Wendepunkte

Wider das scheinbar ewig Unabänderliche

Predigttext: Jesaja 29,17-24
Kirche / Ort: Providenz-Kirche Heidelberg Altstadt/City
Datum: 14.08.2005
Kirchenjahr: 12. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Pfarrer Heinz Janssen

Predigttext: Jesaja 29,17-24 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; 19 und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. 20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen. 22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände - seine Kinder - in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.

Exegetische und homiletische Einführung

(Ich beziehe mich im Folgenden in etwas modifizierter und verkürzter Form auf meine Predigthilfe im Dt. Pfarrerblatt 7/2005, S.363f.)

Eine hermeneutische Vorbemerkung zur christlichen Predigt alttestamentlicher Texte

Trotz der Aufnahme einer nicht geringen Anzahl von Texten aus dem ersten und größten Teil der christlichen Bibel in die Perikopenreihen III-VI (und Reihen C und M) kommen diese „Worte des Buches“ (Jesaja 29,18) in der christlichen Predigt leider immer noch viel zu kurz. Die in Geschichte und Gegenwart dogmatische und hermeneutische Umstrittenheit „alttestamentlicher“ Texte sitzt offenbar tief und ist schwer zu verstehen, war doch die „Christliche“ Bibel für die urchristlichen Gemeinden noch im 2.Jahrhundert die Israelitisch/Jüdische Bibel. Darum bedarf m. E. die Bezeichnung „Altes“ Testament, wenn man sie aus traditionellen Gründen nicht ersetzen will – mir gefällt die Bezeichnung „Erstes Testament“ -, zumindest der Interpretation und des Hinweises, dass sie dem Zweiten Testament fremd und erst in der fragwürdigen und bedrängend folgenreichen Abgrenzung des Christentums vom Judentum entstanden ist. Jedenfalls sollte zumindest die abwertend tendenziöse Rede vom „alttestamentarischen Gott“ endlich aus dem Vokabular unserer christlich/kirchlichen Tradition gestrichen werden. Die dogmatische Formel „Gesetz und Evangelium“ ist nicht geeignet, das Verhältnis beider Testamente zu charakterisieren. Dass es in dem polyphonen Chor des ersten großen Bibelteiles auch die Stimme des Evangeliums gibt, können wir aus der Perikope Jesaja 29,17-24 hören. Was für schöne, wohltuende, aufrichtende und tröstende Töne klingen darin an!

Zum Aufbau der Perikope

Die Perikope zerfällt deutlich in zwei unterschiedliche Teile: in eine (prophetische) Ankündigung über das (nahe) bevorstehende Heilshandeln Gottes (V.17-21, von Gott ist in der 3.Pers. die Rede) und in eine göttliche Verheißung, die als Botenspruch gestaltet ist (V.22-24, von Gott ist in der 1.Pers. die Rede). Beide Teile sind im hebräischen Urtext durch die Partikel laken, die sonst eine Gerichtsankündigung (Drohwort) einleitet, redaktionell verbunden.

Die Adressaten

Als Adressaten des 1.Teils werden in V.18 „die Tauben und Blinden“, in V.19 „die Elenden und Armen“ genannt. Jenen wird das Hören(können) der „Worte des Buches“ (= die Heiligen Schriften) und das Sehen „aus Dunkel und Finsternis“ (wörtlich: von Dunkel und Finsternis weg) verheißen (V.18), diesen die wieder auflebende Freude (simcha) an Gott (V.19). Mit diesen Adressaten ist das bedrängte Gottesvolk/Israel gemeint, das betont mit Gott in Beziehung gesetzt wird (V.19). Möglicherweise bezeichnen die vier Charakterisierungen der Adressaten verschiedene Gruppierungen des Volkes, wenn nicht ein und dieselbe Gruppe mit verschiedenen Metaphern umschrieben wird. Eindeutiger ist der Adressat des zweiten Perikopenteils: das „Haus Jakob(s)“; der in der Hebräischen Bibel geläufige Ausdruck bezeichnet hier im theologischen Sinn das gesamte Gottesvolk Israel. In diesem zweiten Perikopenteil wendet sich Gott an diejenigen in seinem Volk, die aufgrund der kriegerischen Ereignisse den Glauben an Gott verloren haben und nicht mehr an eine Wende glauben können. Gott wirbt gerade um sie: „Wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände…“ (V.23f.)

