Den Himmel im Blick haben

"Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ - Wer Christus sucht und ihm folgen will, der darf nicht nur nach oben schauen

Predigttext: Apostelgeschichte / Acta 1,6-12
Kirche / Ort: Ev. Friedrichsgemeinde / Worms
Datum: 10.05.2018
Kirchenjahr: Christi Himmelfahrt
Autor/in: Pfarrerin Dorothea Zager

Apostelgeschichte 1,6-12 (Übersetzung nach Martin Luther)

6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?
7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat;
8 aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.
12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt.

Wo wohnt Gott?

Zwei Gedankenanstöße zu Christi Himmelfahrt: Eine kleine jüdische Geschichte und ein jüdisches Weisheitswort.

Ein Kind kommt zum Rabbi – also zum Schriftgelehrten –, will ihn hinters Licht führen und sagt: „Ich gebe dir 100 Schekel, wenn du mir sagst, wo Gott wohnt.” Der Rabbi darauf nach einer kurzen Pause: „Und von mir bekommst du 200 Schekel, wenn du mir sagst, wo er nicht wohnt.”

Und: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“

Wo wohnt Gott? Wo ist Gott? Darum geht es beim heutigen Kirchenfest der Himmelfahrt Christi. Wo wohnt Gott? „Im Himmel!” Das ist die kürzeste und einfachste Antwort. Und das Wort von der „Himmelfahrt” legt eine solche Antwort ja auch nahe: Gott ist im Himmel. Doch so einfach und selbstverständlich dieser Satz auch sein mag, es geht damit gleich das Fragen weiter: Wo ist denn nun der Himmel? Und: Wenn Gott im Himmel ist, ist er da nicht gerade weit weg von mir? Fehlt er nicht da, wo ich ihn brauche, nämlich mitten in meinem Leben?

„Wo ist Gott?” Unter dieser Überschrift will ich dem heutigen Predigttext von der Himmelfahrt nachgehen. Drei Andeutungen dazu lese ich heraus. Nach jeder wollen wir zwei Strophen des nächsten Liedes miteinander singen.

Jesus lässt sich entdecken

3 Seinen Jüngern zeigte sich Jesus nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.

„Durch viele Beweise”: Jesus muss seinen Jüngern beweisen und spürbar machen, dass er da ist. Er muss ihnen beweisen, dass er lebendig ist. War er nicht am Kreuz gestorben? Hatte man seinen Leichnam nicht in ein Grab gelegt und das Grab verschlossen? Hoffnungen hatte er ihnen gemacht. Sie herausgerufen aus ihren Familien und aus ihrem Beruf. Und jetzt fällt das ganze wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Als er da war, war alles so leicht. Mit Jesus zusammen konnten sie Bäume ausreißen. Doch ein Weiterleben ohne ihn konnten sie sich nicht vorstellen. Wie die beiden Jünger, die am Ostermontag resigniert nach Emmaus zurückkehren, um in ihrem Heimatdorf den alten Trott wieder aufzunehmen.

Jesus scheint damit sehr seelsorgerlich umgegangen zu sein, wenn es hier heißt, vierzig Tage lang habe er sich unter ihnen sehen lassen. Fast so, als wolle er ihnen den abrupten Abschied ersparen. Fast wie ein Abschied auf Raten, der den Jüngern Gelegenheit gibt, sich langsam innerlich und äußerlich auf seinen endgültigen Weggang einzustellen. Er „hat sich sehen lassen” heißt es hier etwas geheimnisvoll. Also sahen ihn seine Jünger nicht aus eigener Kraft. Sie sahen ihn nicht, wie man andere Dinge dieser Welt wahrnimmt. In einer anderen Art war er da. Offenbar nicht wie aus Fleisch und Blut, wohl aber als der Lebendige, der Wirksame, der Erfahrbare. Wäre es genauso gewesen wie vorher, hätte es ja nicht die Beweise seiner Lebendigkeit gebraucht, von denen die Rede ist.

Wie immer es auch gewesen sein mag: Die Jünger haben seine Gegenwart glaubhaft und spürbar erfahren. Er hat mir ihnen geredet, er hat ihnen Mut gemacht, er hat sie getröstet. Und diese Ermutigung war so durchschlagend, dass es mit diesem kleinen Häufchen der Christen weiterging, auch als er dann nicht mehr unter ihnen war. Wäre es nicht das Selbstverständlichste von der Welt gewesen, wenn sich die kleine ängstliche Schar aufgelöst hätte, nachdem ihr Herr und Meister hingerichtet war?

