Einander für Gottes Reich gewinnen
Einen anderen Menschen nicht bloßstellen, sondern seine Ehre schützen - Christus gibt niemanden auf
Predigttext: Matthäus 18, 15-20 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
15 Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. 17 Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner. 18 Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. 19 Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. 20 Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.Exegetische und homiletische Gedanken
“Anleitung zur Beseitigung von Sünde und Entzweiung in der Gemeinde” nennt Grundmann diesen Abschnitt, der die Vv. 15-18 mit den ursprünglich eigenständigen Einzellogien V.19 und V.20 verbindet. Vv. 19f. Verlieren so ihre “Allgemeingültigkeit” und werden Grundlage für die zuvor sehr nach Kirchenzucht klingenden Vv. 15-18. Die erhalten nun eine besondere Ausrichtung: Nicht die Bindung (“Bann”) des schuldig Gewordenen ist Mitte, sondern seine Lösung, die seelsorgerliche “Zurückholung” in die Gemeinde. Meine anfänglichen Fragen (Ist es nicht selbstgerecht, andere als schuldig anzusprechen? Beurteile ich richtig? Ist der Anspruch nicht zu hoch, dass mein Urteil über andere auch im Himmel gelten soll?), der anfängliche Schreck (Der Text legt mich fest, mich unbequem festzulegen gegenüber anderen und gegenüber Gott; aber bin ich dazu nicht immer genötigt?!) und die anfängliche Angst, über Kirchenzucht predigen zu müssen (Ist doch heute kein Thema mehr!), ist dem Mut und der Freude gewichen, über die Gemeinde Christi und ihren Umgang miteinander in seinem Namen zu predigen. Das spart das Nachdenken über das Schuldigwerden nicht aus, macht es aber nicht zur Mitte. Unterstützung gibt mir bei dieser Sicht der Kontext: Jesu Wort, 7mal 70mal zu vergeben, und die Freude des Hirten über das wiedergefundene Schaf. Das Thema “Gemeindedisziplin” und “Sorge um die Reinheit der Gemeinde” weicht der Fürsorge um den Bruder / die Schwester. Das Gespräch mit dem schuldig Gewordenen gliedert sich in drei Stufen: persönliche Begegnung unter vier Augen, Gespräch vor Zeugen; Erörterung und Entscheidung vor der Gemeindeversammlung. Das entspricht etwa der Gemeinderegel von Qumran. Dahinter ist das in Lev. 19, 17f gründende fürsorgliche und seelsorgerliche Element zu sehen: Persönlich mit dem Betroffenen sprechen schützt seine Ehre. Er soll nicht bloßgestellt, sondern ihm soll aus der Verwirrung geholfen werden (Schlatter). Er soll nicht verlorengehen, sondern gewonnen werden. Dabei darf seine Sünde nicht verharmlost oder gar verschwiegen werden. Immerhin gefährdet sie den Glauben und trennt von Gott und darum auch von Christi Gemeinde. Ziel ist es immer, den Schuldigen zurückzugewinnen für das Reich Gottes. Scheitert dieses Gespräch, werden zwei bis drei andere Brüder hinzugezogen: wohl weniger, um das Gewicht der Vorhaltung zu verstärken, als durch sie die Gemeinde als Dienerin Christi zu repräsentieren. So wird der Schuldige geschützt und der “Seelsorger” entlastet. Die dritte Stufe überschreitet die Grenze des nicht-öffentlichen Bereichs. Die ganze Gemeinde hört und entscheidet. Ihr Geist ist Christi Geist (Vv. 19f), der nicht Strafen setzen, sondern Umkehr bewirken will. Hört der Schuldige nicht, schließt er sich selbst aus der Gemeinschaft der Gemeinde aus. Sie spricht sein eigenes Urteil aus: Der Heide steht, der Zöllner stellt sich außerhalb des Gottesvolkes. Ob die Konsequenzen wirklich bis zum radikalen Bruch reichen, bleibt offen. Dass das Urteil der Gemeinde den Himmel bindet, ist ein hoher Anspruch. Die Zusage V. 18 erinnert an Jesu Wort an Petrus (Mt. 16, 19), das hier für die ganze Gemeinde demokratisiert scheint. Es zielt aber weniger auf Lehrautorität als vielmehr auf das Vergeben oder Behalten von Sünde (Jh. 20, 23). Beide Zielsetzungen sind aber nicht immer voneinander zu trennen. Jedenfalls baut Gemeinde nach Petrus nicht auf Hierarchie, und Kirchenzucht bedarf keiner Ämterordnung; die Gemeinde als Ganze handelt als Nachfolger Christi, in der Autorität