Gutes von oben
Wachsam leben
Predigttext: Jakobus 1, 12-18 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1975)
(12) Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben. (13) Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. (14) Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. (15) Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, [a] gebiert den Tod. (16) Irrt euch nicht, meine lieben Brüder. 17 Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. (18) Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien.Gedanken zur Predigt
Der erste Eindruck Der Jakobusbrief - war da nicht etwas mit „stroherner Epistel“ und ein Gegensatz zu Paulus? Ich schlage bei Marxen, Einleitung in das NT, S. 222 ff, nach und tatsächlich, ich finde sowohl das eine als auch das andere. Vor allem aber den Eindruck: „Ein Ordnungsprinzip ist (wenigstens vom Inhalt her) nicht zu erkennen.“ (S. 222) Selbst eine „Theologie“ kann er bei Jak nicht finden, das Wort steht in Anführungszeichen. (S. 226) Das macht mich neugierig. Warum ist dieses Buch im Kanon der neutestamentlichen Schriften enthalten? Ein Versehen? Da muss doch mehr drin stecken… Der zweite Blick In Jak 1, 12-18 ist nicht vom Gesetz die Rede und auch nicht vom Glauben. Die Predigt wird also kein Disput zwischen zwei „Theologien“ werden. Denke ich bis hierher. Die Rede ist von Anfechtung und dass, wer sie erduldet, die Krone des Lebens empfängt (12). Es wird der Frage nachgegangen wer für die Versuchung verantwortlich ist. Die Antwort lautet: Gott jedenfalls nicht, da sind wir schon selbst Schuld. (13) Die Begierde ist es, die reizt und lockt. (14) Von Gott kommt nur Gutes (17). Er ist „Vater des Lichts“ (17) und darin absolut unveränderlich. Während die Begierde in das Reich der Finsternis gehört, sind die Glaubenden neu geboren durch „das Wort der Wahrheit“, was gleichbedeutend ist mit dem Beginn einer neuen Schöpfung. Verwundert reibe ich mir die Augen: Wenn die Grundthese stimmt, dass Gott keinen versuchen kann, wie kann dann Jesus beten: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ (Mt 6, 13 par)? Liegt Jakobus nun auch noch mit Jesus über Kreuz? Also doch ein Disput … Eine neue Blickrichtung Ich schaue ins griechische NT und finde eine Unmenge an Querverweisen zur weisheitlichen Literatur (Jesus Sirach, Proverbien, Sapientia Salomonis, Hiob, …) Ich lese den Jak ganz und finde bestätigt: Jakobus schreibt durchgängig über die klassischen Topoi der weisheitlichen Literatur. Bei einem Vergleich mit z.B. Jesus Sirach finden sich beinah identische Gedankengänge. Es sind Themen wie: Die Verantwortung jedes Einzelnen (Jak 1, 12-18 vgl. Sir 15, 11-21), von der Anfechtung (Jak 1, 12-18 vgl. Sir 2, 1 ff), vom bösen Gerede (Jak 3 vgl. Sir 19, 4-17), Vorsicht im Umgang mit Reichen und Mächtigen (Jak 2 und 5, vgl. Sir 13, 5-11). Letzteres sehr lesenswert - Nokia lässt grüßen: Sir 13, 5 „Solange du dem Reichen nützlich bist, läßt er dich für sich arbeiten; aber wenn du nicht mehr kannst, so läßt er dich fallen. (6) Solange du etwas hast, bleibt er bei dir, und es bekümmert ihn nicht, wenn er dir den Beutel leert. (7) Wenn er dich braucht, so täuscht er dich geschickt: er lächelt dich an, verheißt dir viel, gibt dir die besten Worte und fragt: Brauchst du etwas? (8) und lädt dich großzügig ein, um dich später zwei- oder dreimal auszunehmen, und verspottet dich noch zuletzt. (9) Und wenn er dann deine Not sieht, läßt er dich fallen und schüttelt den Kopf über dich. (10) Darum sieh zu, daß du dich nicht täuschen läßt 11 und deine Einfalt dich nicht ins Unglück bringt.“ Zu einem Leben, das von der Weisheit angeleitet ist, gehört das „Tun des Gesetzes“ (Sir 19, 18). Wer so lebt ist Täter des Wortes (Jak 1, 22). Da die Zusammenhänge offenkundig sind, begebe mich in diese weisheitliche Welt und der Predigttext, der mir am Anfang doch recht „strohern“ erschien, beginnt nun sehr deutlich zu sprechen. Im Einzelnen - Anfechtung ist nichts, was man vermeiden könnte. Sie geschieht im Lebensvollzug. Im Gegenteil ist Anfechtung die Möglichkeit zur Bewährung. Sie meint Situationen, in denen man als Christ zu einer Entscheidung für das Tun des Gerechten herausgefordert ist. Glaube der sich nur im Hören erweist ist Selbstbetrug (1, 22). Er muss tatkräftig sein. Konkret bedeutet das, dass es in der Gemeinde keine Ungleichbehandlung aufgrund der sozialen Stellung von Menschen