Die Zeichen der Zeit erkennen

Predigt zum Johannistag, Tag der Geburt Johannes des Täufers

Predigttext: Matthäus 11,11-15
Kirche / Ort: Brüderkirche am Markt / Altenburg/Thüringen
Datum: 24.06.2007
Kirchenjahr: 3. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Pfarrer Michael Wohlfarth

Predigttext: Matthäus 11,11-15 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

(Jesus Christus spricht:) Wahrlich, ich sage Euch: Unter allen, die vom Weibe geboren sind, ist keiner aufgestanden, der größer sei als Johannes der Täufer. Der aber der kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er. Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis hier her leidet das Himmelreich Gewalt. Und die Gewalt tun, reißen es weg. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis zur Zeit des Johannes. Wenn Ihr es so nehmen wollt – Bitte, er ist der Elia, der da kommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

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Liebe Gemeinde!

Der Johannestag, 24. Juni, fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. An vielen Orten werden Johannesfeuer entzündet, vom Datum her ganz in der Nähe der Sonnenwende im kosmischen Jahreskreis. Auf vielen Friedhöfen werden in unserem Altenburger Land in Thüringen am Vorabend Andachten gehalten. Wenn die Posaunen dazu blasen, ist so richtig „Johanne“…Also möchten wir auch heute Vormittag in der Brüderkirche am Markt in Altenburg auf Johannes den Täufer hinweisen und uns in seinem Andenken mit all jenen verbinden, die ungeduldig auf etwas warten, die es manchmal nicht abwarten können; wir wollen uns an alle erinnern, die den prophetischen Auftrag ihrer Kirche und Gemeinde bis heute nie vergessen haben. Wir erinnern besonders an diejenigen, die aus christlicher Verantwortung in gesellschaftlicher „Wüste“ zur Umkehr gerufen haben – in den achtziger Jahren hier bei uns und in ganz Osteuropa. Wir möchten damit auch die Heutigen stärken, die nach schmerzhafter Diagnose den Heiland der Welt anrufen, damit er sie heile. Unterstützen wir Jene, welche die gesellschaftlichen Missstände beim Namen nennen und für die sozial Schwachen Partei ergreifen…

Der Johannestag ist ein Geburtstag. Wir kennen die biblische Geschichte von der Begegnung der beiden verwandten Frauen Maria und Elisabeth, die ein Kind erwarteten…Der Johannestag ist der Namenstag für alle Kinder die Hans/Hanna, Johanna oder Johannes heißen; die Namen begegnen in allen Sprachen der Welt…

Johannes hatte die besondere Aufgabe, auf Jesus Christus hinzuweisen. Mit seiner Botschaft „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen ruft er die Menschen auf, sich nicht den Ereignissen zu überlassen, sondern „Buße zu tun“, das heißt, sich neu zu besinnen, sich in seinem Denken und Leben sich zu ändern, umzukehren in Richtung auf den Weg, den die Botschaft vom Reich Gottes weist. Johannes hat dafür bitter leiden müssen, er kam unter König Herodes ins Gefängnis und wurde auf seinen Befehl hin enthauptet.

Johannes lebte seinen prophetischen Auftrag mit allen Konsequenzen. Als er im Gefängnis von Jesu Taten hörte, ließ er durch seine Jünger Jesus fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Matthäus 11,3). Ob es sich für ihn gelohnt hat, sich so bedingungslos seinem Auftrag hinzugeben, zu leiden und vielleicht zu sterben, mag sich Johannes gefragt haben. Ist das Himmelreich wirklich näher gekommen? Und Jesus lässt Johannes mitteilen, was die Johannesjünger hören und sehen: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matthäus 11,3). Diese Botschaft soll Johannes im Gefängnis aufrichten…

Johannes selbst bringt nicht die Wende. Er sagt sie voraus. Johannes ist wie der Feuersturm, das Gewitter, Blitz und Donner, das Erdbeben auf dem Berg Sinai, Naturerscheinungen, die Gottes Kommen vorausgehen. Mit seiner Predigt will er jeden einzelnen Menschen darauf vorbereiten, dass kein Mensch das Gebot der Stunde verschläft, den richtigen Zeitpunkt verpasst. Nicht zu früh und nicht zu spät, welch eine Lebenskunst!

Den Worten, die Jesus den Johannesjüngern mit auf den Weg gibt, fügt Jesus noch an: „…und selig, wer sich nicht an mir ärgert“ (Matthäus 11,6)…

Amen.

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