Das Beste zum Schluss
Hoffnung auf Jesu Beistand
Predigttext: Johannes 2,1-11 (Übersetzung nach Martin Luther)
1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Einladung zur Hochzeit
„Komm, Herr Jesu, sei du unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast. Amen, Amen, Amen.“ Dieses Gebet singen christliche Gruppen gerne als Kanon, wenn sie in Freizeiteinrichtungen und Tagungsstätten zu den Mahlzeiten zusammen kommen. Es zu sprechen, ist in vielen Familien immer noch ein schönes Ritual. Es erinnert an die Einladung, die an Jesus und seine Jünger erging, an einer Hochzeit in Kana in der Nähe von Nazareth, teilzunehmen. Dort geschah das Wunder der Verwandlung von Wasser zu Wein, ein Ereignis, das zeichenhaft auf die göttlichen Kräfte in Jesu und unserem Leben hinweist.
Jesus tritt in dieser Erzählung als „Freudenmeister“ auf. Wir können ihn einladen, in unser Leben einzutreten und die berechtigte Hoffnung haben, dass er Vieles zum Guten wendet. Das ist eine bleibende Botschaft dieses Evangeliums: Jesus ist da, um uns zu helfen, wenn wir in Schwierigkeiten geraten sind. Und das gilt nicht nur für die letzten und ernsten Fragen des Lebens, die sich mit den Begriffen „Krankheit, Vergänglichkeit und Tod“ verbinden, sondern auch für die kleinen Sorgen, die der Alltag mit sich bringt.
Im Evangelium heißt es, dass das Zeichen, das Jesus damals in Kana tat, das erste gewesen ist, das er den Menschen gegeben hat. Seine weiteren Zeichen und Wunder sind dann immer bedeutsamer geworden. Am Anfang stand die Bereitschaft, dem Brautpaar und seiner Familie aus einer peinlichen Verlegenheit zu helfen. Danach folgten Krankenheilungen und sogar die Wiederbelebung Verstorbener.
Und zum Schluss, als Krönung seines Lebens das größte Wunder: seine Auferstehung. Welche eine Hoffnung, die sich mit diesem Ereignis verbindet: Er zerbrach die Macht des Todes und erwies sich als Sieger. Seitdem gehören alle, die an ihn glauben, auf seine Seite und haben Teil an dem neuen Leben, das er errang. Das ist für alle, die liebe Menschen verloren haben,und auch für uns persönlich ein großer Trost. Wir sind und bleiben Eigentum unseres Herrn, unverlierbar. Nichts, weder Krankheit noch Tod, weder Sünde noch Schuld, kann uns aus seinen Händen reißen.
Feiern
Hochzeiten in der damaligen Zeit wurden ausgiebig gefeiert. Das gilt wohl für alle Zeiten, auch für die Unserige. Ist das nicht erstaunlich? Angesichts von viel Pessimismus gegenüber der Zukunft, vieler Ängste wegen Pandemien, vieler Sorgen wegen des Klimas, heiraten junge Menschen und bekommen Kinder wie eh und je. Sie lassen sich die Hoffnung auf ein glückliches und gelingendes Leben nicht nehmen. Das verdient Beifall und Anerkennung.
Damals dauerten die Feierlichkeiten meist eine Woche. Braut und Bräutigam fühlten sich wie ein Königspaar. Jesus ist mit seinen ersten Jüngern und seiner Mutter dabei. Er feiert mit. Das ist ein schöner Zug in dieser Geschichte: Er freut sich, wenn Menschen glücklich sind und sich lieben. Viele nehmen ihn ja erst dann in Anspruch, wenn dunkle Zeiten ihre Tage trüben. Aber es ist ja gar nicht so, dass unser Leben nur ein „Jammertal“ ist, von Trübsal und Problemen belastet.
Nein, es gibt doch viele glückliche Stunden, Jahre, ja Jahrzehnte frohen Schaffens in guter Gesundheit und voller Lebenskraft. Es gibt Gelingen im Beruf, Harmonie in der Familie, Hobbys in der Freizeit, die uns begeistern und immer wieder Höhepunkte in unserem Leben, die wir festlich begehen und gern und dankbar singen: „Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte, bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte, bis hierher hat er mich geleit’, bis hierher hat er mich erfreut, bis hierher mir geholfen.“ (Ämilie Juliane Gräfin von Schwarzburg-Rufolstadt)
Maria und Jesus
Wir werfen einen Blick auf die Mutter Jesu. „Sie haben keinen Wein mehr.“ Man versteht, was sie damit sagen will: „Tu doch was!“ Das kommt bei ihrem Sohn nicht so gut an. „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Dieser kleine Disput hat bei vielen Auslegern zu ausgiebigen Deutungen geführt.
Es werden Antworten auf manche Fragen gesucht: Warum wird der Name der Mutter Jesu, ihr Name war doch „Maria“,nicht genannt? Wie ist die recht unfreundliche Antwort Jesu zu beurteilen? Was bedeutet die von Jesus gebrauchte Formulierung, dass seine Stunde noch nicht gekommen sei? Das lässt Raum für viele Interpretationen.
