Glaubende Zuversicht
Von der Kraft des Glaubens, die sich uns durch Menschen mitteilt
Predigttext: Philipper 1,12-21 „Die Gefangenschaft des Paulus und die Verkündigung des Evangeliums“ (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
12 Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: Wie es um mich steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangeliums geraten. 13 Denn daß ich meine Fesseln für Christus trage, das ist im ganzen Prätorium und bei allen andern offenbar geworden, 14 und die meisten Brüder in dem Herrn haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind um so kühner geworden, das Wort zu reden ohne Scheu. 15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht: 16 diese aus Liebe, denn sie wissen, daß ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege; 17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft. 18 Was tut's aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber. Aber ich werde mich auch weiterhin freuen; 19 denn ich weiß, daß mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi, 20 wie ich sehnlich warte und hoffe, daß ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern daß frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. 21 Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.Exegetische und homiletische Vorbemerkungen
Der Abschnitt Phil 1,12-21 wird von zwei inhaltlichen Schwerpunkten geprägt: zum einen die Haftsituation des Paulus, zum anderen sein religiöses Selbstzeugnis, die Verkündigung des Evangeliums mit ihrer Zentrierung auf Christus, in dem Paulus auch als Gefangener seine Kraft und seine Freude findet. Um den Gesamtzusammenhang nicht auseinander zu reißen, empfiehlt es sich, das Textstück schon von V.12 an (nicht wie in der Perikope vorgesehen von V.13) bis V.21 als ganzes der Predigt zugrunde zu legen. Die Selbstaussagen des Paulus über seine Haft bauen eine Brücke zu einem biographischen Ansatz der Predigt. In diesem Jahr erinnern wir den 100-jährigen Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer, 1943 inhaftiert und wegen Beteiligung an der Konspiration des Widerstands am 9. April 1945 ermordet. Der aktuelle, oscar-nominierte deutsche Film „Sophie Scholl – die letzten Tage“versucht mit filmischen Mitteln das Lebenszeugnis dieser aufrechten, tiefgläubigen und freiheitsliebenden jungen Frau aus dem studentischen Widerstandskreis „Die Weiße Rose“ einem breiten Publikum zu vermitteln. Wir sind nicht Paulus, nicht Bonhoeffer, nicht Sophie Scholl. Ihre Lebenslage war eine Extremsituation, fern unserer heutigen gesellschaftlichen und politischen Verfasstheit. Das ist festzuhalten. Insofern gibt es keine unmittelbare Übertragbarkeit der Sätze des Paulus in unsere Lebenssituation heute. Aber wir können etwas mitnehmen von der beeindruckenden Kraft des Glaubens, die sich uns durch diese Menschen mitteilt. Das Vertrauen auf Christus ist ein fester Halt im Leben - in den Glückserfahrungen unseres Lebens, genauso aber auch inmitten mancher Bedrängnisse und Leiderfahrungen. In seelsorgerlicher Absicht versucht die Predigt am Passionssonntag Lätare, die Kraft und die Freude des Evangeliums von Jesus Christus für uns leuchten zu lassen. Ein eigenes Thema wäre die Frage nach der christlichen Konkurrenz - im Text festzumachen an den Bemerkungen des Paulus über die Gegnerschaft, die er erfährt im Streit über die rechte Art der Verkündigung des Evangeliums. Da in der Perikopenreihe IV noch zwei weitere Male über einen Philippertext zu predigen sein wird (7. Sonntag nach Trinitatis und Gedenktag der Entschlafenen), bleibt dafür andernorts noch Raum.Literatur:
Die Zitate in der Predigt sind folgenden Büchern entnommen: Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. von Eberhard Bethge, München 1990; Inge Jens, Die Weiße Rose, Frankfurt a.M. 2005; das gleichnamige Buch zum Film heißt: Sophie Scholl – Die letzten Tage, hg. von Fred Breinersdörfer, Frankfurt a.M. 2005.Liturgie:
