Niemanden hat Gott vergessen, als er die Gaben verteilt hat

Pfingsten - Gott fügt Menschen, die an Jesus Christus glauben, zu seiner Gemeinde zusammen

Predigttext: Epheser 4,11-15(16)
Kirche / Ort: St. Martin, Westerende-Kirchloog (26632 Ihlow/Ostfriesland)
Datum: 5.06.2006
Kirchenjahr: Pfingstmontag
Autor/in: Pastorin Theda Wolthoff

Predigttext: Epheser 4, 11-16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

(11) Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, (12) damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, (13) bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, (14) damit wir nicht mehr unmündig seinen und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umher treiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. (15) Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist: Christus, (16) von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.

Vorbemerkung

Am Pfingstmontag wird in unserer Gemeinde der neue Kirchenvorstand eingeführt. Entsprechend zielt die Predigt darauf ab.

zurück zum Textanfang

Liebe Gemeinde!

Es gibt sie noch – engagierte Christen

Einen schöneren Text zur Einführung unseres neuen Kirchenvorstands können wir uns nicht wünschen. Worauf kommt es jetzt an? Wofür sind diese Menschen da, die sich bereit erklärt haben, sechs Jahre lang ehrenamtlich an entscheidender Stelle in unserer Kirchengemeinde mitzuarbeiten, im Kirchenvorstand? Was ist ihr Ziel? Was wollen sie, diese Menschen, die sich gegen jeden Trend, der uns weismachen will, dass es heutzutage diese Leute gar nicht mehr gibt, die sich für Kirche einsetzen? Bei uns in Westerende gibt es sie, nicht nur im Kirchenvorstand, engagierte Christen. Schon die Aufstellung der Kandidaten hat es gezeigt, bei uns haben sich mehr Leute aufstellen lassen als in den Kirchenvorstand hineinkommen können – sei es durch Wahl, sei es durch Berufung. Ich bin froh, dass sich auch die Menschen, die heute nicht in den KV eingeführt werden, bereit erklärt haben, am heutigen Gottesdienst mitzuwirken und dass sie von vornherein keinen Zweifel daran gelassen haben – auch wenn wir nicht gewählt werden, wir werden weiterhin in der Gemeinde mitarbeiten! Dass sie sich nicht herabgesetzt fühlen, sondern wissen: In unserer Gemeinde sind viele Stellen frei, wo wir unsere Gaben einsetzen sollen! Vielen Dank dafür!

Pfingsten – Gott fügt Menschen, die an Jesus Christus glauben, zu seiner Gemeinde zusammen

Heute am Pfingstmontag wollen wir unsere Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher einführen und auch einen schöneren Termin für die Einführung des neuen Kirchenvorstandes als heute hätte ich mir kaum vorstellen können! Pfingsten – Gott fügt Menschen, die an Jesus Christus glauben, zu seiner Gemeinde zusammen.
Pfingsten – in der Gemeinde Jesu Christi zählt Vielfalt in der Einheit! Pfingsten – keiner bleibt ohne Gabe! Keinen hat Gott vergessen, als er die Gaben verteilt hat.
Pfingsten – Gott gibt zu den Gaben auch die Aufgaben. Viele verschiedene Aufgaben gibt es in einer Gemeinde – und keine und keiner kann alles allein! Gemeinde blüht nur dann so richtig auf, wenn möglichst viele mitmachen! Wenn sich die Menschen mit ihren Gaben ergänzen!
Pfingsten – Gott gibt durch seinen Heiligen Geist die Kraft, die wir brauchen. So sagt Jesus es in der Apostelgeschichte, ganz am Anfang: “Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt” (Apg. 1,8). Darum führen wir die neuen Kirchenvorsteher heute ein, damit sie mit dem Notwendigen für ihren Dienst zugerüstet werden: mit dem Heiligen Geist.

