“Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen …“
Jesus ist mehr als nur ein Vorbild an Nächstenliebe, ein guter Mensch, ein Prophet, Seelsorger und Visionär
Predigttext: 1.Petrus 1,3-9 (Übersetzung nachvMartin Luther, Revision 2019)
Lebendige Hoffnung
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. 6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
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Einführung in den Predigttext
In diesem Jahr durfte ich zu diesem Text den Predigtimpuls im Deutschen Pfarrerblatt Heft 3 S. 151 schreiben. Das Wichtigste daraus referiere ich hier.
Der Predigttext stammt höchstwahrscheinlich nicht von Petrus, sondern sein Sekretär Silvanus hat ihn nach der Autorität des Petrus in gutem Griechisch geschrieben. Abfassung ca 90 n. Chr. in Rom. Damals wurden Heiden - und Judenchristen hauptsächlich verfolgt in Kleinasien und sollten ermutigt werden im christlichen Glauben.
Der Text besteht aus drei langen Sätzen und drei Themen: Zuerst wird ein froher Glaube mit Auferstehung und Wiedergeburt verkündet. In den Verfolgungen aber wird ihr Glaube aber aktuell auf die Probe gestellt. Zum Schluss wird daran erinnert, dass die Christen getauft sind und mit Jesus in der christlichen Liebe verbunden sind bis zum ewigen Leben.
Predigtmeditation
Weil wir in der Zeit einer gewissen Christus-Vergessenheit leben, ist der Text sehr aktuell und wichtig. Jede Zeit hatte bisher ein besonderes Symbol von Jesus Christus zum Beispiel als himmlischen Herrscher über Alles zur Rechten Gottes bis zum Symbol: Sendbote des neuen Seins bis zum Christus, der ein Gewehr auf den Knien zerbricht während der Studentenbewegung. Heute ist Jesus oft nur ein ethisches Vorbild und ein Friedensstifter.
Im Text ist Jesus zur Rechten Gottes der auferstandene kosmische Christus, der weltweit alles zum Guten wenden will. V 4 Bei Gott hält er für uns ein Leben bereit, das nie vergeht. V 5. Wir stehen unter seinem Schutz bis zum Ende der Welt.
Am Sonntag Quasimode geniti und danach soll die Osterfreude andauern mit Christus! Vor allem glauben wir an die Vollendung der Welt. Niemand hat das in unserer Zeit plausibler ünd überzeugender verkündet als der geniale Priester und Naturwissenschaftler Pierre Teilhard de Chardin (s. Wikipedia: Die Stufen der Evolution nach Teilhard de Chardin).
Zu Ostern singen wir Christen: „Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen“. Im Predigttext aus dem Petrusbrief heißt es dazu: Jesus ist nicht nur auferstanden von den Toten, sondern ist jetzt im Himmel. Bei Gott hält er einen Besitz bereit für uns in Ewigkeit und beschützt uns lebenlang und ist bei uns. Er führt alles zur Vollendung der Heilsgeschichte bis zum ewigen Leben bei Gott. Nur mit Jesus gibt es ein sinnvolles Ziel der Weltgeschichte.
I.
In diesen Jahrzehnten leben wir leider in einer Zeit einer gewissen Christus-Vergessenheit und Christus-Ferne. Ganz früher war Christus zur Rechten Gottes der Allherrscher, der mit Gottvater zusammen die Welt regierte. Er bringt die Heilsgeschichte zum ewigen Ziel: dem Gottesreich des Friedens. Zur Zeit der Studentenbewegung war das Symbol von Jesus wichtig, der ein Gewehr über dem Knie zerbrach. Paul Tillich sprach vom Christus, der überall das neue Sein der Nächstenliebe und Gottverbundenheit brachte und endgültig bringen wird. Auch gab es begeisternde Musicals wie Jesus Christ Superstar und Godspell.
Jesus ist mehr als nur ein Vorbild an Nächstenliebe, ein guter Mensch, ein Prophet, Seelsorger und Visionär. Ostern sollten wir nutzen, um die Begeisterung und die Liebe für unseren Christus, unseren Freund und Bruder, neu zu feiern und zu verehren. Im Petrusbrief heißt es: „Ihn liebt ihr, ohne ihn zu sehen“. Als erstes sollten wir die Bedeutung von Jesus als auferstandenen Sohn Gottes zur Rechten Gottes feiern und ihn loben und lieben. Er führt Gottes ganze Heilsgeschichte zum endgültigen Ziel.