Lieder „Korn, das in die Erde“ (EG 98, zur Schriftlesung aus Joh 12); „Jesu, meine Freude“ (EG 396,1-3+6, nach der Predigt); „Die Sach’ ist dein, Herr Jesu Christ“ (EG 606); Psalm, alternativ zu Psalm 84 (EG 745) als Wochenpsalm könnte auch der Christushymnus des Philipperbriefs Phil 2,6-11 (EG 789) gewählt werden.Liebe Gemeinde,
Paulus und Dietrich Bonhoeffer – Zwei Briefe aus der Haft
in diesem Jahr feiert die evangelische Kirche den 100. Geburtstag des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der am 4. Februar 2006 in Breslau geboren wurde. Es ist das Verdienst seines Freundes und Biographen Eberhard Bethge (im Jahr 2000 90-jährig verstorben), der Welt Bonhoeffers theologisches Erbe zugänglich gemacht zu haben. Zu den „Briefen und Aufzeichnungen aus der Haft“, die Bethge unter dem Titel „Widerstand und Ergebung“ herausgegeben hat, gehört auch ein Haftbericht, den Bonhoeffer 1943, nach einem Jahr in der Haftanstalt in Berlin-Tegel verfasst hat und der folgendermaßen beginnt:
„Die Aufnahmeformalitäten wurden korrekt erledigt: ich wurde für die erste Nacht in eine Zugangszelle eingeschlossen; die Decken auf der Pritsche hatten einen so bestialischen Gestank, dass es trotz der Kälte nicht möglich war, sich damit zuzudecken. Am nächsten Morgen wurde mir ein Stück Brot in die Zelle geworfen, so dass sich es vom Boden aufheben musste. Der Kaffee bestand zu einem Viertel aus Kaffeesatz. Von außen drangen in meine Zelle zum ersten Mal jene wüsten Beschimpfungen der Untersuchungsgefangenen durch das Personal, die ich seither täglich von morgens bis abends gehört habe. Als ich mit den anderen Neueingelieferten anzutreten hatte, wurden wir von dem Schließer als Strolche etc. etc. tituliert; jeder wurde nach dem Grund seiner Verhaftung gefragt; als ich sagte, dass mir dieser nicht bekannt sei, antwortet der Schließer höhnisch lachend: ‚Den werden sie schon bald genug erfahren!’ Es dauerte ein halbes Jahr, bis ich einen Haftbefehl erhielt. Beim Durchgehen der verschiedenen Büros wollten gelegentlich Unteroffiziere, die meinen Beruf erfahren hatten, sich kurz mit mir unterhalten: Es wurde ihnen bedeutet, dass niemand mit mir sprechen dürfe. … Ich wurde in eine abgelegene Einzelzelle auf dem obersten Stock gebracht. … Nach 48 Stunden wurde mir meine Bibel zurückgegeben. Sie war darauf untersucht worden, ob ich Säge, Rasiermesser etc. eingeschmuggelt hatte. Im übrigen öffnete sich die Zelle in den nächsten 12 Tagen nur zum Essensempfang und zum Heraussetzen des Kübels. Es wurde kein Wort mit mir gewechselt. … Wie ich aus Bemerkungen entnahm und wie sich auch bestätigte, war ich auf der Abteilung für die schwersten Fälle untergebracht, wo die zum Tode Verurteilten und an Händen und Füßen Gefesselten lagen“. (Widerstand und Ergebung, S. 66f.)
Erschütternde Zeilen. Zeugnis dunkelster menschlicher Erfahrungen, erlittene Erniedrigung hier, in unserem Land, in einer Zeit, die nur etwas mehr als 60 Jahre zurückliegt. Zwei Schicksale treffen in den Texten, die wir gerade gehört haben, zusammen. Die Mitteilungen Dietrich Bonhoeffers an seinen Vertrauten Eberhard Bethge haben gemeinsam mit dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper, dass sie beide in Haft geschrieben sind. Es sind zwei Gefangenschaftsbriefe, zwischen denen allerdings ein zeitlicher Abstand von 1900 Jahren liegt.
Paulus schreibt aus der Haft vermutlich in Rom, der Stätte seiner Verbringung nach der Appellation an den römischen Kaiser. Adressat seines Briefes war die von ihm gegründete Gemeinde in Philippi, die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden, zu der Paulus ein besonders enges Verhältnis hatte. Hier, in Philippi, nahm das christliche Abendland seinen Anfang; hier begann das Evangelium von Jesus Christus, das Paulus den Philippern verkündet hatte, seinen Siegeslauf.
