was wir zu tun schuldig sind? Christus, Gottes Sohn, ist heiliger als die Taufe selbst. Dennoch läßt er sich taufen und hat die heilige Taufe gestiftet und eingesetzt und ferner befohlen, daß solche Taufe fortan in der Christen¬heit bleiben solle und alle, die selig werden wollen, sich auch taufen lassen sollen.
Wider die Verachtung der Taufe
Deshalb müssen das in den Abgrund der Hölle ver¬ruchte Menschen sein, die die Taufe entweder verachten oder spöttisch davon reden. Der Teufel hat sie geschändet und geblendet, daß sie nicht so viel Ohren und Augen haben, daß sie hören und sehen können, was doch hier geschieht. Warum wolltest du dich oder deine Kinder nicht taufen lassen? Läßt sich doch der Sohn Gottes taufen, wie kannst du denn so hoffärtig, ja, so blind und töricht sein, daß du die heilige Taufe verachtest? Solltest du nicht der Taufe allein deshalb, wenn sie gleich sonst nichts gäbe oder nützte, alle Ehre erweisen, weil du hier hörst, daß der Sohn Gottes selbst sich hat taufen lassen, daß du dich ihm zu Ehren auch taufen ließest, wenngleich die Taufe dir sonst nichts nützte?
Die Bedeutung der Taufe – Gott hat sich mit aller Gnade ausgeschüttet
Zudem steht auch dies hier, was wir bei solcher Taufe erwarten und wie sie uns nützen soll. Denn da sieht man, daß Gott im Himmel bei solcher Taufe seines Sohnes sich selbst mit aller Gnade ausschüttet. Der Himmel tut sich auf, der zuvor geschlossen war, und wird nun über der Taufe Christi ein Tor und Fenster, daß man hineinsehen kann und fortan zwischen Gott und uns kein Unterschied mehr ist, sintemal Gott selbst sich da zum Jordan herunterläßt. Der Vater läßt sich in der Stimme hören, der Sohn heiligt die Taufe mit seinem Leibe, der Heilige Geist fährt in der Gestalt der Taube hernieder.
Ist das nun nicht eine große Offenbarung und ein sicheres großes Zeichen, daß Gott die Taufe lieb habe und nicht davon bleiben könne? Daher heißt dieser Tag Epiphanias, das Fest der Offenbarung, daß Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sich so offenbart, zum Zeichen, daß er nicht mit uns zürnen, sondern uns durch Christus dazu helfen wolle, daß wir fromm und selig werden.
Christi Vorbild und Gnade
Der Sohn, der es seiner Person halber nicht bedarf, ist persönlich hier, läßt sich taufen und offenbart sich nicht allein uns zum Vorbild, sondern auch zur Gnade, daß wir solch Taufe genießen und glauben sollen, wir haben dadurch einen gnädigen Gott, wenn wir solchem Vorbild folgen und uns dem Befehl Christi nach auch taufen lassen.
Der Vater läßt sich mit der Stimme hören: »Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe«. Das ist eine neue Stimme, dergleichen vom Himmel niemand jemals zuvor gehört hat. Wunder wäre es nicht, daß Himmel und Erde vor der Stimme erzitterte, wenn Gott redet. Ich fiele auf mein Angesicht, wenn ich Gottes Stimme hörte. Aber dies ist eine andere Stimme als jene am Berge Sinai, da Gott auch vom Himmel redet. Dort läßt er sich mit so schrecklicher Stimme hören, daß das Erdreich davor erzittert und die Berge erschüttert werden und die Menschen vor Furcht zu sterben fürchten. Aber hier ist eitel Freundlichkeit, Gnade und Barmherzigkeit.
