“Ist denn Gott ungerecht?”
Die Kirche als weltweites Barmherzigkeitsgefäß
Predigttext: (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: »Eben dazu habe ich dich erweckt, damit ich an dir meine Macht erweise und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündigt werde.« 18 So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will. 19 Nun sagst du zu mir: Warum beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen? 20 Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? 21 Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen? 22 Da Gott seinen Zorn erzeigen und seine Macht kundtun wollte, hat er mit großer Geduld ertragen die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt waren, 23 damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit kundtue an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit. 24 Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden.Hinweise zum Kontext und zur Exegese des Predigttextes
„Ist denn Gott ungerecht?“ – Die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes (dikaiosynae tou theou) ist das theologisch, christologisch und ethisch gewichtige Thema, das den gesamten Römerbrief bestimmt. Es begegnet in verschiedenen Facetten und Kontexten. In unserer Perikope Röm 9,14-24 steht es im Zusammenhang des hermeneutischen Problems Israel/Synagoge und die Christen/Kirche bzw. Altes/Erstes und Neues/Zweites Testament (Röm 9-11). Der Abschnitt V.14-24 setzt die vorangehenden Abschnitte 9,1-5 und 9,6-13 voraus. Die Fragen in V.14 beziehen sich auf das Thema „Kinder der Verheißung“ (V.8), das anhand der Genealogien Isaak (V.6-9) und Jakob (V.10-13) entfaltet wird. „Kindschaft“, „Herrlichkeit“, „Bund“, „Gesetz“, „Gottesdienst“, „Verheißungen“, „die Väter“, gehören den „Israeliten“, mit ihnen sind diese Heils- und Segensgüter untrennbar verbunden (9,4), auch „Christus“ kommt aus ihnen (9,5). Israel und die Kirche, Judentum und Christentum, dürfen um Gottes willen nicht auseinandergerissen werden – eine tiefe Erkenntnis des Apostels, der zuvor die Anhänger/innen Jesu Christi verfolgte. Dem Apostel Paulus ist es in V.14-24 um Gottes Gottheit zu tun, seine Unabhängigkeit vom Menschen, seine Freiheit, sein Anderssein. Gott passt in keine menschlichen Denkkategorien – „Gott ist anders“ (Robinson). Die prädestinatianischen Aussagen stehen ganz im Zeichen „der absoluten Freiheit Gottes, der Gnade, die jedes Verdienst des Menschen ausschließt“ (Käsemann, Vorlesungsnachschrift zum Römerbrief). Die Argumentation des Apostels ist ausdrücklich biblisch orientiert, indem er von der Isaak- und Jakoblinie ausgeht (Röm 9,6-9.10-13) und die Bibelzitate Ex 33,19 (Gottesrede an Mose: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig…“) sowie Ex 9,16 (die Verstockung Pharaos) auf Gottes freies und alles bestimmendes Handeln hin exegesiert. „Ist denn Gott ungerecht?“ (V.14 – eine wörtliche Übersetzung ergibt: „Ist etwa bei Gott Ungerechtigkeit?“) Dazu Karl Barth: „Ist es nicht unvermeidlich, dass auch vom höchsten, kühnsten Gipfel menschlichen Glaubens immer und immer wieder jene tolle Frage aufsteigt, ob dieser Gott nicht selber unbotmäßig sei…, ein Anführer gegen die Norm der Gerechtigkeit, der doch auch er unterstellt sein müsste? Gibt es etwas Empörenderes für den Menschen als das majestätische Geheimnis dieses Unerforschlichen, Unzugänglichen, Unberührbaren, dieses allein Freien und Selbstmächtigen? Möchten wir nicht alle schreien, dass dieser nicht Gott sein kann? Nicht Gott sein darf? Das ist sicher, dass die Not der Kirche noch nicht gesehen ist und also auch noch nicht sich wenden kann, solange die Möglichkeit solcher Frage, Klage und Anklage ihr nicht in ihrer ganzen Bedrohlichkeit zum Bewusstsein gekommen ist…Der Gott, gegen den dieser Schrei sich nicht erhöbe, wäre nicht Gott…“ (K. B., Der Brief an die Römer, 333ff.). Zu V.15-17: Mose und Pharao stehen nicht für Erwählung und Verwerfung, denn Mose wird grundsätzlich geantwortet. V.17 ist darum keine Parallele zu V.15, sondern bildet die Fortsetzung zu V.16 (mit Käsemann). V.16: Das veranschaulicht das Unterwegssein des Menschen. V.22f.: Hier handelt es sich um einen Konditionalsatz (ei de…), der jedoch ohne Nachsatz ist – dieser müsste ergänzt werden („…so ist das Gottes Recht“). Diese satzlogische Inkonsequenz ist von Paulus sicher gewollt: Nicht die „Zornlogik“ (orgaebestimmt Gott in seinem Handeln, sondern seine „große