Erntedank
Frucht, die Freude und Dank bewirkt
Predigttext: Hebräer 13, 15-16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
15 Lasst uns nun durch ihn [Jesus] Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. 16 Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, vergesst nicht, denn solche Opfer gefallen Gott.Predigt
Liebe Gemeinde!
Erntedank
Jesus, dem Seelengärtner, sei Lob und Dank, dies ist die Botschaft unseres Gottesdienstes zu Erntedank 2008. Hören wir dazu Worte aus dem Hebräerbrief:
(Lesung des Predigttextes)
Jesus, dem Seelengärtner, sei Lob und Dank! Erntedank feiern wir heute. Auch in diesem Jahr ist der Altar unserer Kirche prächtig geschmückt mit all den Früchten, die Feld und Garten hervorgebracht haben. Gott hat sie gedeihen und wachsen lassen. An dieser Stelle herzlichen Dank allen Spenderinnen und Spendern und dem Team, das den Altar geschmückt hat. Viel Arbeit und Mühe wurden eingesetzt, damit Garten und Feld diese Früchte hervorbringen. Erntedank macht uns auch in diesem Jahr wieder bewusst, dass wir trotz aller Arbeit und Mühe immer neu auf Gottes Segen angewiesen sind. Ohne Gottes Bewahren und Beschützen ist all unsere Mühe vergeblich. So wollen wir in diesem Gottesdienst mit unseren Liedern, unseren Gebeten, „der Frucht der Lippen“ wie es im Bibeltext heißt, Gott danken für alle guten Gaben, denn nichts ist selbstverständlich. Wir wollen Gott danken durch Jesus Christus, dem Seelengärtner.
Natur
Gärten, Feld, Wald, Flur haben für viele Menschen etwas anziehendes, faszinierendes. Feiern wir Gottesdienst unter freiem Himmel, dann feiern viele Menschen gerne mit, z. B. an Christi Himmelfahrt auf der Ruine Schauenburg, am Pfingstmontag oder wie erst am letzten Sonntag im Dossenwald beim ökumenischen Erntedank der Landfrauen. Wie selbstverständlich nimmt man kleine Mühen auf sich, um auf die Schauenburg, an das Freizeitgelände des Angelsportvereins an der Weidlach oder in den Dossenwald zu kommen, vor allem wenn das Wetter mitspielt.
Liegt das daran, dass die Natur uns so etwas wie ein Abbild vom Paradies vermittelt und dass in uns allen eine Sehnsucht nach dem Paradies wohnt? Eine Sehnsucht, die sich ein klein wenig erfüllt, wenn ich die Sonne über dem Odenwald aufgehen sehe. Wenn ich in der Mittagshitze unter einer alten Buche am Weißen Stein Schatten finde. Wenn ich abends vom Neuberg aus die Sonne über der Rheinebene hinter dem Pfälzerwald untergehen sehe.
Wir wissen unsere Landschaft ist eine Kulturlandschaft, die mit viel Energie, Zeit und Kraft so gestaltet wurde wie sie jetzt ist und wie sie uns gefällt. Es werden große Anstrengungen unternommen, diese Landschaft zu erhalten oder zu rekultivieren. Der Steinbruch Leferenz ist hier ein schönes Beispiel. Er soll im nächsten Jahr als Naherholungsgebiet geöffnet werden. Er ist dann für uns alle zugänglich. Natur tut gut, tut der Seele gut, im Gegensatz zu den Häuserschluchten und Finanzgebäuden in Großstädten.
Arbeit
Natur tut uns, tut unserer Seele gut, denn so haben wir festgestellt: Wir verbinden mit ihr das Bild vom Paradies. Warum sonst sagen mir viele Menschen, dass ihnen die Natur soviel gibt. Sie finden in der Natur ihre Ruhe. Die Natur hilft ihnen abzuschalten, den Kopf frei zu bekommen. Gott fühlen sich viele dort besonders nahe. Einmal murmelte ein Gast, der einen Blick auf das üppig wuchernde Grün unseres Pfarrgartens warf: „Wie im Paradies“. Nun darüber kann man sicher geteilter Meinung sein, aber anscheinend hat ihm dieser Anblick gut getan. Ein Garten will aber auch gehegt und gepflegt sein. Zum Hegen und Pflegen gehört Hacken und Umgraben, in die Tiefe gehen, das kann schweißtreibend, mühsam, aber auch heilsam sein. Das kann heilsame therapeutische Arbeit sein. Gartenarbeit als Therapie. Das griechische Wort „therapeuein“, von dem unsere Wörter therapieren und Therapie kommen, kann für: „heilen, pflegen, freundlich behandeln, gut versorgen“ stehen. Interessanterweise kann „therapeuein“ außerdem „Gott dienen“ bedeuten oder „den Boden pflegen“. Einer der bekanntesten spirituellen Lehrer unserer Zeit ist Anselm Grün von der Benediktiner Abtei Münsterschwarzach. Seine Bücher wurden millionenfach verkauft und in über zwanzig Sprachen übersetzt. Er schreibt: „Die Arbeit mit der Erde bringt mich in Berührung mit mir selbst, mit meinem Leib. Dieses sich Spüren vermittelt mir Ruhe und Stille. Viele Menschen suchen bei uns im Kloster Ruhe. Manche finden diese Ruhe in unserem Stundengebet, andere bei langen Spaziergängen. Aber viele wählen bewusst die Gartenarbeit. Die einfache Arbeit im Garten lässt sie zur Ruhe kommen, die Berührung mit der Erde tut ihnen gut… Das Arbeiten mit der Erde ist heilsam. Die Erde erdet sie“.
