Neuigkeit

Unsterblichkeit der Seele?

Werner Thiede

Unsterblichkeit der Seele? Interdisziplinäre Annäherungen an eine MenschheitsfrageLIT-Verlag Berlin 2021, Taschenbuch 265 S., 24,90 €, ISBN 9783643148780

Corona erinnerte uns nachdrücklich an unsere Sterblichkeit. Der Verfasser (vgl. Werner Thiede – Wikipedia) des hier anzuzeigenden Buches wertet dies gleich im ersten Satz seines Vorwortes als neuen Auftrieb für die uralte Frage nach der Unsterblichkeit der Seele; jeder denkende Mensch frage irgendwann danach (S. 5). Dass das tatsächlich so ist, bezweifle ich im Blick auf beinharte Kommunisten, Atheisten oder Nihilisten. Dass Thiede seine Titelfrage positiv beantwortet, verkündet er in jeder seiner zahllosen einschlägigen Publikationen, zuletzt im Deutschen Pfarrer*innenblatt (März 2022, S. 155-159).

Theologisch wendet er sich wesentlich gegen den Hauptstrom des modernen Protestantismus, der „mit Naturwissenschaft und Technik die Menschen mehr denn je ans Diesseits verweist und jede Art von Jenseitstrost als ´mythologisch´ obsolet werden lässt“ (S. 158, grammatikalisch angepasst; zum ersten Mal so schon auf S. 9). Bevor Thiede sich jedoch im vierten Hauptteil der „Theologie der Unsterblichkeit“ zuwendet, setzt er sehr viel breiter an, nämlich bei soziologischen Beobachtungen, Parapsychologie, Nahtodforschung, Spiritismus und esoterischen Strömungen. Alles dies ist ihm aus seiner früheren Tätigkeit bei der Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) bestens vertraut, und alles belegt er in über 500 Anm.; leider befinden sich die Anmerkungen nicht im Fließtext, sondern gesammelt ganz hinten, weshalb man sehr sehr viel hin-und her blättern muss. Man ist jedoch für Thiedes klare Sprache und die vielen Informationen dankbar.

Im Sinne eines PS sei auf einen Druckfehler auf S. 158 („Nimmt darum nimmt“) hingewiesen. Unendlich weit mehr als dieser minimale formale Hinweis ist die theologisch zentrale Frage, was beim Ableben eines Menschen geschieht: entweder vertritt man die sog. Ganztod-Theologie, wie sie etwa Oscar Cullmann (1962 = 1986) prononciert darlegte oder man glaubt an einen unsterblichen, unvergänglichenmenschlichen Wesenskern.

Thiedes informatives, gut lesbares Buch sei allen Pfarrer*innen sehr empfohlen. Denn es hilft

  1. sich im Gewirr der vielen Todes- und Nachtodvorstellungen zurecht zu finden,
  2. die eigene Theologie in Sachen sterben, Tod und Ewigkeit zu klären und es hilft
  3. ganz praktisch bei Bestattungs(vor)gesprächen

Dr. Gerhard Maier

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Heinz Janssen
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