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"Berührungspunkte - Worte der Bibel ins Heute gedacht"

Rezension zu Heinz Janssen: „Berührungspunkte – Worte der Bibel ins Heute gedacht“, Frommverlag, Saarbrücken 2012, von Christoph Kühne

Was will der Autor, Heinz Janssen, mit seinem Buch erreichen? Er will die Berührungspunkte zwischen der Bibel, dem Wort Gottes, und seiner Bedeutung für eigene „Glaubens- und Lebenserfahrungen“ (10) finden. Auf den Bezug zur jeweiligen Gemeindesituation verzichtet er in diesen Auslegungen. Sie sollen für den Leser Impulse sein beim Verstehen der biblischen Texte. „Sie dienen ebenfalls als Vorlagen für (Lese-) Predigten, Andachten und Bibelarbeiten sowie Meditationen zu liturgischer Verwendung“ (aus dem Klappentext).

Warum verfolgt der Autor dieses Ziel? In seiner im Buch zentralen Predigt zu Trinitatis stellt er fest, dass „viele in die christliche Tradition und Kultur Hineingeborene immer weniger über den christlichen Glauben und die kirchliche Praxis Bescheid (wissen)“ (94). Und etwas später fragt er: „Haben die Gottesdienste ihre Wirkung verloren? Stimmt es, was viele sagen, dass sie mit dem Lebensalltag und den eigentlichen Problemen der Menschen nichts zu tun hätten?“ Und wenig später stellt er zudem fest, „dass die ungute Art, wie in der Kirche nicht selten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen miteinander umgingen, sie (die Menschen) von der Kirche abhielten oder ihnen den Zugang schwer machten. Schließlich müssten die Pfarrer, die Pfarrerinnen, ganz anders sein: aufgeschlossener …“ Und dann stellt er die bittere Frage, ob „Gott am Ende seinen Segen entzogen (hat)? Ist Gott aus der Kirche ausgezogen und sucht sich andere Orte der Begegnung mit den Menschen?“

Janssen will mit seinem Buch die „Worte der Bibel ins Heute“ denken (Untertitel), will zeigen, dass sich Glauben und Leben berühren können. Wie z.B. in der Predigt zu Apg 16,9-15. Die Geschichte um Lydia könne „ermutigen, den eigenen persönlichen Weg des Glaubens zu suchen, die Berührungspunkte und Erfahrungen aufzuspüren, die zu Brücken in Ungewohntes werden können. Sie kann helfen, sich aus scheinbar festgeschriebenen Lebensverhältnissen zu lösen und der Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung Raum zu geben“ (45). Wie ist der Autor in seinem Buch vorgegangen? Er erzählt von eigenen Erlebnissen. Mit Kindern in der S-Bahn z.B. (Predigt zu Kantate) oder in einer Predigt über Jer 22,29 über „Öhrchen“, die Michael Endes Momo ähnlich ist. Und dann durchzieht das ganze Buch eine Musik von Lyrik, von Gedichten, Meditationen, in denen man Heinz Janssen, den Musiker, kennenlernen kann. (Man wünscht sich bei der Lektüre Vertonungen dieser Texte auf einer beigelegten CD …) Gerade in der Predigt zu Trinitatis erlebt man die Auseinandersetzung mit den Enttäuschungen und Ärger über die Kirche. Aber dann auch viel Mutmachen – wie in der Predigt zu 4 Mose 11,11-25i.A.: „Wie viele Menschen fanden sich in der Klage des Mose, seinem Gefühl der Überforderung und des Alleingelassenseins, wieder.“ (87) Oder noch einmal in der Trinitatis-Predigt Bonhoeffer-gleiche Gedanken: „Zwar schließt alles engagierte Schaffen in Kirche und Gesellschaft die Möglichkeit von (scheinbaren) Misserfolgen ein. Dies darf aber nicht mutlos machen … Aus dem Schlimmsten kann Gutes entstehen. Gott sei Dank.”(96)

So stellt sich das Buch „Berührungspunkte“ als ein Mutmachbuch dar, das mit Lyrik und Prosa den Leser ansprechen möchte, offen für Veränderungen zu sein, sich berühren zu lassen und der Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung Raum zu geben. Ein lesenswertes Buch mit vielen Anregungen, guten Meditationen und Bildern.

Christoph Kühne

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Heinz Janssen
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