Frucht
Wenn Garten, Feld, Natur als Orte der Seelenpflege, der Heilung, der Gotteserkenntnis erfahren werden, ist es verständlich, dass die Früchte des Feldes, des Gartens, der Natur das Menschenherz erfreuen. Umgekehrt kann ich meine Seele mit einem Garten. vergleichen. Die Bibel erzählt uns, dass der auferstandene Herr, Jesus, am Ostermorgen von einer der Frauen im Garten mit dem Gärtner verwechselt wurde. Sie verstehen jetzt: Jesus, dem Seelengärtner, sei Lob und Dank, weil er unsere Seele hegt und pflegt. Bis sie grünen, blühen und Frucht bringen kann, muss sie ähnlich wie ein Garten umgegraben, beackert, beschnitten werden, damit sie später umso schöner blüht und Frucht trägt.
In einer bewegenden Geschichte, der Geschichte vom Bambus, wird erzählt:
In einem großen Garten wuchs ein Bambusbaum. Der Herr des Gartens hatte seine Freude an ihm. Von Jahr zu Jahr wurde er kräftiger und schöner. Eines Tages aber blieb er vor ihm stehen und sagte: Lieber Bambus, ich brauche dich! Der Baum antwortete: Herr, ich bin bereit, gebrauche mich, wie du willst. Die Stimme des Herrn wurde ernst: Um dich zu gebrauchen, muss ich dich beschneiden! Der Baum erzitterte: Mich beschneiden? Deinen schönsten Baum im Garten? Nein bitte, das nicht, bitte nicht. Verwende mich doch zu deiner Freude, Herr, aber beschneiden! Der Herr sagte noch ernster: Wenn ich dich nicht beschneide, kann ich dich nicht gebrauchen. Im Garten wurde es ganz still. Der Wind hielt den Atem an. Langsam beugte der Bambus seinen herrlichen Kopf und sagte leise: Herr, wenn du mich anders nicht gebrauchen kannst, dann beschneide mich! Doch der Herr fuhr fort: Mein geliebter Bambus, ich werde dir deine Blätter und Äste abschneiden; Ach Herr, nur das nicht. Wenn ich sie nicht abschneide kann ich dich nicht gebrauchen. Bis ins Mark getroffen flüsterte der Bambus: Herr, schlag sie ab. Mein geliebter Bambus, ich muss dir noch mehr antun. Ich muss dich mitten durchschneiden und dein Herz herausnehmen, wenn ich das nicht tue, kann ich dich nicht gebrauchen.Da neigte sich der Bambus bis zur Erde: Herr, schneide und teile.
So schnitt der Herr des Gartens den Bambus, hieb seine Äste ab, teilte ihn in zwei Teile und schnitt sein Herz heraus. Dann trug er ihn mitten durch die trockenen Felder in die Nähe einer Quelle. Dort verband er durch den Bambusstamm die Quelle mit der Wasserrinne, die zu den Feldern führte und das klare glitzernde Wasser schoss durch den zerteilten Körper des Bambus in den Kanal und floss auf die dürren Felder, um eine reiche Ernte möglich zumachen. Und so wurde der gebrochene Bambus zum großen Segen. (Aus: Willi Hoffsümmer –Kurzgeschichten 1-Nr. 49, Matthias- Grünewald-Verlag, 13. Auflage,1992, S.39)
Sie verstehen diese Geschichte. Manchmal wird erst durch einen schmerzhaften Prozess, der das Innerste in uns umwälzt und herausfordert, das fruchtbringende, strahlende eines Lebens möglich und ans Licht gebracht; zum Segen für andere. Gutes zu tun, mit anderen zu teilen vergesst nicht, heißt es im Predigttext. Jesus, dem Seelengärtner, sei Lob und Dank, denn er will uns nicht verderben und in den Abgrund reißen, sondern uns, unsere Seele, unser Leben heil machen. Dies stellt uns vor eine Lebensaufgabe.
Öffnen wir uns dem Seelengärtner Jesus, der sich nicht zu schade war, Erdgeruch anzunehmen, wie ein Mensch Seelenqualen und Todesangst zu leiden und schließlich zu sterben. Gott hat ihn aus dem Tod zu neuem Leben erweckt. Er will uns begleiten, trösten, aufrichten, damit auch wir Frucht bringen und andere Menschen darüber sich freuen können. Jesus, dem Seelengärtner, sei Lob und Dank.
Amen