des eschatologischen Weltenrichters, der ihr Urteil als seins bestätigen wird. Ihm entsprechend wird eher das Lösen, die Wiederaufnahme in die Gemeinde, das Ziel sein als das Binden: Werbung und Vergebung als Ziel der Kirchenzucht. So lässt sich auch darüber getrost predigen! Und was hat das Gebet damit zu tun? Es begrenzt die Gemeinde bei aller Vollmacht: Ihr Urteil kann nur ein Urteil sein im Namen des dreieinigen Gottes. Es gründet sich nicht in Privatplänen oder in Kirchenordnungen oder Konzeptionen, sondern im gemeinsamen Gebet. Wenn Ausleger fragen, ob Gebetsgemeinschaft oder Gottesdienst gemeint seien, frage ich: Wo ist der Unterschied, wo doch Christus präsent ist in der Gemeinschaft selbst der Zwei oder Drei. Nicht ausgefeilte Liturgie (so gut sie ist!) macht es und nicht die Menge oder Qualität der Anwesenden, sondern einzig der Geist Gottes, den der erhöhte Herr in die Gemeinschaft seiner Kirche trägt. Wo zwei oder drei die Thora studieren, da ist Gott gegenwärtig. So die rabbinische Überzeugung. Indem Jesus das auf sich bezieht, rückt er an die Stelle der Thora, des Gesetzes, dann ist er und in ihm Gott präsent. Zwei oder drei in seinem Namen, in seinem Auftrag, in seiner Gegenwart, in seinem Geist: (schon) das ist christliche Gemeinde, die der Vater hört. Ihr gemeinsames Gebet im Namen Christi – gerade bei der Kirchenzucht – schaltet Selbstsucht beim Beten aus und bringt der Gemeinde Handlungsfähigkeit auch im Umgang mit verirrten Gemeindegliedern. Recht und Ordnung in der Gemeinde werden durch seine Gegenwart gesetzt, nicht durch unsere Gedanken. Urteil in seinem Namen ist sein Urteil. So verliert V. 18 zwar nicht seine unglaubliche Verheißung, wohl aber seinen beängstigenden Anspruch. Hat all das Bedeutung für unsere Gemeinden? Vor einiger Zeit zeigte uns ein Konfirmand, dass ihn Leben und Fundament der Gemeinde nicht interessierte: häufiges Fehlen im Gottesdienst und Unterricht, keine Aufgabenerledigung. Kann er konfirmiert werden? Das Presbyterium entschied nach langer Diskussion unter der Frage: Was würde Jesus tun? 1. Der Mangel muss benannt und in seinem Ernst dargestellt werden. 2. Der Junge wird konfirmiert. 3. Die Eltern besuchen – immer wieder eingeladen und begleitet durch Presbyter – auch nach der Konfirmation mit ihrem Kind den Gottesdienst. Möge Gott dazu seinen Geist geben. Erstaunlich. Vater und Sohn sind auch heute noch (in Abständen) sonntags mit dabei. Im Namen Gottes... Dass dennoch Fragen bleiben, sei nicht verschwiegen. Lässt sich ein Ausschluss heute noch um- oder durchsetzen? Wird eine “bindende” Gemeinde nicht sehr schnell von der Presse angeprangert? Findet nicht ein Ausgeschlossener schon in der Nachbargemeinde Fürsprecher, die alles rückgängig machen (Auch Christen sind ja zuweilen eitel!)? Lasse ich jemand, der ausgeschlossen ist, beim Abendmahl einfach “links liegen”? Fragen über Fragen. Aber erst durch die Zielsetzung “Gewinnen für das Reich Gottes – im Namen Christi” wird “Kirchenzucht” für Gemeinde interessant. Und lässt die genannten Fragen hinter sich. Ich bin bei euch. Das Ende des Predigttextes liegt wie eine Überschrift über allem Tun der Gemeinde in seinem Namen. Damit hat der Auferstandene seinen Jüngern Mut gemacht. Das hört auch die Gemeinde. Gott sei Dank! Im Verlauf des Gottesdienstes könnte gemeinsam gebetet werden: z.B. das Friedensgebet des Franz von Assisi (EG 416) oder in Form gemeinsamer Gebetsrufe bei den Fürbitten.Liedvorschläge:
„Er weckt mich alle Morgen“ (EG 452), „Ich glaube, dass die Heiligen“ (253), „Vater unser im Himmelreich“ (344, 6-8), „Herz und Herz vereint zusammen“ (251, 1,3,6,7), „Wo zwei oder drei“ (Kanon, 579, Regionalteil Rheinland), „Das sollt ihr, Jesus Jünger, nie vergessen“ (221, zum Abendmahl); „Komm, Herr, segne uns“ (170).Liebe Gemeinde!
Darf die Kirche vom Mahl des Herrn ausschließen? Diese Frage wird zur Zeit in unserer Kirche auf allen Ebenen diskutiert. Hat die Kirche, die Gemeinde, das Recht, jemanden vom Abendmahl und damit ja auch aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen?
