„Ich bin im Sehen blind…“ - Buchempfehlung
Christian Lehnert, opus 8. Im Flechtwerk, Suhrkamp-Verlag, Berlin 2022, gebunden, 232 S., 22,– €, ISBN 978-3-528-43058-3
Der in der DDR geborene und aufgewachsene preisgekrönte Lyriker, Schriftsteller und Theologe (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Lehnert) ist längst etabliert. Hier anzuzeigen ist sein jüngstes Werk, das sich im Gefolgte Rilkes („Natur ist glücklich“) auf naturpoetischen Bahnen bewegt. Sattgrün sind auch die Buchdeckel. Aber das ist noch lange nicht alles! Auf S. 10 liest man zu „Glühwürmchen“ beispielsweise „Ich bin im Sehen blind / ich bin im Hören taub / Vor mir im Dämmern glänzt ein körperloser Staub.“
Wer da an die Mystik und viele ihrer apokryphen Äußerungen denkt, ist auf der richtigen Spur. Lehnerts Büchlein ist durchzogen von bekannten und unbekannten Worten von Mystikern. Diese gebrauchen das Wort Gott, Lehnert meidet es – sehr bewusst. Eine Ausnahme von dieser Grundregel ist das Soli Deo Gloria auf S. 5, als Schluss der ersten sieben widmungsartigen Zeilen.
Ausnahmsweise und ausdrücklich sei auf die fachkundigen Worte des Germanisten, Kunsthistorikers und Musikers Klaus-Martin Bresgotts in den zeitzeichen (Juni 2022) hingewiesen, der Lehnerts Werk literarisch einordnet.
Ich empfehle die Gedanken Lehnerts zum bedächtigen, teilweise auch wiederholten selber-Lesen und als kleines, gediegenes Geschenk, warum nicht auch an Kolleg*innen.
Gerhard Maier