Ostern – Christus ist auferstanden
Neue Lebensperspektive
Predigttext: 1. Kor 15, 19-28 (Übers. nach Martin Luther 1984)
19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch "einen" Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch "einen" Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; 24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. 25 Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1). 26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. 27 Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, "alles" sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. 28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.
Biblischer Kontext und exegetische Impulse
Paulus verfasst im 1. Kor seine Auferstehungstheologie, die bis heute Grundlage christlicher Auferstehungshoffnung ist. Anlass für diese eingehenden Äußerungen Pauli sind Unstimmigkeiten und Irritationen, die es in Korinth wegen der Frage nach der Auferstehung der Toten gegeben hatte. Zentral ist für Paulus die Frage der Korinther: „Wie sagen einige von euch: ‚Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht’?“ (1Kor 15,12). Was hinter dieser Frage steckte, kann nur vermutet werden: Waren die Korinther der Ansicht, dass mit dem Tod alles vorbei sei oder dachten sie, dass die Auferstehung bereits im Hier und Jetzt geschehe oder überhaupt nicht stattfinde? Die weiteren Verse von
1. Kor 15 zeigen, dass den Korinthern als griechisch denkenden Menschen eine Auferstehung des Leibes nur schwer verständlich gemacht werden konnte, da sie wohl in ihrer religiösen Anschauung von der Unsterblichkeit der Seele ausgingen. In ihrem Denken hatten sie Schwierigkeiten, mit der Auferstehung der Toten zu rechnen. Nur so ist es verständlich, dass Paulus in seinem Brief sowohl von der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten spricht, als auch die Realität des Todes Christi wie der ChristInnen nicht aus dem Blick verliert.
Das Auferstehungskapitel lässt sich in drei Hauptabschnitte gliedern: I.1Kor 15,1-11 Die Grundlage des gemeinsamen Auferstehungsbekenntnisse 1Kor 15,1-3 Die Verkündigung des Evangeliums 1Kor 15,3-5 Das Credo der Auferstehung 1Kor 15.6-11 weitere Zeugen der Auferstehung II. 1Kor 15,12-34 Das „Dass“ der Auferstehung 1Kor 15,12-19 Der Zusammenhang der Erbauung der Gemeinde 1Kor 15,20-28 Das eschatologische Szenario 1Kor 15,29-34 Die Korinther sind nicht konsequent III.1Kor 15,35-58 Das „Wie“ der Auferstehung 1Kor 15,35-41 Die Antwort im Gleichnis 1Kor 15,42-49 Die Antwort der Christologie 1Kor 15,50-58 Das Geheimnis der Hoffnung Im Mittelpunkt aller Verse steht die Christologie. Das „dass“ der Auferstehung Christi ist für Paulus ebenso konstitutiv für die christliche Gemeinde wie sein Tod am Kreuz von Golgatha. Nur in der Korrelation von Beidem – Kreuz und Auferstehung – vermittelt der christliche Glaube die zukünftige Hoffnung eines Lebens in einer anderen Welt. Es geht Paulus bei dem Thema Auferstehung immer um Neuschöpfung.
In 1. Kor 15,20-28 begründet Paulus, weshalb er in der Auferweckung Jesu die Hoffnung auf die Auferweckung der Toten begründet sieht. ist. Er macht deutlich, dass der physische Tod das endgültige Ende des Lebens bedeutet. Grundlage für diese Sicht ist die Tatsache und Glaubensüberzeugung, dass Jesus „für unsere Sünden“ gestorben ist (vgl. 1Kor 15,3). Daraus ergibt sich, dass Jesus auch „für uns“ auferstanden ist (vgl. Röm 4,25) und als Erhöhter „für uns“ eintritt (vgl. Röm 8,34). Diese theologische Position setzt 1. Kor 15,20-28 um: „Erstling“ (1Kor 15,20) bedeutet in diesem Zusammenhang jene Frucht, die als erste geerntet und Gott geweiht wird. Sie verweist auf das Ganze, aber sie ist noch nicht das Ganze.
