Trinitatis – „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“
Liebe - das Geheimnis der Verbindung von Vater, Sohn und Heiligen Geist
Predigttext: Röm 11,(32) 33-36 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)
„O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!
Denn „wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder (b) wer ist sein Ratgeber gewesen?“ (Jesaja 40,13)
Oder „wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste?“ (Hiob 41,3)
Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“
Das Thermometer zeigt es uns an und unsere luftige Kleidung auch. Der Duft blühender Rosen verkündet es und das Lachen der Kinder im Garten: Jetzt ist er endlich da, der Sommer. Auch die letzten Ängstlichen, die die Eisheiligen noch abgewartet haben, setzen jetzt die Dahlien in die Erde und den Sonnenschirm auf den Balkon. Der Sommer ist da – mit seinen Sonnenstrahlen, seiner Wärme, seinem saftigen Grün, und der Vorfreude auf die großen Ferien – die Zeit voller Freiheit und Ruhe. Auch im Jahr der Kirche gibt es so etwas wie einen Sommer: Es ist die Trinitatiszeit. Die Zeit, die mit dem heutigen Sonntag Trinitatis beginnt.
Die großen Feste des Kirchenjahres sind vorüber. Feste, an denen wir Predigten gehört haben über die Geburt Jesu an Weihnachten, die Kreuzigung und Auferstehung Jesu in der Passions- und Osterzeit, über Himmelfahrt und die Ausgießung des Heiligen Geistes … All diese Feste liegen jetzt hinter uns. Und was jetzt beginnt, ist die Zeit ohne Feste. Die Zeit, in der wir die Sonntage einfach nur zählen: 1. Sonntag nach Trinitatis, 2. nach Trinitatis, 3. nach Trinitatis, 4. nach Trinitatis usw. Und das machen wir immer so weiter bis in den Herbst hinein – bis kurz vor Volkstrauertag. Dann kommen wir beim 21. Sonntag nach Trinitatis an und die festreiche Zeit beginnt von neuem. Und während dieser Sommerzeit heißt es immer wieder bei den Sonntagsnamen „nach Trinitatis“. Wieso machen wir das eigentlich? Was ist an diesem Trinitatis-Sonntag so wichtig, dass wir Christen ein halbes Jahr lang alle unsere Sonntage nach ihm benennen?
Der heutige Sonntag mit dem Namen Trinitatis heißt auch Dreieinigkeitsfest. Die Dreieinigkeit wird heute gefeiert und mit ihr der innerste Kern, einer der wichtigsten Inhalte unseres christlichen Glaubens.
I.
Gott ist dreieinig
Auf diese Dreifaltigkeit treffen wir in unserer Kirche, wo wir gehen und stehen. In jeder größeren Stadt, die etwas auf sich hält, gibt es eine Dreifaltigkeitskirche. Natürlich auch in Worms. Meistens ist es sogar die Hauptkirche. „Dreifaltigkeits“kirche und „Luther“kirche – das sind meist die wichtigsten evangelischen Kirchen am Ort. Ja es gibt sogar ein Dörfchen am Rheins, das trägt den Namen der Dreifaltigkeit in seinem Namen: Strinz-Trinitatis in der Nähe von Wiesbaden. Das Bekenntnis zum dreieinigen Gott hat aber auch innerhalb unserer Kirchen einen festen Platz. Sehen wir uns in unserer Kirche um, auch da hat man die Dreieinigkeit „eingebaut“. Vor dem Altar werden meist drei Stufen und dann noch einmal eine einzelne eingebaut. Diese drei Stufen sollen uns daran erinnern, wenn wir zum Abendmahl auf den Altar zugehen, bei jedem Schritt auf die Stufen zu beten: „im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – und uns damit ganz unter seinen Segen und seinen Willen stellen. Eröffnen wir den Gottesdienst, dann tun wir dies im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Bevor wir nach Hause gehen, bitten wir Gott um seinen Segen. Entweder mit Worten des Aaronitischen Segens oder im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wird ein Kind getauft, oder werden junge Menschen am Tag ihrer Konfirmation eingesegnet, dann hören auch sie wieder diese Segensformel, die uns so wichtig ist: im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Tritt ein junges Paar vor den Altar und verspricht sich vor Gott die Treue, dann segnen wir es im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und auch dann, wenn ein Mensch von uns Abschied nimmt, sind dies die letzten Worte, die wir an seinem Grab sprechen, und es sind drei Hände voll Erde als letzten Gruß unseres Glaubens: im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wo man geht und steht also begegnet uns die Zahl drei – die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist.Was aber ist das nun genau? Diese „Dreieinigkeit“?
