“…dass keiner wieder es vergisst: Die Liebe stets das Größte ist!”
Zur Faschingszeit die Predigt mal im Reimekleid
Vorbemerkung der Redaktion
Zum ersten Mal im Heidelberger Predigt-Forum schreibt ein Autor seine Predigt gleichsam kasusbezogen für den Sonntag vor Rosenmontag in Reimen über das "Hohelied der Liebe", den Episteltext des Sonntags vor der Passionszeit, Estomihi. Karnevalistische Konkurrenz? Die Kanzel als Bütt? Bedenkt man, dass der niederrheinische Ausdruck für das faßartige Rednerpult der Karnevalisten steht, scheint es durchaus Vergleichsmöglichkeiten zwischen Kanzel und Bütt zu geben. Ob eine Predigt nur zur Faschingszeit in Reimen vorstellbar ist? Oder gaukelt eine solche Form eine Harmonie vor, die es "im wirklichen Leben" so nicht gibt? Eine gereimte Predigt kann auch als ein Zeichen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe (1.Korinther 13,13) verstanden werden, als ein Kontrapunkt gegen Lieblosigkeit, Resignation und Pessimismus, gerade weil sich im Leben so vieles nicht reimt. In diesem Sinn verstehe ich Werner Schütz, wenn er über die Aufgabe der Predigt schreibt: "Predigt soll nicht Probleme lösen; sie ist Anamnese, Doxologie, Lobpreis und Verkündigung; sie kann bestehenden Glauben stärken und erneuern; sie ist Hermeneutik der Welt und des Lebens, ein Licht von unerhörter Hoffnung; sie hat viele Ziele, die in eine Methodik und Didaktik des Unterrichts nicht eingehen. Vor allem soll die Predigtmethodik aus der Sache selbst, ihrer Eigenart und ihrer Anforderungen von Fall zu Fall erwachsen" (in: W.S., Probleme der Predigt, Göttingen 1981, S.216). Heinz Janssen redaktion@predigtforum.deHelau, Alaaf und Gott zum Gruß
so ich heut’ mal beginnen muss,
denn morgen Rosenmontag ist
was man bei Kirchens meist vergisst.
Nicht, dass ich plötzlich lustig wär’
auf Fasching und dergleichen mehr –
das liegt mir durchaus eher fern.
Doch dichten – ja, das wollt’ ich gern!
Im Fasching geh’n sie in die Bütt.
Geht etwa gleich der Ernst verschütt,
wenn ich in meine Kanzel geh,
von dort auf die Gemeinde seh?
Hier oben – hat mal wer gesagt
und mir darob sein Leid geklagt –
sei man den Menschen doch so fern.
Doch heut steh ich hier oben gern.
Fast wünscht ich mir, die Orgel da
spielt ab und zu auch mal “Tata!”
Doch mehr noch machtet ihr mich froh
wenn ihr die guten Stell’n merkt so…
Zum Thema nun, denn sonst fragt ihr:
Was machen wir denn heut’ nur hier?
Die Liebe soll das Thema sein,
die Paulus lässt die Größte sein.
Von Liebe ist im Karneval
auch oft die Rede – überall.
Da lässt man hier den Busen blitzen
und trägt ein Strumpfband mit viel Spitzen.
Die Schminke macht die Falten glatt
und manches junge Mädchen hat
beim näheren Betrachten dann
enttäuscht den liebestollen Mann.
Nichts gegen optischen Genuss –
von mir aus auch mal einen Kuss
(natürlich nur hier auf die Wange)-
doch sowas hält nicht wirklich lange.
Wenn sie ihm ihre Handy-Nummer gibt,
glaubt er, sie wär’ in ihn verliebt.
Und wenn ins Bett sie mit ihm geht,
dann ist er völlig durchgedreht.
Und umgekehrt ist mancher Held,
der erst erscheint als Mann von Welt
in Wahrheit nur ein kleines Licht,
so dass der Traumprinz schnell zerbricht.
Wer meint, ich sei total verknöchert
und mein Verstand sei wohl durchlöchert
und ich wollt Karneval vermiesen,
der sei dezent drauf hingewiesen:
Mir geht’s drum, was dahinter steckt.
Nicht, was Begehrlichkeiten weckt,
nicht Sex, Erotik und dergleichen –
die Liebe soll das Herz erreichen.
Nicht leere Sprüche hol ich vor
so wie z.B. “Make Love – not war!”
Wie Liebe uns verändern kann,
das sagt der Paulus Frau und Mann.
Lasst uns ruhig in die Tiefe geh’n
und noch mal in den Text reinseh’n:
Das meiste ist uns noch bekannt,
nun forschen wir, was denn entschwand.
Wenn wir in Paulus Briefen lesen,
dann ist es oft schon so gewesen,
das wir, was wir darinnen fanden
trotz langem Studium nicht verstanden.
Doch Gott sei Dank – hier steht geschrieben,
was wir an diesen Briefen lieben:
Mitten im Alltag setzt er an,
was jeder dann verstehen kann.
