Wilhelm Liebhart / Gertrud Maria Rösch / Klaus Wolf: Ludwig Thoma. Bürgerschreck und Bayerndichter
Wilhelm Liebhart / Gertrud Maria Rösch / Klaus Wolf: Ludwig Thoma. Bürgerschreck und Bayerndichter, Verlag F. Pustet Regensburg 2024, gebunden 175 S., 25,-- €, ISBN 978-3-7917-3478-1
Ludwig Thoma verbindet man üblicherweise mit dem "Münchner im Himmel" und den "Lausbubengeschichten". Dass er noch viel mehr war, zeigt ein auch nur kurzer Blick in https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Thoma. In der umfangreichen Literaturliste dort ist dieses neue Thoma-Buch noch nicht genannt (Stand März 2024). Dieses wird sicherlich bald nachgeholt.
Denn unter dem kurzen, sehr sachgerechten Untertitel sind sieben ernstzunehmende und gediegene literaturgeschichtliche Beiträge versammelt. Genaueres zu deren Autor/innen findet sich S. 174f unter der amüsanten, sehr sehr gendergerechten Überschrift "Die Beiträgerinnen und Beiträger". Zusammengefasst wird darin Thoma im Laufe seines Lebens und vor allem als Mensch und Autor in verschiedenen Zeitepochen (vor, im Ersten Weltkrieg, und danach) dargestellt. Einige Beispiele: "Jubiläumsgedichte als Teil seiner Lyrik", "Ludwig Thoma und der Dialekt" und "Anhänger oder Antipode?"
Dass Thoma ein Vielschreiber war, zeigt – besonders in unserer mail- und Kurznachrichtenzeit – die Tatsache, dass der in erster Ehe geschiedene Thoma über 800 Briefe an seine Geliebte Maidi von Liebermann schrieb; da ihr Ehemann die Scheidung verweigerte, war eine engere Verbindung der beiden nicht möglich. Wie groß seine Liebe und seine Dichtkunst war, zeigt Thomas auf S. 32 abgedrucktes, am 3.1.1919 verfasstes Liebesgedicht:
"Meinem lieben Mädel Mein Herz mußt´ in die Irre geh´n, Es mußt´ ihm alles Leid gescheh´n. Nun nimm´s in beide Hände! Und halt´ es fest und schließ es ein! Dann soll´s boch einmal glücklich sein
Und fröhlich ohne Ende."
Leider, leider ist in dem eigentlich sehr verdienstvollen Buch kein Wort zu Thomas üblem Antisemitismus zu lesen (vgl. etwa https://www.sueddeutsche.de/bayern/ludwig-thoma-antisemit-geschichte-1.5426834 und https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/ludwig-der-zerrissene/. Auch wenn sein Schwerpunkt literaturgeschichtlich ist, hätte als dritter Teil des Untertitels dieser Aspekt unbedingt mit dazu gehört.
Gerhard Maier