Die Auferstehung Jesu von den Toten ist demnach für die allgemeine Auferstehung der Toten geschehen, die aus ihr folgen wird, aber sie ist es noch nicht. Für die zeitliche Einordung dieses Glaubensgrundsatzes bedeutet dies, dass die Zeit zwischen der Auferstehung Jesu und der Auferstehung der Toten diejenige ist, in der die ChristInnen in dieser Welt leben. Die erste Etappe ist die Auferstehung Jesu; sie ist schon geschehen (vgl. 1Kor 15,23). Der Blickwinkel der Auferstehung Jesu wird universal verstanden: denn der Auferstandene macht „jede Gewalt und jede Macht und Kraft“ (1Kor 15,24) zunichte. Der Erhöhte herrscht (1Kor 15,25), weil Gott ihm alle Feinde zu Füßen legt (Ps 110 und 8,7). In der Zukunft folgt die Auferstehung der Christen bei der Wiederkunft Jesu (1Kor 15,23b). Das ist eine positive, keine exklusive Aussage. Danach kommt „das Ende“ (1Kor 15,24a). Es besteht nach 1Kor 15,28 darin, dass der Sohn dem Vater die ihm vom Vater verliehene Herrschaft übereignet, damit „Gott sei alles in allem“.
Wenn man den Text 1. Kor 15, 20-28 betrachtet, fällt auf, dass dieser Text durch die Christozentrik der Eschatologie und die Patrozentrik der Soteriologie geprägt ist. Das, was Paulus den Korinthern in ihrer unterschiedlichen Auffassung zur Totenauferstehung mit geben will, lässt sich so vielleicht zusammenfassen: an die Auferstehung Christi glauben heißt hoffen, dass Jesus Christus wiederkommt. 3. Systematisch-homiletische Impulse Für Paulus bedeutet Auferstehung zweierlei: sie ist kein sanftes „Davonschweben“ der Seele, sondern tatsächlicher Tod; das Neue (die neue Schöpfung) ist für ihn ein gründlich verwandeltes Vertrautes – wieder Körper, neue Schöpfung. Karl Barth spricht in seiner Schrift „von der Auferstehung der Toten“ von einer „Identität“ von „Diesseits und Jenseits“, „aber nun doch nicht gegeben, nicht direkt festzustellen, nur zu hoffen, nur zu glauben“ (S. 67).
Es geht Paulus um eine neue Welt. Eine neue Welt, die sich jetzt allerdings erst im Kampf des Christus gegen die Herrschaften, Mächte und Gewalten, die die Situation der Glaubenden prägen, Raum schafft. Paulus verlegt das Reich des auferstandenen Christus „in die Gegenwart. Denn Christus ist auferstanden. Sein Reich füllt den Zeitraum zwischen Auferstehung und Vollendung des Heilswerks nach der Parusie aus. Es ist nicht das Reich des sichtbaren Friedens. Diese Zeit wird durch das Kreuz bestimmt. Davor verschwinden die kosmologisch-apokalyptischen Vorstellungen über das Reich des Messias. Es ist christologisch die Zeit der Unterwerfung der Mächte, anthropologisch die Zeit der Kirche, der Verkündigung des Todes Christi, des Glaubens, der Hoffnung“ (Conzelmann S. 320).
Die Auferstehungsbotschaft bedeutet den „Einbruch des Lebens in die Todeswelt“ (Gollwitzer S. 289). Angesichts des weit verbreiteten Unrechts und Leidens in der Welt, der vielfältigen Niederlagen im Bemühen um Gerechtigkeit und Frieden auf dieser Erde, gehört zur Auferstehungsbotschaft schon aus ihren alttestamentlich-jüdischen Wurzeln die Hoffnung auf Erhöhung und Leben für die Menschen, die leiden und wegen ihrer Anschauung gequält werden oder zu Tode kommen. Über ein Leben nach dem Tod kann Paulus in Phil 1,23 allerdings auch ohne die Erwähnung von Auferstehung sprechen. Beim Osterfest fließen viele Gedanken zusammen: das ist das Frühlingsfest Ostern, da kommen Erinnerungen an Goethes Osterspaziergang, an Ostergedichte von Marie-Luise Kaschnitz, Reine Kunze oder Kurt Marti.
