„Wo bleibst du Trost der ganzen Welt …”
Hoffnung auf Gottes Zuspruch contra Covid
Predigttext: 1. Mose/ Genesis/Bereschit, 1. Mose 18,1-2 .9-15 (Übersetzung nach Martin Luther, Revison 2017)
1 Und der Herr erschien Abraham im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war.
2 Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde.
9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt.
10 Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr, siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Da hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes.
11 Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, so dass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise.
12 Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt.
13 Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Meinst du, dass es wahr sei, dass ich noch gebären werde, die ich doch alt bin?
14 Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen über’s Jahr, dann soll Sara einen Sohn haben.
15 Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht-, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.
Hinführung zur Predigt
Der empfohlene Predigttext führt weit zurück in die tradierten Geschichten um die Vorväter und -mütter Israels, das Warten auf die Erfüllung der Verheißung (Gen 12,1 -3), Ahnherr und -frau eines großen Geschlechts zu sein und die vielfältigen „Gefährdungen der Ahnfrau“ (Gen12,10 – 20, Gen 26,7 -11 etc). Gottes Wort ist treu, wenn auch mehr oder weniger geduldig erwartet. Alte theologische Schulen sprachen von „Prüfungen“.
Bemerkenswert an der vorliegenden Perikope Genesis 18, 1-2, 9 -15) ist das zweimalige Wortspiel: Die Namensätiologie „Yichak“, was frei übersetzt: Er hat gelacht , („Gott hat gelacht“?, „Gott hat zum Lachen gebracht“?) oder auch „der Lacher“ heißen könnte. Nur in den Ahnvätererzählungen erscheint dieser Name im Tenach. Möglicherweise ist Gen 21,6 die erste und ursprüngliche Tradition „Gott hat mir ein Lachen zugerichtet“ (Übersetzung nach Luther), die den singulären Namen zu erklären versucht. Dann wäre die hier breiter ausgelegte Fassung von Saras Lachen eine ausführlichere und spätere Erklärung.
Sara bedeutet „Fürstin“. Der Name erinnert an die herausgehobene Stellung der Frau Abrahams. In der Predigt ist es der Verfasserin wichtig, mit der Wortbedeutung auch den Wandel in der Entwicklung Saras hervorzuheben. Wenn Gott sie anredet, wenn sie ihre Würde zurückerhält, zeigt sie sich befreit. Sie wird wieder eine Fürstin! Nur als Anekdote sei angemerkt, welche Dummheit die Nationalsozialisten begingen, als sie 1938 allen Frauen jüdischer Herkunft den Zwangsnamen „Sara“ beilegten. Sie machten damit aus den gedemütigten Frauen Fürstinnen!
Problem: Wer spricht? Bereits die frühen Theologen diskutieren den erzählten Rahmen vom Besuch dreier! Männer bei Abraham und Sara, und der monotheistischen Rede des Einen Gottes, der vor Ahnherr und Ahnfrau seine Verheißung ausspricht, bzw erneuert. Die ganze Diskussion soll hier nicht erörtert werden. Angemerkt sei lediglich, dass seit den Kirchenvätern diese Textstelle als Beweis für die Trinität Gottes angesehen wurde. Der auffällige Wechsel zwischen Dreien und Einem ist so auffällig, dass sie bereits in der jüdischen Redaktion gewollt erscheint. Welchen Ertrag allerdings hätte eine Diskussion darüber in der Predigt? Gelehrte Rede, ja, aber soll nicht Hoffnung und Trost heute vermittelt werden? Welchen Unterschied macht es hier, ob Gott Einer oder Drei in Einem ist? Er ist derjenige, der Worte der Befreiung für Abraham und Sara ausspricht. Das genügt!
In der orthodoxen Welt ist die Diskussion um die Dreifaltigkeit in Gen 18 von enormer Bedeutung. Eine ganz eigene typologisch – allegorische Deutung ist wesentlich. Es hätte natürlich einen besonderen Reiz, die wunderschöne und theologisch wie kunstgeschichtlich äußerst bedeutsame Dreifaltigkeits-Ikone von Rubljow (1425, Moskau) in die Predigt einzubeziehen. Doch leider führte dies vom Thema der von der Verfasserin dargelegten Predigt fort. Schade, aber eine Predigt ist kein religionsgeschichtlicher Vortrag.