Das ist, als wollte Gott so sagen: Ihr Menschen, wendet eure Augen und Ohren hierher und merket mit Fleiß. Da habt ihr einen Menschen, der ist getauft. Wollt ihr wissen, wer er sei? Er ist mein lieber Sohn, an dem ich alle Freude und herzlich Wohlgefallen habe. Ihr dürft euch vor ihm nicht fürchten. Denn da steht er nackt wie ein anderer Mensch, führt kein Schwert noch weltliche Gewalt. Vor mir dürft ihr euch auch nicht fürchten. Denn ich komme jetzt nicht mit Donner und Blitz, mit Kanonen und Posaunen, wie am Berge Sinai, sondern mit einem freundlichen Bilde und einladender Gebärde.
Was ist hier Unfreundliches? Der Sohn Gottes, der ohne Sünde und ganz unschuldig ist, steht im Jordan und lässt sich taufen, tut mehr, als er zu tun schuldig ist. Der Heilige Geist kommt in einer freundlichen Gestalt, wie eine Taube, über ihn, so daß Johannes ihn mit seinen Augen sieht. Der Vater redet auf das allerfreundlichste mit uns und verkündigt uns, wie er uns nicht einen Propheten, Apostel, Engel sende, sondern seinen eingebornen Sohn, an dem er alles Wohlgefallen hat.
Das heißt ja, meine ich, uns auf den Sohn zu sehen befohlen, weil Gott selbst sich nicht hat verdrießen lassen, uns allen zu verkündigen und zu sagen: Höret zu alles, was Mensch ist, dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Lust und Freude habe. Wollt ihr einen gnädigen Vater an mir hab eil, so könnet ihrs leicht tun. Haltet euch nur an meinen Sohn, dem kann ich nicht feind sein, so werdet ihr, wo ihr seiner Stimme gehorchet, mir um seinetwillen auch lieb sein. Darum höret ihn und tut, was er euch sagt.
Dieser Stimme sollte man, wo möglich selbst auf Nadelspitzen nachgehen und diese herrliche Offenbarung nimmermehr aus den Augen und Herzen lassen, daß unser Herrgott den Himmel aufreißt, den Heiligen Geist in der Gestalt einer Taube herunterschickt, und er selbst läßt sich mit einer lieblichen Stimme hören und spricht: Hier habt ihr meinen Sohn, mein Herz und höchsten Schatz und alles, was ich bin. Und der Sohn stellt sich als ein armer, bedürftiger Sünder und läßt sich von Johannes am Jordan taufen. So hat sich heute die ganze Gottheit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, auf das allergnädigste und freundlichste offenbart, dem Unterschied der Personen entsprechend in dreierlei Gestalt, auf daß jedermann wisse, wie er Gott erkennen und was er von ihm glauben soll, und besonders wie er sich gegen Christus verhalten soll, nämlich: wer sich zu ihm hält, sein Wort annimmt und seiner Werke sich tröstet, daß Gott solchem Menschen nicht feind sein könne noch wolle.
Denn hier stehts: was der Sohn fordert, sagt oder tut, das sei alles des Vaters herzlich Wohlgefallen. wie selig wären wir, so wir solches nur tun und uns von Herzen an den Sohn halten wollten. Umgekehrt sind das heillose und verruchte Leute, die solche Stimme erschallen lassen und doch vorübergehen, als hörten sie nicht. Darum lernet, ihr lieben Kinder, solange ihr lernen könnt und diese Stimme erschallen hört. Lasset uns doch unserm Herrgott für diese Wohltat danken, daß er heute sein Herz und seinen Schatz uns offenbart hat, den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube, seinen Sohn am Jordan in der Taufe, und sich selber in einer herrlichen, lieblichen Stimme.
Das Fest Epiphanias hochhalten lernen
Darum lernet dies Fest hoch halten. Es ist ein großes Wunder, daß diese herrliche Offenbarung eben über der Taufe Christi am Jordan geschehen ist. Wo Gott gewollt hätte, wäre solche Offenbarung in der Wüste oder im Tempel zu Jerusalem geschehen. Aber bei der Taufe hat es uns zur Lehre geschehen sollen, daß wir die Taufe hoch halten sollen, und weil wir getauft sind, uns nicht anders ansehen noch beurteilen, denn als gemachte, ja neugeschaffene Heilige.