Zum historischen Hintergrund

Aus V.20f. geht hervor, dass die Verheißung von V.17-19 denen gilt, die im gesellschaftlich-politischen Bereich unter Tyrannen, unter ungerechten Gerichtsurteilen und Rechtbeugern, im religiös-kultischen Bereich unter Spöttern leiden. Aber mit diesen Menschenfeinden geht es zu Ende, ihre Tage sind gezählt, wie die Vv.20f. betonen. Der Kontext (Jes 29,1-8.9-16; 30,1-7.8-17), in den unsere Perikope eingebettet ist, weist als zeitgeschichtliche Situation auf die Belagerung Jerusalems durch die damalige Großmacht der Assyrer gegen Ende des 8.Jh. v. Chr. hin, die in einem Teil des Volkes Unglaube gegenüber Gott und die prophetische Botschaft auslöst und bewirkt, statt auf Gottes Hilfe zu vertrauen, auf die Hilfe Ägyptens, der anderen Großmacht, zu bauen. Die Protojesajanität unserer Perikope ist allerdings umstritten, so dass sich auch der historische Background nicht eindeutig bestimmen lässt und der Bibeltext dadurch verschiedene Assoziationen und Rezeptionen im Sinne einer „kreativen Interpretation“ ermöglicht. Wahrscheinlich datiert der Text literarhistorisch in die nachexilische Zeit (5.Jh. v.Chr.?), jedoch gibt es deutliche traditionsgeschichtlichen Verbindungslinien zur Prophetie Jesajas (z.B. ist die Rede von dem „Heiligen Israels“, Jes 29,19, jesajanisches Epitheton JHWHs, vgl. Jes 1,4 u.ö.).

Homiletisch bedeutsame Signalwörter und –wendungen

V.17 schub umkehren, zurückkehren, sich besinnen (entsprechend metanoein im NT), bekehren - Sonntagsepistel Apg 9,1-9!, wenden, wiederherstellen), vgl. die Perikopenüberschrift in der Luther-Bibel: „Die große Wandlung“. - Wo ist heute Umkehr, Besinnung nötig, und in welchen Situationen hoffen wir auf die baldige Wende? V.18 Taube, Blinde: Metaphern für Menschen, die innerlich taub und blind sind gegenüber den „Worten des Buches“ (= Wort Gottes, Heilige Schriften); „aus Dunkel und Finsternis sehen“, contra resignationem. – Wo stehen wir heute in der Gefahr der (inneren) Taubheit und Verblendung? V.19 „Die Elenden und die Ärmsten unter den Menschen werden wieder Freude an Gott haben“ – wer sind sie heute? V.20 „Tyrann, Spötter“ – wo sind sie heute am Werk? V.21 „der Unschuldige“, so übersetzt Martin Luther das hebräische gewichtige Wort zaddiq, es bedeutet der Gerechte/der Glaubende/Gott Vertrauende, der sich gemäß des (Gottes-) Rechts Verhaltende; vgl. den Ausruf Jesu in der Bergpredigt Matthäus 5,6: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit…“ V.22 „nicht mehr beschämt/blass dastehen“ – lass dich nicht unterkriegen; V.23 „meinen Namen heiligen“, vgl. die erste Vaterunser-Bitte „Geheiligt werde dein Name“ – den Namen Gottes vor Missbrauch schützen; V.24 „Einsicht, belehren lassen“ – errare humanum est, aber: Wo zeigen wir heute Einsicht, lassen wir uns belehren und zu neuen Perspektiven führen?

Zur Intention der Perikope und Möglichkeit(en) der Rezeption

In V.17.(18).19-21 gilt die Ankündigung einer Wende zum Guten den Menschen, die durch diktatorische (politische) Machthaber unterdrückt werden und denen jedes Recht genommen wird. Darum sind sie „die Armen“ im Volk, sie gehören aber im Ersten Testament zu den Menschen, die in aller Bedrängnis an Gott festhalten. Ihr Leidensdruck wird verstärkt durch die „Spötter“, die ihnen ihren Glauben nehmen wollen. In V.22-24 gilt die Verheißung den bereits in V.18 erwähnten „Tauben und Blinden“, die auf Grund der für sie hoffnungslosen (politischen) Lage wirklich hören und wirklich sehen. Gott selbst, so wahr er einst Abraham erlöst hat, will sie aus ihrer Taubheit und Blindheit herausholen und ihnen anhand der „Werke seiner Hände“ zum Hören und Sehen zu verhelfen. Die Irrenden lässt er nicht im Irrtum versinken, sondern wirkt in ihnen Einsicht; und die wie einst während der Wüstenwanderung Murrenden gibt er nicht auf, sondern hilft ihnen, dass sie sich durch Gottes Wirken belehren lassen. In dieser heilsamen und trostvollen Bewegung des Heiligen Jakobs/des Gottes Israels ad homines pauperes, den im Sinn von V.19 bedrängten und bedürftigen Menschen, höre ich den Predigttext im Zusammenklang mit dem Sonntagsevangelium von der Heilung des Taubstummen (Markus 7,31-37), dem Wochenspruch „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen (Jesaja 42,3) und den Worten Jesu „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“, die uns als Jahreslosung begleiten (Lukas 22,32). Es gibt auch noch eine „Zukunft jenseits unserer Möglichkeiten“ (H.-G. Wiedemann, PrSt 1987, S.201), und sie ist mit dem Namen Gott verbunden, an dem sich die Leidtragenden wieder freuen sollen (V.19, vgl. Matthäus 5,4) und von dem es in Psalm 46 heißt: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten…“ Solche Töne stimmen mich ein, mich dem Leben mit all seinen Herausforderungen, auch dem scheinbar ewig Unabänderlichen, zuzuwenden.