Gott wohnt, wo man ihn einlässt

Weiterleben ohne den greifbaren und sichtbaren Herrn: Ist diese Situation der Jünger nach jenen vierzig Tagen nicht auch unsere Situation? An einen Jesus, an einen Gott glauben, den man seinen Kindern, seinen Jugendlichen und Zweiflern nicht richtig zeigen kann. Von dem man nur sagen kann: „Du kannst ihn erleben, wenn du dich auf ihn einlässt: auf sein Wort, auf das Gebet, auf die Stille und Meditation, auf die Gemeinschaft im Gottesdienst. Du kannst ihn nicht sehen, aber er, wie es im Text heißt, wird sich sehen lassen.” Gerne würden wir Gott manchmal herbeizitieren und am Kragen packen, um ihn wirklich glaubhaft zu zeigen und vorzuführen. Doch genau dem entzieht er sich.

Die erste Andeutung des Textes also auf die Frage: „Wo ist Gott?” Er ist nicht greifbar, aber er ist da, wo du dich auf ihn einlässt, wo du ihn bei dir einlässt.

Wir singen vom Lied 561 die Strophen 3-4.

Gott wohnt, wo einer Kraft bekommt

4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt. 8 Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

Zurück zu den Jüngern: Jesus zeigte sich, um sie vorzubereiten auf die Zeit ohne ihn. Er ermutigte und tröstete sie und zeigte ihnen, wie es nun weitergehen soll. Doch neben diesem inneren, diesem geistlichen Aufbau brauchten sie ganz einfach auch Kraft und Durchhaltevermögen. Sie brauchten Kraft für die neue Aufgabe, die sie nun erfüllen sollten: Andere Menschen zum Glauben an diesen Jesus einladen. Anderen weitersagen, dass der, den man nicht sehen und beweisen kann, dennoch spürbar da ist. Diese Kraft verspricht ihnen Jesus, die Kraft des Heiligen Geistes. Wo der Heilige Geist ist, da ist Jesus, da ist Gott selber. Der Heilige Geist ist die nicht greifbare, durchaus aber spürbare Kraft und Ermutigung Gottes.

Wieder auf uns heute bezogen: Die erste Andeutung war: Gott ist da, wo man sich auf ihn einlässt. In seinem Wort und im Gottesdienst z.B. Und doch gibt es immer wieder Menschen, denen allein das nicht genügt. Menschen, von Krankheit, Trauer oder Zweifel gefesselt, dass die Worte von Gottes Gegenwart einfach abprallen. Dass sie abperlen wie Wasser auf einem Regenschutz und nicht durchdringen. Sie brauchen spürbare Kraft. Sie brauchen spürbare und erfahrbare Ermutigung für den nächsten Tag. Und Gott sei Dank gibt es das auch immer wieder, dass Kraft da ist, die man gar nicht vermutete: Einfach so, oder durch Handauflegung und Segen, durch Abendmahl oder Gebet.

Die zweite Andeutung also auf die Frage: „Wo ist Gott?” Gott ist da, wo einer unerwartet und überraschend Kraft bekommt für seine Herausforderungen.

Wir singen die Strophen 5+6 des Liedes 561.

Gott wohnt in einer anderen Dimension

9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Damit war Jesus endgültig aus dieser sichtbaren Welt mit ihren drei Dimensionen verschwunden. Eine Wolke nahm ihn weg, heisst es. Solche Wolken tauchen (ähnlich wie die Engel) in der Bibel immer dort auf, wo die unsichtbare und ungreifbare Welt Gottes und unsere sichtbare Welt in Berührung kommen: Als Mose zu Gott auf den Berg Sinai stieg, verhüllte ihn eine Wolke. Eine Wolke verhüllte die sog. Stiftshütte, das Heiligtum auf der Wüstenwanderung. In dieser Wolke ging Gott dem Volk Israel voraus, um den Weg zu zeigen. Bei der sog. Verklärung auf dem Berg Tabor umfasst Jesus und die drei Jünger eine Wolke. Und vom Ende der Zeiten heißt es, Jesus werde auf den Wolken des Himmels daherkommen.

Die Wolke ist sozusagen das Vehikel, das Fahrzeug zwischen unserer Welt und Gottes Welt. Mit der Wolke nimmt Gott Jesus in seine Welt, in eine andere Dimension der Wirklichkeit, die „höher ist als unsere Vernunft”.

Gott nimmt Jesus in den Himmel. So haben unsere Vorfahren gesagt, die genauso wie wir über die drei Dimensionen dieser Welt nicht hinausdenken konnten. Und Himmel, das war für frühere Generationen automatisch oben. So haben es dann ja auch die mittelalterlichen Künstler dargestellt, als sie die Wolke malten, aus der unten gerade noch die Füße Jesu herausschauten. So war ganz einfach die Vorstellungswelt damals:

Hier die Erde, oben der Himmel, unten die Unterwelt.