Wider die Wiedertäufer – bei der Taufe ist nicht allein Wasser, sondern auch Gottes Wort und Kraft
Die Wiedertäufer sagen heutigen Tages, die Taufe sei nur einfaches Wasser. Der Teufel hole solche Läster¬mäuler! Ein Tier soll so urteilen, das nichts als den Geschmack von Wasser hat. Ein Christ aber soll nicht nach dem Geschmack, sondern nach dem Wort urteilen. Denn da ist nicht allein Wasser, sondern auch Gottes Wort und Kraft. Wie man hier bei der Taufe Christi sieht, daß da ist Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist und alle heiligen Engel. Deshalb ists nicht einfaches Wasser, sondern ein solches Wasser, da Gottes Sohn drinnen badet, da der Heilige Geist drüber schwebet und Gott der Vater drüber predigt., So daß also die Taufe nicht ein einfaches Wasser, sondern ein gnadenreiches Wasser ist, durch Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist geweiht und geheiligt. Das bezeugen auch die Worte, daß Christus auf die Weise zu taufen befohlen hat, wie er Matth. 28, 19 sagt: »Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«. Wasser ohne diese Worte ist einfaches Wasser; aber wenn diese Worte: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes« zum Wasser kommen, so ists nicht einfaches Wasser, sondern eine Taufe.
Die Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – Sehen wir denn nicht, was für Gewürz Gott in dies Wasser wirft?
Darum ist es noch heutigen Tages so: Wenn ich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes die Taufe habe, so ist da der Sohn, welcher mit seinem Leibe, der Heilige Geist, der mit seiner Gegenwärtigkeit, und Gott der Vater, der mit seiner Stimme die Taufe heiligt. Darum kann man auf keinen Fall sagen, daß es allein schlichtes Wasser sei, sintemal die ganze Gottheit da vorhanden ist.
Wir sollen deshalb auch die Taufe nicht als ein Menschenwerk ansehen. Denn obwohl ein Mensch tauft, so tauft er doch nicht in seinem Namen, sondern im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes. Die kommen von sich selbst und sind bei solchem Werk, sonst würde die Taufe schwerlich das ausrichten, was sie ausrichten soll. Wer will nun des Vaters, Sohnes und Heiligen Geiste Wort verachten? Wer will des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes Taufe einfaches Wasser nennen?
Sehen wir denn nicht, was für Gewürz Gott in dies Wasser wirft? Wenn man Zucker ins Wasser wirft, so ists nicht mehr Wasser, sondern eine Limonade oder sonst etwas. Warum wollen wir denn hier das Wort so sehr vom Wasser scheiden und sagen, es sei ein einfaches Wasser? Gleich als wäre Gottes Wort, ja, Gott selbst nicht bei und in solchem Wasser, wie dort am Jordan, da Christus im Wasser stand, der Heilige Geist drüber schwebte und Gott der Vater dabei predigte.
Die Taufe ein solches Wasser, das die Sünde, den Tod und alles Unglück hinwegnimmt, uns in den Himmel und zum ewigen Leben hilft
Deshalb ist die Taufe ein solches Wasser, das die Sünde, den Tod und alles Unglück hinwegnimmt, uns in den Himmel und zum ewigen Leben hilft. So ein köstlich Wasser und Heiltrank ist daraus geworden, da Gott sich selbst eingemischt hat. Gott aber ist ein Gott des Lebens und kann lebendig machen. Weil nun der in diesem Wasser ist, so muß dies das rechte Lebenswasser sein, das den Tod und Hölle vertreibt und ewig lebendig macht.
