In den Sand gesetzt?
Auf festen Grund bauen
Predigttext: Matthäus 7,24-27 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)
24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.
26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.
27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
Übersetzung von Klaus Berger und Christiane Nord (1999)
24 Jesus erzählt ein Gleichnis vom Hausbau: Jeder, der mir zuhört und dann auch tut, was ich ihm sage, ist wie ein kluger Bauherr, der sein Haus auf Felsgestein gesetzt hat.
25 Wenn dann Dauerregen kommt, die Flüsse über die Ufer treten und die Stürme ums Haus toben, können sie es doch nicht zum Einsturz bringen, weil es auf Felsengrund gesetzt ist.
26 Bei den anderen, die zuhören, aber das Gehörte nicht in die Tat umsetzen, ist es dagegen, wie wenn ein dummer Mensch ein Haus einfach in den Sand baut.
27 Wenn dann der Dauerregen kommt, die Flüsse über die Ufer treten und die Stürme ums Haus toben, stürzt es sogleich zusammen und übrig bleibt ein großer Trümmerhaufen.
Gedanken zum Predigttext
Ein Haus zu bauen, zu haben, dieser Gedanke ist bei mir positiv besetzt. Das vermute ich auch bei den meisten meiner Hörer. Traugespräche drehen sich immer wieder um den Hausbau in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ein Haus ist in unseren geographischen Breiten wichtig. Das sprichwörtliche „Dach über dem Kopf“ schützt vor Kälte, Sturm und Regen. Niemand möchte in Norddeutschland im Zelt wohnen. Es sei denn als kleines Abenteuer in den Sommerferien.
Umso erstaunter lese ich „Gottesdienst Praxis“. Das Gleichnis vom Hausbau ruft negative Assoziationen hervor. Von „Enge“ und „Bausparmentalität“ ist die Rede. Damit hat das Gleichnis nichts zu tun. Jesus redet davon, was unser Leben trägt. Er ist der Felsengrund auf den kluge Leute bauen. Nur so lässt sich der Vergleichspunkt dieser Geschichte verstehen. Auf Jesus als den Felsengrund wird gebaut mit einer untrennbaren Mischung aus Hören und Handeln.
Das Gleichnis bezieht sich auf die Bergpredigt. Ich versuche keine Zusammenfassung der Bergpredigt zu bieten, sondern zitierte einige Verse wörtlich. Das Original wird seine Wirkung schon entfalten.
Die Sprache der Predigt wähle ich bewusst locker. In Niedersachsen ist das erste Wochenende nach den Sommerferien. Die Konfirmanden werden wieder im Gottesdienst sein. Außerdem versuche ich mit dem Spruch zu spielen, den das Gleichnis vorgibt: etwas in den Sand setzen.
Ein festes Haus braucht in unserer Gegend jeder zum Wohnen. Das sprichwörtliche „Dach über dem Kopf“ sollte bei uns schon stabil gebaut sein. Stürme, die ums Haus wehen, Blitz und Dauerregen kennen wir aus den letzten Wochen zur Genüge. Die Bilder von den Überschwemmungen in Goslar und Wolfenbüttel sind noch im Kopf. Ein Zelt kann auch ein Dach über dem Kopf sein. Auf der Konfirmandenfreizeit hat ein Tag Dauerregen den Zelten und den Jugendlichen nichts ausgemacht. Ich war froh, dass am nächsten Tag die Sonne wieder rauskam.
Ein festes Haus, gut gegründet, das Sicherheit vor Sturm, Regen und Kälte bietet, in das ich mich zurückziehen kann, einigeln kann und die Welt bleibt draußen, ich finde das ist eine feine Sache. Und wenn ich bei Paaren zu Gast bin, um ihre kirchliche Trauung vorzubereiten, dann ist oft die Rede von einem eigenen Haus. Entweder ist es schon bezogen, es wird gerade daran gearbeitet oder es ist der Traum, der in Zukunft noch wirklich werden soll. Wenn Familien in unseren Dörfern ein altes Haus ihr eigenen nennen, dann berichten sie, wie oft sie schon umgebaut haben, erst als die Kinder kamen, dann als die Enkel bleiben wollten, dann als sie die Treppe nicht mehr steigen konnten.