Drei sind es – das ist klar: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist – drei sind es, denen wir vertrauen, an die wir glauben. Aber: sind die auch eins? Wir sind es ja gewöhnt, die drei fein säuberlich zu trennen. So wie es im Glaubensbekenntnis drei Artikel sind, in dem ein jeder von ihnen mit „Ich glaube“ beginnt. Und Martin Luther hat es uns gerade nicht einfacher gemacht mit der Einheit, wenn er jeden der drei extra erklärt – ja sogar im Katechismus für jeden eine Extraseite nimmt: Ich glaube, dass Gott mich […] geschaffen hat. – Ich glaube, dass Christus […] sei mein Herr. – Ich glaube, dass der Geist […] mich begnadet. Aber leider verliert Luther kein einziges Wort darüber, wie man sich denn nun diese drei in einem vorstellen soll. Wie können drei so unterschiedliche Personen in einen Gott verschmelzen? Das Judentum und damit auch später das Christentum war ursprünglich doch als erste Religion eine „monotheistische“ Religion – also eine Religion, die nur einen einzigen Gott verehrt. Wir aber beten nicht nur zu Gott Vater, sondern manchmal auch zu Jesus Christus. Das ist verwirrend. Sind es also doch irgendwie zwei? Und der Heilige Geist? Zu dem beten wir doch eigentlich gar nicht, oder?
II.
Gott ist drei
Wollen wir versuchen, es zu begreifen. Und beginnen wir zunächst bei dem, was uns vertraut ist. Wenn ich von Gott, dem Vater, spreche, meinen ich Gott, den Schöpfer. Dieser große Schöpfer, der mir mein Leben geschenkt hat, meinen Körper und meine Seele, Augen, Ohren, Arme und Beine, die Fähigkeit, zu denken und zu fühlen. Der dafür sorgt, dass ich Kleidung habe, Essen und Trinken, ein Haus, in dem ich leben darf, Menschen, die mich lieben. Und eine Natur um mich herum, die mich erfreut, mich ernährt und die mich staunen lässt über die Fantasie und den Ideenreichtum ihres Schöpfers.
Wenn ich von Gott, dem Sohn spreche, meine ich Jesus von Nazareth. Diesen Menschen, der vor 2000 Jahren über diese Erde ging, Menschen zu sich rief, gesund machte an Leib und Seele. Jesus, der vom reich Gottes predigte und die Menschen aufrüttelte, umzukehren. Sie mögen sich doch Gottes Liebe zuwenden und sich seinem Willen unterstellen. Dieser Botschaft widmete er sein Leben, und für diese Botschaft ging er in den Tod.
Wenn ich vom Gott, dem Heiligen Geist spreche, meine ich den Geist Gottes, von dem uns die Pfingstgeschichte erzählt. Dieser Vermittler, der unsere Gebete zu Gott trägt und der uns umgekehrt mit der Kraft und der Liebe Gottes beschenkt und unsere Herzen froh macht. Dieser Vermittler, den wir in uns spüren als eine Kraft, die uns zur Liebe drängt, die in uns das Mitleid weckt, die uns zur Hilfsbereitschaft drängt. Eine Kraft, die uns Mut macht, ein tröstendes Wort zu sagen, oder um Verzeihung zu bitten. Der Geist Gottes, um den ich bitte, wenn ich für Sie und für Euch eine Predigt schreiben soll, dass sie verständlich wird und Euch erreicht. Der Geist Gottes, um den wir vor einer Kirchenvorstandssitzung bitten.Der Geist Gottes, den wir für unsere Konfirmanden erbitten für die Zeit des Unterrichts und der Vorbereitung auf die Konfirmation. Eine Kraft also, die uns hier und heute hilft, als Christen im Alltag glaubwürdig zu leben.
So gesehen, klingt das alles ja recht plausibel: Gott Vater, der Schöpfer – Gott Sohn, Jesus Christus – der Heilige Geist, die Kraft der christlichen Existenz. Nur: Wir kriegen wir die drei nun zusammen in eins? Wie können die miteinander verschmelzen, wenn doch die Schöpfung durch Gott, das Wirken und Predigen Jesu und das Wirken des Geistes heute hintereinander geschah und nicht gleichzeitig? Da werden die Worte unseres Predigttextes fast zum Seufzer des grübelnden Christenmenschen: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“
III.
Gott ist eins
Für die Dreieinigkeit gibt es ein Bild, das uns hilft uns vorzustellen, wie drei verschiedene Dinge in eines verschmelzen können. Es ist das Bild eines glühenden Eisens auf dem Amboss. Wir wissen: dieses Werkstück besteht aus Eisen, aus Hitze und aus dem leuchtenden Rot der Glut. Wir wissen es, und doch können wir sie nicht voneinander lösen. Keiner kann sagen: hier ist das Eisen, hier ist die Glut und hier ist die Hitze. Weil sie untrennbar mit einander verbunden sind durch die Kraft des Feuers. Ganz ähnlich ist es mit der Dreieinigkeit. Es gibt eine Kraft, die alle drei verbindet. So stark verbindet, dass sie untrennbar miteinander verschmolzen sind. Eine Kraft die sowohl vom Vater ausgeht, als auch vom Sohn, als auch von Heiligen Geist. Eine Kraft, die wir jeden Tag spüren können, wie als stünden wir direkt neben dem Amboss eines Schmiedes uns sähen das glühende Eisen und spürten seine Wärme. Es ist die Liebe. Gott ist die Liebe, so steht es im Johannesbrief.
Aus Liebe schenkte der Vater einem jeden von uns das Leben und diese herrliche Welt, in der wir leben dürfen. Aus Liebe sandte er uns seinen Sohn. Aus Liebe verkündigte und Jesus die Botschaft von der Versöhnung. Und aus Liebe ging er für uns ans Kreuz. Und Liebe ist letztlich die Kraft des Heiligen Geistes in unseren Herzen, die uns bereits macht, dem Leidenden zu helfen, den Weinenden zu trösten, den Hungrigen zu speisen und den Traurigen zu besuchen. Liebe, das ist das Geheimnis der Verbindung von Vater, Sohn und Heiligen Geist. Und Liebe ist letztlich der Boden, in dem unsere christliche Gemeinde noch heute wurzelt und aus dem heraus sie ihre Früchte bringt. Darum zählen wir in den nächsten Wochen also auch so fleißig alle Sonntage nach diesem nur scheinbar so unwichtigen Sonntag Trinitatis, dem Sonntag Dreieinigkeit.
Wenn wir erkannt haben, dass das Geheimnis der Dreieinigkeit die Liebe ist, wissen wir, worüber in den nächsten Wochen in allen Kirchen gepredigt und nachgedacht wird: Es geht um die immer gleiche Frage: Wie kann die Liebe Gottes in unserem Leben als Christen Früchte tragen? Der Sonntag heute sagt uns: Euer Leben als Christ kann viel Frucht tragen, wenn Ihr Euch von Gott lieben lasst, wenn Euer Leben in der Liebe Gottes tiefe Wurzeln schlägt und aus ihr heraus seine Kraft schöpft. „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“
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Zum Sonntag Trinitatis , Dreieinigkeit ,hat Pfarrerin eine ehrfürchtige Predigt über die Trinität verfasst. Bei aller Theologie-Wissenschaft und Kenntnis bleibt die heilige Distanz zum Dreieinigen Gott erhalten. Selbst Gottesbeweise verbreiten keine letzte Klarheit. Für Paulus war die ganze Welt von Gott durchdrungen. Als Jesus war der Schöpfer auf unserer Erde erschienen und der Heilige Geist hat Jesus total bestimmt. Paulus empfindet trotz dieser Erkenntnisse allezeit Gottesfurcht und Gottvertrauen , die sein Leben geheimnisvoll, klar und einsichtig durchdringen. Was fühlen und denken Menschen die heute trauern oder in Kriegsgebieten oder Ländern mit Hungersnot leben müssen ? Auch Not und Verzweiflung können den Glauben an die Dreieinigkeit nicht zerstören. Ist Gott als Schöpfer in Notzeiten auch manchmal fern, kann er als Jesus,als göttlicher Freund und Bruder doch nahe sein. Durch den Heiligen Geist glauben, lieben und hoffen wir Christen überall ! Sehr überzeugend wird die Trinität erklärt.