Pfingstlicher Auftrag – den Glauben an Jesus auf jede Weise verbreiten

Gottes Geist breitet sich überall aus

Predigttext: Johannes 20,19-23 (mit Einführung)
Kirche / Ort: Lübeck
Datum: 02.06.2020
Kirchenjahr: Pfingstmontag
Autor/in: Pastor i. R. Heinz Rußmann

Predigttext: Johannes 20,19-23 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.
21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!
23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Überlegungen zur Predigt

Der Predigttext zum Pfingstmontag verbindet plausibel eine Erscheinung Jesu vor den Jüngern nach Ostern und nach der Himmelfahrt mit dem Pfingstauftrag: Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich Euch ! ( V 21 )

Für Zeitgenossen ist das Auferstehungs -Wunder Jesu nach dem Tod besonders schwer zu verstehen und zu akzeptieren. Es ist leichter an Gott, den Schöpfer und Vollender des ganzen Weltalls zu glauben. Eine große Hilfe für das Oster – und Himmelfahrts-Wunder ist der Glaube an die Dreieinigkeit Gottes, aber auch die Verbindung der christlichen Heilsgeschichte mit der Evolution nach Teilhard de Chardin ( s Predigt ) In dreißig Jahren als Gemeindepastor konnte ich viele Skeptiker von Jesus, dem auferstandenen kosmischen Christus überzeugen.

Literatur: Rudolf Bultmann Johannes-Evangelium, Eugen Drewermann Johannes Band 2, Güntzel Schmidt, im Deutschen Pfarrerblatt 2, 2020

 

 

 

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Glaube und Mission

Der Predigttext verbindet ganz großartig die Auferstehung Jesu an Ostern und die Himmelfahrt Jesu mit dem Missionsauftrag und der Geistverheißung an die Jünger zu Pfingsten Nehmt hin den Heiligen Geist! Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch, sagt der Auferstandene ja den Jüngern!

Viele Menschen glauben an Gott, den gewaltigen und faszinierenden Schöpfer des Weltalls und der Erde. Dass er Jesus Christus zu uns als seinen Stellvertreter geschickt hat, um in seiner Schöpfung zu erscheinen, akzeptieren noch viele. Es fällt aber vielen Christen schwer, an die Auferstehung Jesu von den Toten nach Kreuzigung und Grablegung zu glauben. Schon die Jünger im Predigttext zweifeln. Und schließlich: Der Missionsauftrag Jesu für die Jünger, der zum Pfingstfest gehört, ist nicht selbstverständlich.

Kosmischer Christus

Ich möchte versuchen, Ihnen die Theologie des katholischen Priesters und Wissenschaftlers Pierre Teilhard de Chardin als eine Hilfe für den Glauben anzubieten. Für mich waren seine Thesen die Rettung für den Glauben, der Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten umspannt. Jeder, der über den Glauben spricht, wird die Erfahrung, daß er für seinen Glauben an die Auferstehung belächelt wird.

Die Thesen des französischen Theologen lassen sich so zusammenfassen. Teilhard schließt am Johannesevangelium an. Gott war schon am Anfang der Schöpfung dabei. Am Anfang war das Wort, so setzt das Evangelium ein. In diesem Wort war für Teilhard der Plan der Weiterentwicklung des Lebens enthalten. Gottes Schöpfung hört nicht auf nach sieben Tagen, sie geht weiter. Und Gott erscheint dann zu einem bestimmten Zeitpunkt in Jesus Christus. Das Wort ward Fleisch (Johannes 1,14). Im Neuen Testament ist Jesus nach der Kreuzigung an Ostern von den Toten auferstanden. Am Himmelfahrtstag ist er zurückgekehrt zu Gott. Seitdem ist er gegenwärtig – wie Gott gegenwärtig ist. Er ist, wie Teilhard sagt, ein universaler Christus. Gott ist bei den Menschen, bei uns als Gemeinde und auch darüber hinaus. Nach dem Predigttext erscheint er seinen Jüngern und hat sie an Pfingsten beauftragt, für Jesus und das Reich Gottes zu werben. So wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich Euch!

Im Geist, dessen Kommen wir an Pfingsten feiern, ist Christus gegenwärtig, zuerst in der Kirche, aber auch darüber hinaus. Wir leben in der Zeit der Gemeinde, die mit Pfingsten in Jerusalem begann und am Ende im ewigen Leben und Gottes Reich nicht aufhört. Jesus Christus predigt Nächstenliebe, Humanität, Glauben. Diese frohe Botschaft soll sich ausbreiten, sagt der Predigttext.

Für Teilhard gilt: Der Glaube verbindet sich mit Fortschritt und Entwicklung, auch wenn noch vieles zu tun bleibt. Lebensqualität hat sich gegenüber früher sehr verbessert. Am deutlichsten ist, dass sich unsere durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten zwei Jahrhunderten verdoppelt hat. Die Sklaverei wurde beendet. Frauen wurden gleichgestellt. Recht, Arbeit, Fürsorge und Kommunikation werden wertgeschätzt.

