Buchempfehlung

Predigen heute

Matthias Bernstorf: Predigtdidaktik, Kohlhammer-Verlag 2024, kartoniert 434 S. 59,-- €, ISBN 9783170431447

In einem ersten Schritt einige Blicke auf Personen: Wesentliche Vorstufen zu dieser praktisch-theologischen Habilitationsschrift sind des Verfassers praktische Predigttätigkeiten, z.B. auch beim NDR, zuvor seine Dissertation bei Christian Grethlein (dieser führte 2003 den Doppelbegriff Kommunikation des Evangeliums in die Praktische Theologie ein. „Mit der kirchlichen Praxis in Predigt und Unterricht beschäftigen sich auch Bernstorfs bisherigen Bücher …“ (vgl. Matthias Bernstorf | rundfunk.evangelisch.de). Der entscheidende spiritus rector von Bernstorfs weiterer wissenschaftlicher Arbeit war jedoch Thomas Klier und Bernstorfs Mitarbeit im Fach Homiletik an der Uni Rostock. Derzeit wirkt Bernstorf als Privatdozent und als Oberkirchenrat in der Landeskirche Mecklenburg-Vorpommern im Referat Bildung und Schule.

Nun weg von Personen und der entschiedene Blick auf die Sache: hört oder liest man das Wort Didaktik, so denkt man zuerst an Schule oder Universität, wo Wissen – fachlich und didaktisch reflektiert und verantwortet - präsentiert bzw. vermittelt werden soll. Weil die Homiletik „bis heute keine eigene Fachdidaktik entwickelt“ hat, ist dies ein „Forschungsdesiderat“(S. 118) Bernstorfs Anspruch und Ziel: „Dieses Buch stellt die wissenschaftlichen Grundlagen bereit.“ So im ersten Absatz des Vorwortes; vgl. auch die Vorstellung seines Projektes in den zeitzeichen (Wie man predigen lernen sollte | zeitzeichen.net).

Dass er diese Leerstelle erkannte, anstehende Probleme markierte und bearbeitete, das ist kurz und auf den Punktgebracht sein großer Verdienst. Damit ist die Agenda der Homiletik an mehreren Punkten neu justiert; konkret benennt es Bernstorf im letzten, dem sechsten, kurzen Kapitel mit drei Worten so: „Predigtlernen für Theologiestudierende“ (S. 401; vgl. S. 119-125). Damit ist das wesentlichste gesagt. Darüber hinaus die folgenden Punkte, die mMn zwei wichtigsten zuerst: 1) Rudolf Bohren folgend (s. S. 5) muss die Predigtlehre angesichts der immer weiter sich ausbreitenden und sich immer weiter diversifizierenden Kommunikationsmöglichkeiten und -realitäten „völlig neu angesetzt werden.“ (vgl. S. 63-69, das Zitat S. 65; außerdem S.110-112) Brandneu auf dem Feld (neue) Medien ist die KI. 2) Bernstorf denkt und schreibt primär im und für den universitären Bereich (vgl. Kap. 2: „Wege zu einer Theorie hochschulischen homiletischen Lernens“. Seine Erkenntnisse sind jedoch eminent praxisrelevant; sie sollten und müssen diskutiert und validiert und dann in die Paxis transformiert werden. Ein hervorragender Ort dafür sind das Studium der Theologie, die Vikarsausbildung undPfarrerfortbildungen.

Gottfried Adam schrieb im deutschen Pfarrer:innenblatt zu Bernstorfs opus: „Das Buch ist herausfordernd und erfordert ein intensives Studium“. Ich bestätige sein Urteil. Und ergänze es dahingehend, dass meinem Eindruck nach Berntorfs öfter viel zu sehr verwissenschaftlichte Sprache mit dafür verantwortlich ist. Man erinnere Ludwig Wittgenstein: „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen...“ Dankbar ist man für Berntorfs kurze Beschreibung und kritischer

Würdigung von insgesamt elf „predigtdidaktischen Lern- und Lehrtheorien“ (S. 187-284) – oder einfacher gesagt: gegenwärtig relevante Homiletiken. Dabei ist jedoch die Zahl elf recht willkürlich; denn je nach persönlicher Einschätzung sind es weniger – oder mehr. Wichtig ist jedenfalls der sich daran anschließende „Ertrag für die Entwicklung einer hochschulischen Lerntheorie der Kommunikation des Evangeliums“. Mehr äußerlichen Charakter haben drei Beobachtungen: a) Irgendwo liest man statt Westfalen „Westphalen“, b) Bernstorf hinterlegt seine Gedanken mit über 31 S. Literatur - eine wahre Fundgrube, c) die siebenseitige, sehr detaillierte Inhaltsangabe verhilft, hervorragend dazu, in Bernstorfs elaboriertem opus den Überblick zu bewahren und sich leichter zurecht zu finden.

Dr. Gerhard Maier

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Heinz Janssen
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