Geistliches Amt

Dieses Pfingsten gibt uns einen wichtigen Hinweis auf die Bedeutung des Amtes: Sie, liebe Frauen und Männer, die sie ab heute die Gemeinde leiten, haben nicht einfach nur einen Posten in einer Art Gemeindeverwaltung bekommen. Jede und jeder von Ihnen wird heute eingesegnet, das heißt jede und jeder von Ihnen wird heute zugerüstet, wie es im Predigttext heißt, und zwar mit dem Heiligen Geist. Das Kirchenvorsteheramt ist also in erster Linie ein geistliches Amt. Sie werden heute zugerüstet, zugerüstet, so heißt es im Predigttext, „zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi“, die Gemeinde, „erbaut werden“. Das bedeutet, die Zielrichtung des Amtes ist klar fest gelegt. Es geht im Kirchenvorstand nicht darum, was meine persönlichen Wünsche oder Pläne sind, es geht nicht darum, aus diesem Amt persönliche Vorteile zu ziehen, es geht nicht darum, möglichst wichtig und groß da zu stehen. Das wäre des Amtes unwürdig. Es geht darum, an der Gemeinde Jesus Christi zu bauen. Darum ist es richtig und wichtig, sich am Anfang dieses Amtes zu fragen: Kann ich das eigentlich? Bin ich dazu geeignet? Wer sich das nicht mit allem Respekt fragt, wer sich nicht darüber im Klaren ist, welche geistliche Verantwortung auf diesem Amt liegt, der schätzt das Amt zu gering ein.

Verheißung des Heiligen Geistes – Wir stehen nicht allein da

Bei aller Verantwortung liegt auf dem Amt des Kirchenvorstehers/der Kirchenvorsteherin auch die Verheißung des Heiligen Geistes. Bei allem, was in den nächstes Jahren bewältigt werden muss, stehen wir nicht allein da! Für alles, was auf den Kirchenvorstand zukommt, wird er mit Gottes Kraft ausgestattet! Und Kraft brauchen wir, keine Frage!

Viele, viele Dinge könnte ich aufzählen, wo wir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der christlichen Gemeinde Kraft brauchen. Gedankliche Kraft. Körperliche Kraft. Seelische und nervliche Kraft. Für die, die im Kirchenvorstand sind, gilt das nicht weniger. Sie tragen die Verantwortung für das, was hier geschieht. Sie leiten diese Gemeinde. Das kostet Kraft. Wir wären arm dran, wenn wir nicht wüssten, woher wir diese Kraft nehmen sollten. Wir können sie nicht aus uns selber nehmen. Wir sind darauf angewiesen, dass Jesus Christus uns die Kraft durch Seinen Heiligen Geist verleiht. Damit wir diesen Zusammenhang nicht aus den Augen verlieren, werden wir jede Sitzung mit einer Andacht beginnen und uns auch die Zeit nehmen, um uns mit Fragen des Glaubens und mit der Bibel auseinanderzusetzen. Wenn dazu keine Zeit mehr wäre, dann könnten wir alles andere nur mit halber Kraft machen.

Wahrhaftig in der Liebe am Leib Christi bauen

Liebe Gemeinde, mir ist es wichtig, dass wir uns das heute bei der Einführung des neuen Kirchenvorstands vom Predigttext ganz bewusst sagen lassen: Das Ziel der Kirchenvorstandsarbeit ist es, an der Gemeinde, am Leib Jesus Christi zu bauen. Wie das geht, das gibt Paulus uns heute mit auf den Weg: sozusagen das Programm für die nächsten sechs Jahre: „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist: Christus“.

Lasst uns wachsen! In das Amt eines Kirchenvorstehers/einer Kirchenvorsteherin wird man nicht hineingeboren, man muss hineinwachsen! Das werden die vier Frauen bestätigen, die wiedergewählt worden sind und ihre Erfahrungen schon gemacht haben. Ich finde es entlastend, dass Paulus vom Wachsen spricht! Wir Christen sind nicht schon mit allem fertig, nicht mit uns selbst und unserem Glauben- gerade die, welche in der Gemeinde mitarbeiten, setzen sich auch mit ihrem Glauben auseinander. Und wir sind nicht fertig in unserer Gemeinde. Unsere Gemeinde wächst noch auf das Haupt, auf Jesus Christus hin. Da liegen noch alle Chancen und mancher Schatz verborgen, den wir gemeinsam heben! Wie viele Menschen sollen noch von Gott begeistert werden! Wie viele Menschen sollen hier in unserer Kirche am Sonntag noch Platz finden. Wie viele Menschen sollen ihre Gaben und Fähigkeiten noch in den Dienst am Leib Jesu Christi stellen von den fast 1800 Mitgliedern unserer Kirchengemeinde.

