„Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt“
Berufung zum Guten
Predigttext: 1 Petrus 2,21b-25 (Übersetzung nach Gute Nachricht Bibel. Revidierte Fassung 1997, der „Bibel in heutigem Deutsch“, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2000)
21 Und eben dazu hat er euch berufen. Ihr wißt doch: Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. 22 Ihr wißt: »Er hat kein Unrecht getan; nie ist ein unwahres Wort aus seinem Mund gekommen.« 23 Wenn er beleidigt wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er leiden mußte, drohte er nicht mit Vergeltung, sondern überließ es Gott, ihm zum Recht zu verhelfen. 24 Unsere Sünden hat er ans Kreuz* hinaufgetragen, mit seinem eigenen Leib. Damit sind wir für die Sünden tot und können nun für das Gute leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden! 25 Ihr wart wie Schafe, die sich verlaufen haben; jetzt aber seid ihr auf den rechten Weg zurückgekehrt und folgt dem Hirten, der euch leitet und schützt.Exegetische und homiletische Anmerkungen
Die vorliegende Predigt steigt mit einem Alltagsbeispiel ein, das die ethische Frage nach dem Tun des Guten stellt in direkter Konfrontation mit Armut, Fremdheit und Andersheit. Damit nimmt sie am konkreten Beispiel ein zentrales Anliegen des 1.Petrusbriefes auf, nämlich die ethische Aneignung von genuin soteriologischen und christologischen Heilszusagen, die im Predigttext in einen Hymnus gekleidet sind, der Anklänge an das Lied vom leidenden Gottesknecht aus Jes 53 hat. Im Verlauf der Predigt wird das Panorama der paränetischen Aussagen des 1.Petrusbriefes mit ihrer ganz eigenen, „defensiven Ethik“ (Norbert Brox) dann noch weiter aufgefächert, um aufzuzeigen, wie diese Ethik zur Integration und zum Mitleiden anhält auch und gerade in der Situation äußeren Drucks und innerer Angefochtenheit. Dabei hält diese Ethik bei aller gesellschaftlichen Integration aber immer an der besonderen Identität der christlichen Existenz fest, die in der Taufe angeeignet wird und ein Spiegel der Barmherzigkeit und Liebe Gottes ist, die er uns durch Jesus Christus gezeigt hat. Die Betonung der Heilstat Christi, seines Leidens für uns Menschen, ist das Movens, aus dem im 1.Petrusbrief Schlüsse für die Leidensbereitschaft und für die Vorbildlichkeit des Lebenswandels der Christinnen und Christen gezogen werden, die nach seinem Beispiel leben sollen, seinen Spuren folgen, wie Luther sagt: in seinen „Fußtapfen“ gehen sollen (1 Petrus 2,21). Literatur Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 1994.- Brox, Norbert, Der erste Petrusbrief (Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament XXI), Lizenzausgabe Leipzig 1979Lieder
„Der Herr ist mein getreuer Hirt“ (EG 274, Wochenlied) „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ (EG 326) „Jesus lebt, mit ihm auch ich“ (EG 115) „Ein reines Herz, Herr, schaff in mir“ (EG 389, nach der Predigt) „Misericordias Domini, in aeternum cantabo“ (Die Gesänge aus Taizé. Neuausgabe, Taizé-Communauté, France, 2003, Nr. 58)Lesung
Hesekiel 34,1-2 (3-9) 10-16.31 bzw. Jesaja 53,4-10Liebe Gemeinde!