Alle Wissenschaften, aber auch die Theologie und besonders Papst Benedikt sind im Zentrum verbunden durch die Lehre von der kosmischen, dann auf der Erde biologischen und jetzt kulturellen Evolution. Vom Urknall aus haben sich die Gestirne und die Erde entwickelt. Auf der Erde gab es zuerst Einzeller und dann Pflanzen und immer intelligentere Tiere bis zum Menschen. Im Mutterleib haben wir alle zuerst aus einer einzigen, befruchteten Zelle bestanden, die sich teilte, verdoppelte und nach vererbtem Plan vervielfachte. Durch die Menschen gibt es bis heute die kulturelle Evolution. In unserer Computer-Internet-Welt rast sie täglich zu immer neuen Fortschritten und Erfindungen. Wer will, kann auch Fortschritte an Humanität und christlicher Nächstenliebe sehen.
II.
Was hat das alles mit Ostern und der Auferstehung Jesu zu Gott zu tun? Wäre Christus nicht auferstanden, so wär die Welt vergangen. Die Naturwissenschaft verkündet jetzt schon aus ihrer Sicht, dass unsere Welt vergehen wird. Am Ende steht für sie der Wärmetod unseres Erdballs und der Tod aller Lebewesen und Menschen. Am Ende gäbe es ohne Jesus Christus keine Hoffnung für uns und nur Tod und Untergang.
Weil Gott schon ein Mal einen Toten zum Leben erweckt hat, Jesus Christus, wird er das Wunder auch an uns vollbringen, um uns in unvergänglicher Gestalt neu zu schaffen. Heute ist plausibel, daß er von jedem Menschen das Erbgut genau kennt, und uns als Personen in sein ewiges Reich bringt (s. F. J. Tipler: Die Physik der Unsterblichkeit. Moderne Kosmologie, Gott und die Auferstehung der Toten). Wäre Christus nicht erstanden, so würde die Welt gewiß vergehen. Weil er auferstanden ist, haben wir die Gewissheit auf das ewige Leben und „loben den Herren Christ“.
Der Predigtext lädt uns deswegen ein zur großen Freude zu Ostern und unser Leben lang. Aber er ist kein Schönmaler. Wir haben keine „wellness religion“. Noch gibt es Leid, und das Böse verfolgt uns oft. Wie oft haben wir schon Leid ertragen in allen Stärken! Krankheiten, Unfälle, Schicksalsschläge. Zum Beispiel den Tod des liebsten Menschen. Davon könnten wir alle viel berichten. Manchmal haben wir gefragt, wie Gott das zulassen kann. Wie oft wurden wir aber beim Leid getröstet und ermutigt. Davon können wir doch auch viel erzählen. Der Bibeltext will uns trösten, daß die Leiden oft unseren Glauben nur erproben und dann bestärken.
III.
Zwei Jahre bei der Bundeswehr auch in Bayern mit Atomkriegs-Gefahr bei der Kuba-Krise waren für mich ein Leiden auch am Gewissen und ein großer Streß. Aber gerade da habe ich mich entschieden, Pastor zu werden. Dort habe ich als zu gutmütiger Mensch viel für das spätere Lehrerdasein gelernt. Viel gelernt haben wir alle für unseren Glauben durch die Streitgespräche über unseren christlichen Glauben. Nach dreißig Jahren solcher Gespräche mit Oberschul-Primanern habe ich die Erfahrung gemacht: Viele Menschen diskutieren sehr scharf über den Glauben, weil sie auf der echten Suche nach Gott sind. So ähnlich wie Friedrich Nietzsche. Das sind ergibige Gespräche. Manche aber sind fanatische, sture Atheisten und reden endlos aus Rechthaberei und nehmen Glaubensargumente jahrelang nicht an. Richard Dawkins verhöhnt sogar die Suche nach Gott.
Stark ist die Ermutigung des Glaubens immer wieder durch Kirchenlieder, Gottesdienste und die Worte Jesu in der Bibel und dazu die Psalmen und Gespräche mit gläubigen Christen. Und besonders die Gegenwart Jesu als Freund und Bruder und die Hoffnung auf das ewige Leben bei ihm und Gott stärken uns in Krisen des Lebens. Ermutigend ist auch das moderne Gedicht von Hanns Dieter Hüsch:
„Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen? Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen. Was macht, dass ich so unbeschwert bin und mich kein Trübsinn hält, weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt“.
Eine originelle Blume im Strauß der vielen Osterzeugnisse: Da dürfen bei Heinz Rußmann die Thesen von Teilhard de Chardin und Frank Tipler nicht fehlen. Sie sind theologisch umstritten, aber mir gefallen sie, und es würde mir etwas fehlen, wenn sie nicht immer wieder zum Blühen gebracht würden.
Ich habe den Eindruck, dass die Predigt total über dem Text schwebt. Das finde ich sehr schade, weil so ei anspruchsvoller Bibeltext genau gelesen werden will. Einfach schade!