Buchempfehlung

Dirk Ansorge, Kleine Geschichte der christlichen Theologie

Dirk Ansorge, Kleine Geschichte der christlichen Theologie. Epochen, Denker, Weichenstellungen, Verlag Friedrich Pustet Regensburg ²2021, gebunden 406 S., 29,95 €, ISBN 978-3-7917-2874-2

Zu Beginn zur Sache und dem Autor vier Dinge:

(1) Der 1960 geborene Verfasser der hier anzuzeigenden „Kleinen Geschichte…“ in 18 Kapiteln ist Professor für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt/Main. Sein kompaktes und preiswertes Werk (Ansorge nennt es S. 398 „Skizze“) erschien in erster Auflage bereits 2017 und wurde für die Neuauflage überarbeitet.

(2) Dogmen- bzw. Theologiegeschichte war im Studium vermutlich nur für die allerwenigsten ein beliebtes Areal. Zu viele Namen, (seltene und / oder schwierige) Begriffe – und nicht zuletzt die vielen Verbindungen zur Philosophie- und Geistesgeschichte – und zur Kirchengeschichte. Konkret im Blick auf diese „Kleine Geschichte…“: alleine im Inhaltsverzeichnis tauchen ungefähr 50 Namen auf. Und das eng bedruckte Personenregister umfasst sogar acht Seiten.

(3) Die Kap. 1-3 haben einen einführenden und Grund legenden Charakter. Ansorge sieht S. 23f richtigerweise den Ursprung christlicher Theologie zum einen in der Vielzahl miteinander konkurrierender Religionen in der Spätantike, und zum anderen erzwangen verschiedene Positionen innerhalb des sich etablierenden Christentums nach begrifflichen Klärungen; schlagkräftiges Beispiel dafür ist die Gnosis. Was Ansorge mMn jedoch nicht sieht, ist die (religions-)soziologische Notwendigkeit innerer und äußerer Abgrenzungen und dass diese schon in at.lichen Zeiten bestanden. Man denke an die verschiedenen Ursprungs-Theologien des Jahwisten und der Priesterschrift. Was das erste Gebot für das (Nicht-)Verhältnis zu fremden Göttern und Religionen bedeutet, bedarf keines einzigen Satzes. Im übrigen ist zu bedenken, dass zumindest einige Partien im AT einen ausgesprochen lehrhaften Charakter haben. Zugespitzt gesagt: Die Wurzeln christlicher Theologie liegen im AT.

(4) In seinem methodischen Ansatz betont Ansorge erstens im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil den „´Fortschritt im Verständnis der überlieferten Dinge und Worte´“ (S.27), indirekt also die Geschichtlichkeit der christlichen Wahrheit. Er vermeidet allerdings die Worte neu / Neues. Zweitens können – Karl Rahner folgend - sogar Häresien insofern Positives zur Folge haben, als sie „bisweilen auch ungeahnte Perspektiven eröffnen.“ (ebd., umgest.) Als kleines Aperçue eine Koinzidenz: in der Zeit, in der ich Ansorge las, stand auf meinem Wochenkalender das folgende Wort Pavel Kosorins: „Alles ist reich an Farbe. Warum sollte ausgerechnet die Wahrheit schwarz-weiß sein?“ Insgesamt begreift Ansorge - sehr sympathisch - „Theologiegeschichte als eine ´Entdeckungsgeschichte des christlichen Glaubens´“ (S.28).

In Kapiteln vier (2. und 3. Jahrhundert) bis sechzehn traktiert Ansorge sehr konzentriert, oft vorbildlich den dogmengeschichtlichen Stoff. Im einzelnen könnte das eine oder dazu gesagt werden. Das soll hier jedoch nicht geleistet werden. Demgegenüber diese drei mehr grundsätzlichen Bemerkungen.

Auffallend marginal, ja fast gar nicht äußert sich Ansorge zum Papstamt. Seit dem „Erstarken der kirchlichen Macht Roms“ (vgl. Heussi § 32) wurde / ist der Jurisdiktions- und Lehrprimat der päpstlichen Zentralgewalt im Verlauf der Geschichte zuzeiten zwar auch bestritten bzw. minimiert worden, er hat jedoch bis in unsere Tage hinein Geltung (vgl. RGG⁴Bd. 6,893-897: „Päpstlicher Universalismus in der globalisierten Welt“) .

Im letzten Kap. (18) benennt Ansorge auf den S. 375-397 sieben mögliche Antwortversuche, „welche die Theologie in Neuzeit und Moderne auf fundamentale Infragestellungen von Glaube und Religion zu geben suchte.“ (S. 375). Keine Frage: Die postmetaphysischen und postsäkularen Gegebenheiten einer heutzutage verantwortlichen und antwortendenTheologie wollen und müssen bedacht werden.

In seinem kurzen Schlussgedanken (S. 398) sagt Ansorge noch einmal ausdrücklich, dass „der Schwerpunkt der Darstellung auf der katholischen Theologie und hier wiederum bei ihren europäisch-kontinentalen Vertretern lag.“ (umgest.) Die Anliegen feministischer oder nichteuropäischer Theologien „werden nicht in der ihnen angemessenen Ausführlichkeit vorgestellt.“ In Kap. 17 („Phänomene der Globalisierung…“) liest man jedoch auf fast 30 S. konzentriert einiges dazu. Schade finde ich, dass protestantische, freikirchliche oder pfingstliche Theologien zu wenig berücksichtigt sind. Sehr objektiv und fair, ja Luther gegenüber fast freundlich gesonnen, erscheinen die ihm und seiner Theologie gewidmeten S. 192-211.

Gerhard Maier

Neuigkeiten

Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

Herzlich willkommen!

Neuauftritt Heidelberger Predigt-Forum mehr lesen

Alle Neuigkeiten lesen

Spenden

Die Nutzung des Heidelberger Predigt-Forums ist kostenlos. Das Redaktionsteam arbeitet ehrenamtlich. Kosten entstehen für Hosting sowie professionelle Websitepflege. Durch Ihren Obolus helfen Sie uns bei der Finanzierung.

Überweisung jetzt per paypal und flattr möglich.
Vielen Dank.
Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum