Christliches Selbstbewusstsein

Christen sind "Salz der Erde und Licht der Welt"

Predigttext: Matthäus 5,13-16
Kirche / Ort: St. Thomas / Lübeck
Datum: 26.07.2015
Kirchenjahr: 8. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Pastor i.R. Heinz Rußmann

Predigttext: Matthäus 5, 13-16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt, Es kann die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen sein
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Kurzexegese

Einzelne Worte aus den Synoptikern hat Matthäus hier zusammengefügt.Das neue Sein der Jünger hat seinen Grund in einer Zusage Jesu an die Jünger. Die neue Gerechtigkeit wird nicht gefordert, sondern wird versprochen! In die eschatologische Umwandlung werden die Jünger hineingezogen. Kein Text aus dem NT fördert das Selbstbewusstsein der Jünger so sehr wie dieser Predigttext. Zu beachten ist, dass die Worte Jesu sich damals zuerst an kranke und zerbrochene Außenseiter richteten. Jesus verlieh ihnen Heilung und neues Selbstbewusstsein.

Überlegungen zur Predigt

Wegen der heilsamen und originellen Steigerung des Selbstbewusstseins der Christen im Text empfiehlt es sich, in der Predigt daran anzuknüpfen und es zu thematisieren. In unserer Zeit stagnieren leider in Europa und Amerika fast überall die etablierten Kirchen. Fast nur in den Freikirchen und in Afrika und besonders in China gibt es zur Zeit Missionserfolge. Daher ist der Text besonders geeignet, uns Christen hier und heute zu ermutigen.

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Jesus sagt von sich: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Im Predigttext ruft er außerdem seinen Jüngern: Ihr seid das Licht der Welt; ihr seid das Salz der Erde! Keine andere Bibelstelle kann uns Christen solch ein ermutigendes Selbstbewusstsein schenken wie diese Worte Jesu. Nicht: Ihr sollt Licht und Salz sein, sondern in Jesu Augen sind wir es schon. Wir sind es wegen unseres Freundes, Bruders und Retters Jesu. Licht und Salz sind lebenswichtig. Denke als Christ daran, dass ohne entschiedene Christen die Welt dunkler und ungenießbarer wird. Ohne das Licht und die Wärme, welche von Jesus kommt und auch durch uns weitergegeben wird, ist die ganze Welt ein dunkles Waisenhaus. Wir wären grenzenlos allein im riesigen Weltall.

Jesus erinnert mit dem Bild vom Licht und Salz daran, dass schon kleine Mengen riesige Wirkungen haben können. Ein König sagte einmal zu seinen drei Söhnen: derjenige von euch bekommt später mein Königreich, welcher einen großen, abgeschlossenen Raum bis heute Abend am besten ausfüllen kann. Der erste Sohn stapelte viel Holz in der Halle. Der zweite rollte Steine herein. Da kam abends der jüngste Sohn mit einer großen Kerze und füllte den ganzen Raum mit Licht. Ein einzelnes Licht kann weit strahlen und wirken. Und ein einzelner Christ kann das Leben seiner Mitmenschen im weiten Umkreis erwärmen, erhellen und erfreuen. Wer ihn trifft wird innerlich erwärmt und erfreut und ermutigt. Schön, wenn Mitmenschen das so empfinden können. Eine große Bedeutung hat auch das Salz. Noch eine Geschichte: Ein König fra seine drei geliebten Töchter: Was bin ich für dich, warum liebst Du mich ? Sagte die erste: Du bist wie Gold! Die zweite: Du bist wie ein Diamant! Die dritte aber sagte: Du bist wie Salz. Danach war der König so zornig und beleidigt und ließ alles Salz in seinem ganzen Reich zerstören. Darauf war alles Essen fade und schmeckte nicht mehr. Eiweißhaltige Speisen wie Fisch und Fleisch waren bald verdorben. Vor allem: ohne Gefriertruhen verfaulten damals viele Nahrungsmittel, und die Menschen wurden schnell krank. Meine Heimatstadt Lübeck wurde im Mittelalter eine reiche Handelsstadt und Hauptstadt der Hanse, weil sie Salz in umliegende Länder verkaufte. Mit Salz konnten die Fischer auf den Meeren ihre Fische haltbar machen, bevor sie den Hafen erreichen konnten. Fleisch wurde mit Salz gepökelt.