Es ist wohl den langjährigen Bemühungen von Frauen: Predigerinnen, Pfarrerinnen, feministischen Theologinnen zu verdanken, dass einer der Kerntexte der feministischen Theologie, Genesis,1.Mose 18,1-2, 9-15 in die regelmäßige Perikopenreihe aufgenommen wurde. Sehr erfreulich! Aber warum wurde die Verheißung des Sohnes für Abraham und Sara zum Predigttext des 4. Advent aufgenommen? Problemdarstellung: Der Sohn der Verheißung ist Isaak, als Lohn langer Treue für den Ahnvater Abraham. Im Advent aber wartet die Gemeinde auf das Kommen Christi, den Sohn Gottes selbst.
Zur Erklärung könnte dienlich sein, den Evangeliumstext des Sonntags zu betrachten: Lk 1, 26 – 38, (39 – 56): Die Verheißung an Maria. In der sehr ausführlichen Textstelle wird jedoch auch Elisabeth, der biblische Tradition nach eine Cousine Marias, und ihre Geschichte thematisiert. Wie Sara ist auch Elisabeth bis ins hohe Alter ohne Kind und Erben. Nach jüdischer Tradition das Schlimmste, was einer Frau geschehen kann: Eine verlassene, eine „Aguna“, deren Mann sich jederzeit von ihr trennen kann und sie in tiefe soziale Not stürzen lässt. Maria und auch Elisabeth jubeln über die verheißene Geburt: Lukas, 1,47: „Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen…“ Die Wortwahl „Niedrigkeit“ lässt in der jüdischen Tradition eher die sozial deklassierte (Ehe-)Frau ohne Kind anklingen, als an das junge Mädchen, die junge Frau Maria! Auch die Auswahl aus dem Psalm des Sonntags, Psalm 102, 13,14, 18, 20-23 (Psalm 102, der sogenannte fünfte Bußpsalm) drückt es aus: Vers 18: Er (Gott) wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmäht ihr Gebet nicht.
Die Weisheit der Perikopenreform lässt also annehmen, dass das Thema des 4. Advents eine frauenspezifische Sicht zulässt. Allerdings ist es auffällig, dass all die genannten Texte aus ihren Zusammenhängen gestückelt wiedergegeben werden (Genesis und Psalm) bzw aus theologisch ganz verschiedenen Versatzstücken zu fast unliturgischer Leselänge gestreckt wurden. Sei’s drum!
Festzuhalten für die Predigt zum 4. Advent ist also, sich auf die Person der Sara zu konzentrieren, weniger auf das Problem, des möglichen Missverständnisses, wer als Sohn der Verheißung denn überhaupt gemeint sei: Jesus oder Isaak? Prediger und Prediger sollten sich hüten, das Predigtwort aus dem 1. Testament vorschnell christologisch zu deuten!
Dennoch darf der Hörer, die Hörerin erwarten, dass das eigene Warten auf Weihnachten, auf Jesus Christus, Erwähnung findet. In diesem Jahr besonders darf auch die aktuelle Situation um die Pandemie, Sorge um die Gesundheit, die Erschütterung von Gewissheiten, dass nichts mehr so sein wird, wie gewohnt, vielleicht nie wieder sein wird, das Problem von Einsamkeit und der Bedarf an Trost, Eingang in die Predigt finden. Die Verfasserin ist der Überzeugung, dass die Predigt Hoffnung vermitteln muss, Glaubensgewissheit zu teilen hat und das Leben der Hörerinnen und Hörer ernst genommen wird.
Diese Überlegungen ließen die Verfasserin sich entschließen, (wieder einmal) eine teils narrative Predigt zu versuchen. Damit soll erreicht werden, dass gerade Frauen in der Lebensmitte und darüber hinaus, sich von der Verwandlung der niedergedrückten, deprimierten, gedemütigten Frau des Abraham in die „Fürstin“ Sara überzeugen zu lassen. Vielleicht als Vorbild für einen eigenen Wandel in Zeiten großen Unsicherheit. Gott hat uns angesehen, darum werden wir angesehene Personen! Gott meint uns! mit seiner Verheißung, Wert und Würde zu besitzen. Wir sind es wert!
Der kontextuelle Spagat dabei ist nicht zu übersehen: Sara ist keine Frau von heute. Vorsicht in Sprache und Gestaltung ist angebracht. Konzentrieren wir uns auf einen Punkt: Genau wie Sara damals habe auch „ich“ heute Würde!