Für unseren Glauben halte ich den Hinweis für wichtig, dass Jesus sich nicht einengen lässt, wenn es darum geht, ob, wie, wo und wann er zur Hilfe kommt. Das führt zu mancher Enttäuschung, die verständlich ist. Das müssen wir hinnehmen. Und dennoch brauchen wir die Hoffnung nicht aufzugeben, dass „seine Stunde“, die Stunde der Hilfe, der Rettung, des Beistandes, des Trostes kommt.
Dann stimmen wir gern ein in die schöne Liedstrophe von Paul Gerhardt: „Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummerplagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.“ Und darin ist uns Maria ein Vorbild. Sie ist nicht eingeschnappt wegen der vermeintlichen Abfuhr, die ihr zuteil wurde, so wie wir oft gekränkt reagieren, wenn unsere Bitten Gott gegenüber nicht in Erfüllung gehen, wie wir uns das vorgestellt haben.
Nein, Maria ist überzeugt, dass alles gut wird. Diese Zuversicht dürfen wir mit ihr teilen: Wir können uns fest darauf verlassen, dass unser kleines Leben und letztlich auch die Weltgeschichte trotz aller Schwierigkeiten und Katastrophen, trotz allen gegenteiligen Anscheins zu einem guten Ende gebracht wird. Erfüllt von ungebrochenem Optimismus übernimmt sie das Kommando über die Dienerschaft: „Was er euch sagt, das tut!“
Ob Jesus sich darüber geärgert hat, dass seine Mutter so bestimmend in das Geschehen eingegriffen hat? Wären hier nicht ein paar deutliche Worte fällig gewesen, um deutlich zu machen, dass sie zu weit gegangen ist? Es ist wunderbar, wie Jesus solche Fragen übergeht, wie er sich locker und souverän über jede Glaubensproblematik hinwegsetzt und großzügig seine Vollmacht, Wunder zu tun, einsetzt: Aus 600 Litern Wasser wird köstlicher Wein. Er hat gehandelt „über Bitten und Verstehen“. Der Speisemeister staunt, weil der neue Wein viel besser schmeckt als der, den man zuvor servierte.
Das ist ein schönes Gleichnis für unsere Erfahrungen im Glauben: Wie oft schon wurde uns mehr gegeben, als wir erbeten haben? Schon ein bisschen Glaube wird oft mit einem Übermaß an göttlicher Güte belohnt. Ich wünsche uns, dass wir dafür einen Blick haben.
Das Beste zum Schluss
Und nun ein letzter Gedanke, den ich ausführen möchte: Das Beste kommt zum Schluss. So wie Jesus entgegen der Sitte seiner Zeit den besseren Wein zum Schluss gab, so wird auch der beste Teil unseres Lebens, ganz entgegen aller menschlichen Erfahrung, zum Schluss kommen. Fritz Rienecker hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Das Schönste kommt noch“. Es hat eine tröstliche Botschaft: Das Eigentliche unseres Daseins, seine tiefste Erfüllung, steht noch aus.
Hier auf Erden feiern wir manche Feste, und wir sind dankbar dafür. Aber das größte Fest wird Gott ausrichten, wenn wir mit dem Bräutigam, mit Jesus Christus, vereint sein werden. Da ziehen die starken Bilder des Glaubens an unserem inneren Auge vorbei: Die Tische sind schon gedeckt, die Fenster sind erleuchtet. Wir werden erwartet als Gottes Gäste, als seine Kinder, als Freunde unseres Herrn. Da entfalten die kraftvollen Zusagen der biblischen Zeugenimmer wieder ihre deutende Kraft, wenn sie von der unbeschreiblichen Freude sprechen, die uns eines Tages erfüllen wird.
Wir wissen nicht, wie Gott es anstellen wird, diese Hoffnungen in Wirklichkeit umzusetzen. Aber wir vertrauen ihm, dass er das Richtige tun wird. Bis dahin dürfen wir es mit Eduard Mörike halten und uns sein schlichtes, aber tiefsinniges Gebet zu Eigen machen: „Herr, dir in die Hände, sei Anfang und Ende, sei Alles gelegt.“
Mit einem frommen Gebet vorm Essen beginnt die Predigt und erinnert an eine schöne christliche Sitte.Jesus tritt dann als Freudenmeister auf , den wir einladen können bei allen unseren Problemen. Damals verschwand die Festfreude aus Weinmangel. Damals wie heute schenkt uns Jesus viel Freude, wenn wir ihn bitten. Maria verbreitet Hoffnung , weil sie Jesus kennt. Auch uns wurde doch durch unseren Glauben an Jesus schon oft geholfen. Das schönste am Schluss der Weltgeschichte wird das Fest sein, dass Jesus bei der Vollendung vom Gottesreich als das Fest des Lebens mit uns feiern wird. — Diese Predigt ist einerseits sehr fromm und andererseits sehr vernünftig und klug und damit vorbildlich. – Pastor Krüger war mal Pastor in meiner Nachbar-Gemeinde, in der sein Vorgänger -wie er- sehr erfolgreich frommen gefühlvollen Pietismus und Vernunft verband. Ich habe mir persönlich diese Kombination von Pietismus und Gelehrsamkeit abgeschaut, um alle Christen zu erreichen und empfehle sie allen Predigern. Jesu Worte und Gleichnisse wie der Verlorene Sohn verbinden frommes Gefühl und ganz großartigen intellektuellen Tiefsinn. Davon lebt auch diese Predigt.