Literatur:

O. Kaiser, ATD 18, 1973, S.220-224; H. Wildberger, BK 1965/1972-1982: S.11233-1146.- Heinz Janssen, Freude an Gott. Predigthilfe zu Jesaja 29,17-24, in: DtPfrbl 7/2005, S.363f. (dort sind die Umschriften der hebräischen Termini bei der Drucklegung leider verunglückt).

Lieder:

„Gott liebt diese Welt“ EG 409, „Laudate, omnes gentes“ EG 181.6, „Nun lob, mein Seel, den Herren“ (Wochenlied) EG 289, „Selig seid ihr“ EG, Regionalteil Baden, Elsass und Lothringen, Pfalz, 667, „Vertraut den neuen Wegen“ EG 395.

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Liebe Gemeinde!

Was für schöne, wohltuende, aufrichtende und tröstende Töne klingen in diesen Bibelworten an! Die abwertend tendenziöse Rede vom „alttestamentarischen Gott“ sollte endlich aus dem Vokabular unserer christlich/kirchlichen Tradition gestrichen werden. Dass es in dem vielstimmigen Chor des ersten großen Bibelteiles, den wir der israelitisch/jüdischen Gemeinde verdanken, auch die Stimme des Evangeliums gibt, können wir aus dem heutigen Predigttext hören. Von einer prophetischen Ankündigung über das nahe bevorstehende Heilshandeln Gottes und einer göttlichen Verheißung ist darin die Rede.

I.

„Taube und Blinde“, „Elende und Arme“ werden als Adressaten dieser Botschaft genannt. Jenen wird das Hörenkönnen der „Worte des Buches“ verheißen – damit sind die Heiligen Schriften gemeint – und das Sehen „aus Dunkel und Finsternis“, wörtlich: von Dunkel und Finsternis weg, den anderen die wieder auflebende Freude an Gott. „Taube und Blinde“, „Elende und Arme“ sind geläufige Umschreibungen für das bedrängte Gottesvolk Israel, für das auch die Bezeichnung „Haus Jakob“ steht. Gott wendet sich an diejenigen in seinem Volk, die aufgrund der kriegerischen Ereignisse den Glauben an Gott verloren haben und nicht mehr an eine Wende glauben können.

Um diese Menschen wirbt Gott ständig: Habt Vertrauen, Änderung zum Guten ist möglich: „Wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände…“ Zu den Werken Seiner Hände gehört das Herbeiführen der Wende durch IHN selbst, mit der wieder eine gute Zukunft für das Gottesvolk beginnt. Dazu gehört der Anteil der Menschen, nämlich dass sein Name wieder geheiligt und sein Gottsein wieder geachtet wird. Gott selbst wird dafür sorgen, dass die Irrenden Einsicht finden und die Murrenden sich belehren lassen. Gott hilft.

II.

Der Bibeltext hat eine ausdrücklich politische und religiöse Zielrichtung. Die Verheißung gilt denen, die unter Tyrannen leiden, unter ungerechten Gerichtsurteilen und unbelehrbaren Rechtbeugern, und denen, die für ihre religiöse Einstellung den Spott der Spötter ertragen müssen. Aber – so wird angekündigt – mit diesen Menschenfeinden geht es zu Ende, ihre Tage sind gezählt.

Es ist die zeitgeschichtliche Situation der Belagerung Jerusalems durch die damalige Großmacht der Assyrer gegen Ende des 8.Jahrhunderts vor Christus; sie hat in einem Teil des Volkes Unglaube gegenüber Gott und die prophetische Botschaft ausgelöst, und sie hat bewirkt, dass viele statt auf Gottes Hilfe zu vertrauen, auf die Hilfe Ägyptens, einer anderen Großmacht, zu bauen. Jedoch behält diese Botschaft ihre Bedeutung über die Zeit des Propheten Jesaja hinaus. Für Zeiten, in denen die Hoffnung zu sterben droht, wenn der Mensch zum Feind des Menschen wird, wenn die Gewalt regiert und der Mächtige willkürlich über das Recht bestimmt, wenn der Mensch sich von Gott lossagt und Gottes Namen für seine eigenen Interessen fanatisch missbraucht…