So wird aus der Anrede an Sara eine Befreiungsgeschichte. Die Verfasserin entschied sich, Sara und Abraham wie ein Beispielpaar darzustellen, das auch eine Beziehungskrise durchlebt. Sie finden wieder zueinander, als Sara sich nicht mehr als gedemütigt erlebt, dass sie ein vollwertiger Mensch und nicht nur (unfähige) Gebärerin eines Sohnes und Erben ist. An dieser Stelle sei erwähnt, dass bis heute im streng orthodoxen Judentum der Hauptzweck einer Ehe darin besteht, dass die Frau Kinder zur Welt bringt. Kinder sind der sichtbare Segen Gottes. Bleibt er aus, bedeutet das eine Katastrophe Aktuell in der Netflix-Serie „Unorthodox“ nach dem autobiographischen Bericht von Deborah Feldmann hervorragend verfilmt. (Zitat: „Wir müssen die sechs Millionen Ermordeter ersetzen.“) Die Protagonistin befreit sich aus diesem Zwang.
Wochenspruch
Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich euch: Freuet euch! Phil 4, 4. 5b
Lieder
"O Heiland, reiß die Himmel auf" (EG 7)
"Tochter Zion" (13)
"Gott sei Dank" (14)
Englische Carols zeigen mit mehr Leichtigkeit die Erwartung der Adventszeit. Sie sind theologisch nicht so drückend schwer wie viele deutsche Adventslieder. Erwähnt sei hier : „O come, o come, Emmanuel“ evtl als solistischer Vortrag, da das Singen coronabedingt nicht erlaubt sein wird.
Gebet
(In Zeiten von „Corona“ ist es wichtig, sich zu besinnen, womit wir selbst beschenkt sind und was anderen fehlt. Um die Perspektive zurecht zu rücken ein schon klassisch zu nennendes Gebet):
Ich bin reich Herr, an allem, was ich zum Leben brauche. Ich gedenke aller, die im Elend leben. Ich habe keinen Mangel an Kleidern. Ich gedenke aller Frierenden und aller Ungeschützten. Ich habe Schuhe an den Füßen und gedenke aller nackten Füße auf den Straßen und im Staub dieser Welt. Ich bin gesund und habe einen Arzt. Ich gedenke der Kranken und aller, die sterben müssen, weil niemand ihnen hilft. Ich lebe im Frieden und gedenke aller, die zertreten und zerrissen werden durch die Maschine des Krieges. Ich stehe vor dir als dein Kind. All derer gedenke ich, die verzweifeln, weil sie dich nicht kennen, dich, den Vater aller Menschen. (Jörg Zink)
Segen
Gott, der Lebendige, der Ursprung und Vollender allen Lebens, segne dich, gebe dir Gedeihen und Wachstum, Gelingen deinen Hoffnungen, Frucht deiner Mühe. Er behüte dich vor allem Argen. Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten, wie die Sonne über der Erde das Erstarrte wärmt und löst und das Lebendige weckt in allen Dingen. Er sei dir gnädig, wenn du schuldig bist. Er löse dich von allem Bösen und mache dich frei. Gott hebe sein Angesicht auf dich. Er schaue dich freundlich an. Er sehe dein Leid und höre deine Stimme, er heile und tröste dich. Und gebe dir Frieden, das Wohl des Leibes, Wohl und Heil der Seele, Liebe und Glück und führe dich an dein Ziel. Amen. Das heißt: So will es der lebendige Gott, so steht es fest nach seinem Willen, für dich.
(Jörg Zink nach Num 6,24-26)
„Abraham, du spinnst! Nicht auch das noch!“ Sara ist sichtlich aufgebracht. „Als ob wir nicht schon genügend Sorgen hätten! Und jetzt kommst du und schleppst auch noch Besuch an. Ja, hoher Besuch, sagst du! Ich sehe nur drei schmutzige und hungrige Wanderer.“ Traurig geht Abraham wieder aus dem Zelt. Er hatte sich gefreut, ja wirklich. Schon so lange liegt eine düsterte Stimmung über seinem Zelt und über dem ganzen Lager. Was ist nur aus Sara geworden! Die fröhliche, lustige Sara! Die Liebe seines Lebens! Mit welchen Hoffnungen hatten sie damals ihre Ehe begonnen! Und Kinder wollten sie haben. Je mehr, desto besser! Hatte Gott ihnen nicht die Verheißung gegeben. Abraham vertraute darauf.
I.
Nun, jetzt ist das Lager voller Kinderlachen. In jedem Zelt ist das quirlige Leben zu spüren. Überall, nur nicht in seinem Zelt. Sara und er sind kinderlos geblieben, und darüber ist Sara verbittert, traurig. Niemanden lässt sie mehr an sich heran. Abraham weiß: hinter der harten Schale seiner Frau weint eine zarte, verwundete Seele.