(Lesung des Predigttextes)
Darf die Kirche, ja, muss sie unter Umständen jemanden aus ihrer Gemeinschaft ausschließen? Jesus sagt: Ja. Aber bis dahin ist es ein langer Weg des Sprechens und Suchens, des Betens und Hörens, des Werbens und des Gottvertrauens. Kein bequemer Weg; aber ein Weg um des Heils eines Menschen willen. Ein Weg, der nicht den Trend der Beliebigkeit mitgeht und der doch menschlich ist. Ein Weg, der Schuld und Leben und Glauben nicht privatisiert, sondern weiß, dass menschliches Leben Gemeinschaft braucht, auch die Gemeinschaft der Gemeinde, auch die Gemeinschaft Gottes.
Gemeinschaft trägt; aber sie hat auch Grenzen. Sie gibt Freiheit, aber keine Grenzenlosigkeit. In einer Gemeinschaft kann also einer am anderen schuldig werden. So zerstört Schuld, was lebenswichtig ist. Darum: Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Er ist doch Teil der Gemeinde Christi. Und du auch. Ihr steht doch auf demselben Boden. Und nun siehst du, wie einer sich am Leben versündigt. An seinem vielleicht, weil er Raubbau treibt mit dem, was ihm Gott anvertraut hat. Am Leben anderer vielleicht, weil er keine Rücksicht nimmt und er zerstört, was Gott gegeben hat; weil er Leben vernichtet, das doch gerade erst begonnen hat, Leben zu sein; weil er Leben schwer macht, wo Gott Lebensfreude geschenkt hat. Du hörst, wie er sich lustig macht über Gottes Wort oder über seine Gemeinde. Du siehst und hörst es und tust – nichts. Du gehst vorbei, siehst nichts, hörst nichts, sagst nichts. Um des Friedens willen, sagst du. Aber es ist nur bequem. Mit Gemeinde hat das nichts zu tun. Oder du gehst und redest drüber mit Nachbarn, Bekannten, Freunden. Da kann man so richtig über den anderen herziehen. Hast du schon gehört…? Und das will ein Christ sein? Und du? Mit Gemeinde hat das nichts zu tun. Oder du gehst hin zu ihm und redest mit ihm selbst. Sagst ihm, dass dich seine Schuld bedrückt. Das, sagt Christus, das ist Gemeinde. So wie der gute Hirte das Schaf sucht, das sich verlaufen hat, so mach es auch. Bring deinen Bruder zurück. Rede mit ihm. Du musst nichts beschönigen. Aber auch nicht tratschen.
Du traust dich nicht, seine Schuld beim Namen zu nennen? Vielleicht, weil du um deine eigene Schuld weißt. Oder weil du ahnst, wie unbequem das sein kann, dass es Ärger machen kann. Vielleicht weißt du auch gar nicht recht, wo denn die Grenze zur Schuld verläuft, die Glauben und Leben gefährdet, weil es das Verhältnis zu Gott stört. Aber Maßstäbe sagt dir doch Gottes Wort: seine Gebote, die Kataloge von Gemeinderegeln im Neuen Testament. Du sollst Sünde beim Namen nennen. Nur dann ist Vergebung möglich. Aber tu das nicht, um deinen Mitbruder oder deine Mitschwester bloßzustellen. Rede mit ihm/ihr unter vier Augen. Zeig ihm/ihr, dass seine/ihre Schuld auch Gott weh tut, dass er/sie sich in die falsche Richtung bewegt: aus der Gemeinde, aus der Gemeinschaft Gottes heraus. Und immer wieder denk dran: Ihr zwei seid Gemeinde. Und wo zwei oder drei versammelt sind in Christi Namen, da ist er selbst anwesend. Das soll dich erfüllen im Gespräch mit dem anderen. Er ist es wert. Er ist Christi Eigentum. Wenn er hört, dann hast du ihn für Gottes Reich zurückgewonnen. Gott sei Dank!
Und wenn er nicht hört? Dann hab Geduld, hilf ihm und dir. Entlaste dich in deiner Verantwortung für ihn im Namen Gottes. Hilf ihm, auch das Wort aus dem Mund anderer zu hören. Nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Ihr seid Christi Gemeinde. Auf dem Fundament kann nur Güte wachsen. Rechthaberei hat da keinen Platz. Oder gar Überheblichkeit. Du weißt doch, wie leicht du selbst schwach wirst. Es geht nicht ums Verurteilen, um Machtgehabe. Es geht um das Leben deines Bruders/deiner Schwester. Und um die Gemeinde, deren Leben gestört wird. Und um Gott, der euch einander anvertraut hat.
