An der Grenze
In das Gotteslob einstimmen als heilsame Möglichkeit, mit Grenzerfahrungen umzugehen
Predigttext: Römer 11, 33-36 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
33 O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! 34 Denn "wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?" (Jes 40,13) 35 Oder "wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste?" (Hi 41,3) 36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.Vorbemerkungen zum Predigttext
Der Predigttext schließt die für den Dialog zwischen Juden und Christen grundlegende Sequenz Röm 9-11 ab. Paulus lässt in Röm 9-11 nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Juden das erwählte Volk Gottes sind und bleiben. Dass sie Jesus als den gekommenen Messias nicht anerkennen, bedauert Paulus zwar. Doch diese Verkennung Jesu bedeutet nach Paulus nicht, dass die Verheißungen Gottes von Israel abgezogen und auf die Kirche übergegangen wären. Im Gegenteil: die Verkennung Jesu seitens der Juden ist Teil des Heilsplans Gottes. Demnach hat Gott die Juden verstockt, damit sich die Prediger des Evangeliums den Heiden zuwenden und diese durch ihre Predigt in die Verheißungen Israels hineinholen. Die Heiden müssen darum den Juden dankbar dafür sein, dass sie Jesus abgelehnt haben, weil sie, die Heiden, andernfalls nicht in den Genuss der Predigt des Evangeliums gekommen wären. Am Ende der Zeiten – darin ist sich Paulus sicher – werden diejenigen, die auf Erden als Juden gelebt haben, von Gott mit denen, die auf Erden Christen waren, vereinigt zur himmlischen Heilsgemeinschaft. Diesen zugegebenermaßen recht verwegenen Plan Gottes charakterisiert Paulus im Predigttext als einen unbegreiflichen und letzten Endes unerforschlichen. Dass Paulus in Röm 9-11 unausdenkliche Sachverhalte zur Sprache bringt und sich in intellektuelle Regionen vorwagt, die menschlichem Wissen eigentlich nicht zugänglich sind, macht der Predigttext deutlich. Unter Aufnahme einer Jesajastelle und eines Hiobzitats streicht er die prinzipielle Unfähigkeit des Menschen hervor, in die Ratschlüsse Gottes Einblick zu erhalten. Dass Paulus für sich im Blick auf das Verhältnis zwischen Christen und Juden solche Einblicke zu haben behauptet, dient einmal der Legitimierung seiner Ausweitung der Mission in die Heidenwelt hinein. Zum anderen ist es Ausdruck dessen, dass Paulus für sich unmittelbare Offenbarungen reklamiert. Grundsätzlich ist der Predigttext für uns eine Mahnung dahingehend, Schriftwort und Theologenwort stets zu unterscheiden. Ersteres ist – mit der Konkordienformel gesprochen – norma normans, letzteres norma normata, will sagen: was wir in Predigten, Exegesen und anderen theologischen Einlassungen formulieren, ist und bleibt revisionsbedürftig, weil die Weisheit Gottes immer tiefer ist als unsere. Das bedeutet nicht, dass wir im Blick auf Gott und sein Vorhaben mit uns gar nichts erkennen könnten. Es ist diese Spannung zwischen Erkenntnis und Nichterkenntnis Gottes, die das theologische Reden kennzeichnet. Unauflösbar. Diese Spannung muss aufrecht erhalten werden, dadurch, dass man das theologisch Erkannte immer wieder einer ernst gemeinten Revision unterzieht und doktrinäre Erstarrungen vermeidet. Es geht im Predigttext um die Grenzen des Sagbaren und des Erlebbaren: Bis zu einem gewissen Punkt der Erkenntnis können Menschen vordringen. Darüber hinaus ist für sie nichts mehr zu holen. Ab diesem Punkt muss die menschliche Rede von Gott in diejenige Gattung übergehen, der auch unser Predigttext zuzuordnen ist, nämlich in die Gattung des Hymnos, der Gott Ehre in Ewigkeit gibt.Grenzerfahrungen
In seinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch “Moonwalker” stellt der Journalist Andrew Smith die Frage: Wie hat der Mond das Leben der Apollo-Astronauten verändert? Smith sucht Menschen auf, die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts auf dem Mond waren. Nur 12 Menschen insgesamt waren es, die den Mond betreten haben. Neun von ihnen leben noch. Diese amerikanischen Mondfahrer waren die ersten und einzigen Menschen, die jemals auf einem anderen Himmelskörper als der Erde waren. Niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte und auch niemals danach haben Menschen so etwas getan. Das Projekt war eine Verrücktheit erster Klasse. Wenn man es sich genauer überlegt: Mit 60er Jahre Technik auf dem Mond. Ein Himmelfahrtskommando im doppelten Sinne. Eine Grenzerfahrung. Andrew Smith schreibt in seinem Buch: “Kein LSD einwerfender Esoteriker hat je etwas Abgefahreneres gemacht.” (Andrew Smith: Moonwalker. Wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten veränderte. Frankfurt/Main 42009, S. 10) Knapp 30 Jahre später, im Herbst 1999 trifft Smith den Mondfahrer Charly Duke in der Bar eines Londoner Hotels. Sie unterhalten sich. Smith notiert: “Ich mochte Duke. Er war mit seinen 64 Jahren immer noch groß und stattlich, und seine sanfte, gedehnte Sprechweise kam mir vertraut vor, obwohl es eine Zeitlang dauerte, bis ich sie richtig zuordnen konnte. Ich fühlte mich wie ein Kind, das sich in seine liebste Gute-Nacht-Geschichte verirrt hatte, als er von seinem Flug und dem erstaunlichen Leuchten unserer Erde erzählte, wenn sie durch die öde schwarze Leere des Weltraums ihre Bahnen zieht. Vom Mond aus gesehen glich sie, wie er sagte, einem Juwel, so farbintensiv und hell, dass man das Gefühl hatte, sie sei zum Greifen nah und man könnte sie in den Händen halten und als das kostbare Ding bestaunen, das sie ist. Dann beschrieb er seine Bestürzung, als ihm klar wurde, dass sein Leben ab jetzt nur noch ein langer, allmählicher Niedergang sein konnte.” (Smith: Moonwalker, S. 12) Und so kam es:
Die lunare Grenzerfahrung hat das Leben von Charly Duke aus dem Tritt gebracht. Nach seiner Rückkehr fand er sich in seinem Alltag nicht mehr zurecht. Was konnte jetzt noch kommen? Er hatte mehr gesehen als Menschen jemals zu sehen in der Lage waren. Die Grenzerfahrung auf dem Mond können wir uns gar nicht recht vorstellen. Wir kennen nur Fotos von dem, was Duke gesehen hat. Mit eigenen Augen. Versuchen Sie sich vorzustellen: Sie stehen auf dem Mond. In einem dicken Raumanzug. Sie sind tatsächlich tausende von Kilometern weit weg von der Erde. In absoluter Stille. In kosmischer Einsamkeit. Unendlicher Raum umgibt sie. Dimensionen, die nicht auslotbar sind. Fasziniert stehen Sie da. Aber auch verängstigt. Klein. Verloren. Und besorgt. Hält die Technik? Wird die Rückfahrt gelingen? Fragen Sie sich. Mondfahrer Duke war an die Grenze dessen geraten, was Menschen erfahren können. Und dieses Erlebnis wühlte ihn auf. Brachte sein Leben in Unordnung. Danach war er ein anderer als davor. Wenn ich nach einem Wort suche für das, was Duke erlebt hat, fällt mir ein: Er ist dem Erhabenen begegnet. Eindrucksvoll und schrecklich zugleich war das. Vergleichbar mit der Erfahrung des Hochgebirges. Oder mit dem Fliegen. Wenn man gute Sicht hat nach unten. Und die weite Landschaft mit Städten, Flüssen und Bergen unter sich sieht. Wie groß ist die Welt. Wie hoch die Berge. Wie unfassbar ist alles das, was es gibt. Wie klein und verloren bin ich dem gegenüber. Erfahrungen dieser Art sind Grenzerfahrungen. Wir kommen an die Grenze dessen, was wir wahrnehmen und erleben können. Erschütternd sind Grenzerfahrungen. Aufwühlend. Erschütternd und aufwühlend auch darum, weil wir an der Grenze dem Schöpfer der Welt begegnen. Von dem und durch den und zu dem hin alle Dinge sind. Dem Schöpfer, der alles, was ist, gegeben hat. Und der alles, was ist, wieder zu sich nimmt. Die Erfahrung des Todes ist damit auch eine Grenzerfahrung dieser Art. Auch gegenüber dem Tod erleben wir, dass es Dimensionen gibt, die uns nicht fasslich sind. Die größer sind als alles, was wir uns vorstellen können. Die nicht beherrschbar sind. Sich unserem Zugriff völlig entziehen.
Grenzerfahrungen bewältigen
Wenn solche Grenzerfahrungen an die Substanz gehen – bei Mondfahrer Duke war das der Fall, bei Trauernden ist es der Fall. Wenn solche Grenzerfahrungen uns aus dem Tritt bringen, was können wir tun? Eine im Zeitalter allgegenwärtiger therapeutischer Angebote oft übersehene heilsame Möglichkeit, mit Grenzerfahrungen umzugehen, ist: Das Einstimmen in den Hymnos aus dem Römerbrief, der unser heutiger Predigttext ist.
