Unter Gottes Zelt vereint
Schwestern weltweit – Verkündigung zu Epheser 4,1-7.11-16 am Weltgebetstag
Bibeltext: Epheser 4,1-7.11-16 (Übersetzung nach der Einheitsübersetzung 1980)
3 Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. 2 Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, 3 und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. 4 Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, 6 ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist. 7 Aber jede und jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie geschenkt hat. 11 Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Prophetinnen und Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrerinnen, 12 um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. 13 So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen. 14 Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt. 15 Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt. 16 Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut.Verkündigung
Bibeltext lesen
Vier Frauen gehen zum Mikrofon, sie sind Stimmen von Sara, Paulus, einer Paraguayerin, einer Heidelbergerin (hier kann jeweils der Ort genannt werden, an dem der Gottesdienst stattfindet)
Auf großen Pappstreifen/Plakaten stehen, lesbar für die Gemeinde, Kernaussagen aus dem Ephesertext, zu welchen die Personen etwas aus ihrer Sicht sagen werden.
Die Pappstreifen/die Plakate werden von einer weiteren Frau der Gemeinde gezeigt. Es kann auch die Frau sein, welche den Bibeltext gelesen hat.
Den Abschluss der Verkündigung gestalten die Frauen gemeinsam = die Verkündigung mündet in ein länder- und zeitübergreifendes Verständnis.
Die vier Frauen gehen nach vorn und stellen sich vor:
Erste Frau: Ich stehe hier als Stimme des Paulus, er hat diesen Brief damals an die Männer und Frauen in Ephesus geschrieben, und wir hören bis heute auf seine Worte.
Zweite Frau: Sara haben wir im Gottesdienst schon kennen gelernt, ich möchte ihr jetzt wieder meine Stimme leihen.
Dritte Frau: Paraguayerinnen haben diesen Bibeltext ausgewählt. Sie interpretieren ihn aus ihrer Lebenssituation heraus, ich spreche in ihrem Namen.
Vierte Frau: Als Heidelbergerin stehe ich hier, als eine der Frauen mitten aus Leben der Altstadtgemeinden, ich spreche für mich, vielleicht auch für sie als Gottesdienstteilnehmerinnen.
Würde – Demut – Friedfertigkeit (Plakat 1)
Paulus:
Ihr sollt auch heute ein Leben führen, dass des Rufes von Gott würdig ist. Was ich nach Ephesus schrieb, ist zeitlos. Natürlich gibt es Unterschiede. Was damals einer Sensation gleichkam, z.B., dass Sklavin und Herrin gleichberechtigt, friedfertig und in Liebe miteinander auskommen sollten, bezieht sich heute bestimmt auf andere Probleme des Miteinanders. Vergesst nicht, zur Lösung der Probleme braucht ihr Geduld und Demut. Demut aber bitte nicht falsch verstehen, Unterwürfigkeit habe ich schon damals nicht gemeint, sondern Mut zum Dienen mit der Würde die Jesus Christus allen Menschen zugesprochen hat!
Sara:
Wir haben diesen Ruf Gottes damals in der Gastfreundschaft gelebt, so bekam auch der Fremde, der Unbekannte, seine Würde unter unserem Zelt. Die Gastfreundschaft half, friedfertig miteinander zu leben!
Heidelbergerin:
Ich möchte Dir, Sara, in deinen Gedanken folgen. Gastfreundschaft bedeutet in Heidelberg sehr viel. Touristen und Studenten aus aller Welt kommen in unsere Stadt. Vor Rassismus hier in der Altstadt habe ich keine Angst, Touristen sind willkommen. Um Würde für Migrantinnen, Hartz- 4- Empfängerinnen, Wohnsitzlose, müssen wir nach wie vor kämpfen.
Paraguayerin:
Ich lebe in einem Land mit vielen Ethnien und großen Klüften zwischen arm und reich. Die Diktatur ist erst wenige Jahre vorüber, die Demokratie noch nicht gut eingeübt. Ein Leben in Würde ist noch nicht jedem Menschen vergönnt. Ich wünsche mir Geduld, denn meine Gefühle sind durchaus nicht immer friedfertig, wenn ich an die Ungerechtigkeiten denke. Wo ist die Grenze zwischen Geduld und dem Mut zum Handeln? Gott gebe, dass ich richtig entscheide!
Glaube – Taufe – Gnade (Plakat 2)
Sara:
Jetzt möchte ich wieder so lachen wie damals im Zelt. Es gibt den „einen Glauben“ an Gott, aber vergesst nicht, Zweifel gehören auch dazu.