Geduld“ (pollae makrothymia), der „Reichtum seinee Herrlichkeit“ (ploutos taes doxaes) und seine „Barmherzigkeit“/“mütterliche Zuwendung“ (eleos). Auch wenn die Bilder vom Laufen (dass es nicht auf das eigene Laufen ankommt) und vom Töpfer (dass der Töpfer mit dem Tonklumpen machen kann, was er will) die völlige Ohnmacht des Menschen und Sinnlosigkeit von menschlichem Tun und Lassen suggerieren, gebraucht sie der Apostel nicht anthropologisch, sondern in streng theologischem Kontext. Die Menschen sind keineswegs die leblosen Marionetten Gottes, sondern sie sind Gottes Geschöpfe, „berufen/herausgerufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden/(allen anderen) Völkern“ (Röm 9,24), die umfassende, große und vielfältige Familie Gottes.Zur Liturgie
Eingangsgebet 70 Tage vor Ostern – segne, Gott, unseren Weg zum Fest deiner Lebendigkeit. 70 Tage vor Ostern – lass jeden Tag ein neuer Schritt sein in das Geheimnis deines Lebens. 70 Tage vor Ostern – hilf mir, diese Tage bewusst zu leben, sie zählen als geschenkte Zeiten aus deiner Hand. 70 Tage vor Ostern – deinen Weg, Jesus, du Gottessohn und Menschenbruder, will ich bedenken und heute damit beginnen. Kyrie eleison. Tagesgebet Gott, du wendest dich uns als deinen Geschöpfen zu. Du bist unendlich geduldig mit uns und unergründlich barmherzig. Bewahre uns vor der Überheblichkeit gegenüber Menschen, die anders leben und anders glauben als wir. Du hast auch sie geschaffen, und sie gehören zu dir. Deinen Weg mit uns halte uns vor Augen, heute und jeden Tag, damit wir mit anderen und uns selbst nicht ungeduldig und hartherzig umgehen, sondern miteinander glauben, hoffen und lieben, durch deinen Sohn, Jesus Christus, unseren Bruder.Lieder
„Auf und macht die Herzen weit“ (EG 454) 181.6 („Laudate, omnes gentes“ (EG 181.6) „Gott liebt diese Welt“ (EG 409, Wochenlied) „Von Gott will ich nicht lassen“ (EG 365) „Sende dein Licht und deine Wahrheit“ (EG 172)Liebe Gemeinde!
„Was sollen wir nun hierzu sagen?“ So möchten wir vielleicht dem Apostel Paulus mit seinen eigenen Worten spontan entgegenhalten.
Irritationen
Was sollen wir zu diesen Worten sagen, die heute der Predigttext sind, Worte aus dem Paulusbrief an die junge christliche Gemeinde in Rom? Irritierend, wie der Apostel hier von Gott redet. Ein Gott, der tun und lassen kann, was er will, willkürlich mit den Menschen verfährt, sein Handeln nicht hinterfragen lässt – ist das gerecht? Irritierend auch, wie Paulus vom Menschen redet, von seinem Wollen und seinem Streben, das Leben verantwortlich zu gestalten, als ob es darauf gar nicht ankomme. Was soll ich mich dann noch anstrengen und abrackern für eine gute Sache oder meine Zeit für andere Menschen investieren. Sinnlos auch, an mir selbst zu arbeiten, damit Gott „all mein Tun und Leben gefalle“. Ob mein Leben Gott gefällt oder nicht, ob ich mich schuldig mache oder nicht, ist dies am Ende nicht ganz egal, wenn doch schon alles vorherbestimmt ist? Also die Hände in den Schoß legen und gar nichts mehr tun als nur noch abwarten und den Zufall regieren lassen?
Das biblisch vertraute Bild vom Töpfer, auf das Paulus zurückgreift, als Hinweis auf die Schöpfermacht Gottes in allen Ehren. Aber bin ich denn nur der stumme Lehmklumpen, mit dem man alles machen kann, den der Töpfer so oder so, je nach Lust und Laune, formt, und wenn ihm das Handwerk missrät – es ist ja nur ein Klumpen, der sich nicht wehren kann. Der Topf kann mit dem Töpfer nicht sprechen und ihn für sein Tun nicht zur Rede stellen, es ist keine Beziehung möglich. Gehe ich wie der Topf als gelungenes Gefäß hervor, ist es mein Glück, misslingt es, ist es eben Pech. Bin ich ein Gefäß, abgefüllt mit Handlungszwang, unfrei und manipulierbar, Gutes oder Böses zu tun? Eine Fragestellung, die uns heute wieder ganz nahe rückt. Die Erkenntnisse der neuen Hirnforschung stellen in den Raum, die Gedanken des Menschen seien keineswegs frei. Hat etwa schon Paulus diese These vertreten? Stehen die Einen im Dunkel, die Anderen im Licht? Ist dieser Mensch oder dieses Volk von Gott verworfen und sind andere Gottes Lieblinge? Fragwürdige, strittige Gottes- und Menschenbilder. Rätselhaftes Leben. Spannungsvolle Erfahrungen. Die Warum-Fragen liegen nahe. Solche Gedanken und Empfindungen können die Worte aus dem Römerbrief tatsächlich auslösen. Vielleicht wurde Paulus von den ersten Adressaten seines Briefes mit ähnlichen Vorbehalten konfrontiert.
Erfahrungen mit Gott
Nach allem, was wir von Paulus wissen, schätzte er diese Einwände nicht gering. Er wies sie nicht besserwisserisch ab, er nahm sie in ihrer existenziellen Ernsthaftigkeit wahr. Es war ihm bewusst: Gott und unsere Erfahrungen mit Leben und Glauben lassen sich nicht spannungslos zusammenbringen. Wie rang Paulus doch selbst um die Frage der Gerechtigkeit Gottes im Lebensalltag, und wie kannte er die Angst, trotz besten Willens Gott nichts recht machen zu können. Darum schrieb Paulus den Brief an die Römer. Weil er mit der dortigen Gemeinde über so brennende Glaubens- und Lebensfragen im Gespräch bleiben wollte.
Paulus, der inzwischen renommierte Theologe und seelsorglich empfindsame Gemeindegründer, kommt nicht mit einem „Ich halte dagegen“ oder “Unmöglich, was ihr da sagt“, sondern er sucht mit ihnen den Austausch, den Dialog auf Augenhöhe. Im Raum stand die Frage, ob die christliche Gemeinde, die Kirche, die israelitisch-jüdische Gemeinde, die Synagoge, abgelöst habe (Kap. 9-11). „Was sollen wir nun hierzu sagen?“, fragt der Apostel. Durch das ausdrückliche „Wir“ bezieht Paulus die anderen gleichrangig ein.
Mit diesem Wir-Gedanken setzt Paulus alles daran, sich mit der christlichen Gemeinde über die jüdische Gemeinde zu verständigen und ihr, den älteren Schwestern und Brüdern, gerecht zu werden. Er knüpft an der gemeinsamen biblischen Tradition an. Er verweist auf die entscheidenden Anfänge, als Gott sein Volk aus der Hand des Pharao, aus Menschenmacht, befreite und es in eine neue Zukunft führte. Der Pharao-Name steht für Härte und Gewalt, der Gottes-Name für die Übermacht und menschenfreundliche Stärke barmherziger Zuwendung. Mose hat beides erfahren, aber nachhaltig die gute Macht Gottes. Dennoch stellte er sich die Begegnung mit Gott anders vor. Er wollte Gottes Plan wissen und Gott mit eigenen Augen sehen (Exodus 33).
Ist uns Mose darin nicht sehr nahe? Wie steht es mit unseren Gottesvorstellungen heute, mit deinem und meinem ganz persönlichen Gottesbild? Ein Mensch in Not, sei es in Krankheit, Beziehungsproblemen oder Geldsorgen, verbindet mit Gott die Hoffnung auf eine Wende zum Guten hin. Wer sich nach Liebe sehnt, nach Anerkennung seines Bemühens, nach beruflichem Durchbruch oder nach einem schon lange erwarteten Kind, wird sich von Gott die Erfüllung solcher Träume wünschen. In unserer Sehnsucht nach Frieden hoffen wir auf den Gott, der den Kriegen ein Ende macht, die Armut besiegt und mehr Gerechtigkeit in die Welt bringt. Wir brauchen dieses Gottesbild heute wie damals, in dem Gerechtigkeit, Liebe und Frieden umfassend leuchten. Spürbar und helfend eingreifend erleben wir Gott aber nur manchmal – „also hat auch hin und wieder mich des Höchsten Arm bedeckt“, weiß Paul Gerhardt zu singen. Diese eher seltene unmittelbare Gotteserfahrung kann unseren Glauben an schmerzliche Grenzen führen.
Mose musste lernen, dass Gott sich nicht auf ein bestimmtes Gottesbild festlegen lässt. Paulus zeigt am Beispiel Moses: Gott ist für uns nicht verfügbar, auch nicht für den frömmsten Menschen. Wir können nur wie Mose hinter Gott her sehen, ihm nach-denken. Gott antwortete Mose: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich“. Warum Gott so ist und handelt, können wir Menschen nicht ergründen. Es ist Gottes Freiheit, barmherzig zu sein. Barmherzigkeit kennzeichnet sein Wesen. Statt im Zorn handelt und trägt Gott mit großer Geduld, „barmherzig und gnädig und geduldig (wörtlich: langsam zum Zorn) und von großer Güte“ (Exodus 34). Zu solchen Tönen passt die Überheblichkeit den jüdischen Gemeinden gegenüber nicht, wie sie Paulus in den Reihen der jungen christlichen Gemeinde in Rom und wahrscheinlich auch in anderen Gemeinden erlebte.
Zu-MUT-ungen
Solche Gedanken tauchten in der Vergangenheit immer wieder auf, und es gibt sie in unserer christlichen Kirche leider bis heute. Paulus aber stellt sich leidenschaftlich auf die Seite Israels. Was ihn dazu bewegt, ist die tiefe Kenntnis seines Volkes, aus dem er wie Jesus selbst stammt und in dem er seine religiösen Wurzeln hat. Gott hat sein Volk keineswegs verstoßen, betont der Apostel an späterer Stelle. Wer will dieses Volk vom Erbarmen Gottes ausschließen? Sind wir doch alle Geschöpfe aus Gottes Hand. Ist dies der tiefere Sinn des Bildes vom Töpfer? Die Nähe zur biblischen Schöpfungsgeschichte kann uns dieses Bild als Einladung verstehen lassen, hinzuschauen, wie wir (geschaffen) sind und welche Möglichkeiten in uns stecken. Hinschauen zum anderen Menschen, der aus der gleichen Schöpferhand kommt und doch anders ist.
Wir wissen nicht, was uns das Leben, unser „Lebenslauf“, bringt. Gott mutet uns zu, mit einem gewissen Maß an Unsicherheit zu leben. Wir sind Gefahren ausgesetzt, aus denen wir nicht immer heil herauskommen. Das kann Angst machen. Paulus setzt ihr Gottes Barmherzigkeit entgegen. Das biblische Wort bedeutet „Mutterschoß“. Gottes mütterliche Zuwendung ist unsere große Hoffnung. Wir müssen sie nicht verdienen. Wir können darüber nicht verfügen. Es gibt keinen Grund, sie anderen zu neiden oder sie ihnen zu missgönnen.
Paulus wirbt in der Gemeinde entschieden, Gott über alles zu vertrauen. Gott ist frei und gerecht. Ihm verdanken wir unser Leben. Unsere Erkenntnismöglichkeiten sind begrenzt – „wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß!“ (Psalm 139) Gott ist nicht in unseren menschlichen Vorstellungen und Gottesbildern gefangen. Ein Sortieren seiner Geschöpfe in gute und böse, verworfene und erwählte, steht uns nicht zu. Der Mensch, der meint zu stehen, sehe zu, dass er nicht falle. Die dogmatische Lehre von der Prädestination, der göttlichen Vorherbestimmung, hatte in der Kirchengeschichte oft das Gegenteil von dem bewirkt, was ihr eigentliches Anliegen war: Sie sollte den Menschen, der sich hoffnungslos verloren und als missratener Klumpen von Gott vergessen fühlte, aufrichten, trösten und vergewissern – du bist ein unersetzbares, kostbares Gefäß Gottes, in seiner Hand unverwechselbar geformt, ehrenvoll und gehalten in Gottes weitem Schoß.
Herausgerufen
Das Bild vom Töpfer in unserem Predigttext hat seine Grenze. Paulus selbst zeigt sie auf. „Gott hat uns zu Gefäßen der Barmherzigkeit“ berufen. Ihr seid keine leblosen Klumpen, keine Objekte von Lust und Laune in Gottes Hand, keine verschlossenen Gefäße. Gott hat uns nicht auf ein bestimmtes Handeln festgelegt. „Barmherzigkeitsgefäße zu sein, dazu hat Gott uns herausgerufen“ (Bibel in gerechter Sprache). Dies ist unsere Bestimmung. Alle Völker sind berufen, „herausgerufen“, wie es wörtlich übersetzt heißt.
Die „Herausgerufenen“ haben eine Aufgabe und übernehmen Verantwortung, sie sind „Barmherzigkeitsgefäße“. Darin liegt der Sinn eines christlichen Lebens. So lehrte es Jesus Christus, und Paulus gab es weiter. Die Kirche ein weltweites Barmherzigkeitsgefäß, die Welt voller Barmherzigkeitsgefäße. Jeder Mensch ein solches Gefäß, das ausschenkt und in unsere vielfältigen Beziehungen einfließen lässt, was gut tut und uns mit Gottes Verheißungen in seiner großen Völkerfamilie verbindet – was für eine wunderbare Vorstellung. Aber noch gibt es viele Gefäße, die ausgießen, was für unser Zusammenleben schädlich ist – Hartherzigkeit, Ausgrenzung, Selbstgerechtigkeit. Anders die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Sie hat ein weites Herz und einen großen bergenden Mutterschoß. Darum ruft Jesus in der Bergpredigt aus: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“.
Amen