Trotz aller Freude des Osterfestes bringen auch Kirchenbesucher Erfahrungen des Todes mit in diesen Gottesdienst und stellen Fragen nach dem eigenen Tod und dem Tod geliebter Menschen sowie dem Danach: was kommt nach dem Tod, wie geht es weiter? Durch Ostern ist diese Welt ins Wanken geraten, unser Denken wurde in seinen Grundfesten erschüttert, denn es geschah an Ostern etwas grundlegendes Neues: Jesus Christus ist auferstanden, Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Das ist die Kern-Botschaft des Ostermorgens, das ist die Kernbotschaft unseres christlichen Glaubens, davon wird in allen unseren Gottesdiensten, jeden Sonn- und Feiertag – und nicht nur am Ostermorgen – gesungen und gesprochen. Und wir merken dabei, dass es schwer fällt diese neue Wirklichkeit in Worte zu fassen.
Ziel des Osterereignisses ist jedoch nicht die Sprach-Losigkeit, sondern die Sprachfähigkeit, denn nur durch sie können wir den Menschen etwas von dieser Hoffnung mitgeben. Ostern ist der Beginn der Neuschöpfung und so muss in der Predigt nach der Bedeutung dieser Botschaft für das Leben in dieser Welt und nach Zeichen der Auferstehung in diesem Leben gefragt werden. Nicht vergessen werden darf dabei, dass der Tod und die Mächte des Todes nicht einfach weggebeamt werden, nach wie vor haben sie Macht über uns und bestimmen auch manchmal unsere Wirklichkeit. Doch unter dem Aspekt des Glaubens hat sich alles verändert, denn die Macht des Todes, unter der die Menschen so sehr leiden, ist zu ihrem Ende gekommen, da „der Tod getötet ist“ (Huub Osterhuis). Der Tod bestimmt angesichts der Auferstehungshoffnung nicht mehr die Wirklichkeit. Das ist Grund zur Freude, diese Botschaft sollte allen Menschen gesagt und hinausgerufen werden.
Lieder
EG 106 (Erschienen ist der herrlich Tag); EG 112 (Auf, auf, mein Herz); EG 99 (Christ ist erstanden); EG 108 (Mit Freuden zart zu dieser Fahrt); EG 115 (Jesus lebt, mit ihm auch ich); Wir stehen im Morgen, in: Singt Jubilate. Lieder und Gesänge für die Gemeinde, München-Berlin 2012, Nr. 21).
Gedichte/Gebete
Die Glocken läuteten, als überschlügen sie sich vor Freude über das leere grab / Darüber, dass einmal etwas so Tröstliches gelang, und dass das Staunen währt seit zweitausend Jahren / Doch obwohl die Glocken so heftig gegen die Mitternacht hämmerten - nichts an Finsternis sprang ab. In: Reiner Kunze, Ostern, in: eines jeden einziges leben. Gedichte, Frankfurt a.M. 1986
das leere grab
ein grab greift tiefer als die gräber gruben denn ungeheuer ist der vorsprung tod am tiefsten greift das grab das selbst den tod begrub denn ungeheuer ist der vorsprung leben In: K. Marti, in: Namenszug mit Mond. Gedichte, Zürich/Frauenfeld 1996, 49
Manchmal stehen wir auf stehen wir zur Auferstehung auf mitten am Tage mit unserem lebendigem Haar mit unserer atmenden Haut Nur das Gewohnte ist um uns. Keine Fata Morgana von Palmen Mit weidenden Löwen Und sanften Wölfen. Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus. Und dennoch leicht und dennoch unverwundbar geordnet in geheimnisvolle Ordnung vorweggenommen in ein Haus aus Licht Marie Luise Kaschnitz, in: Dein Schweigen - meine Stimme. Gedichte, Hamburg 1962
Ewiger Gott, du hast Jesus, unserem Bruder deinen eigenen Namen gegeben: er ist der Herr, er ist dein erstgeborener Sohn. Wir bitten dich, lass auch uns deinen Namen tragen, sei es auch eine Last auf unseren Schultern, wie ein Feuer in unserem Mund, deinen heiligen Geist, der uns zu Kindern macht, der in uns betet und zu dir ruft heute und alle Tage. In: Huub Oosterhuis,Gottesdienstbuch, Freiburg 2013, S. 156. Gute Gebete und Hinweise zur Liturgie am Osterfest finden sich auch in: Passion und Ostern. Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden. Bd. II. Teilband 1, Hannover 2011, S. 187-231.