Es war nicht besser geworden, als sie einem alten Brauch folgten, der das Erbe sichern sollte, auch ohne dass die Frau des Familienoberhauptes selbst einen Sohn geboren hätte. Sara selbst hatte es ihm vorgeschlagen: „Beginne eine Affäre mit meiner Dienerin, Hagar! Das Kind, das sie bekommen wird, können wir doch adoptieren. Wir ziehen es auf als dein und mein Kind.“
Mit Wehmut blickte Abraham sich um: Im Lager spielte jetzt Ismael, sein Sohn mit Hagar. Seine Geburt aber hatte Alles noch schlimmer gemacht. Kein Frieden! Sara fühlte sich noch minderwertiger als zuvor, konnte es nicht ertragen, wenn Abraham Ismael auf seinen Schoß nahm. Hagar ging stolz umher und ließ ihre Herrin Sara die Demütigung täglich spüren. Allein durch ihre Gegenwart!
Sara war bitter geworden, keine Zärtlichkeit war mehr zwischen Abraham und Sara. Sie waren alt und hart geworden, was könnte sich noch ändern? Etwas Freude würde ihnen guttun. Aber wie sollte das möglich sein, wenn die Atmosphäre so vergiftet war, die Situation so aussichtslos? Aber genau darum hatte Abraham sich heute gegen Mittag so gefreut: Besuch kündigte sich an! In ihrer Einöde am Hain Mamre. Man könnte ein Fest bereiten, zeigen, dass Abraham noch in der Lage war, Fremde anständig zu bewirten, wie es sich gehört. Und nun diese Abfuhr! Alle hatten es gehört. Hoffentlich aber nicht diese eigenartigen Fremden.
II.
Warum erzähle ich heute diese uralte Geschichte? Mitten im Advent? Auch wir können sagen: „Du spinnst ja! Gerade haben wir andere Sorgen als Gäste zu erfreuen. Corona! Der Lockdown! Die Wirtschaft! Arbeitsplätze! Wir wären ja froh, Weihnachten mit all unseren Lieben feiern zu können!“
Ich erlebe viel Niedergeschlagenheit in unseren Tagen. Wir trösten uns gegenseitig und sagen: Wir können doch noch froh sein hier bei uns. Woanders ist es schlimmer! Es gibt eine gute medizinische Versorgung im Land, trotz der Engpässe. Wir haben es warm in unseren Häusern, die Vorräte reichen und es wird auch Nachschub geliefert werden. Wir können Weihnachten auch in kleinerem Umfang feiern. Haben wir uns nicht all die Jahre über Hetzerei, Konsumrausch, den Lärm und den Gestank von Bratwurst und Heizöfchen auf dem Weihnachtsmarkt aufgeregt? Hatten wir uns nicht vorgenommen, einmal wieder anders, nämlich „richtig“ Weihnachten zu feiern? Besinnlich und still? Aber so, wie es ist, fühlt es sich auch nicht gut an. Die Sorge überschattet unser Leben.
Klingt es nicht wie ein Widerspruch, wenn wir den Wochenspruch der letzten Tage vor Heiligabend hören: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich euch: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Das schrieb einer, der auch große Sorgen hatte und dennoch auf den nahen Jesus Christus vertraute, Paulus im Philipperbrief (4,4.5b). In größter Gefährdung für Leib und Leben hatte er dieses Wort der freudigen Erwartung geschrieben. Kein bisschen Resignation, stattdessen will er Mut machen. Ganz schön mutig, lieber Paulus! Was gibt dir diese Hoffnung?
Aber zunächst: Wie ging es weiter bei Abraham und Sara? Nachdem die Gäste so anständig bewirtet wurden, wie es sich im Orient gehört, wird Abraham gefragt: „Wo ist Sara, deine Frau?“ Peinlich berührt antwortet der Hausherr: „Drinnen im Zelt.“ Es gehört sich für die Frau nicht, selber die Gäste zu bewirten, und überhaupt, woher kennen diese Fremden ihren Namen? Etwas ist hier anders, sehr anders! Was dann folgt, erschüttert Abraham. Wie mit einer Stimme gesprochen, erreicht ihn die Verheißung: Sara seine Frau, soll nun endlich den verheißenen Sohn und Erben bekommen! Ein Kind, einen Sohn! Sein Herz tut einen Sprung! Das sind keine müden Wanderer bei ihm im Zelt, Gott selbst ist gekommen mit seiner Verheißung!