Doch wenn Himmel die Welt und Dimension Gottes ist, warum soll Himmel nur oben sein? Und was heißt schon oben, seitdem der Mensch weiß, dass die Erde rund ist. Was heißt schon oben, seit der Mensch weiß, dass die Erde nur ein Stäubchen ist im unermesslichen Weltraum. Wenn wir so weiterdenken würden wie die Menschen damals, müssten wir Gott immer weiter weg suchen, je weiter der menschliche Geist und die technischen Geräte in den Raum hineinschauen können. Immer kleiner würde der Raum, wo er sich noch zurückziehen kann. Und wir wären letztlich auch nicht gescheiter als jener erste Mensch in der Erdumlaufbahn, der Russe Juri Gagarin, der triumphierend zurückkam, weil er den Gott der Christen da oben nicht finden konnte.

Der Himmel ist nicht fern, sondern nah

Nein, der Himmel ist eben nicht nur oben. Der Himmel ist nicht weit weg. Gottes Himmel ist überall und er ist ganz nah. Und so bedeutet Himmelfahrt auch nicht: Gott ist verschwunden. Sondern: Gott ist mitten unter uns. Die Jünger als Menschen ihrer damaligen Welt konnten das genauso wenig begreifen und schauten sehnsüchtig und wehmütig nach oben. Da musste Gott ihnen schon einen Dolmetscher schicken, einen Engel, der immer dort auftaucht, wo Gott einen kleinen Einblick in seine Welt gibt. Seit der sogenannten Himmelfahrt ist Jesus, ist Gott mitten unter uns. Und auch wir sollen nicht sehnsüchtig und wehmütig dorthin starren, wo wir ihn gerade vergeblich suchen. Wir könnten ihn darüber gerade da übersehen, wo er im Kleinen und Unscheinbaren da ist.

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In den Himmel gucken, ist doch etwas ganz herrliches! Bestimmt haben Sie das früher auch so gerne gemacht: Im Urlaub oder in den Ferien auf dem Rücken liegen und in den Himmel gucken. Die Wolken beobachten. Und dann sich irgendwelche Bilder ausdenken: Das sieht aus wie ein Hund. Und da reitet einer auf einem Pferd. Das da könnte ein Haus sein – und das da ein Herz. Herrlich, solche Luftschlösser zu bauen. Wohl dem Kind, das das früher machen durfte – und nicht gleich gerufen wurde, zum Klavier zu üben oder zum Abtrocknen. Und wohl dem Erwachsenen, der das nicht verlernt hat. Und der sich – wenn vielleicht auch heimlich – heute noch ab und zu auf den Rücken legt und in den Himmel schaut, sich die Wolken betrachtet und Luftschlösser baut. Aber halt! Wie hieß es doch gleich im guten alten Struwwelpeter:

„Wenn der Hans zur Schule ging,
Stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
Schaut er aufwärts allenthalben:
Vor die eignen Füße dicht,
Ja, das sah der Bursche nicht,
Also dass ein jeder ruft:
‚Seht den Hans Guck-in-die-Luft!’“

Oja, die Geschichte kennen wir. Und wir wissen auch, wohin es am Ende führt:

„Also dass er kerzengrad
Immer mehr zum Flusse trat.
Und die Fischlein in der Reih’
Sind erstaunt sehr, alle drei.
Noch ein Schritt! und plumps! der Hans
Stürzt hinab kopfüber ganz!“

So geht es halt, wenn man nicht schaut, wo man lang geht, dann fällt man irgendwann einmal zumindest auf die Nase, wenn nicht gar, wie der Hans Guck-in-die-Luft, hinab in den Graben. „Schau, wo du hintrittst!“ sagt man einem Kind deshalb nicht umsonst immer wieder. Weil die Kleinen gerne träumen, in den Himmel gucken oder sonst wohin – nur nicht auf die Straße oder auf die rote Ampel. Und wenn ich es mir recht überlege, dann wäre es gut, wenn auch uns Erwachsenen manchmal einer sagt: „Schau, wo Du hintrittst! Guck nach vorn!“.

Die heutige Lesung zumindest die scheint mir genau dies zu tun. Sie erinnern sich an die Männer in den weißen Gewändern und das was sie am Himmelsfahrtstag den Jüngern zugerufen haben: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ Als ob sie uns sagen wollten: Schaut auf den Boden, schaut wo ihr hintretet. Denn wer dauernd in die Wolken starrt, der fällt am Ende wie der Hans Guck-in-die-Luft auf die Nase! Deshalb: Schaut nicht auf den Himmel, schaut auf den Boden!

