Simone Ziermann (Hg.), Apokalyptik
Simone Ziermann (Hg.), Apokalyptik – ja bitte. Interdisziplinäre Perspektiven zurzur Bedeutung christlicher Endzeitvorstellungen für Kirche und Theologie ,Evang. Verlagsanstalt Leipzig 2024, 224 S., 58,-- €, ISBN 9783374076116
Kommt man zum weiten Feld „Apokalyptik“, empfiehlt es sich, zumindest zwei Ebenen auseinanderzuhalten. Einmal die vielen breit gestreuten Fragen um den großen Gesamtkomplex Apokalyptik, darunter auch die Einzelfrage: Leben wir nicht bereits in apokalyptischen Zeiten? Sodann die vielen exegetischen, damit zusammenhängenden Fragen, besonders die nach der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel. Die letzten stehen allerdings nicht im Fokus des hier anzuzeigende Sammelbandes.
Das Buch vereint 15 sehr vielfältige, interessante Beiträge, einem bunten Kaleidoskop vergleichbar; dazu treten drei Predigten (eine zu Jes 35,3-10 und zwei zu Luk 21,25-33). Die Herausgeberin verfasste das Vorwort, stellt den Band im Überblick vor und am Ende resümiert sie. Damit wäre das Nötigste gesagt; ergänzend jedoch noch ein fünffaches, teilweise vielleicht zu subjektiv formuliert:
(1) Ziermanns sieben Schlusspunkte auf den S. 198f sind teils zu unterstreichen, teils zu hinterfragen, benennen jedoch auch Forschungsfelder.
- Ja zum „Gericht: Aus theologischer Perspektive muss damit gerechnet werden, dass Gottes Heilswillen auch in der (katastrophalen) Krise am Werk ist“.
-Ja zur „Eschatologie: Inmitten aller erfahrenen Ohnmacht leben Christen in der Hoffnung auf eine jenseitige Erlösung“.
- Ja dazu, dass „noch vor dem interdisziplinären Austausch ist die Praktische Theologie auf den binnentheologischen Austausch angewiesen“ (umgest.).
Fraglich erscheint mir Ziermanns – so gewiss verkürzte und einseitige – Definition des Quietismus. Denn neben der absichtslosen Existenz vor Gott steht das tätige Dasein; vor dem Sabbat stehen sechs Tage Tun.
(2) Mit am nachdenklichsten machten mich die Schlusszeilen Anne Sophie Jägers: „Was sollen wir angesichts der Apokalypse tun? Wie haben wir uns eines unsere Vorstellung Übersteigenden zu verhalten, das ethische Forderungen an uns stellt? Gibt es, trotz dass wir uneingeschränkt unsere Unzulänglichkeit eingestehen müssen, Hoffnung?“ (S. 177)
(3) Ich kritisiere den in meinen Augen überaus hohen Preis. Sollte der Verlag nicht auch daran interessiert sein, dass seine Bücher Abnehmer jenseits der Fachleute und Bibliotheken findet? (4) Am hohen Preis aufgehängt: Wieso gibt es kein Bibelstellenverzeichnis?
(5) Mein Exemplar findet seinen würdigen Platz neben Alkier / Paulsen: Apocalypse now? Studien zur Intertextualität und Intermedialität der Johannesapokalypse von Dante bis Darksiders.
Gerhard Maier