Und wenn er immer noch nicht hört? Dann sag es der Gemeinde. Sie steht in der Nachfolge Jesu. Überleg doch mal, wie wir jeden Gottesdienst beginnen: Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes. Nichts kommt vorher. Alles, was wir tun, tun wir in seinem Namen, in seiner Gegenwart, unter seiner Zusage: Ich bin bei euch. Wenn wir unser Gebet beenden „…durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn“, dann ist das doch keine hohle Formel, sondern die Gewissheit: Er ist da, bei uns, wir sind seine Gemeinde. Er hört uns, er spricht mit uns. Er gibt Ausdauer und Kraft, wenn wir nicht weiterwissen und uns enttäuscht am Ende fühlen. Ja, die Gemeinde, seine Gemeinde, soll hören, was im Leben des einen brüchig geworden ist, was ihn auf falsche Wege geführt hat. Weil sie Gemeinde ist, weiß sie auch, woher sie ihre Weisheit, ihre Urteilskraft, bekommt: aus dem Gebet zu Gott, der unser aller Leben will; zu Christus, der dem Verlorenen nachgegangen ist und der gesagt hat, wir sollen nicht siebenmal, sondern siebenmalsiebzigmal, also unbegrenzt, vergeben; zu Gottes Geist, der uns zu seiner Gemeinde macht.
Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Wo sie eins werden im Gebet, da wissen sie, um was sie beten: um das Leben des Bruders/der Schwester. Und ich sage euch: Verspricht Jesus, Gott wird euch hören und erhören, denn er will dasselbe wie ihr: Niemand soll für sein Reich verloren gehen. Darum betet miteinander als Gemeinde für die Gemeinde und um die Gemeinde, betet für die Gefährdeten und für die, die Verantwortung für sie übernommen haben: für Kinder und Jugendliche und für die Eltern und Lehrer; für das Volk und die Politiker; für die Gemeinden und die Seelsorger, für die, die auf die falsche Bahn geraten sind, und für ihre Berater, für die Kranken und ihre Ärzte. Betet als Gemeinde, die weiß: Wo zwei oder drei versammelt sind in Christi Namen, da ist er mitten unter ihnen.
Darum sagt Christus auch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. Habt keine Angst vor diesem hohen Anspruch: dass es nun an euch hängen könnte, ob einer in Gottes Reich kommt oder nicht. Dass sich Gott an euer Urteil bindet. Es ist ein hoher Anspruch, zugegeben. Aber Gott weiß, was er tut. Er überfordert euch nicht. Der Anspruch liegt einzig darin, dass ihr euer Urteil auf dem Fundament seiner Gegenwart fällt. Dass euer Beweggrund, euer Ziel, nicht Zugrunderichten, sondern Aufrichten ist. Dann seid ihr auf Gottes Linie. Dann steht er im Wort und lässt sich beim Wort nehmen. Und sein Wort ist: Vergib ihnen.
Und wenn alles nichts fruchtet? Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner. Dann sieh ihn an als einen, der außerhalb der Gemeinde Christi steht wie ein Heide, weil er sich selbst außerhalb der Gemeinde gestellt hat wie ein Zöllner. Das aber wäre das Letzte. Mag sein, dass es so weit kommt, kommen muss. Aber darüber denk nicht schon am Anfang nach. Dein Bemühen gilt nur dem: zu gewinnen. Gegen die Schuld. Deinen Bruder/Deine Schwester zu gewinnen. Für das Leben.
Ich weiß, dass heute der Gedanke der Kirchenzucht, gar des Kirchenausschlusses, absurd erscheint. Wir tun alles, um Menschen mit Gottes Heil vertraut zu machen. Wir werben. Hoffentlich immer nur um des anderen Menschen und nicht nur um der Kirchensteuer willen. So soll es sein. Dem Ausschluss aus der Gemeinde kommt manch einer ohnehin zuvor, indem er austritt. Ob Kirche noch solch hohen Stellenwert hat, dass der Ausschluss überhaupt irgendeinen interessiert oder gar berührt, ist immerhin fragwürdig. Außerdem würde uns der Datenschutz verbieten, vor der ganzen Gemeinde über einen solchen Menschen zu sprechen oder zu urteilen. Zugegeben. Aber der Schritt des Ausschlusses ist auch wirklich der letzte und das Letzte. Vorher gibt es nur eins: deutlich zu machen, was dem Menschen verloren geht, wenn er sich durch seine Schuld von der Gemeinde Christi trennt: dass sein eigenes Leben auf dem Spiel steht. Wo wir das einem Menschen durch unser eigenes Leben und durch Gottes Wort zeigen können, mag es im Namen Gottes zu diesem letzten Schritt nicht kommen. Da freut sich der Himmel und seine Gemeinde. Mit uns.
Darf die Kirche jemanden vom Abendmahl ausschließen? – Das sei ferne. Sehr ferne!
Amen.