So sollen wir die Taufe recht erkennen und hoch halten lernen. Denn man tauft nicht im Namen eines Engels oder Menschen, sondern im Namen Gott Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, oder wie Apg. 2, 38 steht, im Namen Jesu, was ebensoviel ist. Denn wer Jesus Christus bekennt, muß auch Gott Vater und den Heiligen Geist bekennen, sintemal Christus klar sagt, er komme vom Vater und wolle den Heiligen Geist senden.
Wer nun Christus mit dem Herzen bekennt, der wird sein Wort nicht Lügen strafen, sondern glauben, daß der Sohn nicht allein, sondern der Vater und der Heilige Geist bei ihm sei, ob man gleich den Vater und den Heiligen Geist mit Namen nicht nennt.
Solches sollen wir recht lernen und das Wort von der heiligen Taufe oder dem Wasser, mit dem man tauft, nicht abtrennen, sondern bekennen und sagen, daß es von Gott dazu geordnet sei, daß es uns um unsers Herrn Christus willen durch den Heiligen Geist rein von Sünden machen und uns vom ewigen Tode erretten soll. Denn was wollte sonst Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist dabei machen?
Wer nun in Sünden ist, den stecke man in die Taufe, so ist der Tod verschlungen. Denn die Taufe hat eine göttliche Kraft, daß sie die Sünde abwaschen und den Tod tilgen soll. Darauf sind wir nun getauft.
Die Taufe ist nicht allein Gabe, Vergebung der Sünde und Tilgung des Todes, sie ruft uns auch zur Umkehr
Wenn wir aber in Sünde gefallen gefallen sind und Unrecht getan haben, so soll dennoch die Taufe und das, was uns drin zugesagt ist, fest und gewiß bleiben, nur daß man umkehre und nicht in Sünden beharre. Denn das geht nicht an, wenn du Vergebung der Sünden begehrst, daß du in Sünden beharren und davon nicht ablassen wolltest. Sondern Buße sollst du tun und im recl1ten Glauben sagen: Gott hat mich in des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes Taufe gesteckt, zu der kehre ich zurück und verlasse mich darauf, daß meine Sünden von mir weggenommen sind, nicht um meinet- oder irgendeines Menschen oder Kreatur willen, sondern um des Mannes Christi willen, der es befohlen und eingesetzt hat und sich selbst als ein Sünder hat taufen lassen.
Eine Offenbarung, die jene der Weisen weit übertrifft – Unser angemessener Gottesdienst: Gottes Sohn, unsern Heiland, hören und uns danach richten, wie er uns predigt und vorsagt
So übertrifft diese Offenbarung jene weit, da den Weisen der Stern erschienen ist. Darum sollt ihr lernen und fleißig merken, wie Gott sich heute an diesem Tag mit einer schönen Predigt von seinem Sohn offenbart hat, damit was er mit uns tut und wir mit ihm, ihm solches alles wohlgefallen soll.
Denn wer dem Sohn folgt und sich nach seinem Wort hält, der soll auch das liebe Kind sein. Der Sohn hat sich in seiner zarten Menschheit offenbart, da er sich von Johannes hat taufen lassen. Der Heilige Geist hat sich offenbart in der Gestalt der Taube. So hat sich unser Herrgott mit aller Freundlichkeit und Gnade ausgeschüttet. Besonders der Vater läßt sich aufs freundlichste hören und spricht: Hier habt ihr nicht einen Engel, Propheten, Apostel, sondern meinen Sohn und mich selbst. Wie könnte Gott sich höher offenbaren? Denn wenn er selbst predigt, so kann er keinen größeren Diener zum Prediger haben. Wie könnten wir ihm besser dienen, als daß wir seinen Sohn, unsern Heiland, hören und uns da¬nach richten, wie er uns predigt und vorsagt? Wer solches nicht zu seiner Seligkeit glaubt, der ist nicht wert, daß ers höre, sondern soll den Teufel und seine Apostel hören zu seinem ewigen Verderben.