Vorurteile
Da steht sie, mitten auf dem Supermarktparkplatz, und nähert sich lautlos und schnell, sobald ein Auto in einer der Parkboxen angekommen ist und Fahrer oder Fahrerin aussteigen: pechschwarzes, hochgestecktes Haar, langer bunter Rock mit Blumenmuster, schwarze Lederjacke, schwere goldene Ohrringe, von hagerer Gestalt, bronzefarbene Haut, das Gesicht älter aussehend als sie wahrscheinlich ist. Sie hält einen Zettel in der Hand, den sie jedem ihrer Gesprächspartner direkt vor die Nase hält, während sie flehend, fast beschwörend auf ihn einredet. Fluchend wendet sich ein Mann mittleren Alters ab: „Jetzt stehen sie schon hier am Supermarkt, das Pack, und betteln! Nicht mal in Ruhe einkaufen kann man!“ All die Vorurteile, die viele wohlsituierte Bürger insgeheim in sich tragen, stehen mit einem einzigen, wütend hinausgeschleuderten Satz mitten im öffentlichen Raum: die Vorurteile gegen Fremde, Sinti und Roma zumal, der Ekel gegenüber „störender“ Armut, die die Einkaufslaune und Konsumfreude vermiest und einem noch dazu die knappe Zeit raubt, all das Ärgerliche, was man ja sowieso weiß oder zu wissen glaubt von kriminellen Bettelbanden aus Rumänien, die deutsche Innenstädte unsicher machen und gutgläubige Deutsche mit der „Mitleidstour“ unter falschen Vorgaben „abzocken“. Vielleicht war da aber noch etwas anderes: das Angefochtensein durch einen Menschen, der direkt vor einem steht mit seiner vorgegebenen Not und ganz konkret um etwas bittet. Befremdlich, ja bedrängend diese Nähe und Distanzlosigkeit, mit der leiblich ziemlich aufdringlich Aufmerksamkeit, Hilfe, materielle Unterstützung ersucht wird. Körperlich konnte der Mann der Frau zunächst nicht ausweichen, denn sie hat ihn in der Tat fast bedrängt durch ihre distanzlose Nähe, ihn mit sich und ihrer Not direkt und leiblich konfrontiert, ihm ihre Hände entgegengestreckt, flehentlich auf ihn eingeredet, ja, sie ist dem schimpfenden Mann sogar noch ein Stück weit gefolgt, bis er sie verbal und körperlich unwirsch mit einer Handbewegung von sich abgeschüttelt hatte.
Gottes Liebe
Eine Szene, wie sie sich an diesem Nachmittag wahrscheinlich so oder so ähnlich noch öfter auf dem Supermarktparkplatz abgespielt hat. Eine Szene, wie sie sich überall in Deutschland abspielen könnte. Dem Beobachter/der Beobachterin stellen sich Fragen, die sich nicht so leicht wieder abschütteln lassen: Was würdest Du tun, wenn diese Frau auf Dich zukommt? Wie würdest Du ihr begegnen? Welche innere Haltung würdest Du ihr gegenüber einnehmen – unbewusst wohl mit den gleichen Vorurteilen im Hinterkopf, wie sie auch der mittelalte Mann in sich trug? Wie steht es mit Deiner Barmherzigkeit? Hättest Du Dich von der Frau und ihrer Geschichte anrühren lassen, hättest Du Dich von ihr berühren lassen oder hättest auch Du Dich zu sehr von ihr bedrängt gefühlt und sie unwirsch abgewiesen wie der Mann – nicht fluchend und unflätig natürlich, aber doch deutlich, auch körpersprachlich, auf Distanz gehend? Keine leichten Fragen, aber Fragen, die man sich gerade als Christ/als Christin stellen kann, ja stellen muss. Zumal, wenn gerade Pastor Friedrich von Bodelschwinghs Satz im Raum steht, dessen 100. Todestag jetzt, in diesen Tagen, am 2. April begangen wurde: „Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt“.
