Mit ganzem Herzen Gott zugewandt

Das Wort Gottes gibt eine klare Sicht auf mich selbst und auf die Welt

Predigttext: Hebräer 4,12-13
Kirche / Ort: 26259 Rechtsupweg
Datum: 7.02.2010
Kirchenjahr: Sexagesimae (60 Tage vor Ostern)
Autor/in: Pastorin Theda Frerichs

Predigttext: Hebräer 4,12-13  (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen. Lied (von Uwe Rahn / Andreas Schulte, Text: www.leiselieder.de) Refrain: Er war anders, Er hat nicht auf Sand gebaut. Er war anders, hat der Liebe ganz vertraut. Und lebendig, kräftig, schärfer war die Botschaft, sie kam nicht von dieser Welt. 1) Auf der Straße, in den Dörfern, spricht ein Mann von einem Reich, in dem Geld nichts mehr bedeutet, denn vor Gott sind alle gleich. Und sie kommen und sie sehen. Und sie bleiben einfach steh‘n, denn sie spüren, dass ihr Leben neu beginnt. Er war anders, seine Kraft war grenzenlos. Er war anders, deshalb ließ man ihn nicht los. Und lebendig, kräftig, schärfer, war die Botschaft, sie kam nicht von dieser Welt. 2) Auf den Straßen, in den Städten, nimmt ein Mann sich aller an, heilt die Wunden, lindert Schmerzen, hilft den Armen, wo er kann. Und sie kommen und sie sehen, und sie bleiben einfach steh‘n, denn sie spüren, dass ihr Leben neu beginnt. Er war anders, denn er spürte ihre Not. Er war anders, er blieb treu bis in den Tod. Und lebendig, kräftig, schärfer war die Botschaft, sie kam nicht von dieser Welt. Er starb anders, denn das Kreuz hat ihn erhöht. Er starb anders, auch wenn man es kaum versteht. Doch lebendig, kräftig, schärfer, war die Botschaft, dass er lebt in dieser Welt. 3) Auf der Straße unseres Lebens, steht ein Mann und sieht uns an. Er blickt tief in unsere Seelen, dass man‘s kaum ertragen kann. Doch wir kommen und wir sehen. Und wir bleiben einfach steh‘n, wenn wir spüren, dass das Leben neu beginnt. Wir sind anders, denn wir folgen seiner Spur. Wir sind anders, manchmal auch sehr menschlich nur. Doch lebendig, kräftig, schärfer ist die Botschaft. Sie verändert diese Welt! Sie verändert diese Welt! Sie verändert diese Welt!

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Liebe Gemeinde!

 Deutliche Worte

 „Lebendig und kräftig und schärfer“. Als sie das Motto des Kirchentages in Köln vor drei Jahren zum ersten Mal las, hat es sie sofort angesprochen. Was haben sie bloß mit dem harmlosen Fisch gemacht, die Leute vom Kirchentag. Dieses überall fröhlich-bunt und auch gerne mal albern grinsende Zeichen der Christen auf vielen Autos und anderen Plattformen hat sich durch einen Pinselstrich in ein ernstzunehmendes Zeichen verwandelt. Ein Hai ist daraus geworden. Scharf. Kräftig. Imposant. Das Kirchentagsmotto stammt aus einem Abschnitt aus dem Hebräerbrief, Kapitel 4.

(Lesung des Predigttextes)

Nur jetzt nicht aufgeben

 Es sind deutliche Worte an eine junge Gemeinde, die der unbekannte Verfasser des Hebräerbriefes verfasst. Gottes Wort ist lebendig, kräftig, schärfer – das ist erst einmal eine frohe Botschaft an eine Gemeinde, die müde geworden ist, die ihre Energie zu verlieren droht. Lasst uns zusammenbleiben! Lasst uns miteinander dem Ziel entgegen gehen! Wir sind nicht allein! Wir stehen nicht verloren in der Welt, wir sind das Volk Gottes, stehen in einer Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem „Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebr 12,2). Zu ihm lasst uns aufblicken, er ist uns vorausgegangen und führt uns sicher zum Ziel. Eines Tages werden wir vor seinem Thron der Gnade stehen. Eines Tages hat unsere Lebenswanderung ein Ende. Eines Tages schenkt uns Gott seine Ruhe! Nur jetzt nicht aufgeben! Unsere Zeit kommt noch! Jeden Tag, heute!, kann es so weit sein, dass wir gerufen werden durch Gottes Wort. Durch seine Stimme. Darum gilt es, aufmerksam zu sein und mit ganzem Herzen Gott zugewandt. Denn, so macht der Verfasser des Predigttextes ebenso deutlich, sein Wort ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Es durchleuchtet jeden bis ins Innerste. Gott kennt uns besser als wir selbst. Selbst die geheimsten Wünsche und Gedanken bleiben ihm nicht verborgen. Nackt stehen wir vor ihm, vor dem wir Rechenschaft geben müssen. Darum, so mahnt der Verfasser des Predigttextes seine Adressaten eindringlich, verstockt euer Herz nicht! Vertraut Jesus Christus! Fallt nicht in euer altes Leben zurück, werft euer Vertrauen nicht weg, sonst schneidet ihr euch selbst ins Fleisch.