gibt. (2, 2 - 4) Des Weiteren ist tätiger Glaube sich dessen bewusst, welches Unheil man mit seiner Zunge anrichten kann. Sie ist eine „Welt voll Ungerechtigkeit“ (3, 6) Bei aller Kritik an Reichen richtet sie sich nicht gegen Reichtum im Allgemeinen. Sie trifft ausschließlich diejenigen, die ihren Reichtum auf Kosten anderer erwirtschaften, indem sie den Arbeitern den gerechten Lohn vorenthalten (5, 4). - Wenn die Unterscheidung zwischen gerecht und ungerecht so einfach ist – warum entscheidet man sich dann nicht für das Tun des Gerechten? Der erste Einfall, Gott stecke dahinter und prüfe einen Menschen, wird verworfen. Gott selbst kann nur Gutes tun. Er kann überhaupt nicht zum Bösen versucht werden, diese Ausrichtung zum Bösen hin ist ihm völlig fremd (1, 17). Deshalb kann er selbst auch niemanden versuchen. Also muss der Anstoß zum Ungerechten im Menschen selbst liegen. Es sind die Begierden, die in jedem Menschen vorhanden sind (1, 14). An sich sind sie nicht verwerflich. Schon deshalb nicht, weil sich am Umgang mit ihnen entscheidet, ob man die Krone des Lebens erhält. Sie sind Möglichkeiten zur Anfechtung und zugleich Gelegenheiten zur Bewährung. In ihnen schlummert allerdings auch die Möglichkeit zu einer Kettenreaktion, der man sich, ist sie erst einmal in Gang gesetzt, kaum mehr entziehen kann. Sie wird beschrieben mit den Metaphern von Zeugung und Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt. Durch die Begierde entsteht jedoch kein Leben sondern nur der Tod. (1, 15) - Der Geburt durch die Begierde steht die Geburt aus Gott gegenüber (1, 18). Während ersterer Begriffe zugeordnet sind wie Reiz, Verlockung, Sünde, Tod, steht auf der andern Seite: Der Wille Gottes, Wort der Wahrheit, Erstlinge seiner Geschöpfe. - Zum Geburtsvorgang aus Gott gibt es keine Alternative. Er ist auch nicht wiedereinzuholen. Dies zu erkennen ist Weisheit und öffnet die Augen für die Möglichkeiten eines jeden Menschen die Krone des Lebens zu gewinnen. Wer einer der Erstlinge der Geschöpfe Gottes ist, der wird sich in der Anfechtung nicht für die Begierde entscheiden, sondern für das Tun des Gerechten, das in das Leben mündet. - Diesen Schluss legt auch der literarische Aufbau des Abschnitts nahe: Der Rahmen, in dem von Seligkeit, Bewährung, Krone des Lebens, Verheißung und Liebe, (1, 12) von guter und vollkommener Gabe, vom Vater des Lichts, von einer Geburt aus Gott und den Erstlingen seiner Geschöpfe (1, 17.18) die Rede ist, wirkt wie eine erdrückende Übermacht gegenüber den Einlassungen, die die Auswirkungen der Begierde (1, 14-16) beschreiben. - V.18 logo alaetheia - Luther übersetzt mit „durch das Wort der Wahrheit“. Verständlich ist das nicht. Zum Verständnis trägt eher der Hinweis bei (Exegetisches Wörterbuch zum NT, I, Sp. 140.), dass die „atl. `aemaet (Zuverlässigkeit, Beständigkeit) in LXX zumeist mit alaetheia übersetzt ist (…)“. Ist damit gemeint, dass Gott durch sein Schöpferwort Beständigkeit und Zuverlässigkeit in die Christen hineingelegt hat? - V.18 aparchaen tina, Erstlinge, sie sind, vom AT her betrachtet „makellose Erstgaben aus Naturerträgen, (…) die Erstfrucht von Mensch, Tier und Pflanze …“ (ebda, Sp. 278) Bei Jakobus stehen sie jedoch nicht im Zusammenhang mit der Opferterminologie. Ein Verständnis erschließt sich mir eher so: Gott war mit den Menschen schwanger, die er als Christen gebären wollte. Und mit diesen Menschen wollte er etwas ganz Neues anfangen. Mit ihnen beginnt er eine Neuschöpfung, was sich auch an ihrem Verhalten zeigt. Sie tun das Gerechte, sind Täter des Wortes und in diesem Sinn auch makellos.Literatur
Marxen, Willi, Einleitung in das Neue Testament, Eine Einführung in ihre Probleme, 4., völlig neu bearbeitete Aufl., 1978, Gütersloher Verlagshaus, S. 222 ff.- Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Balz, Horst/Schneider, Gerhard (Hrsg.), Bd. I – III, 2. Auflage, 1992, Kohlhammer Verlag.- Niebuhr, Karl-Wilhelm, in Göttinger Predigt-Meditationen, 1. Vierteljahresheft 2008, 62. Jahrgang, Heft 2, S. 135 – 140, Vandenhoeck & Ruprecht (sehr anregend und konstruktiv).Hinten nachgelesen
Lesen Sie manchmal in einem Buch auch zuerst die letzten Seiten? Weil Sie wissen wollen, wie es ausgeht? Tun wir das bei diesem Abschnitt, dann kommen wir nicht etwa ans Ende einer Geschichte, sondern an ihren Ursprung, genauer: an unseren Ursprung. Denn wir lesen darin etwas von unserer Geburt.