Gott gebe uns seine Gnade, daß wir ihm dafür danken und ihn zu kommen bitten; daß er uns dabei erhalten und selig machen wolle, Amen.
(Aus: Luther Deutsch. Die Predigten, Bd. 8, hg. v. K. Aland, 2. Aufl., Göttingen 1965, S. 71-78.- Überschrift und Zwischenüberschriften von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de)
Nachgedacht – Zu Martin Luthers Epiphaniaspredigt, ein Kommentar von Heinz Janssen, redaktion@predigtforum.de
Das Evangelium von der Taufe Jesu am Jordan ist nach Martin Luther „das höchst, vornehmste und tröstlichste Stück“, das an Epiphanias gepredigt werden soll, weil es darin um die „Offenbarung“ geht, die bei Jesu Taufe geschah. Darum will Martin Luther das Epiphaniasfest „unseres Herrn Christi Tauftag“ nennen.
So ist auch die Taufe, ihr Sinn und ihre Bedeutung für die praxis pietatis, das Hauptthema der Predigt, das systematisch abgearbeitet wird. Eine durch und durch kämpferische und apologetische Predigt. Der Reformator setzt sich in dieser Epiphaniaspredigt schwerpunktmäßig mit den Wiedertäufern auseinander und rechnet mit ihnen ab. Er hält ihnen entgegen, dass das Wasser bei der Taufe mehr als einfaches Wasser sei, weil zu Wasser das Wort Gottes und seine Verheißung komme. Die im Namen des dreieinigen Gottes vollzogene Taufe ist nicht Menschenwerk, sondern Gabe und Verheißung Gottes. „Solches sollen wir recht lernen und das Wort von der heiligen Taufe oder dem Wasser, mit dem man tauft, nicht abtrennen, sondern bekennen und sagen, daß es von Gott dazu geordnet sei, daß es uns um unsers Herrn Christus willen durch den Heiligen Geist rein von Sünden machen und uns vom ewigen Tode erretten soll.“
Weil Jesus sich hat taufen lassen, der es doch als Gottessohn gar nicht nötig gehabt hätte, gibt es nach Martin Luther schon einen wichtigen Beweggrund, sich taufen zu lassen, nämlich ihm, dem Gottessohn, zu Ehren.
Erfreuen kann man sich an einigen bilderreichen Formulierungen, mit denen Martin Luther die Bedeutung der Taufe umschreibt:
– „Denn da sieht man, dass Gott im Himmel bei solcher Taufe seines Sohnes sich selbst mit aller Gnade ausschüttet. Der Himmel tut sich auf, der zuvor geschlossen war, und wird nun über der Taufe Christi ein Tor und Fenster, dass man hineinsehen kann und fortan zwischen Gott und uns kein Unterschied mehr ist…“
– Das Wasser bei der Taufe „ist nicht einfaches Wasser, sondern ein solches Wasser, da Gottes Sohn drinnen badet, da der heilige Geist drüber schwebet und Gott der Vater drüber predigt“.
– „Wer will des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes Taufe einfaches Wasser nennen? Sehen wir denn nicht, was für Gewürz Gott in dies Wasser wirft?“
– „Wer nun in Sünden ist, den stecke man in die Taufe, so ist der Tod verschlungen. Denn die Taufe hat eine göttliche Kraft, daß sie die Sünde abwaschen und den Tod tilgen soll.“
Bei der Taufe Jesu kam Gott nicht wie am Berg Sinai „mit Donner und Blitz“, sondern „mit einem freundlichen Bilde und einladender Gebärde“. Die Taube ist für den Prediger Symbol für den freundlich herabkommenden Heiligen Geist. Gott „redet auf das allerfreundlichste mit uns und verkündigt uns, wie er uns nicht einen Propheten, Apostel, Engel sende, sondern seinen eingeborenen Sohn, an dem er alles Wohlgefallen hat“.