Klare Sicht

Wir wissen nicht, ob diese Worte bei den Adressaten damals auf fruchtbaren Boden gefallen sind oder auf steinigen Grund. Schließlich sind es nur Worte eines Menschen, der seine Schwestern und Brüder ermahnt. Am Ende sind sie vielleicht doch nur Schall und Rauch. Gottes Wort dagegen hat Macht! Gottes Wort bewegt, Gottes Wort deckt auf, legt offen. Da gibt es keine fromme Rhetorik, kein Einlullen, keine Selbstbestätigung, sondern eine klare, direkte Sicht auf mich selbst und auf die Welt.

Es dauert sehr lange, bis die Frau mit Gott und mit sich wieder ins Reine kommt. Bis sie wieder „Ruhe“ gefunden hat. Sie hatte den Glauben daran verloren, dass Gott für sie ansprechbar war. Eine persönliche Krise hatte ihr Leben von Grund auf erschüttert. Familienangehörige und Freunde wandten sich ab. Das Umfeld brach zusammen. Zutiefst verunsichert war die Frau – nicht nur, was ihre menschlichen Kontakte anging. Sie wusste auch nicht mehr, wie sie vor Gott treten sollte. Ausgerechnet ein Gottesdienst an Karfreitag hat ihr dabei geholfen. Hat ihr gezeigt, dass das Wort Gottes viel lebendiger, kräftiger und schärfer ist als Menschenworte es je sein können. Das Wort hat sie erreicht an diesem Vormittag in der Kirche. Da hat sich dieser Mensch am Kreuz an Jesus gewandt, rein gar nichts hatte er vorzuweisen, sein Leben hatte ihn bis ans Kreuz gebracht.  Dieser Mensch durfte Worte hören, die an Wirkung nicht zu übertreffen waren: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“.

 Heute

„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verstockt euer Herz nicht“, so spricht uns der Wochenspruch an. Es kommt also auch auf mich an, ob die Stimme Gottes mich erreicht. Heute gehe ich in die Kirche! Heute lese ich in der Bibel. Heute singe ich einen Choral aus meinem alten Gesangbuch. Heute. Ja, heute ist Jesus Christus für mich da. Er hat sich den Menschen immer im Augenblick  in ihrer Situation zugewandt! Selbst am Kreuz. Seine Worte sind kräftig und lebendig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Seine Worte haben Wirkkraft!  Sie richten Menschen wieder auf. Lahme können wieder gehen, Blinde sehen, Tote werden wieder lebendig. Menschen wachsen über sich hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre:

„Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“

 „Liebt eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen“.

„Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen!“

„Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“.

Amen.

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Ein Kommentar zu “Mit ganzem Herzen Gott zugewandt

  1. Pastor iR Heinz Rußmann

    Lebendig und kräftig wie das Gotteswort , von dem der Predigttext spricht, kommt diese Predigt daher. Sie erinnert zuerst an das Motto des Kirchentages. Dann spricht sie über die Situation der Gemeinde damals und über die unsrige. Sie ermahnt, nicht aufzugeben und das Vertrauen auf Jesus nicht wegzuwerfen. Durch ihn stehen wir nicht verloren in der Welt und sind nicht allein. An Beispiel einer verzweifelten Frau erläutert die Predigt, wie Gottes Wort uns trifft und hilft. Heute wollen wir das annehmen. Jesus ist heute und jetzt für mich da! Die Predigt schließt mit einigen sehr lebendigen Worten Jesu ! Amen. –
    Es fällt auf, daß Pastorin Frerichs nicht nur von Stil und Wortwahl her kräftig, sondern auch kurz predigt. Man denkt eher an eine Andachtsform. Da unsere und meine Predigten gewöhnlich eher zu lang geraten, kann das den Hörer vorteilhaft überraschen. Zwei Kleinigkeiten stören mich etwas. Das Bild vom zähnefletschenden Hai-Fisch-Maul am Anfang als Symbol für Gottes Wort finde ich wenig stimmig. Auch möchte ich entsprechend dem Schlußsatz, heute eigentlich noch nicht im Paradiese sein! Nach Jesu Wort an den Schächer am Kreuz neben ihm, ist das Paradies ja Symbol für Tod und Beginn des ewigen Lebens. Wenn am Schluß stünde z.B: Jesus spricht: Ich bin bei Euch alle Tage bis abn der Welt Ende, würde das zu den anderen Schlußzitaten besser passen.

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