Aber Immobilien machen auch immobil. Der Mensch legt sich auf einen Ort fest. Für manche Menschen ist das ein Graus. Sie wittern Bausparmentalität, Enge, Starrsinn, unflexibel sein. Und mit einigem Recht sagen sie: Es ist nicht christlich sich in der Welt derartig einzurichten und sich an materielle Dinge zu klammern. Sie unterstellen quasi, dass Hausbesitzer nicht weiter schauen, als bis zum eigenen Gartenzaun.
Aber das ist doch jedem Christen klar: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Oder wie Paulus es sagt: Wir haben unser Bürgerrecht im Himmel (Phil 3, 20). Unser Haus hier wird nicht das letzte sein, das wir bewohnen. Egal wie schön es ist, es ist nur eine Hütte, die irgendwann zerfällt.
Der Punkt, auf den es Jesus im Gleichnis ankommt, ist ja ein ganz anderer: Es kann ja wohl nicht angehen, dass jemand so dusselig ist sein Haus in den Sand zu setzen. Fest gegründet gehört ein Haus, dann trotzt es Sturm und Regen. Das ist völlig klar.
Wer hört was ich sage und es dann auch tut, der gleich einem klugen Bauherren. Jesus geht es um Hören und Handeln. Es geht ihm darum, dass wir unser Leben auf festen Grund bauen. Festen Grund wird der Mensch haben, der Jesu Rede in die Tat umsetzt. Jesus geht es darum, dass wir unser Leben eben nicht in den Sand setzen.
Wer meine Rede hört und tut sie, der gleicht der klugen Bauherrin.
Das Gleichnis steht am Ende der Bergpredigt Jesu. Diese Rede ist das Fundament auf das gebaut werden kann. Ein paar Schlagworte, um Ihnen in Erinnerung zu rufen, was in der Bergpredigt steht:
- Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten,
mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt. Mt 5, 3 - Ihr seid das Salz für die Welt. Wenn aber das Salz seine Kraft verliert, wodurch kann es sie wiederbekommen?
- Es ist zu nichts mehr zu gebrauchen. Es wird weggeworfen und die Menschen zertreten es. Mt 5, 13
- Wenn du beten willst, dann geh in dein Zimmer, schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen. Mt 6, 6
- Macht euch keine Sorgen! Fragt nicht: ‘Was sollen wir essen?’ ‘Was sollen wir trinken?’ ‘Was sollen wir anziehen?’ Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all das braucht. Mt 6, 31f
- Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die linke hin. Mt 5, 39b
Diese Worte der Bergpredigt kann man auf verschiedene Weisen hören. Z. B. als strenge Handlungsanweisung, als Gesetz, das buchstäblich zu befolgen ist. Dann müssten wir unseren Töchtern sagen: Wehrt euch nicht, wenn Männer euch zu nahe treten, Gewalt ist keine Lösung. Jesus sagt, wir sollen die andere Backe hinhalten. So verstehe ich Jesus nicht. Die andere Wange hinhalten, kann ein Mensch nur aus einer Position der Stärke. Wenn ein Rechtshänder mich auf die rechte Wange schlägt, trifft mich der Handrücken. So schlägt man Sklaven. Voll Verachtung. Wenn ich auch die linke Seite biete, dann muss man mich wie einen ebenbürtigen Gegner schlagen, mit der Innenfläche der Hand.
Mach dir keine Sorgen, was du anziehen sollst. Das ist auch keine Handlungsanweisung. Das ist ein Befreiungsschlag. Mach dir keine Sorgen, ob du gut genug gekleidet bist, ob du schön genug bist. Für Gott bist du schön.
Ihr seid das Salz der Erde. An diesem Satz gibt es gar nichts zu befolgen. Es ist so: Christen würzen die Gegenwart mit dem, was die Welt braucht. Wir sind der Sand im Getriebe einer Welt, die vom Gewinn und vom Reichwerden regiert wird. Ohne uns ist es schlecht bestellt um diese Welt.
