Buchempfehlung

Ingolf U. Dalferth, Deus Praesens

Ingolf U. Dalferth, Deus Praesens. Gottes Gegenwart und christlicher Glaube, Mohr Siebeck Tübingen 2021, kartoniert 501 S. 114,-- €, , ISBN 978-3-16-160656-4

Der Autor (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ingolf_U._Dalferth)dieses anspruchsvollen Werkes lehrte nach seiner Zeit in Deutschland in der Schweiz, sodann von 2007-2020 an der Claremont Graduate University in Kalifornien/USA Religionsphilosophie und Systematische Theologie, jetzt in Stellenbosch/RSA.

Beim ersten Lesen des Buchtitels denkt man unwillkürlich an Gerhard Tersteegens „Gott ist gegenwärtig“ (EG 165; vgl. 560,2 württ. Regionalteil). Mir ist unvergesslich, wie gerne und mit welcher Inbrunst Bewohner*innen eines Alten- und Pflegeheimes dieses Lied immer wieder sehr gerne sangen. Dessen Stoßrichtung ist frömmigkeitlich-mystisch; die Stichworte mystisch, Mystik und fromm, Frömmigkeit tauchen bei Dalferth jedoch nicht auf.

Sein hochtheologisches opus zielt in eine ganz andere Richtung. Dalferths Intention ist nämlich der (nach-)denkende, philosophisch-intellektuell verantwortete Glaube. Allein schon die folgenden drei weit reichenden, fundamentalen Sätze aus dem Vorwort exemplifizieren dies: „Im christlichen Denken Gottes sind Gott und Gegenwart dynamisch verknüpft, weil Gegenwart nicht ohne Gott und Gott nicht ohne seine Selbstvergegenwärtigung gedacht werden können. Nur ein gegenwärtiger Gott verdient, ´Gott´ genannt zu werden, und gegenwärtig ist Gott nur, wenn und insofern er sich selbst von sich aus sich selbst vergegenwärtigt. Täte er es nicht, gäbe es nichts Mögliches, nichts Wirkliches und nichts Notwendiges.“ Nach diesen zwei ersten Bemerkungen zum Autor und dem Charakter seiner Schrift nurmehr fünf mehr marginale Dinge bzw. Eindrücke:

(1) Dalferths opus – das sagt er im Vorwort; vgl. S. 469f - setzt viele Vorarbeiten voraus. Es dürfte also ein lange gereiftes Alterswerk sein.

(2) Es besteht aus ungefähr drei gleich großen Teilen.

In I („Gottes Gegenwart“) denkt und spricht der Religionsphilosoph Dalferth. Seine christliche Situiertheit verschweigt er nicht, er nimmt jedoch so gut wie keinen Bezug zu biblischen Quellen. Dies ändert sich ab II; das Bibelstellenregister ist immerhin 4,5 S. stark.

Am Anfang von II („Die Erschließung von Gottes Gegenwart“) liest man auf S. 159 die folgendem, sehr inhaltsreichen Sätze: „Die Gegenwart der Liebe Gottes in einer Welt, die davon wenig erkennen lässt, ist das zentrale Thema des christlichen Glaubens … Gottes Liebe scheint in der Welt nicht nur verborgen, sondern gar nicht gegenwärtig zu sein. Das prägt auch das christliche Leben.“ Im Fortgang geht es um Israel (das AT), Jesus Christus und den Glauben an den gegenwärtigen Gott, will heißen um den „Glauben als Bleiben in der Liebe“ (S. 272).

In III („Lebensorientierung an Gottes Gegenwart“) traktiert Dalferth so konkrete Dinge wie Abendmahl und Gebet, zum Schluss „Tod und ewiges Leben“.

(3) Die detaillierten Register (Bibelstellen-, Namens- und Begriffsverzeichnis) helfen bei der Erschließung des Buches, das ausführliche Literaturverzeichnis bei der Weiterarbeit.

(4) Im Deutschen Pfarrerinnen und Pfarrerblatt 123/2023

betrachtet Eilert Herms die Position Dalferths kritisch, u.zw. in gleich zwei Beiträgen (S. 383-386.456-460); Dalferths Replik ebd. 712-716, s. https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv?tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Baction%5D=show&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Bcontroller%5D=Item&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5BitemId%5D=5751&cHash=0102d0388265b7cd7603e2c3f82fb741).

(5) Bei der Lektüre fielen mir zwei Dinge auf: S. 39 steht Schöpfungsgedanke mit einem unnötigen n, und S. 42 finden sich Äußerungen zum Geist Gottes. Dies möge im Register vermerkt werden.

Insgesamt studiere man Dalferth Seite um Seite – auch als ausführliche Explikation des Hölderlin-Wortes, das Dalferth S. V wohl bewusst vor und über seine eigenen Worte setzt.

Nah ist

Und schwer zu fassen der Gott.

Dr. Gerhard Maier

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