Woher wir kommen
Jeder Christ ist aus Gott geboren, heißt es da. In dieser Vorstellung steckt ein schöner Gedanke, nämlich, dass Gott mit uns schwanger war bevor wir geboren wurden. In ihm hat unserer Leben seinen Anfang genommen. Wir sind geplant und gewollt. Umgehend stellt sich da die Frage nach den Erbanlagen. Was ist es, das Gott uns mitgegeben hat an guten Eigenschaften?
Gott traut uns etwas zu
Ein Hinweis darauf finden wir vielleicht in dem Wort, das Martin Luther mit „Wahrheit“ übersetzt hat. Es kann auch bedeuten „Zuverlässigkeit, Beständigkeit“. Gott hat uns demnach durch ein Wort der Zuverlässigkeit und Beständigkeit geschaffen. Ob diese Eigenschaften nun auch in uns gelegt sind? Dass wir beständig sein können und zuverlässig, dass wir treu zu Gott stehen können? Wenn das so wäre, dann würde er uns ganz schön was zutrauen.
Christen – eine neue Art von Menschen
Jeder Christ ist aus Gott geboren. Wie das bei Eltern der Fall ist, hat sich auch Gott Gedanken darüber gemacht, was wir sein werden. Wenn es nach ihm geht, dann sind wir jedenfalls nicht die Krone der Schöpfung, als die wir uns oft missverstehen, sondern die „Erstlinge seiner Geschöpfe.“ Das soll heißen, dass Gott mit uns etwas ganz Neues geschaffen hat. Eine neue Art von Menschen. Und die zeichnet sich tatsächlich durch ein besonderes Verhalten aus. Christen, die neue Art von Menschen , sagt Jakobus, die tun das, was gerecht ist. Sie entscheiden sich in allem was sie tun für die Gerechtigkeit und leben damit die Gebote Gottes.
Reize und die Notwendigkeit, sich zu entscheiden
Wie alle Menschen, so haben auch wir ständig Entscheidungen zu treffen. Sollen wir dies tun oder etwas anderes lassen? Ist das eine richtig und das andere falsch? Reize gibt es viele, die uns verlocken zu diesem und jenem. Auch wenn ich das am ersten Sonntag der Fastenzeit sage, meine ich damit nicht Schokolade oder chice Klamotten oder tolle Autos. Wenn heute Morgen von Reizen und Verlockungen die Rede ist, dann in Zusammenhang mit Reichtum, mit dem Ansehen von Personen, mit der Macht der Zunge.
Damit keine Missverständnisse entstehen
Nicht dass Reichtum etwas Schlechtes wäre.
Allein wenn ich mir vorstelle, wie viel Gutes man mit Geld tun kann. Jakobus hat den Reichtum im Blick, der auf ungerechte Weise zustande kommt. Hören wir hinein in seine Gedankenwelt, dann hören wir etwa Folgendes, aufgeschrieben ist es im Buch des Jesus Sirach (13, 5 ff), zu dem es bei Jakobus viele Querverweise gibt:
„Solange du dem Reichen nützlich bist, läßt er dich für sich arbeiten; aber wenn du nicht mehr kannst, so läßt er dich fallen. 6 Solange du etwas hast, bleibt er bei dir, und es bekümmert ihn nicht, wenn er dir den Beutel leert. 7 Wenn er dich braucht, so täuscht er dich geschickt: er lächelt dich an, verheißt dir viel, gibt dir die besten Worte und fragt: Brauchst du etwas? 8 und lädt dich großzügig ein, um dich später zwei- oder dreimal auszunehmen, und verspottet dich noch zuletzt. 9 Und wenn er dann deine Not sieht, läßt er dich fallen und schüttelt den Kopf über dich. 10 Darum sieh zu, daß du dich nicht täuschen läßt 11 und deine Einfalt dich nicht ins Unglück bringt.“
Kommt Ihnen das bekannt vor? Nokia lässt grüßen. Reichtum, der auf ungerechte Weise zustande kommt, ist Reichtum der von Ungerechtigkeit profitiert. Da ist Nokia beileibe nicht das einzige Beispiel. Wer von Ihnen Aktien besitzt, die im Wert gestiegen sind, der kann recherchieren, wodurch die Gewinnsteigerung zustande kam. Es ist durchaus möglich, dass auch da Entlassungen von Mitarbeitern eine Rolle gespielt haben. Selbst unsere Kleidung hat mit diesem Thema zu tun. Vieles von dem was wir am Leib tragen wurde unter ungerechten Bedingungen hergestellt. Ein Zustand, den die großen Hilfswerke wie Brot für die Welt und Misereor seit Jahrzehnten anprangern.