(Lesung des Predigttextes)
Dieser Text des Apostels Paulus sagt alles, was Menschen an der Grenze wissen müssen. Der Mondfahrer erfährt von Paulus: Das unendlich tiefe, mit unzähligen Sternen angefüllte Weltall um dich herum – das hat Gottes Weisheit so eingerichtet. Ganz allein. Ohne jeden Ratgeber. Du magst dir klein vorkommen. Unwichtig. Verloren. Doch auch in dieser Situation umgibt dich der Schöpfer von all dem, was du siehst. Und dieser mächtige Gott, der will auch auf dem Mond von dir gepriesen werden. Es ist ihm nicht egal, ob du kleiner Mensch ihm lobsingst. Auch wenn es dir seltsam vorkommt, dass der Weltenschöpfer dir gegenüber nicht gleichgültig ist. Den Trauernden sagt Paulus nicht ohne Härte: Wenn dir ein lieber Mensch verstorben ist, lass dir gesagt sein: Gottes Wege sind unerforschlich. Gottes Entscheidungen sind unbegreiflich. Doch Gottes Geist wird dich in die Lage versetzen, dass du dich in die Wege Gottes fügen kannst. Zu gegebener Zeit. Vielleicht früher. Vielleicht später. Gottes Wege sind eben andere als die, die Du dir ausgedacht und gewünscht hast. Nicht dass wir von uns aus in der Lage wären, uns in die Wege Gottes zu ergeben. Was wir tun können – und das ist nicht wenig! – ist: Gott bitten, dass er uns die Kraft gebe, mit ganzen Herzen in den Hymnos des Paulus aus dem Römerbrief einzustimmen. Deutlich wird: Grenzerfahrungen sind aus eigener Kraft nicht zu bewältigen. Allein Gottes Hilfe vermag uns hier einen Weg zu bahnen. Dadurch, dass Gott uns den Glauben und das Vertrauen einpflanzt, dass wir auch an der Grenze von ihm im Lot gehalten werden.
Grenzerfahrung Glaube
Nun aber ist der Glaube selbst eine Grenzerfahrung. Er ist eine Mondexpedition besonderer Art. Der Glaube nämlich ist die Begegnung mit Gott selbst, dem Lebendigen. Von Haus aus sind wir Menschen für diese Begegnung nicht geeignet. Denken wir nur an Mose. Der wollte Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. In der Wüste. Da steigt er auf den Berg Sinai, um mit Gott eine Unterredung zu halten. Den Israeliten am Fuß des Berges wird die Zeit zu lang. Sie schaffen sich ihren eigenen Gott. In Gestalt eines goldenen Kalbes. Mose kehrt zurück. Er sieht das Götzenbild. Erschrickt. Versucht sich vor Gott in Schadensbegrenzung. Eine harte Strafaktion trifft die Israeliten. Sie bereuen ihren Fehltritt. Unterwerfen sich Gott aufs Neue. Nach all diesem Ärger ist Mose so erschöpft, dass er etwas Besonderes braucht. Er will Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Zuerst druckst er ein wenig rum. Dann platzt er aus ihm heraus: “Lass mich deine Herrlichkeit sehen!” ruft er Gott zu. Gott antwortet: “Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.” Aber Gott ist ein Menschenfreund. Unsere Wünsche lässt er nicht unerfüllt. Er erfüllt sie nur nicht so, wie wir wollen. Sondern so, wie es gut für uns ist. Also zeigt er sich Mose nicht von Angesicht zu Angesicht. Sondern: Er lässt seine Güte an Mose vorbeigehen. Dabei tut er dem Mose seinen Namen kund (Exodus 33,18-20). Und das geht so: Mose stellt sich in eine Felsspalte. Gott hält seine Hand über ihn. Und geht an ihm vorüber. An Mose vorbeigezogen, nimmt Gott die Hand von ihm wieder weg. Mose darf Gott hinterher schauen. Darf ihn von hinten sehen. Gottes Angesicht bleibt verborgen. Gott verhüllt es. Nicht weil er eitel wäre. Sondern aus Liebe. Weil er uns Menschen schützen will.
