Hoffnung

Mut in Aussichtslosigkeit – Lebensperspektiven durch den Glauben

Predigttext: 1. Petrus 1, 3-9
Kirche / Ort: Andachtsraum – SRH Heidelberg, Ludwig-Guttmann-Straße 4
Datum: 11.4.2010
Kirchenjahr: Quasimodogeniti (1. Sonntag nach Ostern)
Autor/in: Pfarrer im Ehrenamt Dr. Harald Pfeiffer

Predigttext: 1. Petrus 1, 3-9

(Kombinations-Übersetzung nach Gute Nachricht Bibel, Stuttgart 2000  und Die Bibel/Einheitsübersetzung, Stuttgart 1980. - Die Übersetzung folgt in Versen 3+4 der Gute Nachricht Bibel; Verse 5+9 folgen der Einheitsüber-setzung, hier sagt„Heil“ m. E. mehr aus als „volle, endgültige Rettung“ in der Gute Nachricht Bibel.) 3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns neu geboren und mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt. Diese Hoffnung gründet sich darauf, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist. 4 Sie richtet sich auf das neue Leben, das Gott schon jetzt im Himmel für euch bereithält als einen Besitz, der niemals vergeht oder verdirbt oder aufgezehrt wird. 5 Wenn ihr Gott fest vertraut, wird er euch durch seine Macht bewahren, sodass ihr das Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbar wird. 6 Deshalb seid ihr voll Freude, auch wenn ihr jetzt für kurze Zeit leiden müsst und auf die verschiedensten Proben gestellt werdet. 7 Das geschieht nur, damit euer Glaube sich bewähren kann. Wie das vergängliche Gold im Feuer auf seine Echtheit geprüft wird, so wird euer Glaube, der viel kostbarer ist als Gold, im Feuer des Leidens geprüft. Wenn er sich als echt erweist, wird Gott euch mit Ehre und Herrlichkeit belohnen an jenem Tag, an dem Jesus Christus sich in seiner Herrlichkeit offenbart.  8 Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nie gesehen habt. Auf ihn setzt ihr euer Vertrauen, obwohl ihr ihn jetzt noch nicht sehen könnt. Und darum jubelt ihr mit unaussprechlicher und herrlicher Freude. 9 Denn ihr wisst, dass ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.

Zum Predigttext

Unser Bibeltext spricht von Hoffnung, doch in einer für uns fremden Art und Weise. Der Autor des 1. Petrusbriefes, der nur den Namen des Jüngers Jesu trägt, aber sonst mit ihm nichts zu tun hat, rechnet mit einer nur noch kurzen Zeit, bis das diese Welt zu Ende geht. So richtet er seine Hoffnungsbotschaft auf das Jenseits. Er rät den Menschen, sich in ihr Schicksal zu fügen und das erfahrene Leid demütig zu ertragen. Er verweist „auf das neue Leben, das Gott schon jetzt im Himmel für euch bereit hält als einen Besitz, der niemals vergeht...“ Er richtet sein Augenmerk ganz auf das Seelenheil. Glaube und Gottvertrauen verfolgen das feste Ziel, dieses Heil zu erwerben. Thema und Ziel der Predigt: a) Thema: „Hoffnung lässt Flügel wachsen!“ Die Predigt bietet drei Lebensperspektiven, die uns der Glaube vermitteln kann: 1. Die Hoffnung als eine Lebensbasis 2. Das Gottvertrauen trotz harter Bewährungsproben 3. Das Seelenheil als Glaubensziel b) Ziel: Lebendige Hoffnung weitergeben. Den auferstandenen Christus predigen heißt für mich: Hoffnung weiterzugeben, und zwar ganz konkret in Krisenzeiten und Konfliktsituationen. Es geht mir nicht um belanglose theologische Richtigkeiten, sondern darum, dass Hoffnung gerade dann Mut schenken kann, wo sich Aussichtslosigkeit breit macht. Christlicher (Auferstehungs-)Glaube kann Lebensperspektiven eröffnen, sodass der Hoffnung Flügel wachsen.