Die Bergpredigt ist kein Gesetz, in Stein gemeißelt, dass einen Christenmenschen erschlägt. Die Worte Jesu sind ein Plädoyer für die Sorglosigkeit: Gott kennt uns, Gott sieht uns, Gott weiß was wir brauchen. Blumenleicht und vogelfrei wird das Herz dessen, der diese Rede hört … und tut. Wer sich an Jesu Worte hält, der kann die Backe hinhalten und seinem Gegenüber ins Gesicht lachen. Wer Gewalt ausübt, will Macht über andere, genießt die Angst. Aber wenn man ihm ins Gesicht lacht? Ich weiß nicht, ob ich das könnte, wahrscheinlich bin ich bei aktueller Bedrohung doch ein Hasenfuß. Aber ich würde gern mich leicht nehmen, dem Hass ins Gesicht lachen.
“Jeder, der mir zuhört und dann auch tut, was ich ihm sage, ist wie ein kluger Bauherr, der sein Haus auf Felsgestein gesetzt hat.” Wir werden wohl kaum einen Bauherrn finden, der so dusselig ist, ein wertvolles Haus in den Sand zu setzen. Aber Menschen, die Jesu gute Botschaft gehört haben, aber sie als Unsinn abtun, gibt es viele. Dass Menschen ihr Leben in den Sand setzen, ist leider alltäglich.
Wie können wir das für uns verhindern? Wie baut man auf Jesus Christus? Hirnforscher sprechen von der Plastizität unseres Gehirns. Normalerweise laufen die Botschaften immer auf den gleichen Bahnen im Gehirn. Je mehr Botschaften die Nervenzellen und Verbindungen auf immer gleichen Wegen passieren, umso breiter wird die Datenautobahn im Kopf. Wenn nun aus irgendeinem Grund die Verbindung gekappt wird, dann bildet sich das Gehirn um. Neue Wege entstehen. Erst klein, dann immer ausgeprägter. Wir können neu denken, wir können neu handeln. Wir können neue Wege einspuren im Gehirn und im Leben.
Hören, was Jesus gesagt hat. Denken, was Jesus gesagt hat. Beten, was Jesus gesagt hat. Laut reden, was Jesus geredet hat. Handeln, was Jesus geredet. Ich finde es nicht leicht, anders zu reden und zu handeln als um uns herum geredet und gehandelt wird. Aber wir sind fähig, Jesu Rede in uns einzuspuren. Auf seinen Wegen zu gehen. So bauen wir unser Lebenshaus auf festem Fundament. Auch wenn es draußen stürmt, haben wir sicheren Grund. Wir sind klug und bauen nach dem, was Jesus geredet hat. Wir sind nicht so dusselig, unser Leben in den Sand zu setzen.
Diese Predigt ist ein sehr anschauliches Beispiel, wie man anschaulich predigt. Das eigentlich abstrakte Thema, einen festen Grund zu haben,, wird wortgewandt und verständlich erklärt: “Immobilien machen immobil.” Christen ist ja klar, dass wir hier keine bleibende Heimat haben auf Erden, sondern die zukünftige bei Gott suchen wir. Den festen Grund gewinnen wir, wenn wir besonders Jesu Worte aus der Bergpredigt in unsere Tat umsetzen. Die Bergpredigt und Jesus sind das Fundament unseres Lebens für alle Lebensstürme. Seine Worte sind kein Gesetz, sondern ein Plädoyer für Sorglosigkeit durch Gottvertrauen. Hirnforscher sagen heute, dass wir neu denken können, weil unsere WEge im Gehirn neue Wege gehen. Wenn uns nach der Bergpredigt richten, sind wir nicht so dusselig unser Leben in den Sand zu setzen.- Diese Predigt ist ein hervorragendes Beispiel, verständlich und doch tiefsinnig zu predigen auch für Studierte, Erfahrene und Konfirmanden.