Literatur
Karl Barth, Die Auferstehung der Toten, München 1926(2. Aufl.); Hans Conzelmann, Der erste Brief an die Korinther, KEK, Göttingen 1969; Helmut Gollwitzer, Krummes Holz – aufrechter Gang, München 1976; Hans Lietzmann, An die Korinther I/II, HNT 9, Tübingen 1949; Bertold Klappert (Hg.), Diskussion um Kreuz und Auferstehung, München 1967; Andreas Lindemann, Parusie Christi und Herrschaft Gottes. Zur Exegese von 1 Kor 15, 23–28, WuD 19, 1987, S. 87–107; Helmut Merklein, Marlis Gielen, Der erste Brief an die Korinther. Kapitel 11,2-1624, ÖTK 7/3, Gütersloh 2005; Luise Schottroff, Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, ThKNT, Stuttgart 2013 (gute Übersetzung des Predigttextes, eignet sich auch zum Verlesen vor der Predigt!); Wolfgang Schrage, Studien zur Theologie im 1. Korintherbrief, Neukirchen-Vluyn 2007; Eduard Schweizer, 1 Kor 15, 20–28 als Zeugnis paulinischer Eschatologie und ihrer Verwandtschaft mit der Verkündigung Jesu, in: E. Earle Ellis/Erich Gräßer (Hg.), Jesus und Paulus. FS Werner Georg Kümmel zum 70. Geburtstag, Göttingen 1975, S. 301–314; Gerhard Sellin, Der Streit um die Auferstehung der Toten, FRLANT 138, Göttingen 1986; Bernhard Spörlein, Die Leugnung der Auferstehung. Eine historisch-kritische Untersuchung zu 1. Kor 15, Regensburg 1971, bes. S. 70-78; Francois Vouga, Ostern, die Offenbarung des rechtfertigenden Gottes und der Leib der Auferstandenen, in: Paulus – Werk und Wirkung. FS Andreas Lindemann zum 70. Geburtstag, Tübingen 2013, 371-388; Franz Zeilinger, Der biblische Auferstehungsglaube. Religionsgeschichtliche Entstehung – heilsgeschichtliche Entfaltung, Stuttgart 2008; Dieter Zeller, Der erste Brief an die Korinther, KEK 5, Göttingen 2010.
Ostern, Fest der Freude – merken wir etwas vom großen Lobgesang, den wir auch am Eingang des Gottesdienstes beim Hereintragen der Osterkerze gesungen haben: „Hell brennt ein Licht in unserer Nacht, heute ist der Tag, den Gott gemacht. Hell brennt ein Licht, seid nicht betrübt, Christus hat den Tod am Kreuz besiegt.“ Ist da Jubel oder eher doch Schweigen? Sind wir bereit zu glauben, dass es eine Gnade gibt, die mir über die Trostlosigkeit des Todes hinweghelfen kann? Diese Fragen schwingen mit, wenn wir an Ostern über das Fest der Auferstehung nachdenken. Die Auferstehung Jesu ist der Grund und der Anfang allen kirchlichen Glaubens.
(Lesung des Predigttextes, evtl. Übers. v. Luise Schottroff, s. Lit.)