Auch Sara hat durch die dünnen Zeltwände die Verheißung gehört. Und zum ersten Mal seit so langer Zeit wird ihr Herz leicht, zum Lachen leicht: „Ich soll doch noch schwanger werden? Ich alte Frau?“ Das soll wohl ein Witz sein! Doch tief im Herzen spürt sie: Endlich wird sie nicht verächtlich angeschaut, endlich nennt sie wieder jemand bei ihrem stolzen Namen „Sara“, das heißt: die Fürstin. Ihr Leben ist noch lange nicht vorbei. Etwas Neues, Unverhofftes beginnt, jetzt, hier, mit den seltsamen Worten, die so heilig klingen. Ernst und Freude mischen sich. Verwirrt und beschämt wird sie rot und stellt fest, dass sie ja an der Tür gelauscht hat. Wie ein junges Mädchen, denkt sie und wieder muss sie lachen.
Draußen, beim Festmahl hört sie, genau wie Abraham, und wie alle im ganzen Lager auch: „Sollte Gott dem Herrn etwas unmöglich sein?“ Hat diese Stimme, die ihr wie eine Engelsstimme erscheint, wirklich mit diesem heiligen Ernst gesprochen? Hier ist also Gott am Werk! Sara ist völlig verwirrt und stellt plötzlich fest, dass sie vor das Zelt getreten ist. Alle schauen sie an: Sara hat sich verwandelt: Nicht mehr die mürrische und verbitterte Frau steht da, sondern ja, sie ist wieder da: die Fürstin, Sara! Und sie wird angesprochen, nicht mehr Abraham, sondern sie, die sich doch so minderwertig fühlte bis eben, ist eine wichtige Person. Eine – buchstäblich – angesehene Person. Eine einfache Feststellung, die sie selber verwundert. Die Stimme hört sie: „Du hast gelacht“
III.
In dieser Nacht, als die Fremden gegangen sind, die keine Fremden waren, sondern Gottes Boten mit Gottes Botschaft für sie, schlafen Sara und Abraham Arm in Arm ein, glücklich und wie befreit. Das Kind, das Sara ein Jahr später im Arm hält, wird von allen nur „Der Lachende“ genannt: Isaak. Der Sohn der Verheißung.
Wir heute können Corona und die Folgen nicht weglachen! Aber eine Hoffnung, die Verheißung können wir dagegen setzen. Was ist uns Weihnachten, die Geburt Jesu Christi, wert? Genausowenig, wie Saras Lachen damals ein Auslachen der Botschaft Gottes war, genausowenig geht es beim Lachen der Christen um einen Witz. Saras Lachen war Befreiung: aus den Zwängen der Erwartung, die auf ihr lasteten. Gott hatte sie gemeint! Sie war es wert, dass er zu ihr kommt. Als sie das begriffen hat, kann sie endlich schwanger werden.
Die Freude über die Geburt Jesu ist eine vergleichbare Freude: Dieses Mal kommt auch ein Kind zur Welt. Aber Gottes Kind ist es. Wir sind es wert, dass Gott zu uns kommt! Gott kommt auch nicht zu einigen wenigen. Er kommt, die ganze Welt zu umarmen, ihr die größte Zärtlichkeit zu schenken: Jesus Christus. „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst‘ uns hier im Jammertal.“ So haben wir gesungen. Das Gute ist: Die Frage ist bereits beantwortet.
In diesem Jahr sind wir genauso sehnsuchtsvoll wie der Sänger des Chorals (Friedrich Spee von Langenfeld, 1631). Wir sehnen uns nach Weihnachten, nach Hoffnung, nach Sinn. Wir haben die Verheißung: Wir sind gemeint! Wir sind es wert, dass Gott zu uns kommt. Gott sei Dank! Das lässt auch uns das Herz leichter werden, das voller Sorge ist. Es gibt mehr in der Welt als die Sorge. Gott hat uns seine Verheißung, den Beistand in allem, was geschieht, gegeben. Und die hören wir von Jesus Christus selber: In seiner Botschaft an die Apostel nach seiner Auferstehung: „Siehe, ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende“.
Nach der aussergewöhnlich ausführlichen und erhellenden Text-Einführung mit Gebet uns Segen über eine frauenspezifische Befreiungsgeschichte aus dem AT, beginnt die Erzählpredigt mit einer alltäglichen Szene. Sara ist vorher so gedemütigt, wie es wohl selten auch in Ehen vorkommt. Die Botschaft der Engel bringt sie wieder zum Lachen und erfreut sie und macht sie zu einer Lachenden. Diese Freude bereitet uns gut vor auf unsere Weihnachtsfreude durch die uns von Gott geschenkte Geburt unseres Retters Jesus mit der Christosphäre nach Teilhard. Eine lebendige und erfeuliche Predigt.