Gottes Liebe steht immer im Raum. Aber wie steht es bei uns als Christen und Christinnen mit unserer Nächstenliebe, unserer Barmherzigkeit, mit unserem Willen zum Guten gegenüber jedem Menschen, der uns begegnet? Haben wir nicht gleich die Schere im Kopf? Wie sehr lassen wir uns auch als Christinnen und Christen beeinflussen von all den Vorurteilen, die momentan wieder von verschiedenen Seiten geschürt werden, gegenüber Armen und Deklassierten, Fremden, vermeintlich „Kriminellen“, gegenüber denen, die anders sind, denen, die am sozialen Rand oder außerhalb der gutbürgerlichen und wohlsituierten Gesellschaft stehen, denen, die woanders herkommen und unseren ach so sozialen Frieden zu stören scheinen? Fragen und Momente der Gewissensanfechtung, die einem die innere Positionsbestimmung auch und gerade als Christ nicht einfach machen. Die Beobachtung einer Begegnung auf einem Supermarktparkplatz, die zum Nachdenken bringt. Was würdest Du tun? Was ist hier das richtige? Wie sich verhalten? Sich abwenden, was das einfachere ist oder zumindest zuhören?
Ruf zum Guten
Mit diesem Fragen im Gepäck begegnet uns der heutige Predigttext aus dem 1.Petrusbrief, passenderweise dem Sonntag Misericordias Domini, was „Barmherzigkeit des Herrn“ bedeutet, zugeordnet. Gottes Barmherzigkeit, die er uns in Jesus Christus gezeigt hat, wird hier in Beziehung gesetzt zur menschlichen Barmherzigkeit, Güte und Gerechtigkeit. Denn dazu sind wir gerufen durch Jesus Christus, den um unseretwillen Gekreuzigten: „Damit sind wir für die Sünden tot und können nun für das Gute leben“ (1 Petr 2,24), wie es die Gute Nachricht Bibel ausdrückt. Oder mit den Worten der Luther-Bibel: „…damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben“. Der ganze 1.Petrusbrief, einer der sogenannten katholischen Briefe, weil an die gesamte Christenheit gerichtet, ist durchzogen von dieser Mahnung zum Guten, der Betonung der Freiheit zum Tun des Guten: „Denn Gott will, dass ihr durch eure guten Taten alle zum Schweigen bringt, die aus Dummheit und Unwissenheit gegen euch reden“, so der Wortlaut in der Übersetzung der Guten Nachricht (1.Petrus 2,15). Schärfer und drastischer im sprachlichen Ausdruck auch hier die Luther-Übersetzung: „Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft“.
Was heißt das im Bezug auf die Roma-Frau und den Passanten auf dem Supermarktparkplatz? Es heißt, sich zumindest nicht vorschnell, schimpfend und fluchend wie der Mann abzuwenden, sondern sich selbst von dem, was das Anliegen der Frau ist, ein Bild zu machen und dann für sich zu entscheiden, was zu tun ist im Sinne des Guten. Wie lebensnah doch die biblischen Texte sind! Wie sprechend mitten hinein in menschliche Alltagssituationen! Auch und gerade auf den 1. Petrusbrief trifft das zu.
Antwort
Ein Schema zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten 1.Petrusbrief, der im Gewand eines weisheitlichen Mahnschreibens daherkommt, und es durchwirkt auch unseren heutigen Predigttext: Die Heilstat Gottes in Jesus Christus wird in Relation gesetzt zu unserem menschlichen Tun und Verhalten, das davon geprägt und durchdrungen sein soll. Anders ausgedrückt: die theologisch-soteriologischen Aussagen über die Heilsbedeutung des Kreuzes Jesu Christi werden im 1.Petrusbrief sozialethisch fruchtbar gemacht, durchaus im Sinne eines ethischen Pflichten- und Verhaltenskatalogs. Auch an der Stelle unseres Predigttextes stellt uns der antike Briefschreiber, wahrscheinlich ein Heidenchrist, der in einer der kleinasiatische Provinzen des römischen Reiches zur Zeit der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Dominitian, wohnte, vor Augen was Christus für uns getan hat und was wir Christinnen und Christen tun sollen, quasi als Antwort mit unserem Leben auf die rettende Tat Jesu Christi an uns. Schon ganz zu Beginn seines liedhaft- hymnisch gefassten Aufrufs in V. 21 ruft er uns zu: „Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt“, so übersetzt die Gute Nachricht Bibel. Oder mit den Worten der revidierten Lutherübersetzung: „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen“. Dieses Beispiel, das Jesus uns gegeben hat, wird sodann in hymnischer Sprache durchdekliniert: Jesus hat kein Unrecht getan, kein unwahres Wort gesprochen, keine Beleidigung zurückgegeben, keine Vergeltung geübt, wenn er geschmäht wurde, sondern stellte alles Gott, als dem gerechten Richter anheim. Sein Weg war aber noch mehr als vorbildhaft im menschlichen Umgang, sein Weg war Befreiungs- und Heilstat: „Unsere Sünden hat er ans Kreuz hinaufgetragen, mit seinem eigenen Leib. … Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden.“ (V. 24, Gute Nachricht).