Treffend überschreibt Martin Luther den Bibeltext mit den Worten „Die große Wandlung“. Sie beziehen sich auf das hebräische Wort schub, das unseren Predigttext bestimmt und das wir im Deutschen mit „wenden“, „wiederherstellen“, aber auch mit „umkehren“, „zurückkehren“, „sich besinnen“, „bekehren“ wiedergeben; das im Neuen Testament entsprechende griechische Wort metanoein bedeutet wörtlich „umdenken“. Wo ist heute Umkehr, Besinnung nötig, und in welchen Situationen hoffen wir auf die baldige Wende? Und halten wir die geschehenen Wendepunkte genügend wach? Z.B. jähren sich heute am 14.August die ersten Wahlen zum Bundestag im Jahre 1949 – welch eine gesellschaftspolitische Wende von der Tyrannei zur Demokratie! Oder erinnern wir uns persönlich daran, dass sich der „Knoten“ in einer schwierigen Lebenssituation auf einmal überraschend löste.

III.

Wenden wir uns den Bildern in unserem Bibeltext zu. „Taube, Blinde“ – sie bezeichnen Menschen, die innerlich taub und blind gegenüber den Worten der Bibel sind; sie sollen „aus Dunkel und Finsternis sehen“, d.h. aus der Resignation und Abgestumpftheit herausgeholt werden. Wo stehen wir heute in der Gefahr der inneren Taubheit und Blindheit bzw. Verblendung?

„Die Elenden und die Ärmsten unter den Menschen werden wieder Freude an Gott haben“ – wer sind sie heute?

„Tyrannen, Spötter“ – wo sind sie heute am Werk?

Von den damaligen Tyrannen wird im Bibeltext gesagt, dass sie „die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen“ (V.21).

Wo wird heute „das Recht des Unschuldigen“ gebeugt? Der Unschuldige – so die Übersetzung Martin Luthers – ist im hebräischen Urtext der zaddiq, wörtlich „der Gerechte“, was in der Bibel bedeutet, dass er sich gemäß des Gottesrechts, der Gebote, verhält und so Gott und dem anderen Menschen gerecht wird; der zaddiq ist in diesem Sinn auch der glaubende, der Gott vertrauende Mensch.

Werfen wir von dem so beschriebenen zaddiq einen Blick ins Neue Testament, Jesus sagt in der Bergpredigt: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit…“

Wieviele Menschen spüren, wenn es in ihrer engsten persönlichen Umgebung der Familie, der Nachbarschaft, des Arbeitsplatzes, aber ebenso im öffentlichen gesellschaftlichen politischen und kirchlichen Bereich nicht gerecht zugeht. Im Vorfeld der Bundestagswahl wollen die Bürgerinnen und Bürger keine falschen Versprechungen, sondern setzen auf Ehrlichkeit und sachliche Argumente. Und es muss uns erschrecken, wenn wir von der Ungerechtigkeit in der globalisierten Welt erfahren, wie wir auf Kosten anderer Menschen leben, die für einen niederigen nicht gerechten Lohn und unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen für den Wohlstand anderer arbeiten. Wie damals ist das Vertrauen zu einer guten Wende gefragt und meine Bereitschaft, dafür auch persönlich mit meinen Möglichkeiten etwas zu tun, mich zu wenden.

Eine baldige Wende wird durch den Propheten Jesaja jenen zugesagt, welche in aller Bedrängnis und gegen jeden Spott an Gott festhalten. Gott verhilft den Tauben und Blinden zum Hören und Sehen, und die Irrenden lässt er nicht im Irrtum versinken, sondern wirkt in ihnen Einsicht. Gott hilft den Menschen, dass sich ihnen durch sein Wirken eine ganz neue Perspektive eröffnet.

IV.

In dieser heilsamen und trostvollen Bewegung Gottes zu den bedrängten, von anderen eingeengten Menschen, höre ich den Predigttext im Zusammenklang mit der Epistel von der Bekehrung des Saulus (Apostelgeschichte 9,1-9), dem Sonntagsevangelium von der Heilung des Taubstummen (Markus 7,31-37), dem Wochenspruch „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst…“ (Jesaja 42,3) und den Worten Jesu „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“, die uns als Jahreslosung begleiten (Lukas 22,32). Liebe Gemeinde, es gibt auch noch eine „Zukunft jenseits unserer Möglichkeiten“ (H.-G.Wiedemann), und sie ist mit dem Namen Gott verbunden, von dem es in Psalm 46 heißt: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten…“ Solche Worte machen mir Mut, mich dem Leben mit all seinen Herausforderungen und dem scheinbar ewig Unabänderlichen zuzuwenden.

Amen.

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