Gottes Reich breitet sich aus

Pfingsten zeigt: Wer sich vom Geist getragen weiß und Gott vertraut, der kann auch Nächstenliebe fördern und den Glauben an Jesus auf jede Weise zu verbreiten. Wir leben in der Kirche leider schon seit Jahren in einer Phase einer gewissen Christusvergessenheit. Man kann das leicht beobachten, dass Jesus als Christus und Sohn Gottes und Teil des dreieinigen Gottes viel zu wenig vorkommt. Früher gab es immer wieder Phasen der Jesus-Begeisterung. Martin Luther hat Jesus als Bruder und Retter in den Mittelpunkt gestellt. Der Pietismus war Jesus besonders nahe in der persönlichen Nachfolge. Heute droht eine Verflachung des Glaubens an Jesus.

Was können wir heute tun? Freunde und Verliebte haben immer neue gute Ideen, um ihren geliebten Menschen eine Freude zu machen. Die Frage stellt sich: Welche Ideen haben wir für Jesus und sein Reich? Es gibt so viele Möglichkeiten: Wir können Jesus zum Vorbild nehmen und im Neuen Testament lesen. Zu Bibel-Gesprächen können wir uns treffen. Wir können Kontakt halten zu Einsamen und Kranken und sie mit Jesus ermutigen und zur Gemeinde einladen.

Wir können zu Jesus beten. Der Himmel, der kommen wird am Ende, ist bei Jesus jetzt schon da. In Situationen großer Not kann das Gebet helfen. Für einige Menschen ist er im Gebet wie ein großer Bruder geworden. Die Frage: Was würde Jesus mir raten? öffnet für viele Glaubende einen Weg zu einer Lösung.

Wir können auch einladen zu besonderen Gottesdiensten. Für die Jüngeren können wir christliche Pfadfinder-Gruppen in der Gemeinde aufbauen. Und auch viele Eltern würden bestimmt dabei mitarbeiten. Dazu können theologische Kurse kommen und Unterricht in seelsorglicher Gesprächsführung. Diese Liste kann noch verlängert werden. Ich halte mich dabei auf, um Ihnen Anregungen zu geben für Ihre viel besseren Ideen für Gemeinde- Aktivitäten. Wir brauchen sie alle, um Glauben und Vertrauen, die uns geschenkt sind, weiterzugeben. Wie kann der Heilige Geist Jesu unter uns mehr Feuer der Begeisterung brennen lassen?

Seit dem ersten Pfingsten wissen wir Christen uns getragen von der Kraft des Heiligen Geistes, von der Liebe und Treue Jesu. Der, an den wir glauben, ist bei uns alle Tage bis an der Welt Ende und erwartet uns in seinem Reich. Er hilft uns auch in dieser Zeit der Beschwernisse und der Distanznahme, die wir wegen des Coronavirus üben müssen. Viele Menschen sind im Alltag viel freundlicher und hilfsbereiter als früher. Wir können darauf vertrauen, daß der Glaube an Jesus dazu beiträgt. Und gerade an Pfingsten könne wir sicher sein, daß dieser Beistand uns erhalten bleibt.

 

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Ein Kommentar zu “Pfingstlicher Auftrag – den Glauben an Jesus auf jede Weise verbreiten

  1. Hans-Dieter Krüger

    Auf die Frage, in welcher Weise Christus durch den Heiligen Geist aktiv ist, gibt die Predigt ein sehr schöne Antwort: „Im Geist, dessen Kommen wir an Pfingsten feiern, ist Christus gegenwärtig, zuerst in der Kirche, aber auch darüber hinaus. Wir leben in der Zeit der Gemeinde, die mit Pfingsten in Jerusalem begann und am Ende im ewigen Leben und Gottes Reich nicht aufhört. Jesus Christus predigt Nächstenliebe, Humanität, Glauben.“ Gern übernimmt der Prediger die Weltsicht von Teilhard de Chardin und übernimmt dessen Fortschrittglauben: „Der Glaube verbindet sich mit Fortschritt und Entwicklung, auch wenn noch vieles zu tun bleibt. Lebensqualität hat sich gegenüber früher sehr verbessert. Am deutlichsten ist, dass sich unsere durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten zwei Jahrhunderten verdoppelt hat. Die Sklaverei wurde beendet. Frauen wurden gleichgestellt. Recht, Arbeit, Fürsorge und Kommunikation werden wertgeschätzt.“ Wer an dem Gedanken der „Versöhnung“ von Glauben, Wissenschaft und Philosophie Gefallen hat, wird diese Predigt gerne und dankbar lesen und hören.

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