Da hat er vor dem Text vom Lieben
seinen Korinthern was geschrieben
zu Gaben, die ein jeder hat,
ob auf dem Land, ob in der Stadt.
Nur nutzen müsste man sie schon,
dann brächt’ die Arbeit reichen Lohn.
Auch der Gemeinde tät es gut
und alle hätten guten Mut.
Er hat sich das sehr wohl bedacht:
wenn jeder etwas andres macht,
ergänzen – wie beim Körperbau –
sich alle, und zwar Mann und Frau.
Zwar schleicht sich Hochmut manchmal ein,
denn jeder will der Größte sein.
Doch denen stopft ganz schnell das Maul
mit Liebe nun der Heil’ge Paul.
´ Was du auch machst, was du auch tust –
tu es mit Liebe und mit Lust.
Die Liebe lässt dich Dinge tun,
die sonst du ließest sicher ruh’n.
Da ist, wer sonst stets sucht den Streit,
zum ruhigen Gespräch bereit.
Da hält, wer sonst nur Action will
aus Liebe plötzlich lange still.
Wer sonst gedacht: “Hauptsache: ich”,
der schämt sich nun ganz fürchterlich
und müht sich nun, so gut es geht
darum, wie’s um den andern steht.
Selbst wer in Zungen reden könnte
und wer schon heut’ die Zukunft nennte,
wer glaubt, das dieser Berg sich jetzt
ganz leicht woandershin versetzt,
wer alles gäb’ den Armen hin,
behielte nichts für sich im Sinn,
selbst wer sein Leben dafür gibt,
hat nichts davon, wenn er nicht liebt.
Die Liebe – sagt der Paulus froh –
verändert Menschen, und zwar so:
Wir tun das gleiche wie vorher,
nicht weniger und auch nicht mehr.
Doch weil in Liebe es getan,
verfall’n wir nicht dem Größenwahn.
Wir seh’n nicht alles rosarot,
doch auch nicht schwarz, als wär’n wir tot.
Denn Gott hat uns verändert schon
durch Jesus Christus, seinen Sohn.
Das klingt, als wär’s nur für die Frommen,
doch ist er in die Welt gekommen,
weil Gott uns liebt, ganz ohne Maßen –
auch wenn ganz viele das vergaßen.
Der Glaube, sagt der Paulus nun
verändert uns ganzes Tun:
Auf einmal ist es nicht egal –
auch wenn ich es schon tausend Mal
getan oder gelassen habe –
was Gott mir gab für eine Gabe
. Der Glaube ist ein Schlüssel fast,
der in das Schatzkästchen nur passt,
in dem mein ganzer Lebensmut
verwahrt ist in gar sich’rer Hut.
Es ist ein Schatz, ganz ohne Frage,
den ich mit mir herum da trage.
Und ihr, das will ich sicher meinen,
tragt jeder auch in euch so einen!
Die Hoffnung ist die große Kraft,
die einem hilft, dass man das schafft,
was unmöglich zu schaffen scheint,
wenn Gottes Liebe man verneint.
Das geht so oberflächlich nicht
mit frohgeschminktem Karnevalsgesicht.
Das ist nicht immer nur ein Lachen,
kann richtig Leid und Schmerzen machen.
Und doch kommt Freude in mein Herz,
die mehr ist als der beste Scherz.
Ganz tief darinnen brennt die Glut,
die allen Menschen Gutes tut.
Wer Glaube und auch Hoffnung hat,
der braucht die Liebe noch zur Tat.
Wie es in der Gebrauchsanweisung steht:
Nur wer die Liebe hat, der weiß, wie’s geht!
Und wenn die Liebe doch nicht wär’ ?
Dann wär’ das Leben schrecklich leer.
Dann wär’ es alles eine Maske nur,
die abzunehmen eine grausige Tortur.
Am Mittwoch ist es ja vorbei
mit all dem Jux, der Feierei.
Da ist der Katzenjammer groß:
Was mach ich bloß? Was mach ich bloß?
Ich sag euch: Es ist nie zu spät!
Wenn gar nichts anderes mehr geht,
geh ich zu Gott. Ich weiß es doch:
Er liebt uns Menschen immer noch.
Bei all den Gaben und auch Schwächen,
die uns so in die Augen stechen,
kann er wahrscheinlich freundlich lachen,
dass wir uns so viel Kummer machen.
An Liebe hat er reichlich viel,
und alles nur mit einem Ziel:
Für Gott ist es nicht einerlei,
für ihn ist’s nicht nur Liebelei.
Er liebt uns mehr als alles andre,
was noch so auf der Erde wandre.
Er will, dass wir auch andre lieben
und uns tagtäglich darin üben.
Drum nehmen wir uns heute vor
und schreiben es uns hinters Ohr
dass keiner wieder es vergisst:
Die Liebe stets das Größte ist!
Und Gottes Geist, den wir wohl kaum
begreifen – nicht einmal im Traum –
erkläre uns, wie das nun ist:
zu leben liebevoll als Christ.
Er segne alle, die heut’ kamen.
Und jetzt ist Schluss und ich sag:
Amen!