Mein Lachen war doch:
– Das kann doch nicht sein!
– Das glaube ich nicht!
– Unsicherheit!
– Gott hat damals auf mein Lachen geantwortet, das war Gnade, das war Hoffnung!
Heidelbergerin:
Das Wort Gnade und modern sein, zeitgemäß sein, schließt sich doch irgendwie aus. Sara bekam ihr Kind, ihr Gnadengeschenk. Saulus wurde zu Paulus, seine Gnadenerfahrung. Gnade hier in Heidelberg oder für euch Frauen in Paraguay, darauf weiß ich keine Antwort.
Paraguayerin:
Ich schon! Eine gemeinsame Hoffnung, dass Gott nicht aufhört, in unserem Leben heilsam zu wirken.
Paulus:
Ich sage: In aller konfessionellen Verschiedenheit seid ihr durch die eine Taufe, eingesetzt von Jesus Christus, in der ganzen Welt miteinander verbunden. Ihr gehört zu seinem Volk, er hat euch angenommen, das betrachte ich als Gottes Gnade.
Apostellinnen – Prophetinnen – Hirtinnen – Lehrerinnen – Evangelistinnen (Plakat 3)
Heidelbergerin:
Mir kommen solche Gedanken: Von wem lerne ich eigentlich – oder lernen andere von mir? Welche Gabe habe ich als Geschenk bekommen? Gehe ich respektvoll mit der Gabe der Anderen um, erkenne ich neidlos ihr Wissen an? Habe ich genug Bereitschaft zum Lernen?
Paraguayerin:
Die Frage, von wem ich lerne, kann ich heute am Weltgebetstag (WGT) schnell beantworten: von Sara! – Wo ist Sara? Diese Frage stellt Gott heute doch ähnlich: Wo sind die Frauen? Wo sind sie in der Gesellschaft und der Kirche? In meinem Land müssen sie aus dem Schatten der Zelte heraustreten, damit ihre Anliegen, ihre Nöte, aber auch ihre Begabungen, sichtbar werden. Es ist damals an Abraham, heute an alle Männer, eine Frage: Wo ist deine Frau? Versteckt im Zelt oder gemeinsam mit dir in aller Verantwortung für das Leben unter dem Himmelszelt Gottes?
Paulus:
Ich muss mich jetzt einmischen. An der Stellung der Frau in der Kirche bin ich nicht ganz unschuldig, ich habe wohl oft aus meinem Zeitgeist heraus ungenau formuliert. Es hat den Frauen geschadet. Falsche Interpretation tat dann noch ihr Übriges. Hätten doch nur die guten Begegnungen mit Frauen, viele sind in der Bibel geschildert, mehr Gewicht bekommen, dann wüssten alle, dass Frauen Apostellinnen, Prophetinnen, Evangelistinnen, Hirtinnen und Lehrerinnen sein können.
Erkenntnis (Plakat 4)
Sara:
Vor Gott war ich würdig, eine Offenbarung zu bekommen und Stammmutter seines Volkes zu werden. Ohne Zweifel und Angst konnte ich nicht erkennen, dass Gott es ernst meinte. Lasst euch durch meine Geschichte Mut machen.
Paulus:
Ich habe um die richtige Erkenntnis immer wieder ringen müssen, mit mir selbst, aber auch mit den jungen Gemeinden. Bleibt auch ihr miteinander im Gespräch, diskutiert und hört nie auf, nach Erkenntnis zu suchen.
Heidelbergerin:
Jetzt ist die Kirche schon so alt, Mutter Kirche nennen wir sie, Leib Christi, eine 2000jährige Mutter Kirche, die immer noch neue Kinder gebären kann. Ich erkenne in diesem Bild eine Kirche, die sich immer wieder erneuern kann und somit Zukunft hat!
Paraguayerin:
Wir in Paraguay haben in Vorbereitung zum Weltgebetstag (WGT) das Wort Schwester neu entdeckt. Wir sind Schwestern über die Konfessionsgrenzen hinweg, Schwestern weltweit!
Alle vier:
Bei Gott ist nichts unmöglich.
Standhaft – mündig – gefestigt – selbstständig (Plakat 5)
Paulus:
Aus dem Glauben an Gott erwachsen standhafte Menschen.
Sara:
Aus demVertrauen an Gott erwachsen mündige Menschen.
Heidelbergerin:
Aus der Auseinandersetzung mit Gott erwachsen gefestigte Menschen.
Paraguayerin:
Aus der Lebensführung, wie Christus sie gelehrt hat, erwachsen selbstständige Menschen.
Alle vier:
Unser Haupt ist Christus.