Begleitet

Unterwegs mit Gott im Neuen Jahr A. D. 2012

Predigttext: Josua 1,1-9
Kirche / Ort: Lübeck
Datum: 1. Januar 2012
Kirchenjahr: Neujahrstag
Autor/in: Pastor iR Heinz Rußmann

Predigttext: Josua 1,1-9 (Übersetzung nach Luther, Revision 1984)

1Nachdem Mose, der Knecht des HERRN, gestorben war, sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses Diener:  2 Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gegeben habe.  3 Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe. 4 Von der Wüste bis zum Libanon und von dem großen Strom Euphrat bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang, das ganze Land der Hetiter, soll euer Gebiet sein.  5 Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.  6 Sei getrost und unverzagt; denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe.   7 Sei nur getrost und ganz unverzagt, daß du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst.  8 Und laß das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, daß du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.  9 Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und unverzagt seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.

Überlegungen zur Exegese und Predigt

Der Text wurde als Predigttext in die Perikopenreihe aufgenommen, weil die Schwellensituation am Neujahrstag uns verbindet  mit dem Übergang der Israeliten über den Jordan unter dem Moses-Nachfolger Josua. Nach dem Tod des Moses spricht Gott mit der gleichen Unmittelbarkeit zu Josua und gibt ihm die nötigen Anweisungen. Weil der Durchzug durch den Jordan, Eroberung der befestigten Stadt Jericho und die Landnahme ein so schwieriges Unternehmen ist, ziehen sich durch den ganzen Text drei Ermutigungen von Gott wie: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir! Gleichzeitig werden Josua und das Volk verpflichtet, weiter die Gebote Gottes einzuhalten, damit das Leben gelingen kann. Eine Mutmach-Geschichte! Eugen Drewermann sieht interessanterweise im ganzen Buch Josua die Projektion eines psycho-therapeutischen Prozesses: Ratlose stehen vor der Zukunft wie vor einem unüberwindlichen Jordan- Strom. Sie werden ermutigt. Danach können sie ein neues Land bzw. neue Aufgaben in ihrem Leben erobern.  Eine neue Geborgenheit und Heimat werden ihnen geschenkt. Der Landtag zu Sichem (Josua 24) mit der Bindung an den einen Gott  ( V 15 ) bekräftigt schließlich wie bei einer Therapie ihre  Identität. ( E. D., Den eigenen Weg gehen, S.211ff). Die Predigt folgt dem zentralen Gedanken Drewermanns: Wir sind unterwegs mit dem therapeutischen, ermutigenden, heilenden  Gott. Durch Gottes Hilfe und Zusage überwinden wir die Jordan-Hindernisse unseres Lebens. Dies bedeutet z. B.,  innere und äußere Auseinandersetzungen zu bestehen. Wenig Sinn macht es  m. E., die Art der Landnahme im Buch Josua und die Israel-Palästinenser Frage in der Predigt zu diskutieren. Möglich wäre es, eine sozialkritische Predigt zu halten und dabei eine gewissenhaftere Befolgung der Gebote in unserer Gesellschaft anzumahnen für ein „gelobtes Land“.

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Vor uns liegen achttausend, siebenhundert und sechzig Stunden. Ein unverbrauchtes neues Jahr 2012 wird uns geschenkt. Es bringt uns hoffentlich „viel Glück und viel Segen, Gesundheit und Frohsinn“. Viele unerledigte Pläne können wir endlich in die Tat umsetzen. Welche Probleme werden wir meistern?  Welche Erfolge und Glücksmomente werden uns geschenkt? Mit in das neue Jahr gehen ungelöste Probleme. Die Finanzkrise, Klimaerwärmung, der weltweite Hunger und der Terror  werden uns auch im Jahr 2012 beunruhigen. Wie einst Josua, der Nachfolger Moses, stehen wir nach mancher Wüstenwanderung vor dem reißenden Jordanfluß, vor einer Schwelle, die wir überschreiten müssen. Vor Josua lag das verheißene Land.  Aber er musste zuerst einmal mit seinem Volk das Hindernis überwinden und weitergehen.  Auch wir müssen uns entscheiden. Wie Josua werden auch wir mit Gottesworten ermutigt. Gott spricht: „Siehe ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Laß dir nicht grauen und   entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst“.