Dankbar für das, was schon gewachsen ist, und weiterhin gemeinsam wachsen

In unserer Gemeinde ist schon viel an Wachstum geschehen. Wir können dankbar sein, dass wir zahlreiche Gruppen und Kreise haben, dass Menschen hier regelmäßig zum Gottesdienst gehen, dass sich Leute in ihrer Kirche einbringen, viele schon seit zig Jahren! Aber aufs ganze gesehen: Die Mehrheit unserer Kirchenmitglieder kümmert sich nicht um die Gottesdienste, die Mehrheit kommt nicht zu den Veranstaltungen, der Mehrheit ist es vermutlich vollkommen egal, was hier passiert.

Aber –Jesus Christus, das Haupt, hat diese Glieder, die Mehrheit nicht abgeschrieben! Darum sagt uns der Predigttext heute: Das Ziel der Gemeinde ist, dass wir gemeinsam wachsen! Dass möglichst viele Menschen in unserer Gemeinde nicht mehr nur auf der Karteikarte bzw. im Computer stehen, sondern auch lebendige Glieder unserer Gemeinde werden. Dass die Mehrheit nicht mehr nur von außen guckt und redet, was da nun wieder in der Gemeinde passiert, sondern dass alle begreifen, dass sie als Kirchenmitglieder wirklich dazugehören und ihren Platz haben und sich einbringen sollen!

Menschen sollen sich in unserer Gemeinde willkommen fühlen

Die Aufgabe des Kirchenvorstands wird es sein, die Weichen in dieser Gemeinde so zu stellen, dass Menschen sich hier willkommen fühlen, dass Menschen hier mitarbeiten wollen. Dass Menschen gewonnen werden für den Glauben. Dass hier alle Möglichkeiten geschaffen werden, dass die frohe Botschaft unter die Leute gebracht werden kann. Dass sich die Menschen hier in unseren Gruppen und Kreisen wahrgenommen und unterstützt fühlen. Für diesen wichtige Aufgaben möge Sie heute der Heilige Geist zurüsten.

Aufeinander angewiesen

Ich möchte nun einen Hinweis aufgreifen, den uns Paulus im letzten Vers auf die Zusammensetzung dieses Leibes Christi gibt: „und ein Glied hängt am andern durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe“. „Ein Glied hängt am andern“ – das ist eine enorm wichtige Einsicht im Blick auf das Miteinander in der Gemeinde. Lasst uns aber heute einmal überlegen, was das auch für die Arbeit im Kirchenvorstand bedeutet: „Ein Glied unterstützt das andere“. Jede und jeder von Ihnen in dieser Gruppe hat besondere Gaben und Fähigkeiten.

Jede und jeder von Ihnen wird im Kirchenvorstand gebraucht – genau mit dem, was er oder sie gut kann. Jede und jeder von Ihnen würde im Vorstand eine Lücke reißen, wenn er oder sie nicht da wäre. Sie als Vorstand sind, wenn sie erfolgreich in der Leitung dieser Kirchengemeinde sein wollen, aufeinander angewiesen! Es ist wichtig, dass jede und jeder von ihnen weiß: Ich muss hier nicht alles allein machen, und das kann ich auch gar nicht! Ich habe Kolleginnen und Kollegen, Schwestern und Brüder, an denen ich hänge, einer an dem anderen. Jeder stützt jeden, hier stützten Sie jemanden, an anderer Stelle werden Sie getragen, und so geht es jeder und jedem von ihnen. Mal selber tragen, mal getragen werden. So soll es sein im neuen Kirchenvorstand.

Die Vielfalt macht den Leib Christi so lebendig und wertvoll

Jede und jeder ist mit seinen Gaben wichtig! Der Vorstand ist nur dann stark, wenn er sich klar macht, es geht nicht darum, dass wir alle gleich sind. Die Vielfalt macht den Leib Christi so lebendig und wertvoll! Sehen Sie das als ihr größtes Pfund an, dass sie mit Menschen zusammen arbeiten, die anders sind als Sie! Die andere Dinge besser können als Sie! Erwarten Sie nicht von sich selbst und nicht von anderen, dass sie alles machen und alle alles gleich machen.