Durch das Selbstbewusstsein der Christen, dass sie das Licht der Welt und das Salz der Erde sind, entstand ein völlig neuer Menschentyp, wie es ihn zuvor nie gegeben hatte, stellt sehr überzeugend Eugen Drewermann heraus (Drewermann, Matthäus Band 1, S.438f.): Christen waren “freier, persönlicher, offener eigenständiger, aber auch demütiger, innerlicher, im letzten angewiesenner als es jemals Menschen es gewesen sind. Allesamt waren die Christen Menschen, die den Tod in ihrem Leben überwunden hatten und für die ihr Dasein nach dem Vorbild ihres Meisters mehr war als als nur das langsame Dahinticken einer Totenuhr, für sie war es die Brücke, die über diese Zeit hinüberführt in die Welt Gottes, in die Ewigkeit”. Mit diesem Glauben waren Christen schon immer eine Minderheit: Heute drohen wir in Deutschland wieder eine Minderheiten – Kirche zu werden. Aber das Salz der Erde und das Licht der Welt ist unentbehrlich für eine Kultur des Erbarmens in Europa und der weiten Welt. Sonst gibt es verbreitet nur kalten Egoismus. Die Christen hatten als Minderheit seit je eine Antwort für die ganze Welt und die Ewigkeit. Jesus hatte nur die zwölf Apostel und einige Jüngerinnen. ÄIm römischen Reich waren die bekennenden Christen jahrhundertelang lang eine verfolgte Randgesellschaft, aber mit großer Hoffnung in einer brutalen Gesellschaft. Die wilden Germanen wurden langsam durch Bonifatius und andere missioniert. Luther und die Evangelischen waren auch erst wenige. Die bekennende Kirche war in der Nazizeit eine Minderheit gegenüber den Deutschen Christen. Märtyrer waren seit je einzelne mit großer Ausstrahlung und damit Salz der Erde und Licht der Welt.

Es wird behauptet, dass nach Christi Geburt, auch im christlichen Mittelalter, immer ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung entschiedene, bekennende Christen waren. Die DDR-Regierung hatte zum Beispiel zwar die Kirche leider nachhaltig bekämpft und den Kirchenaustritt gefördert. Aber wenn wir damals unsere Patengemeinde in Boock bei Stettin besucht haben, waren wir jedes Mal beeindruckt vom Glauben der zahlenmäßig kleinen Christenheit. Heute geht es darum, dass wir als bekennende Christen bekannt sind und als Licht leuchten. Und als Salz sollten wir spürbar das Zusammenleben bei uns würzen. Recht häufig ist in den langen Jahren als Gemeinde-Pastor dazu folgendes geschehen. Beim Beerdigungsgespräch sagte der überlebende Ehepartner: Herr Pastor, Sie haben meinen Ehepartner leider nicht mehr kennengelernt. Er ging auch nie zur Kirche. Aber er war im Grunde ganz fromm. Jeden Abend hat er in der Bibel gelesen, zu Gott gebetet und fromme christliche Lieder vor sich her gesungen. Niemand außer mir wusste davon. Jetzt ist er bei Gott. Wir Christen sollten das Bewusstsein haben, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein und es auch in Gesprächen einfließen lassen, dass wir Christen sind und bewusst zu Gott gehören. Das Thema Religion, Kirche und Glaube heute sollten wir in unser Gespräch einbauen und nicht nur die Themen: Ergebnisse der Bundesliga und der Politik. An unserer aufgeschlossener Art können Mitmenschen spüren, dass wir versuchen, Jesus nachzufolgen. Glaube mir, sie brauchen dich, die Menschen, die mit dir gehen. Sie brauchen dein Gutsein und dein Verstehen und das, was ihnen am meisten gebricht, dein Wissen um das ewige Licht (nach Hildegard Kutasi). Wir alle brauchen Jesus, das ewige Licht der Welt!

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