Nicht dass das Ansehen einer Person etwas Schlechtes wäre
Es gibt Menschen, die haben Besonderes geleistet. Und es gebührt ihnen darum auch besondere Achtung und Wertschätzung. Jakobus kritisiert ein Klassensystem, bei dem es Menschen gibt, die allein aufgrund ihres Reichtums hoch und andere, die wegen ihrer Armut gering geachtet werden. „Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, 3 und ihr sähet auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprächet zu ihm: Setze du dich hierher auf den guten Platz! und sprächet zu dem Armen: Stell du dich dorthin! oder: Setze dich unten zu meinen Füßen!, 4 ist’s recht, daß ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken?“ (Jak 2, 2 – 3)
Ich meine, es ist ein Zeichen von Klassengesellschaft, wenn in unserem Land Menschen, die von Hartz IV leben müssen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, weil die Bemessungssätze zu gering angesetzt sind. Und wieder andere solche Unsummen an Geld verdienen, die sie nie im Leben ausgeben können. Wenn wenige so weit oben sitzen und viele so weit unten, dann drängt sich die Frage nach der Gerechtigkeit geradezu auf.
Nicht dass die Zunge etwas Schlechtes wäre
Man hat es schwer ohne sie, wenn man sich andern mitteilen will. Außerdem kann man mit ihr so schöne Dinge tun wie Singen und Gott loben. Jakobus weiß aber auch: „ (…) mit ihr fluchen wir (…) Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind.“ (Jak 3, 9) Ich meine, es ist ein Zeichen von Ungerechtigkeit, wenn in unserem Land z.B. Menschen mit Migrationshintergrund keinen gleichberechtigten Zugang zu Bildung erhalten. Es ist immer wieder dokumentiert worden, dass unser Schulsystem im Ansatz ungerecht ist, weil die Herkunft und nicht die Fähigkeiten über Aufstiegschancen entscheidet. Der Fluch, der in diesem System liegt, zeigt sich meines Erachtens darin, dass es Gewalt hervorbringt: In den Schulen selbst und außerhalb, auch in Angriffen auf Wehrlose und völlig Unbeteiligte.
Wer oder was ist Schuld
Wer oder was ist Schuld? Jakobus stellt klar: Gott jedenfalls ist es nicht. Es ist die Begierde, die in jedem Menschen steckt. Ist man empfänglich für ihre Reize und Verlockungen, dann wird sie schwanger und bringt Sünde und Tod zur Welt. Begierde ist dabei nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch, es im Leben zu etwas zu bringen, oder etwas aus sich zu machen. Begierde ist diejenige Komponente, die einen dazu bringt, sein Ziel zu erreichen, ohne auf andere zu achten. Begierde ist das, was einen blind macht für die Not der andern. Sie blendet aus, sei es willentlich oder unwillentlich. Sie übergeht. Sie stellt ins Abseits. Zu erkennen ist die Begierde an ihrem Geschöpf, dem Tod, der in vielen Facetten mitten im Leben auftritt.
Es läuft alles auf den Anfang hinaus
Kein Christ muss der Begierde erliegen. Auch wenn sie ständig als Anfechtung lauert. Denn Christen sind aus Gott geboren, eine neue Art von Mensch. Wir können zuverlässig und treu zu Gott stehen. Wir können tun was gerecht ist. Gott traut uns das zu. Anfechtung ist deshalb auch für Jakobus kein Angstbegriff. Er beschreibt lediglich eine Situation, in der wir als Christen gefordert sind unsere Herkunft zu leben. Das bedeutet: Mit offenen Augen leben und wach sein. Die Zeichen des Todes erkennen und dem Leben zum Sieg verhelfen. Denn am Ende steht, was ganz am Anfang steht: „Selig ist der (Mensch), der die Anfechtung erduldet; denn (… ) er (wird) die Krone des Lebens empfangen“ (Jak 1, 12).