Lieder

 (Eigenartigerweise habe ich das Stichwort „Hoffnung“ in keinem Osterlied gefunden!) 100 „Wir wollen alle fröhlich sein“ (EG 100) 108 „Mit Freuden zart“ (EG 108) 114 „Wach auf mein Herz“ (EG 114,4) 300 „Alles ist an Gottes Segen“ (EG 300, 1+4, Stichwort „Hoffnung“)

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Aufsehenerregende Ereignis

Seit Ostern stehen wir auf festem Fundament unseres Glaubens. Es ist das aufsehenerregende Ereignis: Christus ist auferstanden! Da keimt Hoffnung auf. Orientierung ist erlebbar. Der Liedermacher Wolf Biermann wurde gefragt, welcher biblische Stoff ihm am meisten am Herzen liegt. Seine Antwort: „Das Beste an der Bibel finde ich die Auferstehung Jesu, sie enthält für mich die tiefste Wahrheit… Wer die Auferstehung preisgibt, der ist von Gott und allen guten Geistern verlassen.“ Wer hätte eine solche Äußerung vom Atheisten Biermann erwartet? Immer wieder müssen wir an das größte Wunder der Weltgeschichte erinnert werden: Christus ist auferstanden! Das heißt: Er steht, er steht mitten in unserem Leben. Das bedeutet: Ich soll nicht fallen, nicht in den Abgrund stürzen. Er will, dass Menschen geholfen wird. Er will unsere Lebensangst nehmen. Er will uns Hoffnung geben.  Unser Predigttext bietet uns drei Lebensperspektiven durch den Glauben an. Zuerst ist es die Hoffnung als eine Lebensbasis.

Bewahrung

Hoffnung lässt Flügel wachsen. Das hat die Mutter zweier Töchter erlebt. Als ihre eine Tochter an der lebensgefährlichen Magersucht erkrankt war, sagte sie zum Arzt: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass meine Tochter wieder ganz gesund wird“.  Und als sie auf dem Weg der Besserung war, erlitt auch ihre zweite Tochter dieselbe Krankheit. Aber nie hat sie die Hoffnung aufgegeben. Als die Mutter, es ist die Psychologin Peggy Claude-Pierre, nun die Heilung ihrer beiden Töchter erlebte, da erfuhr sie die Heilung wie eine Auferstehung ihrer beiden Töchter von den Toten. Davon berichtet sie in ihrem Buch mit dem Titel „Der Weg zurück ins Leben“. Hoffnung schenkt Kraft, wo Aussichtslosigkeit sich breit macht. Hoffnung wird zur Lebensbasis. Hoffnung führt ins Leben zurück. Hoffnung hat sich besonders dann zu bewähren, wenn Menschen – wie es in unserem Predigtext heißt – „auf die verschiedensten Proben gestellt werden“. Wenn immer alles glatt läuft im Leben, dann klappt es mit dem Gottvertrauen prima. Wenn aber mal Tage der Traurigkeit kommen, dann zeigt sich, wozu unser Glaube gut ist. Wie gehe ich damit um, wenn ich ein schweres Geschick zu tragen habe? Wenn mir der Arzt jene gefürchtete heimtückische Krankheit eröffnet? Wenn eine Partnerschaft zerbrochen ist? Wenn einer seine Arbeit verliert? Oder wenn ein lieber Mensch stirbt, sind wir dann untröstlich? Oder hoffen wir darauf, dass Gott uns Menschen schickt, die uns Mut machen, uns einen guten Gedanken mit auf den Weg geben, der uns in unserer Misere weiterhilft? Kürzlich fielen mir hoffnungsvolle Worte in die Hände, sie lauten: „All mein ‚Warum’, Herr, schicke ich Dir, vertraue, dass Du es wandeln wirst in einen Mantel aus Mut und Fröhlichkeit. Umhüllen wird er mich, beschützen und mich wärmen.“ (L. Giel) Gerade in schwierigen Zeiten steht uns Gott zur Seite. Er wird uns „durch seine Macht bewahren“, verspricht unser Predigttext.

Bewährung

Eine zweite Lebensperspektive bietet uns ein Gottvertrauen gerade auch in Bewährungsproben. Davon erzählt die Schriftstellerin Luise Rinser. Sie berichtet: „Als ich fünf Jahre alt war, brannte unser Nachbarhaus ab. Es war ein halb hölzernes Bauernhaus. Es brannte rasch nieder, auch einige Tiere im Stall verbrannten. Die älteste Tochter schrie vor dem brennenden Haus: ‚Jetzt glaube ich nicht mehr an Gott, es gibt keinen, das ist alles gelogen.’ Der Pfarrer versuchte sie zu beruhigen und sie von dieser Gotteslästerung abzuhalten. Aber sie schrie weiter. Daran erinnere ich mich, aber nicht an das weitere, das mir meine Mutter später erzählte: als man die Abgebrannten in einem leerstehenden Haus untergebracht hatte und die Kathi immer weiter ‚Gott lästerte’, habe ich plötzlich aus eigenem Antrieb der Kathi meine gipserne Madonna gebracht und sie ihr geschenkt. Ich weiß nicht, was ich mir dabei dachte, sicher nichts Frommes. Ich hatte nur das Bedürfnis, der Kathi etwas Liebes zu tun. Ich tat es, und die Kathi brach in Tränen aus. Meine kleine Geste der Liebe gab ihr das Vertrauen ins Leben zurück,  und damit konnte sie auch wieder ‚an Gott glauben’. Das heißt, sie fand ins Ur-Vertrauen zurück.“ (L. Rinser, Mit wem reden, Stuttgart 1980, S. 60) Wo Menschen ins Vertrauen zurückfinden, da ereignet sich Auferstehung zu neuem Leben. Da wird die lebendige Hoffnung erlebbar.

Ermutigung

Die dritte Lebensperspektive heißt: Wir leben in unserem Glauben zielorientiert. Wir können unser Christenleben mit einem sportlichen Wettkampf vergleichen, etwa mit einem Marathonlauf. Der Langstreckenläufer erlebt auf seinen 42 Kilometern viele verschiedene Phasen. Zunächst startet er in Euphorie und merkt bald, dass er sich mit seinem Tempo nicht verausgaben darf. Er muss härteste Anstrengungen auf sich nehmen, muss mit Krafteinbrüchen rechnen und Durststrecken überwinden. Er darf nicht aufgeben, sondern muss stets sein Ziel im Auge behalten. Wenn er dann aber sein Ziel erreicht hat, ist er zwar völlig erschöpft, aber seine körperlichen Strapazen spielen in dem Moment keine Rolle mehr. Überglücklich nimmt er die ersehnte Medaille entgegen, genießt die verdiente Anerkennung und schwebt auf Wolke sieben. Ähnlich verhält es sich mit unserem Christenleben. Anfangs macht man ganz engagiert mit. Doch mit der Zeit wird der persönliche Einsatz weniger. Es kommen Enttäuschungen und Rückschläge hinzu. Aber wir haben eine lebendige Hoffnung, Jesus Christus, er animiert uns und motiviert uns, er begleitet uns in schwierigen Situationen. Er ist der hilfreiche Trainer. Mit ihm können wir spirituell fit bleiben. Wie das gehen soll? Indem wir dem Wort Gottes begegnen. Zum Beispiel im Gottesdienst, durch Lesen in der Bibel, beim privaten Gebet, beim Hören geistlicher Musik, im Glaubensaustausch mit anderen. Glauben ist immer ein dynamischer Vorgang, kein statischer. Wir müssen ihn immer wieder einüben und gut im Training bleiben. So können wir das Ziel unseres Glaubens erreichen: Unsere Seele, unser Heil bei Gott geborgen. Das ist Grund genug zu singen: „Das ewig Heil wird uns zuteil, denn Jesus Christ erstanden ist, welchs er läßt reichlich verkünden“.

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2 Kommentare on “Hoffnung

  1. Pastor iR Heinz Rußmann

    Ausgesprochen hoffnungsfroh, schwungvoll und ansteckend ist diese Predigt! Sehr eindringlich sind auch die in die Predigt stimmig eingewobenen aktuellen Beispiele. Erfreulich ist auch die einfache klare Gliederung. So kann jeder Zuhörer diese Predigt seinen Freunden oder Verwandten nacherzählen.

  2. A. Weber

    Vielen Dank für diese Worte. Ich habe soeben eine Andacht vorbereitet und da waren mir Ihre Gedanken sehr hilfreich.

    “Hoffung lässt die Flügel wachsen!”

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