Wissen Sie eigentlich, warum fromme Juden ganz streng an ihrer Bibel festhalten?  Sie glauben, dass Gott immer wieder so oder so ähnlich handeln wird, wie es darin steht. Gott hat Josua und die Israeliten über den Jordan ins versprochene Land geführt. Er half früher dem Erzvater Jakob am Jabbokfluß gegen einen Dämon, daß Jakob ans andere Ufer gelangte. Er rettete die Israeliten unter Mose, die von ägyptischen Soldaten verfolgt wurden, durchs  Meer hindurch. Er gab den Juden nach jahrtausendlanger  Zerstreuung  das in  der Bibel versprochene Land Israel nach dem Zweiten Weltkrieg wieder als Heimat. So wie sie damals unter Josua nach der Zeit in Ägypten das Land als Heimat bekamen, in dem Abraham, Issak und Jakob schon gelebt hatten. Gott wird auch uns im neuen Jahr 2012 beistehen. Es geht immer wieder nur darum, seine Hand zu ergreifen und sich führen zu lassen. Im Blick auf die Zukunft gibt es den schönen Ausspruch:  „Gott, gib mir ein Licht, das meinen Weg erleuchtet, damit ich mit sicherem Schritt in die Zukunft gehen kann. Aber Gott sagt uns: Geh nur hinein in die Dunkelheit und lege Deine Hand in meine. Das ist besser als ein beleuchteter Weg in die Zukunft“. Ebenso wird dem Josua von Gott mehrfach versprochen: „Ich will mit dir sein, wie ich mit Mose gewesen bin. Ich will dich nicht verlassen noch von die weichen“ Merken wir uns diese Bibelworte im Neuen Jahr, tragen wir sie in Gedanken mit uns.

Als Christen sind wir gut dran, weil Gott uns durch unseren Freund und Bruder Jesus begleitet. Als  zu Gott Auferstandener zur Rechten Gottes kann er wie Gott bei uns sein. Der Apostel Paulus schreibt dazu im Römerbrief: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen, die ich in Christus finde. Das ganze mutmachende 8. Kapitel des Römerbriefs  hat Jörg Zink in seinem Buch „Womit wir leben können“ erläuternd und poetisch in unsere Sprache übertragen (etwas gekürzt): „Ist der Fall denkbar, daß die Liebe, die Gott und mich verbindet, verlöscht?  Ich kann in Angst versinken, ich kann verleumdet und verfolgt werden und in Lebensgefahr geraten. Doch dies alles bedroht mich im Tiefsten  nicht. Ich habe einen, der mich liebt.  Mit  Christus ist mir der Sieg sicher. Deswegen ist eins  ganz gewiß:  Das Leben mag mir alle Mühe machen, es mag auch ganze Heere von Engeln und Teufeln geben oder Mächte, die man den Zufall nennt oder das Schicksal. Es mag auch in der Höhe oder in der Tiefe Mächte geben, die meinen Weg beeinflussen. Aber sie sind alle von Gott gemacht. Sie sind alle geringer als Gott. Sie können viel tun. Aber sie können mich nicht trennen von der Liebe Gottes, die ich in Christus finde,  meinem Freund, meinem  Bruder, meinem Herrn“.

Wenn wir Jesus fragen bei den vielen, oft schwierigen Entscheidungen im Alltag: Was würdest Du, Jesus,  mir jetzt raten, was würdest  Du jetzt tun?,  können wir seine Begleitung, Hilfe und Gegenwart ganz besonders spüren. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit! Wie Gott uns durch Jesus begleitet, zeigt besonders dieses Beispiel: Eine junge Richterin sagte  einmal auf einer Juristentagung:  Ich frage  mich vor einem Urteil, wie Jesus die  Lage sehen und beurteilen würde, und ich finde meistens anerkannt gerechte Urteile. Gott wird uns begleiten im neuen Jahr 2012,     Gott ermutigt uns, wie er Josua ermutigte: Ich will mit Dir sein, ich will Dich nicht verlassen noch von Dir weichen, sei getrost und unverzagt! Lass Dir im Blick auf die Zukunft nicht grauen und entsetze Dich nicht! Ergreife meine Hand und spüre, dass ich Dein Gott bin!

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Ein Kommentar zu “Begleitet

  1. Wolfgang

    “achttausend siebenhundert und vierundachzig Stunden” – das nächste Jahr ist ein Schaltjahr, also um 24 Stunden länger.

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