Das war nicht nur Paulus und den Korinthern bewusst, sondern sollte auch uns klar sein: Ohne den Glauben an Jesu Auferstehung ist unser Glaube nichts wert, ohne sein Kreuz und Leiden auf Golgatha und ohne seine Auferstehung ist christlicher Glaube nicht denkbar. Der Apostel Paulus versucht dies den Korinthern, die unsicher beim Thema Auferstehung waren, in seinem 1. Brief an die Korinther zu erklären. Wieso soll das so sein? Hat denn nicht der irdische Jesus von Nazareth den Menschen geholfen, sie gesund gemacht, ihnen gesagt, was zu tun ist, ihnen ethische Ratschläge mit auf den Weg gegeben? Ist er nicht für mehr Frieden und Gerechtigkeit auf dieser Welt eingetreten? Viele Menschen denken heute, dass man dem irdischen Jesus einfach nachahmen kann, ohne alles drum herum, was mit Kirche und der Lehre von der Auferstehung zusammenhängt. Christus ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden, so lautet der alte Ostergruß, mit dem die österliche Gemeinde sich begrüßt und damit in den Jubel der Frauen am Grab und in den Jubel der Jüngerinnen und Jünger, zu denen die Auferstehungsbotschaft kam, einstimmt.
Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden, ohne diesen Satz wäre die christliche Verkündigung tot. Doch dieser Satz gehört eigentlich nicht zum frühen Ostermorgen. Die Männer und Frauen, die den dritten Tag nach Jesu Kreuzigung in Jerusalem erlebten, die am leeren Grab waren und die Nachricht vom Engel erfuhren, die waren zunächst wie erstarrt wegen der Auferstehungstat Gottes. Da war zunächst kein Platz für Jubel, für Jubelschreie, für Triumph. Vielmehr herrschte, so wie beim Jünger Thomas, ungläubiges Erstaunen vor. Doch als Jesus ihnen nach seiner Auferstehung erschien, merkten die Frauen und Männer, dass die Bindung an Jesus über den Tod hinaus weitergeht. Sie können leben, weil er lebt. Ohne den direkten Draht zum auferstandenen Christus, würde die Gemeinde in ähnlicher Weise leben wie im Alten Bund Adam und Eva, die versucht hatten, sich allein auf sich selbst und ihr eigenes Urteil zu verlassen, und damit in Kauf nahmen, ihre Beziehung zu Gott zu verlieren.
Durch Jesus Christus, durch seine Geburt, seinen Tod und seine Auferstehung hat uns Gott eine neue Nähe und Beziehung verheißen. Gott kommt uns in Jesus Christus entgegen, und gibt unserem Leben einen neuen Sinn, eröffnet eine neue Lebens-Perspektive, die tiefer und tiefgründiger ist, als alles das, was wir Menschen uns vorstellen können. Der Auferstandene bleibt aber immer auch der Gekreuzigte. Tod und Auferstehung gehören zusammen und beides ist untrennbar in unserem Apostolischen Glaubensbekenntnis als Zentralaussage des christlichen Glaubens festgehalten. Ohne den Tod ist Auferstehung unmöglich. Darum ist Ostern auch nicht einfach nur ein fröhliches oder heiteres Fest. Oder wie es Reiner Kunze in seinem Ostergedicht gesagt hat: Die Glocken läuteten, als überschlügen sie sich vor Freude über das leere grab / Darüber, dass einmal etwas so Tröstliches gelang, und dass das Staunen währt seit zweitausend Jahren / Doch obwohl die Glocken so heftig gegen die Mitternacht hämmerten – nichts an Finsternis sprang ab.