Christliche Existenz
Die Christinnen und Christen, die diese Zeilen ursprünglich lasen, waren angefochten in ihrem Leben und Glauben. Sie lebten in einer politischen und gesellschaftlichen Umbruchphase, durchlebten äußere Verfolgung und innerchristliche Unsicherheit und Zwistigkeit. Was ist der rechte Weg der christlichen Existenz? In welcher Hinsicht und Richtung soll der Glaube das Leben bestimmen? Sozialgeschichtlich ist es sehr interessant, das Leben dieser frühchristlichen Adressatengemeinden zu bestimmen, das wir aus den Fragestellungen herauslesen können, auf die der 1. Petrusbrief eine Antwort zu finden versucht: Wie sollen sich Christinnen und Christen gegenüber ihren christlichen Geschwistern verhalten, ihren Brüdern und Schwestern innerhalb der Gemeinde? Wie sollen sie sich verhalten mitten in der Welt, ein rechtschaffenes Leben unter den Heiden führen? Wie sollen sich Christinnen und Christen bewähren im Alltag der Welt? Wie sollen sie sich gegenüber der menschlichen Ordnung stellen, insbesondere wie sich zur staatlichen Ordnung verhalten?
In den Gemeinden gab es wohl auch Sklaven, welche Haltung sollen diese gegenüber ihren Herrn einnehmen? Schließlich wie sollen sich die Frauen gegenüber ihren Männern und die Männer gegenüber ihren Frauen verhalten? Der 1. Petrusbrief mahnt in all diesen Fragen zum Wandel in Liebe und Heiligkeit. Für uns heute fast befremdlich mahnt der Briefschreiber die Christen zur Einordnung, ja, sogar zur Unterordnung um der Liebe und des Friedens willen, auch zur gesellschaftlichen Integration, aber bei gleichzeitiger Wahrung der besonderen, christlichen Existenz. Am Leben der Christen soll man die Barmherzigkeit Gottes und das Vorbild Christi ablesen können. Christliche Existenz ist von der Taufe herkommende Existenz, die neugemacht ist, die darum die Laster der Welt hinter sich lässt und auf ein rechtschaffenes Leben und auf das Tun des Guten ausgerichtet ist. Darin gipfelt auch der Predigttext in seiner hymnischen Vergewisserung ganz am Ende: „Ihr wart wie Schafe, die sich verlaufen haben; jetzt aber seid ihr auf den rechten Weg zurückgekehrt und folgt dem Hirten, der euch leitet und schützt.“ (V. 25). Bei allen Fragestellungen, die er berührt, stellt der 1. Petrusbrief einen Bezug zum Leben Christi, vor allem zum Leiden Christi her: „Christus also hat gelitten, und zwar körperlich. Darum rüstet auch ihr euch mit seiner Gesinnung aus…“ (1. Petrus 4,1). Zum Festhalten am Guten, auch bei äußerem Druck, also zum Leiden, sind die Christen berufen, denn auch Christus litt unschuldig. In keinem der neutestamentlichen Briefe kommt das Wort „leiden“, griechisch „paschein,“ öfter vor wie im 1. Petrusbrief. Von 42 Belegen im Neuen Testament, finden sich allein 12 Stellen im 1. Petrusbrief, auch in unserem Predigttext. Und das ist zusätzlich inspiriert durch die Nähe des Textes zu dem alttestamentlichen Lied vom leidenden Gottesknecht aus Jesaja 53, der wohl Pate für diesen Christus-Hymnus stand. Das Leiden Christi soll uns als Christinnen und Christen bewegen zum Mitleiden und zum Mitleid. Weil wir innerlich durch Christus heil gemacht sind, sind wir frei, andere, gute Wege zu gehen – auch wenn die Welt um uns herum uns dafür vielleicht verlacht oder angreift, auch wenn unsere Zeitgenossen ganz anders, meist unbarmherziger reagieren als wir es als Christinnen und Christen tun sollten.