Dieselbe Situation bei Jesus. In Jesus kommt der lebendige Gott in unsere Welt. Doch nicht so, dass jeder, der Jesus begegnet, sofort erkennt: Ja, da tritt mir Gott entgegen. Auch in Jesus kommt Gott verhüllt in unsere Welt. Selbst Jesu Jünger wussten oft nicht, was sie von ihrem Herrn halten sollten. Dass er klug predigen konnte. Dass er über Heilungskräfte verfügte. Das konnten alle hören und sehen. Doch dass in Jesus der Schöpfer des Himmels und der Erde zu uns kommt, liegt nicht offen zutage. Gottes Verhüllung in Jesus nimmt zum Teil extreme Formen an. In der Krippe im schäbigen Stall. Auf den staubigen Straßen Palästinas. In den Wohnungen der Zöllner. In Orten wie Jericho oder Kapernaum. Am Kreuz. Im Felsengrab. Nur der, dem Gottes Geist die Augen öffnet, kann hier mehr entdecken als das Leben eines ganz besonderen Menschen. Auch in Jesus verhüllt sich Gott aus Liebe. Setzt sich sogar dem Risiko aus, dass Menschen sagen können: In Jesus, da ist gar nichts Besonderes. Da ist nur ein Mensch. Gott verhüllt sich, weil wir Menschen Gottes klares Angesicht nicht ertragen könnten. Dabei darf nicht übersehen werden: Gottes Verhüllung ist niemals eine komplette. Sie gibt Einblicke frei in Gottes Liebe zu uns. Bei Mose: Da zeigt sich, dass Gott einer ist, der seine schützende Hand über uns hält. Im Kind in der Krippe: Da bekommen wir eine Ahnung davon, wie groß die Liebe Gottes sein muss, wenn er sich nicht scheut, ins Elend eines Stalles hinabzusteigen, nur um uns nahe zu sein. Die Heilungswunder Jesu, die Predigt Jesu, sie machen uns deutlich: Gott hat Gutes mit uns vor. Gottes Zukunft steht uns offen. Wie können uns auf sie freuen. Am Ostermorgen schließlich: Da bricht die Herrlichkeit Gottes voll in unsere kleine Welt ein. Am Grab bei Maria. Später bei den Emmausjüngern. Wieder später bei denen, die den auferstandenen Jesus sehen. Doch das einbrechende Licht der Herrlichkeit Gottes überfordert uns schnell. Die Grenzen des Erfahrbaren sind mit der Auferstehung Jesu erreicht. Sie provoziert Einwände der skeptischen Vernunft. Sehr bald meldet sie sich zu Wort. Mit Einlassungen der Art: Kann es eine Auferstehung geben? War das Grab nicht voll? Ganz abgesehen von der Frage, ob es Gott überhaupt gibt!
Die Begegnung mit dem lebendigen Gott im Glauben. Sie ist eine Mondexpedition, die an die Grenze geht. Sie provoziert Widerspruch. Sie schrammt permanent an der Überforderung vorbei. Darum dimmt Gott die Begegnung mit ihm ab. Gott verhüllt seine Herrlichkeit. Weitgehend. Damit wir sie ertragen können. Nur das, was für uns wichtig ist, teilt Gott uns mit. So auch, wenn er uns im Römerbrief zuruft: “Meine Weisheit ist zu tief, meine Entscheidungen sind euch unbegreiflich. Meine Wege für euch unerforschlich. Niemand von euch kennt meinen Sinn! Niemand von euch war mein Ratgeber, als ich das Universum geschaffen habe. Niemand hat mir dafür etwas gegeben. Denn von mir und durch mich und zu mir hin sind alle Dinge. Alles, was ich von euch will ist: dass ihr mir die Ehre gebt. Dass ihr mir vertraut und meiner Liebe glaubt! Mein Angesicht könnt ihr nicht unmittelbar sehen. Doch ihr dürft wissen: Ich halte meine Hand schützend über euch. Ich tue euch Gutes. Ich entrücke eure Lieben zu mir. Ich erlöse euch am Ende aller Tage aus dem Jammertal dieser Welt, als allem Kummer, aus allen Ängsten. Vertraut mir!”
“Im Predigttext geht es um die Grenzen des Sagbaren.” Deswegen beginnt die Predigt sehr eindrücklich und ausführlich mit der Grenzerfahrung der 12 Mondfahrer und ihrer Erfahrung des Erhabenen in der Schöpfung beim Anblick der Erde vom Mond aus. Bei erschütternden Grenzerfahrungen wie bei der Mondfahrt, bei Trauerfällen und der Begegnung mit Gott kann uns – so der Prediger – das Einstimmen in den Hymnus des Paulus intensiv helfen. Das ist ähnlich so bei Mose am Sinai und bei Jesus und seiner Auferstehung. Die Begegnung mit dem lebendigen Gott kann uns aber auch überfordern. Am Schluß paraphrasiert der Prediger sehr schön und poetisch und seelsorgerlich den Predigttext. – Fragen könnte man, ob die faszinierende Mondfahrer-Einleitung, die ein Drittel der Predigt einnimmt, nicht etwas lang geraten ist? Am Sonntag Trinitatis könnte man auch über die Dreieinigkeit predigen. Immerhin bedroht nach Küng diese Lehre den Religionsfrieden unter den drei monotheistischen Religionen, welche die Hälfte der Weltbevölkerung beeinflussen! Aber ein weiser Exeget sagte: Man kann bei Röm 11 nur entweder über den Text oder über die Trinität predigen. So kann man sich an dieser besonders farbigen und durch die Mondfahrer sehr originellen Predigt von Herzen freuen.