Mag sein, dass der ein oder die andere jetzt am liebsten einwerfen würden: „So kann das ja aber wirklich nicht stimmen! Ein Christ muss doch auf den Himmel blicken“. Wir müssen doch unser eigentliches Ziel in den Blick nehmen. Alle Welt schaut doch nur auf irgendwelche Ziele, die einzig und allein in diesem Leben eine Rolle spielen, die sozusagen vor den Füßen liegen: auf irdischen Profit, auf Glanz und Glamour, auf ein Werbung vorgegaukeltes falsches weil allzu kurzfristiges Glück. Da ist es doch gerade deshalb unsere wichtigste Aufgabe als Christen, den Himmel in den Blick zu nehmen und nicht das Irdische! Die Bibel ist voll von diesen Gedanken. Und immer wieder werden wir daran erinnert. Nur zwei Beispiele:

Jesus in der Bergpredigt: Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie vernichten und Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie vernichten, noch Diebe einbrechen und sie stehlen. (Matthäus 6,19+20) – Paulus im 1. Korintherbrief: Brüder und Schwestern, das ist ganz sicher: Menschen aus Fleisch und Blut können nicht in Gottes neue Welt gelangen. Ein vergänglicher Körper kann nicht unsterblich werden. (1. Kor 15,53)

Ein Christ, das muss doch einer sein, der zum Himmel schaut, oder nicht? Ja es stimmt. „Den Himmel im Blick haben“ heißt: wir haben für unser Leben eine klare Orientierung und ein klares Ziel. Wir haben einen Herren in unserem Herzen, der uns seinen Willen immer wieder deutlich ins Gewissen ruft. Darum das Gebet und darum die Bibellese. Und wir brauchen Zeiten der Ruhe, den Sonntag, dringend, um uns dieses Ziel immer wieder vor Augen zu führen und uns klar zu machen, was wirklich wichtig ist und was für unser Leben Bedeutung hat. Darum der Sonntag. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir zum „Christ guck-in-die-Luft“ werden dürfen!

Wenn wir als Christen nämlich nur noch auf den Himmel schauen, all dem, was hier um uns herum geschieht, nur noch mindere Bedeutung beimessen würden, wenn wir uns vormachen würden, dass es vor allem auf Gebet und Gottesdienst ankäme und die Menschlichkeit, das Miteinander die Sorge mit und für den anderen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, wenn wir anfangen würden zu glauben, dass Christsein zu praktizieren Gottesdienst besuchen bedeutet, und was ich außerhalb der Kirche mache, allein meine Sache sei, die niemanden etwas angeht, wenn wir es so verstehen würden, dann wäre das ein fataler Irrtum. Steht ja nicht da und schaut so zum Himmel! Schaut auf den Boden, denn hier spielt die Musik!

Der Himmel mag das Ziel sein und das Ziel darf man nicht aus den Augen verlieren. Aber hier, vor uns, hier ist der Weg dorthin. Und wer nicht auf den Weg schaut, fällt über kurz oder lang auf die Nase! Wer Christus sucht und ihm folgen will, der darf nicht nur nach oben schauen. Denn wo zwei oder drei von uns, wo die versammelt sind, dort ist er mitten unter uns und dort ist er deshalb auch zu finden. Und was wir irgendjemandem von denen, die mit uns unterwegs sind, was wir einer oder einem von ihnen getan haben, das haben wir ihm getan – oder wir haben es ihm am Ende auch nicht getan. Hier spielt die Musik, hier ist der Weg, hier begegnen wir Christus – nicht in einem fernen Himmel. Deshalb: Schaut nicht hinauf, der Herr ist hier bei uns.

Ein „Christ Guck-in-die-Luft“ wird, wenn er ständig mit frommem Blick am Himmel hängt, den richtigen Weg und das Ziel kaum finden. Denn wer dauernd in die Luft guckt, der fällt schließlich höchstens in den Graben, und da fressen einen am Ende ja bekanntlich nur die Raben. Ein „Christ guck-nach-vorne“ befolgt den letzten der Rat dieser Männer mit den weißen Gewändern. Er geht unter die Menschen und liebt, wie Christus uns geliebt hat. Der verzeiht, wie Christus uns verziehen hat und der gibt sein Leben für seine Freunde. Denn eine größere Liebe gibt es nicht. Am Ende wird er mit Sicherheit das Ziel erreicht. Denn wer den, der zum Himmel aufgefahrenen ist, in den Menschen sucht, der wird entdecken, dass Jesus bei uns ist. Und er ist nicht nur da, sondern er geht uns voran, bis wir unser Ziel sicher erreicht haben: den Himmel.

 

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