Dietrich Bonhoeffer, freiwillig und aus Solidarität mit seinem Volk zurückgekehrt aus dem sicheren und freien Amerika in die kriegsgeschüttelte deutsche Heimat, schreibt 1943 aus der Haft in Berlin – zu einem Zeitpunkt, als das humane Erbe des christlichen Abendlandes von der politischen Herrschaftsmacht im Land mit Füßen getreten wurde. Beide wurden wegen ihres christlich motivierten Handelns inhaftiert. Paulus schreibt: „Denn dass ich meine Fesseln für Christus trage, das ist im ganzen Prätorium und bei allen andern offenbar geworden“. (V.13) Dietrich Bonhoeffer hat es als seine christliche Pflicht angesehen, dem Rad, das Millionen zu überrollen drohte, in die Speichen zu fallen. Beide verbindet, dass bei ihnen Person und Sache, Leben und Lehre eine unauflösliche Einheit bilden. Überzeugung und Handeln, Glaube und Tun fallen hier nicht auseinander, sondern stehen in einer tiefgreifenden Wechselwirkung. Beide riskieren für ihre persönliche Glaubensüberzeugung und ihr praktisches Einstehen für das Evangelium ihr Leben. Die Sache Jesu Christi stellen sie höher als ihr persönliches Wohlergehen. Paulus hält das unmissverständlich fest, wenn er schreibt, dass er hofft, dass „… Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod“. (V.20)
Christusbekenntis und Berufung auf das Evangelium bei Paulus, Dietrich Bonhoeffer und Sophie Scholl
Dieses festes Bekenntnis zu Christus, dieser tiefe Glaube, der uns hier begegnet, ist beeindruckend. Vielleicht mutet er uns, in unserer sicheren und von außen unangefochtenen christlichen Existenz, sogar fast schon ein wenig fremd und irritierend an. Wir leben in einer anderen, ungefährlicheren Zeit. Uns stellt sich nicht unmittelbar die Frage, wie wir in ähnlicher Situation handeln würden. Aber uns vermittelt sich durch diese Menschen um so deutlicher, dass es etwas Tiefes und Großes ist, solchen Glauben zu haben. Es ist ein Glaube, der sich der alleräußersten Bewährungsprobe stellen muss: der Frage von Leben und Tod. Und er geht aus dieser äußersten Entscheidungssituation noch um so gestärkter und getroster hervor. Er paart sich mit einer eigentümlichen, inneren Freude, die nicht einmal durch die Feindschaft in den eigenen Reihen erschüttert werden kann, wie Paulus im Blick auf seine innergemeindlichen Gegner schreibt: „Was tut’s aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise …., so freue ich mich darüber“. (V.18)
Auch Dietrich Bonhoeffer und die Männer und Frauen des antinazistischen Widerstands haben es sich mit ihrer Entscheidung keineswegs einfach gemacht. Es waren durch und durch intellektuelle, kritische Geister, die nicht naiv oder leichtsinnig waren, sondern sehr wohl um den hohen persönlichen Preis für ihren Einsatz wussten. Ihre christliche Überzeugung ist in dieser extremen Situation der Entscheidung sogar noch tiefer und fester geworden. [[Davon waren sogar ihre Bewacher regelrecht beeindruckt, so dass Bonhoeffer in seinem Gedicht „Wer bin ich?“ schreiben kann: „Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. … Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten“. (Widerstand und Ergebung, S.187).
Auch der Untersuchungsbeamte Robert Mohr, Kriminalobersekretär bei der Gestapo in München, der Sophie Scholl von der studentischen Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ verhört hatte, stellte in seinem späteren Bericht fast mit Bewunderung fest: „Ich kann nur wiederholen, dass dieses Mädel, wie auch ihr Bruder, eine Haltung bewahrt hat, die sich nur durch Charakterstärke, ausgeprägte Geschwisterliebe und eine seltene Tiefgläubigkeit erklären lässt. Wie mir aus der Vernehmung erinnerlich, befassten sich Sophie und auch Hans Scholl neben ihrem Studium eingehend mit Religions-Philosophie, ja ich hatte den Eindruck, dass sie in religiöser Hinsicht eigene Wege gingen. Wie dem auch sei, jedenfalls waren sie tiefgläubig“. (Scholl, Weiße Rose, S. 179)
Es ist die Berufung auf Christus und das Evangelium, die diese beeindruckenden Menschen getragen hat. Eine Glaubensüberzeugung, die Paulus in seinem Brief an die Philipper eindeutig formuliert, wenn er schreibt: „Wie es um mich steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangelium geraten“. (V.12) Mit Stolz trägt er seine Fesseln, denn er trägt sie für Christus. Er hofft, dass auch seine Gegner sehen, „dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege“. (V.16)]]
Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein Mensch mit so viel Vertrauen an Christus hängt, auch noch in der äußersten Situation der Todesbedrängnis. Dieses im wahrsten Sinn des Wortes kindliche Vertrauen auf Jesus begegnet uns auch bei Sophie Scholl, über deren Lebensende unlängst ein Film mit dem Titel „Die letzten Tage“ in die Kinos kam, der sogar für den Oscar nominiert wurde. Eine der bewegendsten Szenen in diesem Film ist der Moment, als Sophie Scholl in der Todeszelle Abschied von ihren Eltern nimmt. Eben diesen Moment beschreibt Inge Scholl, die Schwester von Sophie und Hans Scholl, in ihrem Buch über „Die weiße Rose“: „Inzwischen war es meinen Eltern wie durch ein Wunder gelungen, ihre Kinder noch einmal zu besuchen. Eine solche Erlaubnis war fast unmöglich zu erhalten. Zwischen 16 und 17 Uhr eilten sie zum Gefängnis. Sie wussten nicht, dass dies endgültig die letzte Stunde ihrer Kinder war. Zuerst wurde ihnen Hans zugeführt. … Darauf wurde Sophie von einer Wachtmeisterin herbeigeführt. Sie trug ihre eigenen Kleider und ging langsam und gelassen und sehr aufrecht. (Nirgends lernt man so aufrecht gehen wie im Gefängnis.) Sie lächelte, als schaue sie in die Sonne. Bereitwillig und heiter nahm sie die Süßigkeiten, die Hans abgelehnt hatte … Es war eine ungewöhnliche Lebensbejahung bis zum Schluss, bis zum letzten Augenblick. … ‚Nun wirst du also gar nie mehr zur Türe hereinkommen’, sagte die Mutter. ‚Ach, die paar Jährchen, Mutter’, gab sie zur Antwort. … Das war in diesen Tagen ihr großer Kummer gewesen, ob die Mutter den Tod gleich zweier Kinder ertragen würde. Aber nun, da sie so tapfer und gut bei ihr stand, war Sophie wie erlöst. Noch einmal sagte die Mutter: ‚Gelt, Sophie: Jesus.’ Ernst, fest und fast befehlend gab Sophie zurück: ‚Ja, aber du auch.’ Dann ging auch sie – frei, furchtlos, gelassen. Mit einem Lächeln im Gesicht.“ (Scholl, Weiße Rose, S.63f.)