Jede und jeder wird mit seinen Fähigkeiten gebraucht. Keine Gabe ist mehr wert als die andere! Es gibt unterschiedliche Arbeitsbereiche im Kirchenvorstand. Einiges liegt in der Gemeinde an, wo erwartet werden kann, dass sich auch der KV dafür einsetzt. Wenn z.B. im Juni weitergemacht wird mit dem Pflastern der Wege auf dem Friedhof. Es ist gut, wenn wir dann wieder Leute dabei haben, die mit anpacken, sei es auf dem Friedhof oder bei der Verpflegung. Auch vom Kirchenvorstand.

Genauso wichtig, das möchte ich betonen, genau so wichtig ist es, dass wir Leute im Kirchenvorstand haben, die sich darum kümmern, wie es mit unseren Finanzen weiter geht. Der Kirchenkreis hat schon angekündigt, dass wir spätestens 2009 herbe Einbußen im Haushalt hinnehmen müssen. Dass sich Mitglieder des KV hinsetzen und sich darüber den Kopf zerbrechen, das ist mindestens genauso nötig wie Arbeiten auf dem Friedhof! Das Kopfzerbrechen werden allerdings die wenigsten Leute in der Gemeinde mitbekommen. Aber genau dort bringen eben wieder andere ihre Gaben ein, nicht selten wird da im Verborgenen ein Weg gepflastert für die Gemeinde, wo aber die Anerkennung manchmal fehlt. Umso mehr sollten wir darauf achten, dass wir alle Gaben gleich hoch schätzen!

Ganzer Einsatz

Dort, wo Sie Fähigkeiten besitzen und wo Sie gebraucht werden, sollen Sie ganzen Einsatz zeigen. Das kann die Gemeinde von Ihnen erwarten. Aber darauf lenkt Paulus heute auch unseren Blick: Jede und jeder nach dem Maß seiner und ihrer Kraft! Paulus schriebt ja: „wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe“.

Wenn jede und jeder von Ihnen seine Gaben einbringt nach dem Maß ihrer und seiner Kraft, wenn Sie sich gegenseitig unterstützen und aufeinander Acht geben, wenn sie das Ziel nicht aus den Augen verlieren, Jesus Christus, dann wird es mit der Kraft des Heiligen Geistes geschehen, dass sie zum Wohle unserer Kirchengemeinde wirken und wir alle gemeinsam wachsen. Dass wir alle gemeinsam zu dem hin wachsen, der unser aller Haupt ist, der uns als seine Glieder regieren soll in allem, was wir hier in seiner Gemeinde tun: Jesus Christus. Ich wünsche mir das von Herzen, dass uns diese geistliche Arbeit im Kirchenvorstand und in unserer Gemeinde, dem Leib Christi, gelingen möge. Diese Frauen und Männer hier in der ersten Bank stellen sich dieser Herausforderung für die nächsten sechs Jahre – danke Ihnen allen!

Beten und tatkräftig unterstützen und immer wieder ein offenes Wort – in Liebe

Für Ihre Arbeit ist noch etwas wichtig. Deshalb wende ich mich nun zum Schluss an Sie, liebe Gemeinde!Bevor ich Amen sagen kann, möchte ich doch noch eine Bitte loszuwerden. Liebe Gemeinde, ich bitte Sie alle, ihren Vorstand nicht im Stich lassen. Ich bitte Sie, für ihren Vorstand zu beten und ihn tatkräftig zu unterstützen. In diesen sechs Jahren haben Sie reichlich Gelegenheit dazu, ein offenes Wort zu sagen zu dem, was der Kirchenvorstand macht und tut. Aber ich möchte noch darauf hinweisen, dass Paulus davon spricht, dass „der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe“.

Jedem Kirchenvorsteher/jeder Kirchenvorsteherin tut es gut, wenn er oder sie von seiner/ihrer Gemeinde auch Wertschätzung und – ja ein gutes und ruhig einmal liebevolles Wort oder Zeichen erfährt. Dass diese Menschen genug Kritik einstecken müssen, das wissen wir alle sehr genau. Aber die andere Seite bitte ich Sie als Gemeinde in den nächsten Jahren nicht zu vernachlässigen. Diese Menschen hier setzen sich für unsere Gemeinde ein und dafür haben sie unser aller Anerkennung verdient!

Liebe Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, möge Gott uns die Kraft schenken, in seinem Sinne miteinander zu arbeiten. Gott segne Sie in ihrem Amt!

Amen

zurück zum Textanfang

Ihr Kommentar zur Predigt

Ihre Emailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert.