Glückliche Begegnung
Glauben und Vertrauen in Gottes Wirken
Predigttext: Matthäus 8,5-13 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)
5 Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn
6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. 7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 9 Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's. 10 Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! 11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; 12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.
Quintus liegt auf seiner Matte in seinem Haus, schon wieder ein Tag mit schrecklichen Schmerzen, er kann sich nicht von seiner Schlafstätte erheben, so weh tun ihm seine Gelenke. Ein stechender Schmerz durchfährt seine Beine. „Julia“, ruft er verzweifelt nach seiner Frau. Besorgt eilt sie zu ihm. Ihr Mann hat höllische Schmerzen, das geht schon seit Wochen so. An besonders schlimmen Tagen ist er gelähmt. „Geh zu Gaius gehen und sag ihm, dass ich heute nicht kommen kann“, bittet er seine Frau. Es fällt ihm sichtlich schwer, sie mit dieser Botschaft zu seinem Hauptmann zu schicken, er hätte tausendmal lieber Dienst verrichtet, als hier nutzlos herumzuliegen und von diesenfurchtbaren Schmerzen geplagt zu werden. Seine Frau reicht ihm denaufgesetzten Sud, der die Qualen ein wenig lindern soll. Dann legt sie ihr Schultertuch um und geht aus dem Haus. Gaius wird Verständnis haben. Er gehört nicht zu den römischen Hauptmännern, der das letzte aus seinen Soldaten herauspresst.
Julia klopft an die Tür des Hauptmanns. Cäcilia, seine Frau, öffnet ihr. „Was ist los?“ fragt sie besorgt und bittet Julia, der man die Angst ansieht, herein. „Quintus hat heute wieder unerträgliche Schmerzen, er kann seine Beine nicht bewegen, so schlimm ist es. Was soll bloß werden?“ „Setz dich erst einmal, ich schicke einen Boten zu Gaius, der soll ihm ausrichten, dass Quintus krank ist und heute nicht kommt. Cäcilia ruft nach einem Boten, setzt den Wasserkessel auf und braut einen Tee. Julia nimmt einen Schluck, „Das tut gut“, seufzt sie erleichtert.
Cäcilia ist ihr eine gute Freundin geworden. Ihre Männer dienen inder römischen Besatzungsmacht. Als ihre Männer nach Israel beordert wurden, sind sie nicht gerade begeistert gewesen, abgeschnitten von dem lebendigen Treiben in Rom, abgeschoben in die ferne Provinz. Die Sitten und Gebräuche der einheimischen jüdischen Bevölkerung sind ihnen fremd und verschlossengeblieben. Ein Glück, dass sie Freundschaft geschlossen haben, trotzdem ihrerunterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen. Cäcilia steht als Frau des obersten römischen Hauptmanns ganz oben, Julias Rang als Frau eines Soldaten, der dem Hauptmann untersteht, ist tiefer angesiedelt.
Nicht nur die Frauen, auch die Männer haben sich angefreundet. Das ist ungewöhnlich, ein Hauptmann freundet sich nicht mit einem Untergebenen an, das könnte die Autorität des Hauptmanns untergraben. Gaius und Quintushingegen verbindet eine tiefe Freundschaft. Cäcilia gesteht ihrer Freundin: „Du Julia, unsere beiden Männer sind eng befreundet. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass sie mehr für einander empfinden, als was sich für zwei Männer gehört. Manchmal bin sogar eifersüchtig, fühle mich ausgeschlossen, wenn sie sich mit den Augen verständigen. „Ich habe mich auch schon gefragt, ob Quintus deinem Mann näher steht als mir. Dann rufe ich mich wieder zur Ordnung und sage mir:Unsinn, rede dir nichts ein, wir sind glücklich in unserer Ehe.“
„Du hast recht“,pflichtet Cäcilia ihr bei, „Gaius geht liebevoll mit mir um, was soll schon sein, ich bin zufrieden“ und wechselt das Thema: Quintus kann fast nicht mehr laufen. Ihr habt alles unternommen, damit er gesund wird. Wollt ihr es nicht einmal mit dem jüdischen Mann versuchen, der durch Galiläa zieht? Ihm wird nachgesagt, dass er heilen kann.“ „Ich habe von ihm gehört, kenne sogar seinen Namen: Jesus heißt er. Aber das Judentum ist uns absolut fremd. Selbst wenn Jesus uns wohlgesonnen sein sollte, so darf er als Jude noch nicht einmal unserHaus betreten. Das erlauben die jüdischen Gebote nicht. Wie soll er meinen Mann gesund machen?“
„Das stimmt“, bestätigt ihre Freundin, aber muss Jesus denn zu euch nach Hause kommen, kann er nicht auch aus der Ferne heilen? Das hätte für alle Beteiligten nur Vorteile und die jüdischen Gebote werden eingehalten. Gaius könnte zu Jesus gehen und sagen, dass er nicht wert sei, dass dieser ein nichtjüdisches Haus betritt. Von den jüdischen Geboten bräuchte gar nicht die Rede sein.“ „Das wäre wunderbar, wenn Jesus meinen Mann heilen würde.“ Beglückt und voller Hoffnung verabschiedet Julia sich von ihrer Freundin und geht nach Haus.
Das Wunder ist geschehen. Jesus hat den Soldat des Hauptmanns gesund gemacht. Der Hauptmann hat Jesus aufgesucht, ihn um Heilung für seinen Untergegebenen und Freund gebeten. Voller Vertrauen ist er zu ihm gegangen, hat ihn nicht in Versuchung gebracht, ein heidnisches Haus zu betreten, hat seine eigene Unwürdigkeit betont. Das ist nicht vorgespielt gewesen. Wenn er auch einen anderen Glauben hat als Jesus, so ist ihm bewusst, was der Mensch im Verhältnis zu Gott ist. Denn irgendwie ist ihm in Jesus Gott begegnet, das hat er gespürt.
Sein Freund ist gesund geworden, die Genesung und die Begegnung mit Jesus haben den Hauptmann lange bewegt. Er hat sie Zeit seines Lebens nicht vergessen. Jesus hatte vor der Menge seinen Glauben gepriesen. „Solch einen Glauben habe ich in Israel bei keinem Menschen gefunden“, hatte er gesagt. Erwar über diese Worte erstaunt gewesen. Seine eigenen Leute brachten ihm kein Vertrauen entgegen und standen ihm skeptisch gegenüber?
„Jesus ist ein besonderer Mann“, geht es Quintus durch den Kopf. Er ist ein großer Heiler, handelt in göttlicher Vollmacht, anders kann ich es mir nicht vorstellen, dass ein Gelähmter wieder laufen kann. Jesus hat aber auch scharfe Worte für seine Landsleute gefunden, er macht keinen Unterschied, welcher Religion jemand angehört. Ihm geht es allein darum, ob ein Mensch Glauben und Vertrauen in Gottes Wirken hat.
Glauben und Vertrauen sind das Wichtigste im Leben, denkt der Hauptmann. Wie hätte er sein Leben ohne Vertrauen führen können. Alles, was er tutgeschieht in der Hoffnung und dem Vertrauen, dass das Leben gelingt und Sinn macht. Er ist glücklich, dass sein Freund wieder gesund geworden ist. Er ist glücklich, dass er Jesus begegnet ist.
Sehr lebendig, ausführlich und phantasievoll geginnt Pfarrerin Borchers ihre Erzählpredigt . Sie berichtet zuerst über die Schmerzen und Einschränkungen des gelähmten Knechts. Dann ist ihr Thema: Jesus als Wunderheiler. Jesus heilt den Gelähmten sogar aus der Ferne. Im Schlußteil der Predigt wir bekräftigt, dass christlicher Glaube und Gottvertrauen und Hoffnung unser Leben gelingen lassen.
Glücklich ist, wer Jesus wirklich begegnet. Das gilt auh heute. – Ungewöhnlich eingewoben ist in den Predigtext ja ein sehr kritischer Satz über den andern Glauben. Dazu auch noch ein homoerotischer Verdacht.-
Insgesamt eine ungewöhnlich lebendige Predigt, die jeder aufmerksam und gern verfolgen kann.