„Gelt, Jesus“ – der Aufruf zum Vertrauen auf Christus, auch uns gesagt
„Gelt, Jesus.“ Das feste und unerschütterliche Vertrauen in die Kraft Christi hat diese junge Frau und ihre Familie getragen bis zum Schluss. „Gelt, Jesus“, in diesen beiden kurzen Worten steckt noch einmal das, was Paulus meint, wenn er sagt: „Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn“. (V.21)
Sicher und unbenommen – es war eine Extremsituation, in der diese Sätze gesprochen bzw. geschrieben wurden. Aber sie zeigen uns etwas von der Stärke und Kraft, die der christliche Glaube hat, dass er einen Menschen tragen kann auch da, wo alles andere bricht. Wir sind nicht Paulus, nicht Dietrich Bonhoeffer, nicht Sophie Scholl. Aber wir können uns wie sie wünschen, dass Christus mit seiner Kraft und Freude in uns wohnt. Eine Kraft, die am deutlichsten zum Tragen kommt, wo immer ein Mensch konfrontiert wird mit einer existentiellen Situation – sei es Liebe, sei es Trennung, sei es Verzweiflung, sei es Krankheit, sei es Abschiednehmen, sei es der Tod. „Gelt, Jesus.“ Darin steckt alles, was uns trösten und tragen und unseren Blick auf das Wesentliche lenken kann. Diese glaubende Zuversicht, die Paulus und alle aufrechten Christenmenschen nach ihm getragen hat, hat sehr wohl etwas mit uns hier und jetzt zu tun. Wir, die wir zwar zu einer anderen Zeit leben, äußere Glaubensverfolgung nicht kennen, sehr wohl aber Nöte und Leidenssituationen in unserem persönlichen Leben. Sie kann uns Mut machen, anders umzugehen mit den Krisen und Lebensfragen, vor die wir als Menschen immer wieder gestellt sind.
„Gelt, Jesus.“ Das ist uns gerade jetzt, in der Passionszeit gesagt, in der wir uns das Leiden Christi vergegenwärtigen. Christus kann für uns aufleuchten durch Gesundheit, Lebendigkeit und Lebensglück, er begegnet uns in glücklichen und sorglosen Zeiten, aber er ist eben auch dann noch bei uns, wenn Leid und mancherlei Sorgen, wenn Verletzungen und Enttäuschungen, wenn Feindschaft, innere und äußere Bedrängnisse unseren Weg kreuzen. Er kennt auch diese Seite des Lebens und hat sie selbst erlitten. Diese Gewissheit tröstete den Apostel Paulus im Gefängnis; sie gab ihm Gelassenheit und innere Freiheit. Und von dieser vertrauensvollen Hoffnung, die Menschen wie Dietrich Bonhoeffer und Sophie Scholl getragen hat, können auch wir etwas mitnehmen für den Umgang mit unseren Lebensängsten und Sorgen. Wir dürfen auf Paulus hören, der inmitten aller Bedrängnis im Glauben an Christus den Grund zur Freude gefunden hat und sagen kann: „Aber ich werde mich auch weiterhin freuen, denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi …“ (V.19) Oder mit den Worten von Sophie Scholl und ihrer Mutter: „Gelt, … Jesus. … Ja, aber du auch“.
„Du auch“ – das meint auch uns, heute, am Sonntag Lätare. Dem Passionssonntag, der mitten in der Leidenszeit den Ruf zur Freude zu uns trägt, so dass wir singen können: „Jesu, meine Freude“.
Amen.