Predigt

Abschied, ohne allein zu lassen

Zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten – Vorbereitung auf den Empfang des Heiligen Geistes

PredigttextJohannes 14,15-19
Kirche / Ort:Ev. Kirche / 98597 Fambach
Datum:12.05.2013
Kirchenjahr:Exaudi (6. Sonntag nach Ostern)
Autor:Pfarrer Michael Glöckner

Predigttext: Johannes 14,15-19 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit: 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. 18 Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. 19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Eigene Übersetzung Michael Glöckner:

(15) Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. (16) Ich aber werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch sei in Ewigkeit, (17) den Geist der Wahrheit, den der Kosmos nicht empfangen kann, denn er sieht ihn nicht und er erkennt ihn nicht. Ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. (18) Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen; ich komme zu euch. (19) Noch eine kleine Weile, dann wird mich der Kosmos nicht mehr sehen, ihr aber seht mich; denn ich lebe und ihr werdet leben.

Hinführung zur Predigt

1. Exaudi ist zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Was in formaler Hinsicht eine nüchterne Binsenweisheit zu sein scheint, macht das an diesem Sonntag zu Predigende plausibel. Zwischen „Christ fuhr gen Himmel“ (EG 120) und „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ (EG 124) liegt die Geist-Verheißung an die Jünger, die das Proprium des 6. So. n. Ostern bestimmt. „Trost erfahren, Kraft bekommen, Erkenntnis gewinnen“ – das sind Früchte des Heiligen Geistes, auf dessen Empfang der Sonntag Exaudi vorbereitet (vgl. dazu Ag., Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck, 1996, 267). Nach der Himmelfahrt Jesu geht es um die Realisierung des Abschieds durch die Geistverheißung. Dazu ermutigt der kleine Abschnitt aus der ersten Abschiedsrede (13,31 - 14,31). In deren Zentrum findet sich der erste Parakletspruch (14,15-24), aus dem die Perikope für So. Exaudi entnommen ist.

2. Textintern ergibt sich mit Joh 14,15ff. eine Fortsetzung der Zukunftsthematik, indem „das Handeln des Vaters und des Sohnes für die glaubende Gemeinde pneumatologisch entfaltet“ (U. Schnelle, ThHK 4, 230) wird. Hier einige ausgewählte Schlaglichter im Blick auf den Mikrotext.

V 15. Dass sich im Halten der Gebote (hier im Plural, anders Joh 13,34) die Liebe zu Jesus erweist, ist die Kernaussage am Beginn des Abschieds. Einem Auseinandertriften von Glaube und Liebe wird damit grundsätzlich vorgebeugt.

Vv 16f. Zum ersten Mal ist an dieser Stelle im JohEv von dem Parakleten die Rede; vgl. 14,26; 15,26; 16,7; auch 1Joh 2,1. So bezeichnete man in der außerchristlichen Antike „zu Hilfe gerufene, als Beistand herbeigeholte Personen“, sie agierten als Helfer bzw. Beistand vor Gericht, eine Art Fürsprecher (J. Behm, ThWNT V, 799). Die Übersetzung „Tröster“, wie sie sich bei Wyclif und Luther finden, gibt die Ursprungsbedeutung von parakletos nur ganz unzureichend wieder (das moniert zu Recht J. Behm, a.a.O., 802f.). Dieser Paraklet wird vom Vater gesandt und mit dem „Geist der Wahrheit“ identifiziert. Nach dem Abschied Jesu soll er der „Lebensatem ihrer (sc. der Zurückbleibenden) Gemeinschaft sein“ (S. Bukowski verweist auf die sehr interessante Beziehung von Joh 20,22 zu Gen 2,7, GPM 67 [2013], 257).

Vv 18f. Jesus will die Jünger nicht verwaist zurücklassen. Das griechische Wort umfasst den Bedeutungsgehalt von „beraubt, eltern-, kinderlos“ (vgl. Jak 1,27) und stellt die besondere Schutzbedürftigkeit in den Mittelpunkt (H. Sesemann, ThWNT V, 486f.). Ihr steht die angekündigte Parusie Jesu gegenüber. Diese setzt aber zunächst eine andauernde Absenz voraus, Jesus und der Geist sind klar voneinander geschieden (vgl. Joh 7,39). Die Perikope schließt mit dem Verweis auf das gegenwärtige Leben des Auferstandenen und auf das verheißene für die Gläubigen, das in der Gegenwart seinen Ursprung nimmt.

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