Buchempfehlung

Joseph Sievers / Amy-Jill Levine / Jens Schröter (Hg.), Die Pharisäer

Joseph Sievers / Amy-Jill Levine / Jens Schröter (Hg.), Die Pharisäer. Geschichte und Bedeutung, Herder Verlag Freiburg i.Br. 2024, gebunden, 438 S. 42.-- €, ISBN 978-3-451-83459-2

Würde man Theolog/innen, Pfarrer/innen oder Pastor/innen zum Stichwort Phärisäer befragen, käme vermutlich nicht sehr viel mehr ´raus, als was Allgemeingut ist: Pharisäer haben - abgesehen von einem Kaffeegetränk dieses Namens - seit nt.lichen Zeiten keinen guten Ruf. Denn mit diesem Ausdruck - so beginnt S. 14 auch die lange „Einleitung“ (bis S. 26) - verbindet man nur negative Eigenschaften: selbstgerecht; überheblich und ein Heuchler sein (vgl. Metzner: Ein Buch mit sieben Siegeln 2022,359f). Höchste Zeit, genauer hinzuschauen. Denn wer verschaffte sich im Studium - oder gar danach – auch nur einen Überblick über die 98 (sic!) Vorkommen des Wortes Pharisäer im NT, ganz abgesehen vom historischen oder religionswissenschaftlichen Kontext.

So ist man zuerst einmal sehr sehr dankbar für dieses Werk, das „auf eine Konferenz zurückgeht, die im Mai 2019 am Päpstlichen Bibelinstitut (dem ´Biblicum´) und an der Päpstlichen Universität Gregoriana stattfand.“ (S. 15 umgest.) Das wegweisende Thema war Jesus und die Pharisäer: eine interdisziplinäre Neubewertung. Wie im Buchtitel signalisiert ging es jedoch um weit mehr, nämlich allgemein um die Pharisäer. Nur Jens Schröters Beitrag handelt speziell um Jesus und die Pharisäer. Nach der Erstveröffentlichung in 2021 in englischer Sprache erschien das Buch dankenswerterweise nun in deutscher Übersetzung, wobei „der Text angepasst“ wurde.

Etwas getrübt wird die Freude durch den Blick auf die 21 Beiträger/innen. Erfreulicherweise verweisen sie öfter aufeinander. Aber mehr als die Hälfte kommt aus dem außereuropäischen Ausland, und die Mehrheit ist von Haus aus katholisch. Letzteres bedeutet natürlich nicht eo ipso einen Nachteil. Jedoch vermisst man protestantische Perspektiven; insgesamt kommen nur drei deutsche NT.ler zu Wort. Und Amy-Jill Levine berücksichtigt bei ihren acht Vorschlägen zur Vermeidung der Verunglimpfung von Jüdischem schwerpunktmäßig den katholischen Kontext. Dass da in Deutschland viel geschah und geschieht, sieht sie nicht. Den Schlusssätzen stimmt man allerdings (ohne das unnötige sollen) uneingeschränkt zu: „Wenn die Evangelien die Liebe statt des Hasses, das Leben statt des Todes predigen sollen, dann muss die Frage, wie sie die Pharisäer darstellen und wie diese Schilderungen für die Gemeinde zu interpretieren sind, in aller Sorgfalt, unter Gebet und kritisch behandelt werde,“ (S. 451)

Auf alle Beiträge kann selbstverständlich nicht eingegangen werden. Über das Gesagte hinaus, möchte ich fünf Bemerkungen machen.

Erstens führt Papst Franziskus in seinem Geleitwort unter Hinweis auf Rabbi Akiba und das Liebesgebot sehr verständig in die Tagung ein.

Zweitens vermisst man schmerzlich ein Bibelstellenverzeichnis. Dankbar ist man für das ausführliche Verzeichnis der Namen, Orte und Sachen.

Drittens sei besonders auf die lange Einleitung aufmerksam gemacht. Sie gibt einen glänzenden Überblick über das Projekt.

Viertens möchte ich pars pro toto auf Roland Deines hinweisen. Er bietet „Aspekte der Forschungsgeschichte. Die deutschsprachige Pharisäerforschung seit 1973“. Er ist im Verein mit dem Beitrag „Die Pharisäer in der neueren Forschung“ (Susannah Heschel / Deborah Forger) zu lesen.

Fünftens ist der kleine letzte Teil („Der Blick nach vorn“) nicht unwichtig. Denn neben den vielen Blicken zurück und in die Weite (Filme, Oberammergauer Passionsspiele) gilt es ja, auch in die Zukunft zu schauen.

Dr. Gerhard Maier

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