Beispiel und Vorbild
Die Fülle der Barmherzigkeit Gottes, die „Misericordias Domini“, wie der heutige Sonntag heißt, hat sich uns gezeigt in Gottes menschgewordener Liebe zu seiner Welt, in Jesus Christus, der sein Leben gab für uns. Der 1.Petrusbrief führt es uns vor Augen: Christus hat uns als Christinnen und Christen ein Beispiel und Vorbild gegeben für ein gelingendes, heiles Leben, ein Leben, in dem sich die Liebe und Barmherzigkeit Gottes gegenüber allen Menschen widerspiegeln soll. Leben in den Spuren Christi, in seinen „Fußtapfen“, wie die Lutherübersetzung von V. 21 sagt, ist Leben, das sich der Welt nicht gleich macht, sondern ist ein Leben befreit von alten Fehlern und bereit zur tätigen Liebe zu unserem Nächsten. Dieses Ziel bringt der 1.Petrusbrief auf den Punkt, wenn er sagt: „Damit sind wir für die Sünden tot und können nun für das Gute leben.“ (V. 24).
Wir sind als Christinnen und Christen eingeladen, ein Leben zu führen, das unseren Nächsten und Gott im Blick behält. Wir sollen uns mit unserem Leben nach dem Guten ausstrecken. Diese Frage nach dem Guten, die stellt sich uns immer wieder, auch mitten in Alltagssituationen, auch durch Menschen, die plötzlich vor uns stehen, ganz nah und distanzlos mit ihrer körperlichen Existenz, auch mit ihrer Andersheit und Fremdheit, mit ihrer Armut, mit ihrem Drängen und Fordern, mit ihrem Anliegen oder ihrer Not – so wie die Roma-Frau auf dem Supermarktparkplatz. Oft versagen wir in solchen Situationen, trotz aller guten Absichten, aber um Pastor Bodelschwinghs Satz kommen wir als Christinnen und Christen auch inmitten unserer Befangenheiten und Vorurteile nicht herum: „Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt“. Die Barmherzigkeit und Liebe Gottes, sie sollte auch unser Herz und Gewissen nicht kalt lassen.
Amen.
Die Einleitung zur Predigt geht einem unter die Haut. Die Aufforderung zur Nächstenliebe durchzieht dann die ganze Predigt. Sie ist stimmig und gut aufgebaut und wird mit frischer Sprache durchgeführt. Interessant sind auch die verschiedenen Bibelübersetzungen. Der Schlußabschnitt kommt rhetorisch geschickt auf den Anfang und auf das Bodelschwingh-Zitat zurück. – Manche Sätze sind etwas lang geraten. Im Schlußabsatz findet sich ein Satz mit 60 Wörtern! Es gibt viele schöne Aufforderungen zur Nächstenliebe. Meine Frage ist, ob man durch diese Predigt in Bewegung gesetzt wird zur Nächstenliebe. Mein Vikarsleiter sagte immer: “Es macht wenig Sinn, Hörer zur Nächstenliebe aufzufordern, die sich nicht geliebt fühlen.” Es ist ein Kernproblem jeder Predigt. Davon abgesehen hört man eine wirklich eindringliche schöne Predigt!