Die Auferstehungsbotschaft des Neuen Testaments passt nicht in die Begrenztheit unseres Denkens. Sie sprengt alle menschlichen Erklärungsversuche. Sie ist eigentlich ein unbegreifliches Geschehen, ein Wunder und ein Geheimnis Gottes, das allen menschlichen Erfahrungen entgegenläuft. Darin sind wir uns mit den ersten ChristInnen einig: wir können nur glauben im Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus, der uns Zukunft eröffnet, unser Leben zu gestalten. Am Auferstehungsmorgen hat uns Gott gezeigt, dass er wirklich Macht hat, auch über den Tod hinaus. Am Auferstehungsmorgen hat uns Gott gezeigt, dass er über den Tod hinaus für uns da ist. Und dieses ist mehr, als sich nur an gute Beispiele zu halten oder guten Taten nachzueifern. So gut und so wichtig es sicherlich ist, Nächstenliebe zu üben, sich für Gerechtigkeit und gerechte Verhältnisse auf dieser Welt einzusetzen, das allein ist jedoch nicht alles.
Was für uns wirklich wichtig ist, ist doch dies: Durch Jesu Auferstehung triumphiert Gott über den Tod. Er durchbricht damit die Grenze, die für uns unüberwindbar scheint. Damit übergibt Gott Christus die Herrschaft über die ganze Welt, weil er ihm alles, was uns lebenswichtig ist, unterworfen hat. Für Paulus ist die entscheidende Frage, wem wir uns im Leben und Sterben anzuvertrauen haben. Und seine Antwort an die Korinther und damit auch an uns lautet eindeutig: dem auferstandenen Christus allein. Auf ihn dürfen wir unsere Hoffnung setzen. Ostern ist das Fest des Glaubens, an dem sich unsere Zukunft entscheidet.
Ostern ist der Anfang vom Ende des Todes. Das ist die Freudenbotschaft dieses Tages. Vielleicht erhebt sich manchmal in unserem Schweigen ganz leise ein Loblied auf die Auferstehung. Wir haben Zeit, dieses leise Loblied wahrzunehmen, ihm zu lauschen, bis wir davon ergriffen sind und es ganz laut mitsingen, weil der Stein am Grab Jesu gebrochen ist und ein Tanz einsetzt. Im Aufstand gegen den Tod erklingt unser Osterlied: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Oder mit einem Lied unserer Tage: (Wir stehen im Morgen, Singt Jubilate, Nr. 21, Strophe 5) „Am Ende durchziehn wir, von Angst befreit, die düstere Pforte, zum Tanz bereit. Du selbst gibst uns, Christus, das Festgeleit. Halleluja, Halleluja, Halleluja, es bricht ein Stein. Halleluja, Halleluja, Halleluja, ein Tanz setzt ein.“
Nach gründlicher Exegese und aussergewöhnlich vielen schönen zusätzlichen Texten zu Ostern und reichhaltiger Literatur-Angabe predigt Pfarrer Hutter-Wolandt über Ostern als Fest der Freude. Ohne Ostern ist christlicher Glaube nicht denkbar. Durch Jesus und seine Auferstehung hat uns Gott eine neue Nähe und Beziehung geschenkt. Die Auferstehungshoffnung sprengt menschliche Erklärungsversuche. Gott aber hat Macht über den Tod hinaus. Er übergibt dem auferstandenen Christus die Mit- Herrschaft über den Tod hinaus. Ostern ist der Anfang vom Ende des Todes. Dazu gehört die schöne Vision, dass wir mit Christus als Festgeleit von Angst befreit wie zu einem Tanz, wie zu einem Fest das Tor des Todes durchschreiten werden. – Ein weiser Rabbi sagte ähnlich: “Was macht Gott, wenn nicht alle seine Kinder in den Himmel passsen ? Dann reißt er die Wand zur Hölle ein und der Himmel ist ein großer Tanzsaal”. Mit vielen schönen und prägnanten Formulierungen verkündet Pfarrer Hutter- Wolandt hoffnungsfroh, freudig und mitreissend die Osterbotschaft. Ergänzen möchte ich, dsss ich heute zusätzlich zum “zur Rechten Gottes auferstandenen Christus” den Begriff von Teilhard de Chardin als faszinierend weitergeben möchte: “der kosmische Christus”, der überall alles zum Guten wenden will.